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Geschrieben von susa am 16.08.2006, 6:38 Uhr

G. Grass und so...

Oh, habe eben erst gelesen, dass seine Biographie erstellt wird. Doof ist er nicht und kluger Zug.
Aber ich wuerde mir wuenschen, dass die Medien mal wichtige Themen aufgreifen und das darueber so diskutiert wird, wie ueber ein spaetes "Gestaendnis".
Z.B: Die Aids-Waisen in Afrika. Habe (zumindest hier in Kanada) noch nicht viel darueber gehoert. 8-Jaehrige ersetzen die Mutterrolle.....Grossmuetter ziehen ihre Enkel (manchmal mehr als 12 Kindern) auf....
Es ist zum HEULEN! Nach denen kraeht kein Hahn. Auch nicht nach den "Kindersoldaten".
Ich geh mal lieber, hab grade den vollen Frust.
LG
Susanne

 
8 Antworten:

Re: G. Grass und so...

Antwort von steffi528 am 16.08.2006, 7:55 Uhr

Hallo Susa

Das Thema Günther Grass ist auch wichtig, denn an diese Berichterstattung können wir sehen, wie weit wir das Thema Faschismus, 3. Reich etc. verarbeitet haben.

Günther Grass hat immer gern Politiker und andere Personen des öffentlichen Lebens kritisiert. Er war sehr streng, hat aber auch zu Diskursionen angeregt.
Nun hat er "reinen Tisch" gemacht und mitgeteilt, das da auch ein schwarzer Fleck in seiner Vergangenheit ist.

Nun ist die Frage, ob man einem damals sienzehnjährigen (meiner Meinung nach noch einem Kind) zum Vorwurf machen kann und darf, in der Waffen-SS gewesen zu sein. Wissen Siebzehjährige was sie tun?
Da spannt sich auch wieder der Bogen zu den Kindersoldaten, die Du angesprochen hast. So ist die Diskursion um Günther Grass in Teilaspekten schon eine wichtige Fragestellung.
Ich bezweifele, das Grass wirklich freiwillig in der Waffen-SS war, so wie ich auch bezweifele, das die Kindersoldaten dies freiwillig tun (vor ein paar Wochen kam im deutschen Fernsehen ein ziemlich heftiger Film über dieses Thema).
Natürlich wird in den Medien eher weniger darüber diskutiert, ob man Kindern und Jugendlichen die Teilnahme in Kampfeinheiten zum Vorwurf machen darf. Statt dessen wird Günther Grass plötzlich als "Monster" dargestellt und soll seinen Nobelpreis wieder abgeben. Da hatte er in der Vergangenheit zuviel kritisiert und sich unlieb gemacht, so daß jetzt ohne Nachdenken in den Medien auf ihm rumgehackt wird.

Viele Grüße nach Kanada

Steffi

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Es geht nicht darum ob Grass in der Waffen-SS war

Antwort von Schwoba-Papa am 16.08.2006, 8:25 Uhr

sondern daß er es 60 Jahre lang wohl "vergessen" hat ! Was er als 17jähriger getan hat interessiert doch wirklich keinen, daß er aber anderen teilweise sehr moralapostelnd Vorwurfe machte gibt dem ganzen eine gewisse Note !

Er erinnert mich damit an Friedman, dr auch Wasser betete und Wein trank !

Man ging einfach jahrelang von falschen Voraussetzungen aus. Irgendwie ist es so als ob man nun feststellen würde Zukowski oder Jöcker waren mal wegen Kindesmißbrauch vor Gericht.

Grass wird aber sicher deswegen literarisch nicht zurückgestuft, den Nobelpreis hätte er aber so nicht bekommen.

Grüßle

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Re: Es geht nicht darum ob Grass in der Waffen-SS war

Antwort von Nurit am 16.08.2006, 8:53 Uhr

Ich stimme Schwoba zu: es geht darum, dass Grass immer den moralischen Zeigefinger besonders hoch gehoben hat und in seinen Werken die deutsche Schuld immer wieder zum Thema gemacht hat und da wäre dieses Detail aus seinem Leben wichtig zu wissen gewesen; warum schweigt jemand, der den Nationalsozialismus so zu seinem Thema macht sich über seine (unfreiwillige?)Rolle in dieser Zeit so aus? Und wieso fällt es ihm gerade jetzt (neues Werk am Start)wieder ein? Darf jemand den Moralapostel geben, der unehrlich mit seiner eigenen Vergangenheit umgeht; eben jener Zeit, die er zu seinem Hauptthema gemacht hat? Ich denke ja wohl eher nicht... Eigentlich würde ich so weit gehen zu sagen: er hätte den Nobelpreis ehrlicherweise nicht entgegennehmen dürfen.

