Juli 2016 Mamis

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Geschrieben von Oxon2015 am 21.12.2015, 15:59 Uhr

Ihr lieben Julimamas

Ich mußte soooo schmunzeln angesichts der Offenbarung einer Mutter hier ("ein kleines launiges Outing") und, obwohl ich ein paar Wochen eher mit dem Werfen dran bin - als ihr - war ihr Text einfach zuuu inspirierend. :)

Ich finde outings nämlich auch genial und deshalb kommt hier ein Folgeouting einer fast Julimama ;)


Ich gehöre zum alten, rostigen Eisen und habe eine Horde von Kindern Zuhause.
Sechs natürliche Geburten, drei Jungen und drei Mädchen mit sehr unterschiedlichen Bedürfnissen, haben mich in der Vergangenheit viel - und das Fürchten gelehrt.

Ich oute mich hier. Ich bin eine Egoistin - vielleicht geworden, vielleicht von Natur aus.
Ich habe den Anspruch, auch MIT Kindern gesund zu bleiben und in einem Jahr nicht wie eine 50jährige auszusehen - oder mich zu fühlen
(die 50 ist ganz realistisch betrachtet nicht mehr sooo weit weg)

Ich möchte neben und mit meinen Kindern ein eigenes Leben leben und weiterhin attraktiv und psychisch stabil durchs Leben gehen
"pheeew"

Ich gebe offen zu: ich bin ein richtig faules Muttertier. Ich stehe auf Schlaf und Erholung.
Und ich finde es psychisch gesund, wenn ich kein Kind über 5 Jahren in meinem Bett finde.

Vielleicht findet das die eine oder andere Mutti herzlos, aber ich habe mich jedesmal wie Bolle gefreut, wenn ein Kind nach dem Anderen mit 3 / 4 Jahren stolz, zufrieden und selbstbewußt aus dem Familienbett ausgezogen ist - mit den Worten "ich möchte jetzt alleine schlafen" und dann sein eigenes Bett hergerichtet und bezogen hat.
Keines von ihnen kam anschliessend noch einmal in mein Bett - und ich finde das völlig in Ordnung.
Ich stehe nicht auf ökologisches "Schlafprobleme bis 10 Jahre ertragen"

Ich gebe somit zu, dass ich ganz egoistisch Babybalkone und Stillkissen nutze, um meinen Babies einen sicheren Schlafplatz neben mir zu bauen...
Mir ist mein Schlaf zu wichtig. Ich weiß, wie sich Übermüdung anfühlt und so kuschel und stille ich ganz egoistisch meine Kinder in den Schlaf - und schlafe neben ihnen durch, wache munter und erholt auf und schmunzel, wenn Mütter verzweifelt die Stunden Schlaf ihrer Babies zählen.

Denn, sorry, ich brauche meine Kraft für den Alltag....
Nachts will ich schlafen und nicht rumgehen, rumsitzen, rumschunkeln und Händchen halten.

Und ja, ich stille. Ich denke, dass die geschmackliche Vielfalt und das ewige Genuckel etwas Gutes für die kleinen Stöpsel ist.
Und ich weiß, dass das Stillen mir Freiheiten beschert, die ich anders nicht habe.
Denn ich habe tatsächlich einmal die leidvolle Erfahrung gemacht, mich von adaptierter Packungsmilch abhängig zu machen.
Ich mußte einmal, im Jahre 2005 sorgfältig darauf achten, immer genug weißes Muttermilchersatz-Laborvitamine/mineralstoffe-Süßungsmittel-Pulver im Haus zu haben, genug gesundes, babytaugliches Wasser..., mußte darauf achten, saubere und sterilisierte Flaschen und Sauger parat zu haben! und darauf, wie heiß das scheiss Wasser ist.. und das das wartende, hungrige Baby nicht mit seinem Geschrei die Brüder aufweckt, während das Fertiggemisch langsam langsam eine angemessene Temperatur erreicht...
Ein Albtraum! Was für eine Last!

Mir graut bei der Erinnerung an die Nächte, in denen man solche Flaschen zubereiten muß..
Angeblich soll man keine vorbereiteten Flaschen im Wärmer bereit stellen(!) Geht es noch!???
Schlaf wird überbewertet, oder wie !?

