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Geschrieben von Dots am 13.10.2022, 8:42 Uhr

Quiet Quitting und das Ende des Lebens für die Arbeit

Gestern Abend habe ich diesen Artikel auf Zeit online gelesen, in dem ich die Haltung vieler junger Leute zum Beispiel aus dem Umfeld meiner Tochter wiedererkannt habe:

https://www.zeit.de/arbeit/2022-10/quiet-quitting-arbeitsmarkt-einkommensverteilung-kapitalismus/komplettansicht

Ich umgehe für euch mal die Bezahlschranke, weil ich das Thema gern zur Diskussion stellen würde - und was das möglicherweise für - gesellschaftliche, wirtschaftliche, politische - Folgen haben könnte:

"Stell dir vor, es ist Kapitalismus, und keiner geht hin

Sie arbeiten nur noch so viel, wie gerade nötig, oder gar nicht mehr. Viele Menschen ziehen sich aus dem System zurück. Doch das hat andere Gründe als Faulheit.
Ein Essay von Anita Blasberg 12. Oktober 2022, 11:26 Uhr

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Quiet quitting: Warum das Leben mit Arbeit verschwenden, fragen sich vor allem viele junge Menschen.
Warum das Leben mit Arbeit verschwenden, fragen sich vor allem viele junge Menschen.

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Es ist jetzt zwei Monate her, dass der 24-jährige New Yorker Zaid Khan auf TikTok ein Video hochlud, das weltweit viral ging. Khan, mit T-Shirt und Rucksack an einer Subway-Haltestelle, verabschiedete sich darin von der Selbstverständlichkeit, immer ein bisschen mehr zu arbeiten, als man seiner Firma schuldet. "Du kündigst nicht", erklärte er, "aber Du gibst die Idee auf, mehr zu tun, als Du willst. Du erfüllst immer noch Deine Pflichten, aber Du folgst nicht mehr der Mentalität der Hustle Culture, dass die Arbeit dein Leben sein muss."

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In wenigen Worten cancelte Khan, leise und freundlich, so das ungeschriebene Grundgesetz der Arbeit: dass man diese nicht in erster Linie verrichtet, um einen Vertrag zu erfüllen, sondern um gesehen zu werden. Um eine sogenannte Karriere zu machen, vielleicht sogar sich selbst zu verwirklichen. Mehr als eine halbe Million mal wurde Khans Video geliked – und weltweit ein neues Phänomen diskutiert: Quiet quitting, gerade noch so viel tun, dass man nicht gefeuert wird.

Hoppla, was ist da los?

"Die Deutschen haben immer weniger Lust zu arbeiten", so fasste kürzlich der Spiegel die Ergebnisse einer aktuellen YouGov-Studie zusammen: Fast jeder Zweite im Land würde gern in Teilzeit wechseln, 56 Prozent erklärten gar, sie würden ihren Job sofort aufgeben, wenn sie sich das finanziell leisten könnten – es waren deutlich mehr Befragte als noch vor der Pandemie. Vor allem bei den Jüngeren nimmt die Bindung an die Arbeit und ihre Arbeitgeber ab – und das während es bereits fast überall an Fachkräften mangelt, nicht nur in den Schulen, Kitas und Krankenhäusern. Doch während Dutzende Aufträge im Land liegen bleiben, weil Arbeitskräfte fehlen, möchten diejenigen, die täglich zum Dienst antreten, am liebsten einen Gang runterschalten.
Der Gehalts­vergleich für Ihren Ort

Erfahren Sie hier, was Anwohner in Ihrem Wohnort verdienen – und vergleichen Sie sich mit Ihren Nachbargemeinden.

Unter dem Motto "I don't dream of labour" erklären junge Amerikaner seit dem vergangenen Jahr in etlichen Videos und Essays, warum sie nicht von der Arbeit träumen, sie versammeln sich auf einem Forum, das Antiwork heißt, während unter dem Schlagwort tng píng (übersetzt so viel wie Flachliegen) junge Chinesen demonstratives Nichtstun praktizieren, um sich dem Leistungsdruck ihrer Gesellschaft zu entziehen.
Lieber als Selbstständige das Nötigste verdienen

The Great Resignation oder The Big Quit, der große Ausstieg nennt man in den USA jenes Phänomen, dass 57 Millionen Amerikaner zwischen Januar 2021 und Februar 2022 ihre Jobs hingeschmissen haben, so viele wie selten zuvor laut dem US Bureau of Labour Statistics. Kaum ein Restaurant, Laden oder Fabriktor, an dem nicht ein Help-Wanted-Schild hängt. Auch hier sind es vor allem Menschen unter 35, die sich einer festen Anstellung entziehen und stattdessen oft lieber als Selbstständige das Nötigste zum Leben verdienen.
(...)

Was bringt das Streben nach Produktivität noch, fragen sie in den einschlägigen Foren, wenn ich mir noch nicht mal ein Auto leisten kann, während die Großeltern drei davon in der Garage haben? Warum soll ich mich überarbeiten, wenn ich ja doch nicht mit Lebensqualität belohnt werde? Und wozu das Privatleben strapazieren, während die Welt sowieso in den Abgrund reitet?

Das Motto des amerikanischen Antiwork-Forums lautet "Arbeitslosigkeit für alle, nicht nur für die Reichen". Das Forum nutzen inzwischen mehr als zwei Millionen Menschen. So beliebt ist die Bewegung, dass die Investmentbank Goldman Sachs bereits davor warnte, dass die Wirtschaft langfristige Folgen davon tragen könnte.
Warum sich Mühe machen, wenn es zu nichts führt?

Stell dir vor, es ist Kapitalismus, und keiner geht hin. Natürlich kann man das Ganze, wie es oft geschieht, dahingehend interpretieren, dass eine ganze Generation keinen Bock mehr auf Leistung hat. Man könnte aber auch kühl fragen: Lohnt Leistung sich womöglich einfach nicht mehr genug?

Überall in Europa ist bei den Jungen ein Trend zu beobachten: Weniger Arbeiten, weniger sparen. Und bei genauerem Hinsehen macht diese Entscheidung für sie durchaus Sinn: Ein Eigenheim für sich und die (zukünftigen) Kinder – jener Urtraum, der die globalen Mittelschichten seit je angetrieben hat, ist schwieriger denn je zu verwirklichen, seit sich zu den astronomischen Immobilienpreisen auch noch gestiegene Zinsen sowie eine Inflation gesellen, die Rücklagen kaum noch möglich machen. In China kommt zu tng píng inzwischen bi làn hinzu, ins Englische übersetzt let it rot – warum sich Mühe machen, wenn es ohnehin zu nichts führt.

(...)

Es wäre nicht klug, das schlicht als Lifestyle-Attitüde der Generationen Y und Z abzutun. Als vorübergehende Flausen des Nachwuchses, der schon noch den Ernst des Lebens begreift. Es geht tiefer, und es ist ernster: Zu fundamental haben sich die ökonomischen Ausgangsbedingungen gewandelt.
Das Aufstiegsversprechen gilt nicht mehr

Sich von einem System abzukehren, in dem für einen selbst nur noch wenig zu holen ist, ist nicht nur psychologisch nachvollziehbar: Wem das System kaum noch etwas bietet, der zahlt nicht ein. Wer nichts mehr für sich erwartet, der beteiligt sich nicht. Die vormals vor die Nase gebundene Karotte – das alte bundesrepublikanische Aufstiegsversprechen: Wer arbeitet (auch mit den eigenen Händen), erlangt Wohlstand; wer Leistung bringt, wird belohnt – hat offenbar für viele seine Gültigkeit eingebüßt. Und das sollte uns alle interessieren.

You can get it, if you really want – dieser Schmierstoff, der den kapitalistischen Laden am Laufen hält, dieser Garant dafür, dass alle mitmachen – er ist brüchig geworden.

