Für alleinerziehende Eltern

Für alleinerziehende Eltern

Fotogalerie

Redaktion

 
Ansicht der Antworten wählen:

von spiky73  am 05.11.2017, 5:59 Uhr

Schichtdienst and no way out?! (Achtung, wird ganz lang!)

Hallo ihr Lieben (und vor allem die alten Hasen hier?!),

Vielleicht könnt ihr mich mal brainstormen, denn ich sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr... Ich versuche einfach mal, die letzten 18+ Jahre in dieses Posting zu quetschen und Privat- und Berufsleben irgendwie zusammen zu führen...

Also, auf privater Schiene ist es so, dass ich mich 1999 aus einer nicht so tollen Beziehung verabschiedet hatte. Damals hatte ich mein Leben ziemlich radikal geändert: Freund abgesägt, über eine Zeitarbeitsfirma aus der saarländischen Provinz nach Frankfurt gegangen, dort recht schnell verliebt, schwanger geworden, Kind bekommen - und seitdem alleinerziehend, seit 2007 mit zwei Kindern. Eine feste Beziehung hatte ich seitdem keine mehr und kenne es auch nicht anders als alleine für meine Kinder zu sorgen und zuständig zu sein.
Das ist die eine Sache.

Das andere ist mein Job, das Drama begann ja schon viel früher, und zwar 1992.
Auf "Wunsch" meines Vaters hatte ich nach dem Abi eine Banklehre gemacht.
Hört sich vielleicht mittelalterlich an, schließlich hat er mich ja nicht mit der Keule dazu gezwungen. Das lief damals wohl so, dass in seinem Bekanntenkreis Leute meinten, das sei ganz schick und so. Ich selbst hatte absolut keinen Schimmer, was ich beruflich machen sollte. Lebensplanung stand leider nicht auf dem Lehrplan, und die Berufsberatung durch das (damals noch) Arbeitsamt war wenig hilfreich. Der Berater empfahl eine Ausbildung zur Bürokauffrau, der Vater schlug die Hände über dem Kopf zusammen ("Dazu hättest du kein Abi machen brauchen!") - und sämtliche Gespräche mit den Eltern mündeten im Rat: Geh zur Bank, da bist du gut unter.
Also hab ich mich beworben, eine Lehrstelle gefunden - und eigentlich recht schnell gemerkt, dass das nicht meins ist. Für mich aber beschlossen, den begonnenen Weg zu Ende zu gehen, also die Ausbildung abzuschließen.
Ich erhielt nach der Ausbildung auch nur noch einen Vertrag für drei Monate (sprich, ich wurde eigentlich nicht übernommen), war danach lange arbeitslos - und wurde in meiner ersten richtigen Anstellung nach der Arbeitslosigkeit gemobbt. (Zeitlich fiel mein Weggang von dieser Stelle in etwa mit der o.g. Trennung zusammen.)
Danach war ich lange Zeit nicht mehr in der Lage, ein festes Arbeitsverhältnis einzugehen - und meine Lösung hieß Zeitarbeit. Das funktionierte auch eine Zeit lang, die nächste Festanstellung klappte dann wieder nicht - und vor ziemlich genau zwölf Jahren landete ich auf der Stelle, auf der ich jetzt bin: Übersetzerin bei der US Army im Schichtdienst. Ich habe in diesem Bereich keinen Abschluss, sondern lediglich mein Talent für Sprachen zum Beruf gemacht (außerhalb dieser Stelle werde ich also ziemlich wenig mit meinem aktuellen beruflichen Profil anfangen können). Es war auch nicht immer einfach, das Betriebsklima war und ist schon immer scheixxe - aber ich habe mich durchgebissen und anfangs war es auch wirklich mein Traumjob. Ich hatte das Gefühl, endlich angekommen zu sein.
Das größte Problem war dabei allerdings immer die Kinderbetreuung. Erst hatten wir Au Pairs, das klappte allerdings nur drei Jahre gut, und danach habe ich mich in meinem alten Heimatort niedergelassen und meine Eltern haben netterweise die Betreuung übernommen, damit ich den Job überhaupt ausüben konnte/kann.