Ich gestehe: ohne meine Brüste, ohne Muttermilch hätte ich höchstens! 2 Kinder!
Ich bin nicht so selbstlos, dass ich mich von Hipp, Nestle und Co abhängig machen mag.
Ich habe die Zeit mit Milupa GEHASST!!!!!
Keine spontanen Ausflüge, keine ruhigen Nächte - alles mußte mit Mengen und mobilem Erwärmer geplant werden...
Ganz zu schweigen von den Kosten...
Alter Schwede ist die ultrasüße Milchpampe TEUER!

Seit unserem Exkurs in die Fertigmilcherfahrung stille ich noch lieber, denn je.
Ich spare mir gerne die Spenden an Muttermilchersatzkonzerne und kaufe mir dafür Schmuck. Ich liebe den Schmuck von Drachenfels. Ja, ich stehe leider nicht auf Öko und gönne mir gerne etwas Schönes von dem imaginär gesparten Geld. Nennt mich verwöhnt, damit kann ich gut leben.

Ich bin auch meinen Kindern gegenüber wohl grundsätzlich recht geizig.
Ich kaufe nämlich obendrein keine Fertiggläschen....
Und keine Apothekenprodukte und Cremes und Pflegelotions und Badezusätze...
Ich nutze Muttermilch bei verschnupften Nasen und Muttermilch bei geröteten Babypopos... Eitrige Neugeborenenaugen bekommen ebenso Muttermilch und all das habe ich von meinen Hebammen und es war sau effektiv.
Ich bin nämlich auch nicht so der geduldige Typ, der auf wochenlang kranke Kinder steht.
Ich stehe auf effektive Homöopathie, weil ich Besserung umgehend sehen möchte und brauche - mit vielen Kindern läuft ein Alltagsrad!

Wenn ich Pflegeprodukte kaufe, dann kaufe ich ganz schick in der Bahnhofsapotheke Kempten die Stadelmannprodukte ein. Das gönn ich mir, denn Bübchen, Penaten und Co mit ihren billigen Erdölprodukten sind mir das ganze Geld nicht wert.
Noch heute denke ich gerne an manche Düfte und Massageöle, die meine Hebammen im Wochenbett benutzten, zurück...

Meine Hebammen waren wichtige und teilweise beschissene Menschen in meinem Leben.
Ich weiß, ich bin eine komische Frau, aber Ärzte haben mir nie das bedeutet, was Hebammen mir bedeutet haben.

Meine Mutter ist da konservativer und selbstloser. Sie hat sich in Krankenhäuser begeben - drei mutige Male - und nur besoffen, 37 Jahre nach meiner Geburt zugegeben, wie sehr sie die Geburten - besser gesagt Maßnahmen traumatisiert haben.
Wir haben keine emotionale Bindung. Nie gehabt.
Sie wurde entbunden - von mir - und der Arzt hat sicherlich gutes Geld dafür bekommen.
Stillen war nicht drin. Das liegt bei uns auch nicht in der Familie. Man munkelt ja, das Krankenhäuser für jede abgestillte Frau Prämiengelder von den Ersatzmilchkonzernen bekommen haben.
Es liegt von daher wohl in vielen Familien - historisch - das nicht gestillt wurde ;)
Nunja, meine Mutter konnte somit das Rauchen endlich wieder geniessen, ist ja auch was wert.

Ich bewundere meine Mutter - also irgendwo - für ihr ganzes Ertragen und ihre Gutgläubigkeit.
Auch wenn ich nicht viel für sie als Person empfinden kann.
Bonding ist eben nicht so das Arztding.
Arztding ist rausholen oder rausschneiden und punkt.
Früher mehr denn je.
Aber meine Mutter ist noch zwei weitere Male mutig in Krankenhäuser gegangen und hat sich von meinen Brüdern entbinden lassen.
Hut ab!
Und zum jüngsten Sohn hat sie sogar ein klein wenig einen emotionalen Bezug.

Ich bin für sowas zu anspruchsvoll, zu egozentrisch. Ich weiß, dass man Geburten nicht planen kann, aber ich tue möglichst viel dafür, dass mein Kind und ich als Team durch die Geburt gehen.
Denn ich sage immer: wir müssen auch nach der Geburt als Team zusammenleben...
Und so habe ich mir 5 sauteure Hausgeburten gegönnt.
Ein modernes Luxusweib bin ich...