Der Kapitalismus des Jahres 2022 hat zwei Probleme: Knappheit (er stellt nicht mehr alles zur Verfügung) und das Versagen des Leistungsversprechens. Auf ziemlich irritierende Weise erinnert er damit an den Sozialismus – mit Monopolstrukturen ohne echten Wettbewerb, einer Besitzverteilung, die größtenteils auf Herkunft beruht, einem Regime des Sparzwangs, das fast jede aktive Gestaltung aufgegeben hat, und einer nachlassenden wirtschaftlichen Dynamik als Resultat. Denn es ist ja so: Erzwungene Gleichheit kann eine Gesellschaft lähmen, eine zu festbetonierte Ungleichheit aber auch. Beides hebelt das Leistungsprinzip gleichermaßen aus, jenes Belohnungsversprechen, das eine gesellschaftliche und ökonomische Dynamik erst entfacht.
Familienzeit

(...)

In den Foren der Antiwork-Bewegung kursiert ein Witz, wo der Chef mit dem neuen Auto zur Firma kommt. Sein Mitarbeiter bewundert das Auto, und der Chef sagt: "Wenn du das ganze Jahr Vollgas gibst, nicht krank wirst, den Urlaub verfallen lässt und alles für die Firma gibst, dann... kaufe ich mir vielleicht einen zweiten."
Nur die Vermögenden profitieren

Witz beiseite. Das oberste eine Prozent der Gesellschaft besitzt heute in Deutschland 35 Prozent des Gesamtvermögens. In Amerika sind es bereits 40 Prozent, und selbst in Schweden, dem Sehnsuchtsort aller Sozialdemokraten, hält die ärmere Hälfte der Bevölkerung nur noch rund drei Prozent des Landesvermögens. Als quasi-feudale Elitenstruktur bezeichnet das der Ökonom Thomas Piketty.

Beinahe unbemerkt hat sich in fast allen westlichen Gesellschaften in den letzten 30 Jahren eine Umverteilung von unten nach oben vollzogen, die öffentlich weder diskutiert, noch von einer Mehrheit befürwortet worden wäre. Von den nicht unerheblichen Produktivitätszuwächsen der letzten Jahrzehnte kam am unteren Rand des Landes so gut wie gar nichts, in der Mitte wenig – aber dafür fast alles an der Spitze der Einkommensverteilung an. Und während für sämtliche Krisen der jüngeren Zeit (Finanzkrise, Coronakrise, Gaskrise) stets die Allgemeinheit zahlen musste, wurde es zur Regel, dass die Vermögenden von ihnen profitierten.
Eine nicht mehr zukunftsfähige Gesellschaft

Doch die Empirie zeigt: Weder sickert der Reichtum automatisch nach unten durch, wie es die liberale Wirtschaftstheorie einst versprach, noch wird er in Zeiten des Finanzkapitalismus in produktive Tätigkeiten oder Forschung investiert. Mindestens genauso gravierend wie ihre ökonomischen aber sind die gesellschaftlichen Folgen einer ungebremst wachsenden Ungleichheit: Diese zerstört nicht nur das Vertrauen in die staatlichen Institutionen, sondern auch den sozialen Zusammenhalt. Erodiert die Mittelklasse und mit ihr das Versprechen, am gemeinsam erwirtschafteten Wohlstand teilzuhaben – dürfen also die Gewinne durch die geleistete Arbeit Aller von einigen Wenigen abgesaugt werden – lassen sich meist drei Dinge beobachten: politische Wut, ökonomisches Sich-Durchwurschteln und kaum noch Identifikation mit dem Gemeinwesen. Schließlich: Der Ausstieg aus dem Wirtschafts- und Solidarsystem, wo es nur möglich ist, also von allen, die es sich leisten können.

Flucht der Leistungsträger

Wir kennen das aus den vor Ungleichheit depressiven Gesellschaften dieser Welt: Die mobilen Leistungsträger fliehen zuerst. Jetzt ist es die US-amerikanische Mittelschicht, die auswandert und Häuser in Südeuropa kauft (um von dort im Homeoffice zu arbeiten), weil sie zu Hause keine Perspektive auf Teilhabe mehr erwartet. Zu unerschwinglich sind Mieten und Immobilienpreise, nicht nur in New York oder Los Angeles, sondern auch in Städten wie Atlanta. Zu unerschwinglich ist eine gute Gesundheitsversorgung, eine adäquate Schulbildung für die Kinder.

Auch hierzulande mehren sich die Warnzeichen, glaubt man den Umfrageinstituten von Allensbach bis Körber-Stiftung. Immer weniger Menschen glauben noch, dass es ihre Kinder einmal so gut haben werden wie sie selbst. Immer weniger glauben noch daran, dass es im Land gerecht zugeht. Immer weniger glauben noch, dass es einen Unterschied macht, wer die Regierung stellt. Immer weniger halten das kapitalistische System überhaupt noch für steuerbar.

Dieser zunehmende Pessimismus bis weit in die Mitte hinein ist gefährlich. Eine Gesellschaft, aus der die Jungen und immer mehr Angehörige der Mittelschicht aussteigen, weil sie sich nicht mehr vertreten fühlen, verliert ihre Zukunftsfähigkeit. Sie wird gleichzeitig immer anfälliger für das Extreme.
Offenkundig dysfunktional

Wie der Sozialismus ist der späte Kapitalismus offenkundig dysfunktional – er kann die Probleme nicht mehr lösen, die er selbst hervorgebracht hat: den Klimawandel, die freidrehenden Immobilienmärkte, die eskalierende Ungleichheit (um nur ein paar der größten zu nennen). Sollte es nicht längst das wichtigste Regierungsprojekt sein, ihn wieder in den Dienst der Gesellschaft zu stellen?

Mögliche Maßnahmen kennen wir: Der Staat, sagen selbst liberale Ökonomen, müsste sich wieder etwas zutrauen. Schon seit längerem fordern OECD und IWF eine entschlossene Umverteilung über Steuern; es gibt genug Instrumente, um die Finanz- und Immobilienmärkte zu regulieren. Man könnte einen ernsthaften Versuch unternehmen, Steueroasen trockenzulegen, schädliche globale Monopole zu zerschlagen und die Vetomacht einflussreicher Lobbygruppen zu beschneiden, nur als Beispiel. Klingt alles nach Utopie? Mag sein. Aber vielleicht sind Utopisten die neuen Realisten. Wie hieß es damals noch bei Schröder und Blair? Es gibt keine linke und konservative Politik mehr. Es gibt nur noch zeitgemäße und unzeitgemäße."

 
56 Antworten:

Re: Quiet Quitting und das Ende des "Lebens für die Arbeit"

Antwort von DecafLofat am 13.10.2022, 9:03 Uhr

Du weißt, dass Johanna dich jetzt dem Zeitverlag melden wird, wg Urheberrechtsverletzung?!
Zum Thema an sich: es gibt so viel mehr Aufgaben in der Welt, um Erfüllung und Freude zu finden. Ich gratuliere den jungen Menschen zu ihrem Mut, und ihrer Weitsicht. Der Kapitalismus fi¢kt uns alle, zerstört Familien und alle spielen mit. Viele Menschen meines Alters (ich bin 43) sind noch viel zu ängstlich und reiben sich auf.
Aktuell kenne ich drei Menschen, die eine sichere Stelle verlassen haben. Einer davon hat sein zukunftssicheres Unternehmen (14 Mitarbeiter) verkauft und macht jetzt ein sabbatical. Die beiden Kinder, die Frau und der Hund haben jetzt Priorität. Der Lebenstraum wäre ein Plattenladen.
Eine frühere Auszubildende von mir hat jetzt mit 39 ihren Abteilungsleiterposten verlassen, da ihr der Sinn fehlte. Sie tourt aktuell auf Sinnsuche durch Bali.

Ich mache am Wochenende meine zwei weiteren Qualifikationen in Sachen Therapiehundführer. Never again werde ich mich in einem 9 to 5 aufreiben. Das Leben ist viel zu kurz.

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Re: Quiet Quitting und das Ende des "Lebens für die Arbeit"

Antwort von memory am 13.10.2022, 9:14 Uhr

Danke für den Artikel.
Ich sehe das bei der jüngeren Generation auch ...und beneide sie sehr darum.