Inzwischen ist es allerdings so, dass der Job eigentlich ein Alptraum für mich ist. Ich bin Mitte vierzig und sehe keine Alternative dazu, gehe aber schon seit mittlerweile drei, vier Jahren nur noch wegen der Kohle arbeiten. Wir haben kaum was zu tun, das, was wir tun, könnte genauso gut ein dressierter Affe erledigen, die Dienststellenleitung kümmert sich inzwischen einen Scheixx um alles - und man verblödet richtig. Zuhause steppt der Bär, ich bekomme meinen Alltag kaum noch bewältigt. Die Große nabelt sich gerade ab und ist irgendwie überhaupt nicht mehr greifbar, fühlt sich auch nicht verantwortlich dafür, mir unter die Arme zu greifen (das schiebe ich jetzt einfach mal auf die Pubertät) - und ich habe die ganze Zeit schon das Gefühl, auf einem sinkenden Schiff zu sitzen.
Je nachdem, wie die Dienstpläne sind und wie wir eingeteilt sind, habe ich richtige depressive Phasen. Dann geht körperlich nichts mehr - ich sitze dann oft da und schlafe einfach ein - meine Stimmung ist im Keller - und der Haushalt, der eh auf Sparflamme läuft, leidet noch mehr. Und wenn es mir besser geht, versuche ich erfolglos, die Scherben aufzukehren.
Im Grunde verläuft mein Leben nur noch auf einer Achse Job - Zuhause, alle paar Wochen sehe ich mal eine meiner wenigen verbliebenen Freundinnen - Sozial- und Liebesleben verlaufen unter null, geistige Anregung: Keine.

Zu dem ganzen Elend kommt, dass ich seit Jahren gesundheitlich angeschlagen bin. Ich führe vieles davon auf meinen persönlichen/beruflichen Stress zurück. Immer wieder hat mich das auch ins Krankenhaus geführt, bzw. ich wurde operiert (2009 Gallenblase, vor vier Wochen Darm). Klar, die Ärzte behaupten natürlich gerne, dass das alles ja gar nicht mit dem Stress zusammen hängen kann sondern rein organisch ist, bla bla bla. Ich habe aber z.B.vor der Gallenblasen-OP beobachtet, dass ich in Stresssituationen immer wieder Koliken bekommen habe. Oder 2011 hatte ich große Probleme mit meiner großen Tochter. Als sich das damals anbahnte, bekam ich eine wirklich schlimme Bronchitis und lag tagelang im Bett. Als es mir damals besser ging, kam es von den Problemen mit dem Kind her noch dicker - und gleich drauf lag ich mit einer Lungenentzündung im Krankenhaus. Und jetzt die Darmprobleme kamen ganz sicher nicht von ungefähr. Klar, der Körper sagt ganz sicher nicht "Das machen wir jetzt mal um die Frau zu ärgern", und eine gewisse Veranlagung und/oder ungesunde Lebensweise muss schon mal da sein, aber dann sucht der Körper sich irgendein Ventil, macht Zicken - und will eigentlich sagen "Obacht, pass auf dich auf, du kannst nicht mehr!". Und eigentlich betreibe ich seit Jahren nur Symptom- und keine Ursachenbekämpfung.

Aktuell sind noch zwei Baustellen dazu gekommen: Die ganzen Details erspare ich mir, aber meine zuständige Jugendamtsmitarbeiterin (ich habe ja bereits ziemlich lange auf eigenen Wunsch Familienhilfe) hat mir das Messer auf die Brust gesetzt und möchte, dass ich mir wegen meiner "Depressionen"/Burnout therapeutische Hilfe suche und mich behandeln lasse. Und ich frage mich, ob Antidepressiva gegen Schichtarbeit und den damit verbundenen chronischen Schlafmangel helfen?
Ich weiß natürlich, dass ich daneben ein, zwei Baustellen habe, die ich durchaus therapeutisch aufarbeiten könnte. ZB das chronisch schwierige Verhältnis zu meinen Eltern. Aber an der Front ist es schon seit langem ziemlich ruhig - und das somit eines meiner geringsten Probleme.

Dann eher die 2te Baustelle: Meine Mutter bekam vor zwei Jahren eine Krebsdiagnose und durchlief daraufhin die ganze Behandlungsmaschinerie. Ich konnte sie irgendwie nicht so unterstützen wie ich selbst mir das wünschen würde - größtenteils habe ich halt Kind2 aus der großmütterlichen Betreuung raus gezogen um sie zu entlasten (was meiner Mutter dann auch nicht recht war, grummel), die Große kommt ja schon länger alleine zurecht.
Daraufhin hat sich meine Mutter erst ganz gut erholt - mir aber vor ein paar Tagen mitgeteilt, dass es wohl wieder (einen?) auffällige(n) Lymphknoten gibt, der/die derzeit unter ärztlicher Beobachtung steht. Jetzt ist sie natürlich besorgt, vor allem, weil sie wohl weitere Metastasen fürchtet und sich von den Ärzten nicht ernst genommen fühlt - und ich bin da gleich mal mit besorgt, das gefällt mir gar nicht...

