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Geschrieben von Daffy am 18.03.2016, 10:37 Uhr

Norbert Blüm bei Stern-TV

>Wenn die Menschen freiwillig im Matsch in Idomeni blieben, in Nässe und Kälte und unter menschenunwürdigen Bedingungen, mit kranken Kindern etc., wie schlimm müsse es sein, wenn das besser sei als das, was sie zu Hause hatten?

Die einzigen, die sich Schlamm und Kälte nicht ausgesucht haben, sind die Kinder. In Idomeni stehen seit Wochen Busse zu Alternativquartieren.

Den Beitrag habe ich nicht gesehen, aber auch sonst gibt es zur Zeit ja kaum ein Entrinnen vor Herrn Blüm, der sich wahrscheinlich zum Sterben gelangweilt hat in seinem unbeachteten Rentnerdasein.

Abgesehen davon, dass er als vermeintlicher Merkel-Abgesandter dort wahrscheinlich falsche Hoffnungen geweckt hat (als nächstes kommt Mama Merkel persönlich oder schickt wenigstens Busse, sie sagt ja auch dauernd, dass sie gegen die geschlossenen Grenzen ist, es wäre also eigentlich nur logisch...), durfte man seine triefäugige Weihnachtsmann-Attitüde schon zu seinen aktiven Zeiten nicht zu ernst nehmen.

Aber mir gefiel der Kommentar von Herrn Broder :

"Er (Blüm) sagte: "Man muss sich nur mal in die Lage versetzen. Ich würde denen, die da große Töne spucken, mal empfehlen, drei Tage hier zu sein. Dem österreichischen Bundeskanzler, dem slowakischen, der polnischen ... Eine Schande für Europa."
Dass Blüm in diesem Zusammenhang die deutsche Kanzlerin verschonte, konnte mit den bevorstehenden Wahlen in drei Bundesländern zu tun haben. Oder auch damit, dass die Kanzlerin erst vor Kurzem gesagt hat, es gebe "genug Übernachtungsmöglichkeiten in Griechenland".
...
Die mehrfache Fortsetzung des "Dramas von Idomeni" ließe sich nur vermeiden, wenn "Mama Merkel" jeden einzelnen Flüchtling persönlich abholen oder Hunderte von Bussen schicken würde, um sie unterwegs einzusammeln. Mit beidem ist derzeit nicht zu rechnen. Das könnten, müssten die Flüchtlinge eigentlich wissen.
...
Gibt es für diese Art der Beharrlichkeit eine halbwegs vernünftige Erklärung? Ja. Anders als im hedonistischen Europa, wo Jugendliche, denen der Einlass in eine Disko verweigert wurde, wegen einer posttraumatischen Belastungsstörung behandelt werden müssen, gilt in der arabisch-islamischen Kultur das Leiden als ein Wert an sich.

Das festzuhalten grenzt in Zeiten der Political Correctness an "kulturellen Rassismus", macht die Feststellung aber nicht weniger wahr. Märtyrer zu werden, sich zu opfern ist in der arabisch-islamischen Welt als Lebensziel ebenso weitverbreitet wie unter deutschen Jugendlichen der Wunsch, Eventmanager zu werden. Familien von Märtyrern genießen großes Ansehen. Der Stolz auf ihre Kinder – vor allem Söhne, aber auch immer öfter Töchter – lässt weder Trauer noch Scham aufkommen.

Dazu kommt noch etwas. Das Gefühl, für das eigene Schicksal verantwortlich oder wenigstens mitverantwortlich zu sein, ist, freundlich formuliert, extrem schwach entwickelt. Geht etwas schief, sind immer andere schuld: der Kolonialismus, der Kapitalismus, der Imperialismus, der Zionismus, der Westen an sich und die Unmoral, die er überall verbreitet.
...
Auch die Eltern der Kinder, die uns jeden Tag aus großen traurigen Augen hilfesuchend ansehen, fühlen sich für die Leiden ihrer Kinder nicht verantwortlich. Schuld sind diejenigen, welche die Grenzen dichtgemacht haben, die Grenzen zwischen Griechenland und Mazedonien, Mazedonien und Serbien, Serbien und Kroatien, Kroatien und Slowenien, Slowenien und Österreich, Österreich und Deutschland. Offenbar gehen die meisten Flüchtlinge davon aus, dass das Recht, nach Deutschland kommen zu können, sich in Deutschland niederlassen zu dürfen, ein unverhandelbares Grundrecht ist.
...
Dafür, dass sie am Ende enttäuscht werden, weil sie sich das Leben in Deutschland ganz anders vorgestellt haben, werden sie nicht sich, sondern den überforderten Gastgebern die Schuld geben. Die sind es, die sich nicht genug Mühe gegeben haben, sie zu verstehen."

http://www.welt.de/debatte/henryk-m-broder/article153311048/Was-Bluemchen-in-Idomeni-zu-sehen-bekam.html

 
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