Lebensziele / Statussymbole verschieben sich , Prioritäten werden anders gesteckt. Der finanzielle Background durch Eltern ist oft ein anderer als noch vor 20 Jahren. ( Meine Eltern hätten bei 10-15.000€ Abiball , gedacht, es wäre ein Witz) heute gilt das als normal. Häuser werden schneller vererbt, wenn man bei Kind 1 schon 36+ ist.

Wohin das alles führt, wird man sehen. Work Life Balance und florierende Wirtschaft....ich weiß nicht. Das System beruht doch mehr oder weniger immer auf maximale Leistung. Am Ende wird der Staat eingreifen müssen .......und was ich vermute Leistungen streichen. Dann ist die Motivation zum abrackern nicht mehr das Eigenheim, sondern die bezahlbare Herz Op oder Schulbildung der Kinder ......ganz nach den amerikanischenVorbild:(

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Re: Quiet Quitting und das Ende des "Lebens für die Arbeit"

Antwort von Dots am 13.10.2022, 9:14 Uhr

Ehrlich? Ich kann ja anbieten, dass ich bei der VGWort für die Nutzung des Artikels zahle. ;-)

Für mich selbst hat es im letzten Jahr so viele Veränderungen gegeben, dass ich gerade auch überlege, was ich mit dem Rest meines Lebens anzufangen gedenke. Ich liebäugele gerade mit mehreren "Gemeinschaftsleben"-Modellen, es gibt gerade hier einiges, was da im Aufbruch ist. Mal schauen.

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Re: Quiet Quitting und das Ende des "Lebens für die Arbeit"

Antwort von Pamo am 13.10.2022, 9:38 Uhr

Das entspricht meiner Lebensrealität, aber ich bin 50+.

Ich strebe nicht mehr nach Karriere. Ich will mich nicht krank arbeiten. Dienst nach Vorschrift genügt, denn das ist vertraglich vereinbart - nicht mehr oder weniger.

Ich denke, es ist klug von den jungen Leuten, dich früh nicht mehr über den Job zu definieren.

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Re: Quiet Quitting und das Ende des "Lebens für die Arbeit"

Antwort von Berlin! am 13.10.2022, 9:47 Uhr

Grundsätzlich war ich schon immer Verfechterin davon, zu arbeiten um (gut) zu leben. Und 40 Stunden in der Woche finde ich ausreichend. Es gab auch Zeiten, da war ich bei 70+. Brauch ich nicht mehr und kann ich auch nicht mehr.

Schwierig finde ich, wenn man zB Arbeiten ind den USA und Deutschland vergleicht. die Gesetze in den USA sind deutlich weniger auf den Schutz von Arbeitnehmer: innen ausgerichtet. Genaugenommen kann man da gar nichts vergleichen, weil es schone elementarste Dinge, wie unseren Urlaubsanspruch, bezahlte Kranktage etc. nicht gibt.

aber selbst hier in Deutschland muss man genauer hinsehen.
wir hatten schon Schülerpraktikant:innen und Azubis, denen hat es an der ganz grundsätzlichen Einstellung zur Arbeit gefehlt. Pünktlich da sein, nicht stundenlang am Handy daddeln etc..

Im Moment wird eigentlich in allen Bereichen gesucht. Kaum ein:e Arbeitgeber:in kann es sich erlauben, noch 24/7 Arbeit zu fordern.

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Re: Quiet Quitting und das Ende des "Lebens für die Arbeit"

Antwort von wolfsfrau am 13.10.2022, 10:01 Uhr

Ich selber sehe wenig Sinn darin, mit zu wenig Personal alles aufrecht zu erhalten. Und das auf Teufel komm raus.
Lieber setze ich mich dafür ein, dass es mehr Personal gibt.

Ansonsten überlasse ich die Priorisierung meiner Arbeit im worst Case meinem Arbeitgeber.

Leider wird es ja immer noch so gesehen, dass nur ein guter Arbeitnehmer so viele Überstunden wie möglich vor sich her schiebt, hier jedenfalls....

Ich habe auch meinen Teil Überstunden, erledige meine Arbeit gut und bin engagiert dabei, aber ich lebe eben auch noch.
Mit 50 muss ich einfach auch sehen, wie ich meine Kräfte aufteile ;)

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Dann werden wir bald noch weniger Handwerker etc.haben

Antwort von BoPsh am 13.10.2022, 10:04 Uhr

und? Wo kommen die dann alle her? Aus dem Ausland? Das kommende Bürgergeld wird auch kaum Anreize schaffen, einen Job zu suchen. Und wenn jeder Träumerle bis er 30-40 wird, nach dem Sinn des Lebens sucht ohne vernünftig zu arbeiten?

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Re: Quiet Quitting und das Ende des "Lebens für die Arbeit"

Antwort von Berlin! am 13.10.2022, 10:10 Uhr

Es gibt aber kein vernünftiges Personal am Markt, das ist ja das Problem.

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Re: Quiet Quitting und das Ende des "Lebens für die Arbeit"

Antwort von Zwergenalarm am 13.10.2022, 10:13 Uhr

Kann ich gut unterschreiben. Das war einer der Hauptgründe für meine Selbstständigkeit……die freie Entscheidung über meine eigene Lebenszeit.

Woran jedenfalls nicht gerüttelt werden darf ist freier Zugang zu guter Bildung für alle, sonst wird das mit dem „Arbeiten, damit es zum Leben reicht“ schwer funktionieren.

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Re: Quiet Quitting und das Ende des "Lebens für die Arbeit"

Antwort von wolfsfrau am 13.10.2022, 10:32 Uhr

Deswegen ja die Priorisierung durch den Chef.
Es nutzt ja nichts, wenn sich das vorhandene Personal kaputt macht und es dann in wenigen Jahren gar niemanden mehr gibt.

Auch im öffentlichen Dienst gibt es diese Nachwuchssorgen. Es gibt einfach wenig Bewerber auf egal was für eine Stelle.

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Re: der Vergleich mit insbesondere Japan als Aufhänger finde ich schwierig

Antwort von cube am 13.10.2022, 10:33 Uhr

das, was in Japan an Leistungsdruck schon bei Schülern aufgebaut und erwartet wird, ist mit D einfach nicht zu vergleichen.
USA finde ich auch etwas schwierig, aber eher, weil das Sozialsystem und auch das Arbeitsrecht ein ganz anderes ist und den AN deutlich! weniger schützt als bei uns.

Grundsätzlich finde ich, der Trend zu mehr Work-life-Balance ist nicht erst seit Corona entstanden - es gibt schon seit Jahren immer wieder Artikel und Studien die darauf abzielen, dass die Menschen nicht mehr bereit sind, ihr Leben vollkommen der Arbeit zu widmen.
Corona hat das gerade bei den Jüngeren aber verstärkt. 1,5 Jahre lang einschränken und nun sind wir direkt wieder in einer Situation, in der wir uns einschränken sollen. Warum sollte man da als junger Mensch das, was man jetzt wieder erlangt hat (Freunde treffen, Freizeit uneingeschränkt genießen können etc) der Arbeit direkt wieder unterordnen? Oder auch die Erkenntnis, dass man evt. im HO viel effizienter arbeiten kann - also mehr Freizeit hat - und nun nicht wieder in die Tretmühle des Büro-Alltags zurück will.
Dazu die Tatsache, dass so etwas wie Eigenheim auch bei sehr gutem Einkommen nahezu unerschwinglich geworden ist.

Wenn ich mal vergleiche mit meinem Berufsstart: da konnte man mit echt reinklotzen schnell Karriere machen und sehr gut verdienen.
Heute hat man eher den Eindruck, dass mit dem Wunsch, alles ganz gerecht zu machen, auch die Chancen auf größeren Erfolg durch größeren Arbeitseinsatz immer geringer wird.
Alles hat seine Vor- und Nachteile: zu viel "Gleichmacherei" führt halt dazu sich zu fragen, warum man dann wirklich mehr tun sollte als Kollege x, der mit Dienst nach Vorschrift auch nicht schlechter da steht/da stehen darf.

