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Geschrieben von Vibella am 30.04.2021, 17:11 Uhr

Update: Besuche auf der Intensivstation

Anfang März habe ich hier meine Geschichte mit meinem Exfreund erzählt, der mit einer Leberzirrhose und einigen daraus resultierenden Komplikationen auf der Intensivstation und schließlich im künstlichen Koma lag.
Ich wollte ihn so gerne besuchen und ihm dadurch Kraft geben. Außerdem hatte ich selber das Bedürfnis bei ihm zu sein.
Wegen Corona war das nicht möglich, auch die engste Familie durfte ihn nicht besuchen. Er war also die ganze Zeit alleine. Da er nicht bei Bewusstsein war, war es für ihn wohl nicht so schlimm, aber ich denke immer noch, dass er es irgendwie gespürt hätte.
Leider hat zum Schluss seine Leber versagt und die Maschinen wurden abgestellt. Seine Geschwister durften dann doch hin (Sterbende und Kinder dürfen besucht werden), seine Mutter hat es nicht geschafft, sie hat in den letzten Wochen stark abgebaut, verständlich..
Ich bin nicht verwandt und durfte daher nicht hin, abseits von Corona wäre es mir ermöglicht worden.
Gestorben ist er schon Ende März, die Beerdigung war diese Woche.
Es war im kleinsten Kreis, die Familie (das sind sehr wenige) und ich. Eine tolle Rede, ich wurde auch erwähnt, als die große Liebe, die er erleben durfte, spätestens da flossen die Tränen..
Es war ein schöner Abschied. Vergessen werde ich ihn nie, er war so ein toller und lieber Mensch, der leider am Alkoholismus litt.
Die einen sagen, er ist selber schuld. Aber so einfach ist das nicht. Er wollte nicht trinken, er hat es nur nicht geschafft dagegen anzukämpfen. Wahrscheinlich fehlte ihm die innere Stärke dazu.
Ich vermisse ihn und habe auf einen anderen Ausgang gehofft.

Ich schreibe das, weil mir einige damals sehr nette Antworten und auch PN geschrieben haben.
Liebe Grüße
Vibella

 
10 Antworten:

Re: Update: Besuche auf der Intensivstation

Antwort von Einstein2.0 am 30.04.2021, 17:33 Uhr

Das tut mir leid!
Mein Bruder ist nun seit 7 Jahren trocken, zuvor hat er 25 Jahre durchgehend konsumiert.
Manchmal hat er Amphetamine genommen um nicht zu viel saufen zu müssen.
Ich hab den damals auch schon innerlich beerdigt, aber irgendwann kam dann sein Anruf mit der Bitte ihm zu helfen.
Genau das habe ich getan, ich habe ihn in eine Psychiatrie zur Entgiftung gebracht, seine vermüllte Bude geräumt, den Vermieter besänftigt, bin zu Angehörigenseminaren gefahren und den Rest hat er alleine gemacht. Also, Entgiftung, Therapie, Adaption. Danach hat er seine Schulden beglichen in dem er in der Adaption durch ein Praktikum eine Arbeitsstelle bekam.

Er ist zuverlässig durch mit dem Thema. Ich denke es gibt ab einem gewissen Zeitpunkt nur noch zwei Möglichkeiten, entweder man säuft sich tot, oder man packt es an und dazu braucht es nahestehende Menschen, die das unterstützen.

Paar Jahre später war er dann für mich da, wir sind also quitt und ich freue mich, dass es so ausgegangen ist. Aber, bis zu seinem Anruf war ich in dem Modus, dass er anfing mir egal zu sein, aus reinem Selbstschutz!

Jetzt ernährt er sich gesund, treibt Sport und ist ein neuer Mensch. Eine Beziehung will er nicht mehr, zu viel Rückfallpotential für ihn.

Aber schon Wahnsinn, im C-Forum hat man hysterische Angst vor der Giftspritze, während man sich jeden Abend die Platte mit Nervengift zudröhnt, ohne an irgendwelche Langzeitfolgen zu denken, das nur nebenbei....

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Re: Update: Besuche auf der Intensivstation

Antwort von wolfsfrau am 30.04.2021, 17:42 Uhr

Liebe vibella,
vielen Dank für den Bericht und mein tiefes Mitgefühl.
Traurig, dass du ihn nicht besuchen durftest. Ich habe gehofft, dass sich verbundene Menschen kommen dürfen, wenn es zuende geht.
Was ist mit denen, die keine Verwandten haben? Oder die weit weg wohnen? Oder einfach kein gutes Verhältnis?

Die Verbindung zur ersten großen Liebe ist irgendwie eine ganz besondere, auch wenn es schon lange her ist.
Meine ist vor ein paar Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Ich empfand überraschend viel, weil mir dieser Mensch drei Jahre so viel bedeutet hat.

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Re: Update: Besuche auf der Intensivstation

Antwort von jubilee80 am 30.04.2021, 17:47 Uhr

Danke, dass du nochmals geschrieben hast.
Der Ausgang tut mir sehr leid!