Und da ich selbst noch im Krankenstand bin, mich von Amts wegen untersuchen lassen soll und mit Grauen daran denke, dass ich bald wieder arbeiten gehen muss, kriege ich jetzt schon so langsam die Motten.
Mein Posting hier von vor vier Wochen würde ich heute SO nicht mehr schreiben. Irgendwie hat sich 95% von dem Mimimi nach der OP in Luft aufgelöst, und irgendwie war das wohl der Ausdruck meiner Scheixxangst vor dem Eingriff.

Geblieben ist aber das Wissen, dass sich in meinem Leben etwas ändern muss. Und ich weiß nicht wie...

So. Vielleicht hat irgendjemand von euch bis hierhin durchgehalten... Ich sehe den Schuss vor den Bug durchs Amt durchaus auch als Chance. Aber ein Arzt oder Therapeut kann sich mein Gejammer auch nur anhören und hat vielleicht weniger praktische Ratschläge als ihr hier...

Aber gibt es hier jemanden, der eine berufliche Kehrtwende geschafft hat? Wenn möglich ohne allzu große finanzielle Einbußen...
Gibt es irgendeine Anlaufstelle zB bei der Arbeitsagentur, der Arbeitskammer, meinetwegen der Rentenversicherung, die zuständig ist in so einem Fall - wenn man das Gefühl hat, seinen Beruf nicht mehr ausüben zu können? Ich formuliere das jetzt einfach mal so, weil es ja noch keine ärztliche Empfehlung gibt, aus dem Schichtdienst auszuscheiden (die - wie ich befürchte - aber durchaus kommen kann, und dann?)
Ist da zunächst der Arbeitgeber gefragt, mir etwas passendes anzubieten, oder wird der dann lieber gleich kündigen?

Ich weiß, unabhängig davon darf ich mich natürlich gerne wegbewerben. Aber mich interessieren die Möglichkeiten, die es darüber hinaus gibt.

So, Fragen dazu beantworte ich gerne, jetzt erstmal vielen Dank für hoffentlich irgendwelche Vorschläge, Tipps und Ideen...

Liebe Grüße,
M.

 
Unten die bisherigen Antworten. Sie befinden sich in dem Beitrag mit dem grünen Pfeil.
Ähnliche Fragen

Ähnliche Beiträge im Forum für alleinerziehende Eltern:

Rücksicht auf Schichtdienst?

Hallo, mein Ex will ja die Umgangstage ändern, ich arbeite aber im Schichtdienst, muss er da Rücksicht darauf nehmen? Es bringt ja nichts wenn ich z.b. die kinder Dienstag zurück bekomme, aber Mittwoch dann keine Zeit habe, es vor allem darum ein hin und her zu vermeiden, da ...

von tina2003 08.04.2016

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Schichtdienst

Schichtdienst macht einsam

Ich bin alleinerziehende Mama und arbeite in Wechselschichten. Bisher ist mir das nicht bewußt geworden, aber nach einem Gespräch mit einer kinderlosen Kollegen mit gleichem Problem muß ich sagen, es stimmt. Arbeiten in Schichten macht einsam. Frau hat kaum Möglichkeiten ...

von FrauWunderlich 15.06.2012

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Schichtdienst

Wer arbeitet auch im schichtdienst..krankenschwester / altenpfleger

hallo....und wie macht ihr das mit der betreuung der Kinder? Bei mir sieht es so aus das ich ja immer im nachtdienst gearbeitet hab. das kann ich jetzt vergessen. familienangehörige etc. stehen nicht zur verfügung zwecks betreuung..... Der kleine könnte ja zu einer ...

von jessica261179 31.03.2010

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Schichtdienst

Vollzeit mit Schichtdienst

Hallo, nach der Trennung von meinem Mann vor 5 Jahren, bin ich seit einem Jahr endlich geschieden. Jedoch ist die Unterhaltsfrage für mich immer noch nicht geklärt und der Fall geht jetzt vor Gericht. Wir haben 2 Kinder, jetzt 11 und 8 und mein Ex will mich zu einer ...

von Biggi+Jungs 31.01.2010

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Schichtdienst

wie organisiert ihr die Betreuung bei Vollzeitarbeit im Schichtdienst?

Hallo zusammen! Da ich bald zu euch gehören werde, wollte ich mal fragen wie ihr die Betreuung regelt? Hier die Erklärung, weshalb ich bald zu euch gehöre (aus dem Partnerschaftsforum) http://www.rund-ums-baby.de/partnerschaft/beitrag.htm?id=93043 Ich hab 2 Kinder (1 ...

von sandbet 27.07.2008

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Schichtdienst

Die letzten 10 Beiträge im Forum Für alleinerziehende Eltern
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.