Ich glaube aber, es kommen ganz viele Faktoren dazu. Lange Zeit hieß es halt, mit dem richtigen Job (sprich am besten Studium vorher) verdienst du hinterher gut Geld.
Jetzt haben wir so viele Studenten, dass diese natürlich genau nicht ihren angestrebten guten Job bekommen können. Bzw. das Angebot an gut qualifizierten Menschen so hoch ist, dass ein AG es gar nicht nötig hat, dafür mehr zu zahlen als unbedingt nötig. Also warum sich dann übermäßig anstrengen? Im Prinzip hat die Arbeit des Lernens also eher nicht zum gewünschten Erfolg geführt.
Auf der anderen Seite gibt es ganz viele Jobs, in denen generell nicht gut bezahlt wird. Warum sollte ich mich also dort abrackern, ohne wirklich genug zu verdienen?

Ich hab damals viel, sehr viel gearbeitet - es hat sich aber auch gelohnt. Wofür würde es sich jetzt lohnen, voll reinzuhauen? Dafür, dass man sich die Mieten dennoch kaum noch leisten kann? Eigentum unerschwinglich ist? Warum dann jahrelang dafür abrackern?
Dann kann ich auch gleich davon Abschied nehmen, mehr zu arbeiten als nötig und lieber das, was ich an Freizeit haben kann, auch genießen.

Das soll nicht heißen, dass Arbeit sich gar nicht mehr lohnt - aber eben nicht mehr so, wie es vor 20 Jahren noch war.

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Re: Quiet Quitting und das Ende des "Lebens für die Arbeit"

Antwort von Atombiene am 13.10.2022, 10:34 Uhr

Deine Beispiele passen nicht so ganz zum Artikel. Die von dir genannten Personen haben ja durch Arbeit und Leistung profitiert und etwas aufbauen können. Wahrscheinlich haben sie ausreichend Rücklagen bilden können, um sich diesen Schritt überhaupt erst leisten zu können.

Quiet quitting trifft jedoch eine andere Aussage und zwar dass Arbeit und Leistung sich nicht mehr lohnten. Es sind also nicht die Abteilungsleiter und Geschäftsführer, die leise kündigen, da sie ja ohnehin nicht für ihren Einsatz entsprechend entlohnt werden. Es sind die jüngeren Generationen, die noch am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn stehen. Wie der Artikel treffend beschreibt, die Umverteilung funktioniert weitestgehend nicht mehr, es kommt zu wenig unten an.

Es ist ein Dilemma. Wir brauchen Arbeitskräfte, aber warum arbeiten oder Leistungsbereitschaft zeigen, wenn man kein zumindest kleines Vermögen aufbauen, kein Eigenheim erwerben kann oder es schlicht im Alter nicht zum Leben reicht. In den USA ist es ja nochmal um ein vielfaches gravierender, als in Deutschland.

Ich bin mir nicht sicher, ob die Menschheit für dieses Problem je eine Lösung finden wird.

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Re: Quiet Quitting und das Ende des "Lebens für die Arbeit"

Antwort von Lusiana am 13.10.2022, 10:36 Uhr

Toller Artikel, ich lebe auch so, ich arbeite nur so viel, wie ich zum Leben benötige, aber ohne mich selbst zu kasteien. Das mache ich jetzt seit ungefähr zwanzig Jahren, obwohl ich meine Arbeit liebe. Vielleicht liebe ich sie aber auch nur deswegen. Freizeit ist genauso wichtig, wobei ich die auch oft einfach nur verschlafe, teurer Mittagsschlaf ;-). Ich werde oft gefragt, warum ich das mache, ob ich pflegebedürftige Eltern habe oder was ich sonst für Gründe habe und ich soll doch an meine Rente denken. Ich habe eigentlich keinen Grund, ich finde Freizeit genauso wichtig, meine Eltern sind nur 60 und 70 Jahre alt geworden, ich weiß nicht, ob ich die Rente erreiche.Vorsichtshalber habe ich noch eine alte Lebensversicherung und mache Fondssparen (dafür arbeite ich dann eine Stunde länger pro Woche). Vielleicht wird das auch ein schönes Erbe für meinen Sohn.

Allgemein ist mir klar, dass das so nicht weitergeht, es wird immer Leute geben, die ausbeuten und welche, die sich ausbeuten lassen, aber auch die, die sich nicht mehr ausbeuten lassen wollen. Leute, die nicht mehr ausbeuten wollen, wird man kaum finden.
Über kurz oder lang werden die Raffer auf geschlossene Restaurants, schlechte Straßen, keine Kultureinrichtungen uvm.(Endlosliste) treffen, das ist ein schleichender Prozess, der aber garantiert kommt und dann sehen sie auch, dass man Geld nicht raffen sollte und dass es im Fluss bleiben muss.

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Und wer finanziert das bitte?

Antwort von Lauch1 am 13.10.2022, 10:46 Uhr

Das sind alles selbstgetroffene Entscheidungen, die in Altersarmut führen, außer man hat geerbt/einen Finanzier.

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Re: Quiet Quitting und das Ende des "Lebens für die Arbeit"

Antwort von Maca am 13.10.2022, 10:47 Uhr

Diese Generation wird einen Prozess der Metarmophose durchmachten und sich vom Narrativ der eigenen Verwertbarkeit befreien müssen.
Der Kapitalismus gibt klare Antworten auf die menschliche Funktion und den Sinn des Seins innerhalb der Gemeinschaft.
Sein immanenter Wettbewerbscharakter schafft permanente individuelle Bedürftigkeiten, materieller und psychischer Natur.
Wir streben nach finanzieller Sicherheit und der daraus folgenden Form von Freiheit und nach sozialer Anerkennung.
Ohne ständigen Ressourcenverbrauch funktioniert das nicht.
Und da diese endlich sind, ist der Traum vom ewigen Wirtschaftswachstum und Wohlstandserhalt oder gar Zuwachs, nun endgültig ausgeträumt.

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Re: Quiet Quitting und das Ende des "Lebens für die Arbeit"

Antwort von Sommerzeit2010 am 13.10.2022, 10:51 Uhr

So geht es mir mit 50 + auch, wir hatten letztes Jahr sehr viele Todesfälle, leider auch viele um die 50 dabei..da schluckt man schon. Bin im Moment in einem Tief.. die ganzen schlechten Nachrichten, der eigene Körper der anfängt sich zu melden, wir überdenken hier auch gerade einiges...

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Re: Und wer finanziert das bitte?

Antwort von memory am 13.10.2022, 10:58 Uhr

Naja...das ist es eben...wer jahrelang am Existenzminimum kratzt , sich krum macht, seine Gesundheit ruiniert....ist im Alter genauso aufgeschmissen. Nur ohne die entspannte Zeit dazwischen. Da liegt das Problem. Malocht , damit ihr im Alter mal Rente habt.....denn mit 66 Jahren....(bis dahin 75!!! )fängt das Leben an, zieht bei einer Zahnarzthelferin , Physiotherapeutin oder Fleisch Wurstwarenverkäufer nun echt nicht mehr.

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Re: der Vergleich mit insbesondere Japan als Aufhänger finde ich schwierig

Antwort von Dots am 13.10.2022, 10:59 Uhr

Work-Life-Balance war lange aber etwas anderes, zumindest ich habe es, in meiner Generation, als Reaktion darauf verstanden, dass viele schlicht unter dem Druck auf der Arbeit zusammengebrochen sind. Ich habe im Bekanntenkreis einige, die in ihren Jobs sehr erfolgreich waren und irgendwann aus gesundheitlichen Gründen einsehen mussten, dass sie kürzertreten sollten. Das waren alles Leute, die im Hamsterrad rannten und sehr viel Selbstbestätigung aus dem Job gezogen haben.