"Selbst schuld" finde ich eine unmögliche Aussage. Es steht ja keiner eines Morgens auf und beschließt Alkoholiker zu werden, weil es so lustig ist.
Ich habe im familiären Umfeld auch einen (trockenen) Alkoholiker und weiß was das bedeutet.
Und ein Oberarzt in meiner Ausbildung sagte Mal, dass das oftmals besonders kluge und sensible Leute sind.

Alles Gute für dich!

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Re: Update: Besuche auf der Intensivstation

Antwort von luna8 am 30.04.2021, 18:30 Uhr

Oh Mann :( das tut mir sehr leid.

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Re: Update: Besuche auf der Intensivstation

Antwort von alba75 am 30.04.2021, 19:21 Uhr

Das tut mir sehr leid. Alles Gute und viel Kraft für dich.
Mein Beileid.

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Re: Update: Besuche auf der Intensivstation

Antwort von linghoppe. am 30.04.2021, 20:55 Uhr

ohh das isteine sehr traurige Nachricht, ich hoffe du hast die eine Gegelegenheit für dich
Abschied zu nehmen. eine Kerze nette Worte in den Himmel schicken mit einem Ballon
alles alles gute.. Danke , dass du es uns mitgeteilt hast..

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Re: Update: Besuche auf der Intensivstation

Antwort von Berlin! am 30.04.2021, 21:53 Uhr

Vielen Dank dafür, dass Du Deine Geschichte geteilt hast.

Mein Vater ist Anfang März gestorben. Und wir, also meine Mutter und ich, durften zwei Tage bei ihm sein. auch mein Mann durfte sich verabschieden.
Er war wenigstens noch bei Bewußsein und wir konnten nich viel sagen. Auch zum Schluß, als er schon fast in einer anderen Ebene war, habe ich ihm noch alles gesagt. Auch die Dinge, die ich doof fand. Aber eben liebevoll, ich habe meinen Frieden gemacht.
Als er seinen letzten Atemzug getan hat, haben wir seine Hand gehalten. Und ich bin bis jetzt neben aller Trauer auch erleichtert. Denn jetzt muß er nicht mehr leiden.

Wir haben die Beerdigung noch vor uns. Auch in ganz kleinem Kreis.Ich werde die Trauerrede halten. Mein Großer wird Klarinette spielen.

Und was den Alkoholismus angeht: das ist eine fiese Erkrankung. Niemandem steht es zu, zu urteilen. und neuem man ist daran nicht selbst schuld. Irgendwann ist der Punkt, an dem man es alleine schaffen kann, an dem man es überhaupt schaffen kann, vorbei.

Alles Gute!

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Re: Update: Besuche auf der Intensivstation

Antwort von leonessa am 30.04.2021, 23:09 Uhr

Mein herzliches Beileid!

IcH selbst arbeite ja im Krankenhaus und auch unsere Bestimmungen wurden nun verschärft. Besuch auf IT oder Kinderstation nur noch mir negativem Schnelltest, der nicht älter als 24 Stunden ist. Gnädigerweise kann man diese Tests dann als berechtigte Person direkt vor Ort machen...

Es ist für ein Leben lang OFT TRAUMATISCH, WENN MAN NICHT PERSÖNLICH ABSCHIED NEHMEN KANN UND DOCH EINIGES UNGESAGT IST. IMMERHIN WAR DIE BEERDIGUNG DIR GESTATTET. ICH KENNE HIER GROßFAMILIEN UND MAN MUSS ENTSCHEIDEN, WER MIT DARF..


LG, LEONESSA

Entschuldigt für die Großschreibung - bin auf die falsche Taste gekommen und habe es erst spät bemerkt....

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Re: Update: Besuche auf der Intensivstation

Antwort von Phila83 am 30.04.2021, 23:53 Uhr

Danke für deine Rückmeldung.
Ich habe oft an dich und die Situation gedacht.
Es tut mir sehr sehr leid.
Mein Beileid.

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Re: Update: Besuche auf der Intensivstation

Antwort von Nina677 am 01.05.2021, 20:38 Uhr

Liebe Vibella,

das tut mir aufrichtig leid, mein herzliches Beileid.

Beim Lesen hats mir die Tränen in die Augen getrieben, vor allen Dingen bei der Schilderung der Beerdigung...

Du hast ganz großartiges geleistet und ich bin mir sicher, dass er gespürt hat, dass du dich so um ihn gesorgt hast.

Alkoholismus ist eine ganz fiese heimtückische Krankheit, leider wird das oft vergessen bzw. verharmlost, eben mit genau solchen Sprüchen wie "der ist ja selbst schuld, hätte er halt einfach aufgehört". So einfach ist es eben nicht.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft, das alles zu verarbeiten und liebe Menschen um dich herum, die dich auffangen und stützen.

Alles Gute

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