zurück| Geschrieben von Joso am 04.11.2022, 14:10 Uhr |
Diagnose Adenomyose: Was soll ich jetzt tun?
Hallo liebe Community,
Ich habe folgendes Problem. Ich bin 20 und habe vor 3 Monaten die Diagnose Adenomyose bei einem Spezialisten bekommen. Gestern war ich dann nochmal bei meiner eigentlichen Gyn. Wir haben über Fruchtbarkeit im Rahmen meiner Diagnose gesprochen. Sie meinte, dass sie stark davon ausgeht, dass ich spätestens mit 30 gar nicht mehr schwanger werden kann. Sie hat mir außerdem ans Herz gelegt, so früh wie möglich das anzugehen, weil das Risiko mit jedem Jahr mehr steigt. Die Krankheit breitet sich ja tendenziell aus und meine Muskulatur verkrümmt immer mehr. Darauß folgen dann auch immer höhere Risiken für Fehlgeburten und Schwangerschaftskomplikationen. Zusätzlich habe ich ziemlich viele Zysten und dadurch einen ziemlich unregelmäßigen Zyklus. Alles sehr semi-optimale Vorraussetzungen. Ich möchte aber auf jeden Fall Kinder und eigentlich auch 2.
Nun ist das Problem, dass ich natürlich Angst habe da groß lange zu warten. Könnte ja auch schon früher schwierig werden. Es könnte vermutlich auch länger dauern, durch den unregelmäßigen Zyklus und zusätzlich kann auch gut und gerne noch eine Fehlgeburt dazwischen kommen.
Ich bin von dieser Diagnose ganz schön erdrückt. Ich habe zwar seit 3 Jahren einen festen Partner, mit dem es wirklich gut passt und wir wohnen auch seit 1 1/2 Jahren zusammen, aber man verändert sich ja trotzdem. Zudem stehe ich noch am Anfang meiner Ausbildung. Finanziell gehts uns ganz gut, wir bekommen beide ganz gut Geld.
Wenn man sich so beliest, sagen ja viele, dass sie rückblickend mit Anfang bis Ende 20 noch gar nicht gefestigt waren. Der Partner doch nochmal gewechselt hat, vor solchen Sachen habe ich schon starke Bedenken. Andererseits läuft mir auch etwas die Zeit davon, mir über sowas großartig Gedanken zu machen.
Ich bin echt ratlos.
Beitrag beantworten
Re: Diagnose Adenomyose: Was soll ich jetzt tun?
Antwort von Banu28 am 04.11.2022, 15:46 Uhr
Hallo,
ich selbst habe zwar Endometriose und nicht Adenomyose, aber beide Erkrankungen sind ja verwandt.
Also, die klügste Möglichkeit ist sicher, einen Kompromiss zu machen. Zwischen: mit 20 ein Kind bekommen und: erst mit 30 ein Kind bekommen, gibt es ja einen Mittelweg. Mach Deine Ausbildung zu Ende und höre dann auf zu verhüten. Während Du in Deinem ersten Job bist (auf diese Weise bist Du finanziell abgesichert, auch im Mutterschutz etc.), kannst Du dann schwanger werden, egal ob das vier Monate oder anderthalb Jahre dauert.
Zweite Möglichkeit: Du wirst jetzt schwanger. Dann hat sich Dein Lebensplan von (mindestens) einem Kind bereits erfüllt. Das ist auch nicht zu verachten. Allerdings mit allen Risiken: Muttersein ohne Ausbildung, finanzielle Abhängigkeit vom Mann, beim heutigen hohen Trennungsrisiko (Ehen: fast 50 Prozent, andere Beziehungen noch weitaus mehr, vor allem in jungen Jahren) eher eine Sackgasse.
Eine Ausbildung mit Kind ist nicht ausgeschlossen, aber schwer. Mit hunderten nicht geschlafenen Nächten (die ersten zwei Jahre braucht man nicht vom Durchschlafen eines Babys auszugehen), infektgeplagtem Kind, dem Mega-Stress der ersten Jahre ist das kaum zu schaffen, sofern man keine Vollzeit-Oma hat.
Kinder heute kosten außerdem viel Geld. Sie brauchten teure Pampers, Babynahrung, Babymöbel. Später als Kind möchten sie Hobbys haben, ein Instrument lernen, mit anderen mithalten können, auch mal mit ins Kino können, schönes Spielzeug sowieso, als Teens Klamotten, die nicht peinlich sind, ein Smartphone, ein Tablet, einen PC usw., usw. Das ist heute normal. Klar es ist kein Muss, aber ein Kind ist schon außen vor, wenn es das alles nicht hat, weil seine Mutter von der Sozialhilfe lebt.