Corona hat vielen Jüngeren, denke ich, vor allem gezeigt, was ihnen wirklich wichtig ist, und manche, was "draußen" stattfand, hat sich in die eigenen vier Wände oder an gemeinsam organisierte Treffpunkte verlagert. Dadurch hat sich das Konsumverhalten in Bezug auf vieles auch enorm verändert. Man sieht das ja bis in die Mode hinein mit bequemen Hosen und Schuhen auch für den Businessbereich.

Eine große Rolle spielen sicherlich die Immobilienpreise - der Traum vom Eigenheim hat früher viele angetrieben, hart zu arbeiten und zu sparen. Nachdem seit der Bankenkrise und der nachfolgenden Niedrigzinsphase die Immobilienpreise ins Uferlose geklettert sind und jetzt fehlende Baumaterialien und gestiegene Kreditzinsen noch obendrauf kommen, ist es für viele jüngere Leute einfach aussichtslos, jemals Wohneigentum zu erwerben. Und viele fragen sich auch, wieso, weil viele Lebensläufe auch einfach nicht mehr so aussehen, dass man sein Leben lang an einem Fleck bleibt.

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Re: Und ein Teil hängt bestimmt auch an der Erkenntnis, dass das Leben nicht mehr

Antwort von cube am 13.10.2022, 11:02 Uhr

so planbar ist.
Corona zB. Oder jetzt der Krieg in der Ukraine.
Die Sicherheit, dass sich viel Arbeit jetzt später mal auszahlt ist nicht mehr da.

ich brauch nur uns anschauen: viel gearbeitet, ums ich etwas für später anzusparen und dann gönne zu können. Corona hat dazu geführt, dass wir diese Ersparnisse aber angreifen mussten, um die Firma aufrecht zu erhalten. Gleich im Anschluss kommen die steigenden Preise für Energie und Lebenshaltung im allgemeinen. Wieder werden wir uns darauf einrichten müssen, an Erspartes zu gehen im Zweifel. So gesehen hat sich das Arbeiten und Verzicht auf Dinge oder eben Freizeit nicht gelohnt.

Ja, und dann fragen auch wir uns: warum weiter so viel abrackern, wenn es am Ende dann doch nicht für das reicht, was wir damit machen wollten? Wenn man eh nicht weiß, was als nächstes passieren könnte, das einem einen Strich durch die Rechnung macht. Vielleicht doch weniger arbeiten und dafür mehr jetzt leben.

Als jüngerer Mensch denkt man dann eben: warum mein Leben mit Arbeit vergeuden, wenn sich das durch diese ganzen Unsicherheiten gar nicht mehr lohnen könnte?
Dann lieber jetzt auf ein paar Euro mehr verzichten und das, was man jetzt haben kann, genießen. Nicht darauf hoffen, dass man später dann so richtig etwas davon haben wird, sich jetzt über die Maßen reinzuhängen.-

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Re: Und wer finanziert das bitte?

Antwort von Annaleena am 13.10.2022, 11:11 Uhr

Das sehe ich ganz genauso. Die Rente ist momentan für viele der goldene Abschnitt für den sich die Schufterei lohnt. Dafür soll man am besten noch aus dem Wochenbett wieder Vollzeit malochen und seine besten Jahre vergeuden. Und bei schlecht bezahlten Jobs hat man dann nicht mehr in der Tasche als diejenigen, die sich den Stress nicht angetan haben. Dazu kommt noch, dass jeder 6 vor Beginn des Rentenalters stirbt. Wenn der Rentenbeginn dann auf 70 verschoben wird, sind es noch mehr und das betrifft eben auch wieder verstärkt Aermere, die Knochenjobs haben.

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Re: Und wer finanziert das bitte?

Antwort von Lauch1 am 13.10.2022, 11:13 Uhr

Aber nur unter der Annahme, nie einen gutbezahlten, erfüllenden Beruf zu haben. Bitte Frauen studieren seit Generationen, MINT ist begehrt wie nie, Handwerkerinnen ebenso.

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Re: Und ein Teil hängt bestimmt auch an der Erkenntnis, dass das Leben nicht mehr

Antwort von tonib am 13.10.2022, 11:20 Uhr

Wir setzen insgesamt die falschen Anreize für Arbeit.

Gut ausgebildeten jungen Leuten bleibt wegen der hohen Steuern und der enormen Sozialabgaben viel zu wenig von ihrem Gehalt übrig - und der Start ins Immobilienglück ist auch für Gutverdiener nicht leicht. Warum sollten die mehr arbeiten?

Viel zu viele junge Leute sind nicht so attraktiv für den Arbeitsmarkt, haben aber viel zu hohe Erwartungen und zu wenig Frustrationstoleranz und leben dann lieber vom Bürgergeld.

So richtig lohnen tut sich die eigene Arbeit - insbesondere Mehrarbeit im Verhältnis zu heute - für kaum jemanden.

Für mich auch nicht, ich habe Stunden reduziert.

In meinen Augen der total falsche Weg, wir bräuchten eigentlich einen Ruck, haben aber die allgemeine Erschlaffung.

Ich denke, mit der kommenden Rezession und der Arbeitslosigkeit könnte das alles noch einmal auf den Prüfstand gestellt werden.

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Re: Und wer finanziert das bitte?

Antwort von memory am 13.10.2022, 11:22 Uhr

Macht aber nicht jeder Abitur oder hat ein Faible für Architektur Ich bezweifle auch , dass jeder Erzieherin, Frisöre oder PTA ihren Job als unerfüllt ansieht, nur weil,s kein MINT Studium war. Die eigene Rente , bei der Berufswahl einzuplanen, ist wünschenswert aber bei vielen doch recht lebensfremd.

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Re: Quiet Quitting und das Ende des "Lebens für die Arbeit"

Antwort von tonib am 13.10.2022, 11:23 Uhr

Aber auch die Genießer treffen auf schlechte Schulen, schlechte Krankenhäuser und unrenovierte Wohnungen. Ist das für die ok?

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Re: Und wer finanziert das bitte?

Antwort von Daffy am 13.10.2022, 11:24 Uhr

> Das sind alles selbstgetroffene Entscheidungen, die in Altersarmut führen,

Altersarmut ist ein inflationär verwendeter Begriff; außerdem sollen doch eh alle immer länger arbeiten?

Aber schon witzig, wie unterschiedlich die Beurteilungen sind - hier die jungen Leute mit bemerkenswert reifem Blick für das Wesentliche, auf der anderen Seite Mütter, die einfach zu beschränkt sind, sich weigern mit kleinen Kindern baldigst wieder Vollzeit einzusteigen und in der Folge der Gesellschaft auf der Tasche liegen werden.

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Re: Quiet Quitting und das Ende des "Lebens für die Arbeit"

Antwort von tonib am 13.10.2022, 11:27 Uhr

Woran jedenfalls nicht gerüttelt werden darf ist freier Zugang zu guter Bildung für alle, sonst wird das mit dem „Arbeiten, damit es zum Leben reicht“ schwer funktionieren.

Da müssen wir besser werden. Mehr frühkindliche Bildung, mehr Vorschulen, mehr gute Ganztagsschulen. Ein viel zu großer Teil schafft es gar nicht ins Erwerbsleben.

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Re: Und wer finanziert das bitte?

Antwort von Lauch1 am 13.10.2022, 11:29 Uhr

Handwerker sind genauso begehrt. Und wer soll in Eurem Modell die Haare schneiden oder im Supermarkt verkaufen oder Kinder erziehen?

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Re: Und wer finanziert das bitte?

Antwort von memory am 13.10.2022, 11:30 Uhr

Ich glaube , wir reden an einander vorbei.

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Re: Und ein Teil hängt bestimmt auch an der Erkenntnis, dass das Leben nicht mehr

Antwort von cube am 13.10.2022, 11:34 Uhr

Ja. Für mich würde es sich zB nicht lohnen, jetzt eine Gehaltserhöhung zu bekommen. Die Steuern würde diese so weit auffressen, dass sich das gar nicht rechnet.
Lässt mein Mann sich Tantiemen auszahlen, hat so hohe Abgaben, dass er sich fragt, warum er dafür so viel gearbeitet hat - lohnt sich gar nicht.