Zwei Hebammen, nur für mich und freie Bewegung unter der Geburt... Eine angenehme Geburtsatmosphäre, Wassergeburten,
Wochenbettbetreuung, Bauchmassage, Rückbildungseinstieg..
Ich weiß, das das edelste Erlebnisse sind... Und ich stehe dazu.
Ich bin nicht so der Typ, der sich gerne fremdbestimmt entbinden läßt.

Und ich erzähle den Kindern gerne von ihren Geburten, besonders an den Geburtstagen.
Meine Mutter schweigt über Details zu unseren Geburten.
Und ein Arzt wird sich wohl kaum an (m)eine Geburt erinnern. Was bedeutete sie ihm schon.

Ja ich lebe verwöhnt und egoistisch.
Ich kaufe keine Babyzimmer, weil ich sie nicht brauche und die Hersteller mit all ihren Billigchemieprodukten gar nicht unterstützen mag.
Ich kaufe keine Kinderwagen, die eh nur sperrig, überall hinderlich und voller krebserregender Stoffe sind.
Ich kaufe Tragetücher und Komforttragen für absurde Preise.
Ich stehe auf schottische Edeltragetücher und ausgeklügelte Tragen. Ich mag diese Tücher und schätze sie als Modeaccessoir.
Manchmal poste ich sogar Bilder meiner Tragetücher bei Facebook.

Meine Babies müssen mit dem getragen werden klarkommen - sorry, denn ich stehe nicht auf stundenlang schreiende Babies, die überlastende Eindrücke des Tages verarbeiten müssen.
Ich stehe auf ausgeglichene, zufriedene Babies, die Abends friedlich nuckelnd neben mir einschlafen.
Dann habe ich selber noch etwas vom Abend und kann die Ruhe mit meinem Mann geniessen.

So unterschiedlich sind wir Mütter und ich ziehe den Hut vor all den Müttern, die mutig eine Geburt in irgendeinem Krankenhaus mit irgendwelchen Hebammen und Ärzten auf sich zukommen lassen!
Die ohne vorherige oder spätere Hebamme alles alleine wuppen und meist schon zwei Tage nach einer Geburt wieder den ganzen Alltag schmeissen.
Ich frage mich oftmals, ob sie sich nicht restlos überfordern und dabei ausbrennen!

Ich bin mir heutzutage zu wertvoll und ungerne eine Nummer, aus der man einen Nachwuchs herausholt oder schneidet.

Und ich finde, dass Frauen das Wochenbett zusteht. Auch und gerade im Jahre 201x
Eine Woche IM Bett
Eine Woche AM Bett
Eine Woche UMS Bett ...
Es ist die Zeit der Ruhe und Erholung - traditionell.
Wohl Luxus heutzutage...

Und ich ziehe den Hut vor all den Müttern, die Kinderwagen hin und herschleppen, weinende Babies entweder auf einem Arm tragen, während sie den leeren Kinderwagen schieben oder aber mit versteinerter Miene das schreiende Baby im Kinderwagen schieben - Mütter, die psychisch Extremsituationen meistern.
Mütter, die des Nachts noch zu Babybetten schleichen und Händchen halten, singen und Fläschchen geben und morgens die älteren Kinder nach schlafloser Nacht zur Schule und Kita bringen...
Ihr habt mein Mitgefühl.

Ich selber bin nicht so die aufopferungsvolle Mutter. Ich mag mehr die vereinfachenden, Zeit und Geld sparenden Sachen.

Das mag jetzt alles extrem klingen, aber ich sage ganz offen, dass ich nicht auf die konservative Gebärart und Aufzucht des Nachwuches stehe.
Ich stehe nicht auf ökologisches "die Mutter ist ein Opfertier"

Ich bin halt vom alten Eisen, mit meinem Alter und mit bald 7 Kindern ist man nüchtern in der Aufzucht des Nachwuches und steht auf energieerhaltendes Attachment Parenting.

Frohe Weihnachten und ein spannendes Jahr 2016!

