@Phi, nochmal wg. Zündelns...

Hallo Phi,

Du hast zwar geschrieben, dass Euer Sohnemann viel Zeit bekommt (wie geht'n das mit Hausbau etc...?). Deine Schilderungen klingen aber trotzdem so, als ob er mit seinem Verhalten eine prima Möglichkeit gefunden hätte, absolut todsicher Eure Aufmerksamkeit zu erregen. Vielleicht kümmert sein Vater sich wegen des Hausbaus nicht genug um ihn? Jungs brauchen ja nicht nur Spiel, Nähe und Knuddeln mit der Mama, sondern auch ihre Väter als Identifikationsobjekt und Vorbild sehr dringend. Eine Mutter kann diese Rolle nicht übernehmen.

Wenn er sogar Pipi-Langstrumpf-Lieder über das Zündeln singt, klingt das schon danach, als ob er ganz bewusst mit Eurer Empörung spielt und diese auch provozieren will - was ihm ja prima gelingt. Mütterliche Erpressungsversuche wie, dass Dich das "unendlich traurig" macht, jucken Kinder leider überhaupt nicht bzw. wecken nur Schuldgefühle, ohne dass das Kind sein Verhalten deshalb in den Griff bekommt - weshalb man auf sie verzichten sollte.

Ich glaube, je mehr Du das Vorgefallene thematisierst, auch je mehr Strafe und Restriktion er bekommt, desto mehr verstärkt dies sein momentanes Verhalten. Das Ganze bekommt dann eine ungeheure Wichtigkeit. Ich würde vielleicht mal eine ganz andere Strategie verfolgen, mit der er überhaupt nicht rechnet: Also auf das Thema Streichhölzer und Co. gar nicht mehr eingehen. Wende Dich sichtlich gelangweilt ab, wenn er Dich damit provozieren will und darüber spricht oder singt, wechsele das Thema, ohne Ärger zu zeigen oder geh beiläufig aus dem Zimmer und wende Dich einer anderen Tätigkeit zu. Durchsuche seine Sachen trotzdem und hab ein Auge auf ihn, aber ohne dass er das mitbekommt, huh?

Wenn er damit null Aufmerksamkeit, keine Wut, keine Empörung, keine Traurigkeit, nicht einmal Strafe auslösen kann, wird dieses Verhalten auf die Dauer für ihn komplett reizlos. Je mehr Du aber darauf einsteigst, je mehr Du Dich sichtlich sorgst, Angst und Beunruhigung äußerst usw., desto länger wird es anhalten.

Zusätzlich sollte sein Vater trotz Stresses täglich eine kurze, aber zuverlässige reine Papa-Zeit für ihn opfern, und wenn es nur 20 Minuten sind. Kein Haus ist so wichtig. Das hat sich auch bei uns prima bewährt. Ich bin sicher, dass Euer Sohn mit seinem Verhalten unbewusst auf etwas hinweisen möchte - das ist immer so, wenn Kinder auffällig werden. Es braucht keinen Gang zum Kinderpsychologen, um das zu erkennen. Meist reicht es, sich ohne Selbstmitleid mal die momentane Familiensituation anzuschauen, um zu sehen, wo es für ihn hakt (Vater? Hausbau? Eifersucht auf Geschwisterkind?). Ich bin sicher, dass sein Verhalten ganz verschwinden wird, wenn er merkt, dass er damit nicht mehr automatisch die totale Aufmerksamkeit auf sich zieht - und dass seine Eltern (und hier vor allem der Papa) ihn trotzdem ernst nehmen, ihm Zeit schenken und behandeln, wie einen großen, schon recht verantwortungsvollen Jungen.

Liebe Grüße,

Astrid