Das meinte ich auch in meinem 1. Post mit "Gleichmacherei" - mehr Gehalt durch mehr Arbeit lohnt sich nicht mehr wirklich. Im Gegenteil sollen die, die mehr haben, ja immer mehr abgeben, damit alle möglichst gleich viel haben/bekommen können (inkl. staatlicher Unterstützung). Weil alles andere ja ungerecht ist. Trifft aber meistens nicht die wirklich vermögenden Menschen, sondern eben die Mittelschicht.

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Re: Quiet Quitting und das Ende des "Lebens für die Arbeit"

Antwort von Daffy am 13.10.2022, 11:42 Uhr

> Aber auch die Genießer treffen auf schlechte Schulen, schlechte Krankenhäuser und unrenovierte Wohnungen. Ist das für die ok?

Wenn derjenige dann 10-Stunden-Schichten schiebt, werden Schulen, Krankenhäuser und Wohnungen besser?

Ich denk, man wird sich dran gewöhnen (müssen). Der Mensch ist anpassungsfähig.

Als bei uns mit einem Zusammenbruch des Gesundheitssystems gedroht wurde, gab es KH-Bilder aus Bulgarien und Rumänien, wo (m.E.) ganz klar war, dass längst nicht mehr jeder versorgt werden konnte (und hoffentlich bei dem hier vielbeschworenen schwerverletzten Kind schnell ein Platz freigemacht wurde). Andererseits - die meisten Menschen haben ihr Leben einfach weitergelebt.
Medizinisch bestens versorgt jahrelang in einem Pflegeheim dahinzuvegetieren, demnächst wieder geschützt vor gefährlichen Außenkontakten, ist das erstrebenswert?

Und Wohnungen sehen schon in Großbritannien ganz anders aus - ist halt so.
Vorhin im Radio ´dringend notwendige Verbesserungen im Pflegebereich` - wer glaubt denn, dass das passieren wird, in einer Rezession? Gilt genauso für Schulen. Wir sind halt nicht bei ´Wünsch Dir was`.

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Re: der Vergleich mit insbesondere Japan als Aufhänger finde ich schwierig

Antwort von tonib am 13.10.2022, 11:44 Uhr

Ich bin da völlig bei Dir, bis auf einen Punkt: wir haben nicht zu viele, nicht einmal genügend Universitätsabsolventen. Oft wurden nicht die nachgefragten Themen studiert, aber die werden trotzdem unterkommen - vielleicht nicht zu top Gehältern. Aber wir haben zu wenig Handwerker und zu viele junge Leute ohne Abschluss - da müsste man besser matchen. Wir haben einfach insgesamt zu wenig Junge, da können wir eigentlich auf gar keinen verzichten.

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Re: Quiet Quitting und das Ende des "Lebens für die Arbeit"

Antwort von tonib am 13.10.2022, 11:48 Uhr

Die logische Folge ist eine stärkere Privatisierung dieser Leistungen - finde ich nicht wünschenswert.

Nur fatal, dass man glaubt, dem mit Bürgergeld begegnen zu können.

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Re: Quiet Quitting und das Ende des "Lebens für die Arbeit"

Antwort von wolfsfrau am 13.10.2022, 11:51 Uhr

Es werden die falschen Prioritäten gesetzt.
Wie wichtig ist uns als Gesellschaft die Versorgung der Alten und Kranken?

Dazu müssten aber mehr Menschen sich dagegen auflehnen. Es interessiert jedoch nur die, die selber betroffen sind. Die meisten anderen machen sich keine Gedanken zur aktuellen Situation bzw. wissen ja gar nicht, wie es dort ist.

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Re: Und wer finanziert das bitte?

Antwort von Lauch1 am 13.10.2022, 11:54 Uhr

Inwiefern?

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Re: Quiet Quitting und das Ende des "Lebens für die Arbeit"

Antwort von Pamo am 13.10.2022, 12:00 Uhr

Das ist richtig, aber es ist nicht meine Aufgabe, dies zu lösen oder dafür mit regelmäßigen Überstunden einzuspringen.

Würde man mich fragen, könnte ich Lösungsvorschläge beitragen. Will aber keiner von mir hören.

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Re: Quiet Quitting und das Ende des "Lebens für die Arbeit"

Antwort von tonib am 13.10.2022, 12:08 Uhr

Das klingt für mich unvollständig in dieser Kapitalismuskritik, denn von irgendetwas müsst Ihr leben und Euren Kindern Urlaub und das Studium zahlen - die Therapiehundetherapie wird das vermutlich nicht sein.

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Re: Und wer finanziert das bitte? Die Rente.... lol... Die glauben nicht mehr ans Märchen

Antwort von knödelchen00 am 13.10.2022, 12:29 Uhr

... von der Rente!

Generation Zero garantiert nicht.


Und wir? Wir hoffen noch auf eine Rente...
ob wir sie bekommen und wann das ist.... die andere Frage
schwer behindert früher mit 63
jetzt mit 65
bis zu dem Zeitpunkt wird es mit Sicherheit mit 68 so weit sein
Mindestens
Ohne Schwerbehinderung vielleicht mit 70/71/72 who knows..

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Re: Und wer finanziert das bitte?

Antwort von DecafLofat am 13.10.2022, 12:34 Uhr

Kommt drauf an. Sprechen wir uns doch in 2050 nochmals. Ich habe privat vorgesorgt, und tue das noch immer, auf die gesetzliche Rente gebe ich sowieso nichts.
Das laufende: finanziert mein Mann. Wir sind sehr glücklich mit der Aufgabenteilung.

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Re: Und wer finanziert das bitte?

Antwort von Atombiene am 13.10.2022, 12:49 Uhr

Naja, du profitierst halt vom System über deinen Mann. Der darf ruhig im Kapitalismus aufblühen, malochen und sich einen abrackern. Aber das ist okay, er bringt ja genug Geld nachhause. Geld, auf dem du dich ausruhen kannst. Und sag mir nicht, dass dein Mann in seiner Stellung eine ausgewogene Work-Life-Balance hat.

Nein, quiet quitting spielt nicht auf eure Lebebssituation an, sondern auf eine ganz andere gesellschaftliche Problematik.

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Re: Pflege, Versorgung von Kranken

Antwort von cube am 13.10.2022, 12:50 Uhr

Dann sollte man da aber auch evt. mal schauen, wie ungerecht die Betreuung/Versorgung verteilt wird.
Aktuelles Beispiel aus dem Verwandten-/Bekannten-Kreis:
Person A Knie-OP, Standard-Eingriff, wird eigentlich ambulant gemacht - Person A ist aber privat versichert bzw. Beamter. Er darf auf Wunsch 3 Tage im KH bleiben, Rundum-sorglos-Paket im Einzelzimmer.

Person B, gleiche OP. aber GKV - wird ambulant operiert und muss zur Nachuntersuchung am nächsten Tag eben noch mal wieder kommen.

Und dazu sei gesagt, dass Person A sich nach der kurzen OP pudelwohl gefühlt hat - es gab keinen Grund, ihn 3 Tage lang voll im KH zu behalten.

Ebenso muss sich Person A als Beamter keine Gedanken wegen Rente etc machen - Person B hingegen sehr wohl. Und das, obwohl letztere sogar ein paar Jahre länger gearbeitet hat als Person A.

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Re: Und wer finanziert das bitte?

Antwort von Lauch1 am 13.10.2022, 13:12 Uhr

Aber privat vorsorgen kann doch nur jemand mit Einkommen, darum geht es doch.

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Re: Und wer finanziert das bitte?

Antwort von DecafLofat am 13.10.2022, 13:53 Uhr

Womit die Diskussion unweigerlich zum bedingungslosen Grundeinkommen führt.

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Re: Quiet Quitting und das Ende des "Lebens für die Arbeit"

Antwort von Leena am 13.10.2022, 13:53 Uhr

Antiwork kann, glaube ich, auch nicht die Lösung sein, denn die Arbeit ist ja da und muss gemacht werden und man will ja auch einen gewissen Lebensstandard halten. Aber die Frage finde ich schon, wie schafft man eine angemessene Balance und wie viel Arbeit / wie viel Geld braucht man wirklich.