 
7 Antworten:

Re: Ihr lieben Julimamas

Antwort von Rübenkind, 9. SSW am 21.12.2015, 16:32 Uhr

Ha! Was für eine klasse Reaktion auf meinen Beitrag!

Ganz im Ernst. Saucool. Ich ziehe meinen Hut vor Dir - alleine, weil du den Nerv für so viele Kinder hast! Muss man auch erst mal packen!

Und ich finde es schön, wie viele unterschiedliche Arten von Müttern - schon "aktiven" und zukünftigen - es gibt. Und die aller, allermeisten eint: Sie lieben ihre Kinder und wollen das Beste für sie! Und auch gerne mal über den Umweg, dass es der Mutter gut geht.

Ich glaube, die Gesellschaft hätte ein großes Problem weniger, wenn die Frauen mal darauf verzichten würden, sich gegenseitig für ihren jeweiligen Lebensentwurf die Hölle heiß zu machen.



Also, liebe Oxon2015: Ich wünsche Dir, dem Knirpserl in Deinem Bauch und Deiner kleinen Fußballmannschaft frohe und laute Weihnachten!

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Re: Ihr lieben Julimamas

Antwort von Friederike1, 9. SSW am 21.12.2015, 17:41 Uhr

Ja, da pflichte ich bei: wäre der gegenseitige Respekt immer gegeben, würden wohl viele Mütter ihre Kids deutlich entspannter großziehen können. Es gibt nun mal nicht die EINE große Wahrheit!

In dem Sinne: kugelt gelassen durch die Weihnachtszeit

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Re: Ihr lieben Julimamas

Antwort von HopingWaitingWishing am 21.12.2015, 18:01 Uhr


Das wird ja immer besser!
Ich finde jede Mama muss für sich herausfinden, wie es ihren Sprösslingen und sich selbst am besten geht. Die Hasstiraden auf Ärzte kann ich zwar nicht gut heißen und Muttermilch in entzündete Babyaugen wär mir echt zu krass, aber wenn Du, liebe Oxon, damit gute Erfahrungen gemacht hast, ist das ja gut.
Ich finde mich wohl irgendwo in der Mitte wieder und bin damit durchaus zufrieden.
Rübenkind, Deine Antwort finde ich entwaffnend charmant! Hut ab!
Ich wünsche auch allen hier eine schöne Weihnachtszeit! Wir werden das Kind schon schaukeln

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Re: Ihr lieben Julimamas

Antwort von zauberinsel am 21.12.2015, 19:15 Uhr

genial

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Re: Ihr lieben Julimamas

Antwort von lilke am 21.12.2015, 19:39 Uhr

Lol cooles Post und für sechs, bald sieben Kinder!

LG
Lilly

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Re: Ihr lieben Julimamas

Antwort von Kleeblatt8605, 10. SSW am 21.12.2015, 22:06 Uhr

Super cool, lehrreich und merklich viel Erfahrung!

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Re: Ihr lieben Julimamas

Antwort von Ankama am 21.12.2015, 22:40 Uhr

Liebe Oxon2015!
Ich fand den Thread "Ein launiges Outing"auch sehr inspirierend und hatte einen Text entworfen, weil auch ich mich anscheinend zu den "sehr intuitiven, naturverbundenen Übermuttis" zählen kann. Nach dem du nun aber gepostet hast, ist das andere "Extrem" (grins) nun ja glücklicherweise hier vertreten und ich werde meinen Text für mich behalten. Das Schreiben war dennoch eine gute, klärende und bestärkende Erfahrung für mich.(Ich kann nur jeder hier wärmsten empfehlen, sich einmal die Zeit zunehmen und für sich persönlich "ein launiges Outing" zu verfassen! )
Ich habe schon einiges von dir im Mai-Forum gelesen und finde deine Texte auch oft inspirierend. In ganz vielen Dingen haben wir ähnliche Ansichten und insbesondere deine Berichte zu deinen zahlreichen Hausgeburten, haben mich mit ermutigt nun auch eine Hausgeburt zu planen. Und diese Entscheidung fühlt sich sooo gut an!
Schreib weiter so offen und direkt deine Meinung, ich freue mich davon zu lesen.
Liebe Grüße nach England.

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