Trotzdem würde ich nicht sagen, warte auf jeden Fall. Es kann auch richtig sein, sofort schwanger zu werden, wenn man sonst nicht mehr zu einem Kind kommen kann. Dann solltet Ihr aber einen Plan haben: Heiraten, damit auch Du im Trennungsfall die ersten 7 Jahre Unterhalt bekommst und nicht nur Dein Kind. Einen Plan, wie Du die Ausbildung mit Kind absolvieren kannst (Großeltern? Vater in Elternzeit? Krippenplatz in Ganztagseinrichtung?). Bereitschaft, Dich in sehr jungem Alter auf mega-stressige Jahre einzulassen, in denen Du keine Zeit für Dich selbst haben wirst.
Vielleicht waren das ja ein paar Anstöße. So oder so: Ich wünsche Dir, dass Dein Traum von zwei Kindern in Erfüllung geht!!! Ich selbst hatte da auch Glück, musste aber etwas nachhelfen (OPs, Hormontherapie), aber es hat sich gelohnt.
LG
Re: Diagnose Adenomyose: Was soll ich jetzt tun?
Antwort von NaduNaduNadu am 04.11.2022, 15:46 Uhr
Naja warum nicht, früher hat man auch um die 20 Kinder bekommen.
Ihr habt doch gute Vorraussetzungen, finanziell und in der Partnerschaft.
Naja, früher…
Antwort von Astrid am 04.11.2022, 16:08 Uhr
… blieb man aber in der Regel auch bis zum Lebensende zusammen. Frauen waren auf diese Weise abgesichert über den Mann, auch wenn sie nicht berufstätig waren und keine Ausbildung hatten.
Männer verdienten (in Relation) auch mehr als heute, so dass ein Mann eine Familie ernähren konnte. Heute geht das finanziell wesentlich schwerer.
Den Verweis auf „früher“ finde ich einer Gesellschaft, die sich so extrem verändert hat und wo nur noch wenige Paare über Jahrzehnte zusammenbleiben (geschweige denn, wenn sie sich, wie hier, schon als Teens kennengelernt haben), eher nicht so hilfreich.
Liebe AP: Falsch finde ich es nie, ein Kind zu bekommen, ein Kind ist wunderbar. Aber die äußeren Umstände sollten schon auch stimmen. Ohne Ausbildung Mutter zu sein, ist Murks. Ich würde zumindest noch so lange warten, bis Du kurz vor Ende der Ausbildung bist, so dass Du notfalls schwanger die Ausbildung abschließt.
LG
Re: Diagnose Adenomyose: Was soll ich jetzt tun?
Antwort von Cherrybomb am 04.11.2022, 17:59 Uhr
Mach auf jeden Fall deine Ausbildung zu Ende. Du willst nicht mittellos und abhängig vom Mann ein Kind großziehen, weil dir ein Doc vor zig Jahren eine schwierige Fruchtbarkeit diagnostiziert hat. Außerdem ja, du brauchst Zeit als Person zu reifen. Die sollte man sich nehmen, wenn es denn geht. Niemand ist mit 30+ der gleiche Mensch wie mit 20. Hier geht's nicht ums Party machen und so weiter, sondern um Selbstfindung.
Finde hier ganz wichtig, dass dir jetzt nicht die Sicherungen durchbrennen. Ja, mit der Diagnose ist der Kinderwunsch nochmal eine ganz andere Hürde, aber eben nicht unmöglich. Auch später nicht, denn es gibt medizinische Wege.
Bitte dränge deinen Partner auch nicht. Nicht einmal indirekt. So eine lebensverändernde Entscheidung sollte ein einvernehmlich getroffen werden. Wie oft haben wir schon gesehen, dass der Mann sich hat breitschlagen lassen und dann ließ er die schwangere Frau sitzen, weil er dann doch gemerkt hat, dass Vater sein eigentlich nicht sein Plan ist.
Mein Tipp also: Mehr als drüber sprechen ist jetzt noch nicht nötig. Ausbildung beenden. Bisschen arbeiten für die Erfahrung. Als Mensch und Paar wachsen. In ein paar Jahren dann konkret werden und in gute ärztliche Betreuung gehen. Das wird schon.