Ich hatte für mich tatsächlich erstmal sehr daran zu knabbern, nach den Erziehungszeiten für die Kinder nicht wieder Vollzeit zu arbeiten, ich bin halt doch so sozialisiert, dass jeder arbeitet, so viel er kann, und sich ordentlich anstrengt und was leistet etc.pp.

Trotzdem arbeite ich jetzt seit dem ersten Kind, also mittlerweile seit über 20 Jahren, doch nur Teilzeit. Ich merke halt, dass meine Ressourcen endlich sind und ich will mich nicht zwischen Kindern (4 Stück, das jüngste mittlerweile 11, dazu noch ein Enkel, 4), Haushalt, Job und Nebenjob komplett "aufreiben", das schaff ich nicht (mehr), da habe ich auch nicht mehr den Ehrgeiz. Ich habe einen ganz guten Job und verdiene in TZ mehr als der Durchschnitt in VZ, dazu zwei abbezahlte Immobilien zusammen mit meinem Mann, ... das passt. Im Moment habe ich nicht den Ehrgeiz, meine Arbeitszeit aufzustocken, damit dann effektiv einfach nur mehr Geld am Konto liegt, das ist es mir nicht wert. Was das Alter betrifft - ja, private Vorsorge und die Häuser.

Meine Eltern hatten beide rund 10 Jahre was von ihrer Rente / Pension und es war hinterher noch übrig, da denke ich, ist mir ein bisschen mehr Lebensqualität durch weniger Arbeitszeit (und mehr Zeit für Kinder, Familie, Haushalt und Nebenjob) mehr wert als etwas mehr Geld am Konto. Selbst wenn ich im Lotto gewinnen würde (gut, dafür müsste ich erstmal spielen, aber egal) - ich würde doch nichts grundsätzlich anders machen als jetzt, ich habe keinen teuren Traum, ich will mir kein Million-Dollar-Haus in der Luxusgegend kaufen und kein teures Auto oder was, insofern... warum sollte ich Lotto spielen, ich will doch gar nichts ändern!

Nicht-Arbeiten würde ich aber auch nicht wollen - ich mag meine Arbeit schon, so an und für sich. Aber mittlerweile bin ich schon lange genug dabei und habe, in meinem Bereich, die "Endstufe" erreicht, wenn ich mehr erreichen wollte, müsste ich schon grundlegendes ändern und mir ein paar Beine ausreißen - und das will ich nicht. Nee, ich mach schon nicht "Dienst nach Vorschrift", ich will mich ja nicht langweilen, aber ein bisschen innere Gelassenheit - ist schon dabei. :)

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Re: Und wer finanziert das bitte? Die Rente.... lol... Die glauben nicht mehr ans Märchen

Antwort von kuestenkind68 am 13.10.2022, 14:06 Uhr

Ich hab schon in den 80ern dem Blüm nicht geglaubt, dass meine Rente sicher ist. Und angefangen, privat vorzusorgen... Was goldrichtig war.

Das Rentensystem wie es derzeit ist, ist eine Verarschung der jungen Generation. Diejenigen, die jetzt in Rente gehen, haben es sich gut eingerichtet und die können vermutlich gerade so noch damit über die Runden kommen, aber in 10, 15 Jahren wird es zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel sein... Und die Politik ignoriert dieses Thema komplett weiter, wie in den letzten 40 Jahren. Ich verstehe das nicht. ... In jedem anderen Europäischen Staat bekommt man eine deutlich höhere Rente... Die Jugend zahlt horrende Beiträge und wird mit einem Almosen von 45 Prozent abgespeist... Aber warum sollte ein Politiker was ändern wollen, die bekommen ja alle ihre schöne Pension und sind nicht betroffen. Was für eine Idiotie, dass diejenigen, die über die Rente entscheiden, gar keine bekommen...

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Re: Und wer finanziert das bitte?

Antwort von Lauch1 am 13.10.2022, 14:37 Uhr

Ja und wer soll dann das finanzieren?

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Re: Und wer finanziert das bitte?

Antwort von DecafLofat am 13.10.2022, 14:48 Uhr

Als Lektüre kann ich das Buch von Götz Werner empfehlen.

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Re: Und wer finanziert das bitte?

Antwort von Lauch1 am 13.10.2022, 14:54 Uhr

Das funktioniert aber alles nicht. Angesichts der wirtschaftlichen Situation kann ich jeder Frau nur dringend empfehlen einen gutbezahlten & Spaß machenden Beruf zu wählen. Oder man hat eben ausreichend geerbt bzw einen extrem zuverlässigen Mäzen.

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Re: Quiet Quitting und das Ende des "Lebens für die Arbeit"

Antwort von miaandme am 13.10.2022, 16:03 Uhr

Der Tenor hier zum Grund lautet: Die jungen Menschen wollen sich nicht abrackern, weil sie sich eh nicht viel leisten können.
Junge Menschen im Bekanntenkreis denken so weit aber nicht.
Hier sind einfach die Ziele nicht so hochgesteckt, wie sie in unserer Generation noch waren. Sie brauchen kein Haus, eine Wohnung tut es auch. Viele wohnen noch lange und gerne bei dem Eltern. Auto ist überflüssig. Work Life Balance steht von vornherein im Vordergrund.
Die Überlegung "egal wie sehr ich mich anstrenge, ein Haus kann ich mir doch nicht leisten" habe ich noch nie gehört.

Ich denke, jede Generation will sich von der Vorgängergeneration abheben, es irgendwie anders machen. Die bisherigen Generationen hatten als Ziel Wohlstandssteigerung. Wollten sich und vor allem für ihre Kinder mehr leisten können.
Wenn ich mir die Kinder hier um mich herum ansehe, die haben schon alles und was sie nicht haben, ist mit geschenktem Geld von Oma, Opa, Tante möglich, so dass sogar große Wünsche kein unerreichbares Ziel sind.

Die Generation, die jetzt und Berufsleben startet, sucht sich andere Ziele. Und um es besser zu machen, als die "Alten" ist das eben nicht der nächste Burnout, sondern Freizeit in den Vordergrund stellen.

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Re: Und wer finanziert das bitte?

Antwort von Lauch1 am 13.10.2022, 16:09 Uhr

„Altersarmut ist ein inflationär verwendeter Begriff“

Wie hoch ist denn die Grundrente? Ich ergoogle da 973 Euro brutto

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Re: Und wer finanziert das bitte?

Antwort von Jana287 am 13.10.2022, 16:10 Uhr

Aber bei allem Respekt, Dein Beispiel zeigt doch deutlich, wie ungerecht das bedingungslose Einkommen wäre.
Warum sollen leistungsbereite Menschen jemandem wie Dir ein Grundeinkommen finanzieren? Es ist gut und okay, wenn du sagst, ich möchte und / oder brauche keine regelmäßige Erwerbsarbeit, aber warum sollten andere Dir noch ein Taschengeld obendrauf schenken?

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Re: Quiet Quitting und das Ende des "Lebens für die Arbeit"

Antwort von Liv20 am 13.10.2022, 20:33 Uhr

In meinem Umfeld bekomme ich auch in den letzten Jahren mehr Unzufriedenheit im Beruf mit als vor 10 Jahren zb.

Und Geld anzusparen oder sich einen besseren Lebensstandard zu leisten ist auch schwieriger geworden.

Ich bin 34. Mein Vater hat in dem Alter sein eigenes Haus besessen (mit Mitte 40 dann abbezahlt) , hatte sein Auto, sein Motorrad und einen Roller. Er hat sich 2 mal im Jahr Urlaub leisten können.
Er hat einen Hauptschulabschluss und eine handwerkliche Ausbildung gemacht.

Wer kann das heute noch?
Vielleicht sieht die Generation was Arbeit einem damals gebracht hat und ist frustriert, mit genau dem selben nicht annähernd das gleiche erreichen zu können. Vielleicht ist es das ja dann auch gar nicht wert.

Der Fachkräftemangel macht dann eine solche Einstellung auch leichter, du wirst nicht morgen ersetzt, nur weil du bloß das nötigste tust.

Wenn ich aber wieder an meinen Vater (damals alleinerziehend) denke, der krank arbeiten ging, und auch mich krank bei irgendwem der Zeit hatte abgeladen hat, auch wenn ich eigentlich zum Arzt gemusst hätte, und der mich in der 1. Schwangerschaft wie auch jetzt in der 2. Schwangerschaft als aller erstes fragt, ob ich meinem Chef gegenüber kein schlechtes Gewissen habe, dann kommt es mir persönlich auch falsch vor, sein Leben komplett der Arbeit zu widmen. Zumindest wenn der Beruf nicht Berufung ist, und man dafür brennt...

Auf der anderen Seite natürlich auch sehr lästig, wenn jeder Handwerker, jeder Verkäufer und Kellner, jede Krankenschwester und jeder altenpfleger (etc) nur noch halbherzig das allernötigste tut.

Mein Gefühl (mit vielen Dingen, hier auch, jetzt über Generationen gesehen) man geht oft erstmal von einem extrem ins andere, bevor sich etwas in der mitte einpendelt

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Lauch du immer mit MINT

Antwort von Herbstlaub0 am 14.10.2022, 10:00 Uhr

Für MINT Fächer muss man sich schon auch interessieren und eine "Begabung" dafür haben! Der Job sollte schon auch zu einem passen und nicht weil da grad jemand gesucht wird. Erlebe es selbst bei der Arbeit was dabei rauskommt, wenn Leute den Job machen, nur weil Leute dafür gesucht wurden und eigentlich sind sie völlig fehl am Platz.

Ich würde auch meinen Job sofort kündigen, wenn ich genug Geld hätte! Nicht weil er mir nicht Spaß macht, aber die Umstände haben sich die letzten 10 Jahre extrem geändert und so ist es nervig geworden.

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Re: Quiet Quitting und das Ende des "Lebens für die Arbeit"

Antwort von kea2 am 14.10.2022, 18:58 Uhr

Wenn ich mir das Einstellungsverhalten meines Arbeitgebers angucke (IT), dann gibt es sehr wohl vernünftiges Personal.

Das Problem ist, dass der Vollzeit arbeitende Plug-and-Play-Arbeitnehmer für wenig Geld gesucht wird.
Home Office ist hier auch nicht in großem Umfang möglich, egal, ob man vor Ort etwas tun müsste oder nicht. Man verzichtet also auf Kräfte, die weiter weg wohnen und nicht umziehen wollen/können.

Hier werden keine Teilzeit-Kräfte oder ITler eingestellt, die man für die spezielle Aufgabe weiterbilden müsste. Von denen gäbe es genug.
Stattdessen wird lieber von irgendwo auf der Welt irgendwer hergeholt, der die Microsoft- oder was auch immer Dokumentation auswendig gelernt hat, und kein Deutsch, und nur schlechtes Englisch spricht.
Die arbeiten billig und lassen sich alles gefallen, weil sie in Europa bleiben wollen.

Komplexe IT-Probleme lassen sich aber nicht in Radebrech besprechen. Die deutschsprachigen Kollegen sprechen nämlich meistens auch kein tolles Englisch.
Außerdem sind diese Kollegen von irgendwo auf der Welt oft nicht in der Lage, sich flexibel auf Systeme und Probleme jenseits der Doku einzustellen.
Dieses Theater und eine komplett unfähige IT-Abteilungsleiterin, führen dazu, dass mittlerweile fast alle deutschsprachigen Kollegen gekündigt haben oder planen, dies demnächst zu tun, egal, ob sie schon eine neue Stelle haben oder nicht.

Und schon reiht sich ein weiteres Unternehmen in das scheinheilige Gejammer ein, dass es keine ITler auf dem Arbeitsmarkt gäbe.

Dazu kann ich nur sagen, dass der IT-Arbeitsmarkt noch zu arbeitgeberfreundlich ist.
Wenn Teilzeitkräfte und ältere Arbeitnehmer eingestellt werden, anständig bezahlt wird und von den Unternehmen weitergebildet wird und sich DANN keiner mehr findet, DANN gibt es zu wenige ITler.

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Re: Und wer finanziert das bitte?

Antwort von kea2 am 14.10.2022, 19:28 Uhr

Wer bekommt denn von uns und den Jüngeren noch eine Rente, von der man gut bis mittelmäßig leben kann?

Dafür muss man lange Vollzeit arbeiten UND gut verdienen.
Alle anderen werden von der Hand in den Mund leben müssen, wenn sie es überhaupt bis zur Rente schaffen.
Meine Eltern sind mit 60 bzw. 69 gestorben und das ist nicht super selten.
Nicht wenige werden mit 60, 70 schwer krank und können nichts mehr machen, was ihnen Spaß macht.

Um mich herum fallen die Leute gerade reihenweise mit Burn-Out aus. Daneben erfreuen sich Bandscheibenvorfälle und andere stressbedingte Krankheiten steigender Beliebtheit.
Und wir sind Generation X und nicht diese jüngere Generation, der man nachsagt, sie seien zu Weicheiern erzogen worden.
Die Anforderungen auf der Arbeit sind mittlerweile häufig so mörderisch, dass niemand das jahrzehntelang aushält ohne Schaden zu nehmen.
Das hat viele Ursachen, aber garantiert nicht die, dass ein Großteil der Arbeitnehmer Weicheier wären.

Wahrscheinlich hat die jüngere Generation lediglich gelernt, dass man mehr auf sich achten sollte, weil das seit einigen Jahren vernünftigerweise mehr im Fokus steht als früher.

In meiner Generation sind auch viele, die sich fragen, wozu sie sich eigentlich kaputt schuften sollen.
Ich gehöre ebenfalls dazu und überlege gerade, meinen IT-Job zu schmeißen, bevor ich mich bei den Burn-Out-Betroffenen einreihe oder eine Depression bekomme. Bei meinem Mann geht es auch in die Richtung.

Wenn man chronisch krank wird, hat man nichts mehr davon, dass man tapfer die Zähne zusammen gebissen und weiter malocht hat.
(In dem Zusammenhang: Die Verschreibung von Beißschienen, weil die Leute vor lauter Stress nachts mit den Zähnen knirschen oder pressen, hat in den letzten Jahren sehr stark zugenommen. In meinem Bekanntenkreis hat mindestens die Hälfte eine.)

Dass langsam viele Leute die Notbremse ziehen und beruflich aussteigen oder sich dem Stress gar nicht erst aussetzen wollen, kann ich niemandem verdenken.

Ja, das wird die Wirtschaft und unseren Staat schädigen.
Aber anders kapiert die da oben ja nicht, dass sich etwas ändern muss. Geredet wird seit 20 Jahren und es wird nur immer schlimmer.

Es ist dringend notwendig, dass ALLE Menschen wieder vernünftig von ihrem Lohn leben können und die Perspektive haben, dass sie auch im Alter gut leben können.
Außerdem ist es dringend notwendig, dass Arbeitsprozesse von überflüssigem Ballast befreit und Arbeitnehmer entlastet werden.
Wir brauchen keine Produktivität, die so aussieht, dass heute in 45 Stunden geschafft wird, wofür froher 55 bis 60 Stunden gebraucht wurden.

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Dass DU diesen Tberapiehundeführerkram machen kannst, ist doch ein Auswuchs...

Antwort von Sille74 am 16.10.2022, 7:50 Uhr

... des uns angeblich so fickenden Kapitalismus.

Dein Alter verdient viel zu viel Geld für etwas, das eigentlich keiner wirklich braucht ("Finanzbranche"), und Du kannst Dir deswegen so Späßchen wie den Therapiehundequatsch (was sicher manchen hilft, aber im Ernstfall auch keiner braucht) leisten.

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DU bist für mich die klassische (heuchlerische) Salonkommunistin!

Antwort von Sille74 am 16.10.2022, 10:06 Uhr

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