LG,
Kathrin

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Re: Es geht nicht darum ob Grass in der Waffen-SS war

Antwort von steffi528 am 16.08.2006, 9:13 Uhr

Habe ich doch oben auch gesagt ;-), das er ne Menge Leute auf den Fuß getretten hat.
Wird man, je mehr man andere kritisiert dann denn auch strenger bewertet? Es gibt genug ähnlicher Fälle, nicht nur im intelektuellen Berich, sondern ganz aktuell ja auch im (Rad)Sport.
Natürlich kann man jetzt auch sagen: Grass hat sich "Geoutet" um wieder in die Öffentlichkeit zu gelangen. Vielleicht war auch jemand ihm auf der Spur. Vielleicht wollte er etwas Verdrängtes für sich abarbeiten, immerhin ist er nicht mehr der Jüngste (und kann in dem Alter auch mit dem plötzlichen ableben rechnen)
Vielleicht hat er all die Jahre deshalb den Moralapostel abgegeben, weil er für sich und mit sich ein Problem hatte. Das sind jetzt nur Mutmassungen meinerseits.
Ich denke, jeder hat irgendwo etwas, was er /sie am liebsten "vergessen" will oder auch vergißt.

Mit der Rückgabe von Nobelpreisen: Da müsste meiner Meinung nach jeder zweite Preis zurück gegeben werden und fast alle Politiker wegen Meineid in den Knast ;-)

Grüße

Steffi

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Re: Es geht nicht darum ob Grass in der Waffen-SS war

Antwort von Elisabeth mit Fumi & Temi am 16.08.2006, 11:34 Uhr

Sorry, aber für mich hat Grass gelitten. Nicht, weil er in der Waffen-SS war, mit 17 Jahren macht man Fehler (Joschka war schon erheblich älter, als er Steine geschmissen hat). Aber ich zweifle jetzt tatsächlich an seiner Intelligenz.

Er hätte mit diesem "Jugendfehler" Glaubwürdigkeit gewinnen können, wenn er ihn nicht elegant und ABSICHTLICH unter den Teppich gekehrt hätte. Von der Warte "Ich habe den gleichen Fehler gemacht, aber daraus gelernt", wäre er noch glaubwürdiger und authentischer rübergekommen.

Er hat es ja nicht "vergessen zu erwähnen", er hat tatsächlich gelogen. Er hat mehrfach davon erzählt, daß er mit 17 zur Wehrmacht eingezogen wurde. Jeder Depp kennt den Unterschied zwischen Wehrmacht und Waffen-SS. Er hat also nicht "Details verschwiegen" er hat gelogen, und zwar in einem wesentlichen Punkt.

Seine Bücher sind und bleiben Klassiker der Weltliteratur. Aber Grass als moralische Instanz ist für mich weg vom Fenster. Schade, daß sich die deutschsprachigen Intellektuellen derzeit reihenweise selbst demontieren. Friedmann, Handke, jetzt Grass.

Gruß,
Elisabeth.

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Friedman hat ja nun eher Wasser gepredigt

Antwort von Moneypenny77* am 16.08.2006, 15:22 Uhr

und Schnee geschnupft, als Wein getrunken ;-)

In die Waffen-SS ging man freiwillig. Im Krieg haben viele für Hitler gekämpft, die bei weitem nicht hinter seiner Ideologie standen, aber keine andere Wahl hatten. Soldat allein gewesen zu sein ist noch kein Manko.

Die Waffen-SS war das Schlimmste, was es an Mördern und Menschenverachtern und man kann sich nicht so leicht davon reinwaschen, dort mitgemacht zu haben.

Nun möchte ich nicht wissen, was er dort erlebt hat, was ihn vielleicht veranlasst hat, 62 Jahre lang nicht darüber reden zu könne. Komisch war das sicher rückblickend nicht. So mancher möchte gern vergessen, was er anderen in dieser Zeit angetan hat.

Glaubwürdiger wäre allerdings, die ihm gegebene Macht der Sprache und Worte zu nutzen, aufzuklären und abzubringen, statt zu schweigen

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Re: Es geht nicht darum ob Grass in der Waffen-SS war

Antwort von Nurit am 16.08.2006, 15:37 Uhr

Ich finde, dass Grass vielen Menschen, die tatsächlich an ihn als moralische Instanz glaubten, entschuldigen könnte, denn ich glaube, dass er gerade deren Vertrauen mißbraucht hat (meins nämlich z.B. nicht, denn ich fand viele seiner Äußerung sowieso unangebracht).
Wisst Ihr noch, wie er von Reich-Ranicki eine öffentliche Entschuldigung forderte, als der seinen Roman "Ein weites Feld" verriß?
Von GG kommt aber nur Rechtfertigung und persönliches Beleidigtsein ob der Kritik, die es jetzt hagelt. Größe zeigt er nicht, denn das hätte bedeutet, zu seinen Fehlern zu stehen-klar; er ist auch nur ein Mensch, aber ein Mensch, der durch sein Wirken Verantwortung hat und das scheint ihm ja nicht ganz klar zu sein..

Sein Werk wird natürlich jetzt durchleuchet und es wird gedeutelt, was er nun wie gemeint haben könnte; das finde ich auch übertrieben - aber trotzdem eine logische Folge der Ereignisse.

LG,
Kathrin

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Es muffelt

Antwort von susa am 17.08.2006, 2:18 Uhr

irgendwie stark nach Werbetrommel.Eben weil jetzt seine Buecher nochmal unter einem anderen Aspekt gelesen werden und das seiner erscheinenden Biografie auch noch einen guten Boost gibt.
Moneypenny, angeblich wollte er freiwillig zu den U-Booten, die waren aber schon voll.Lt. Grass hat die SS 44/45 dann Jeden eingezogen...

Oben wurde schonmal erwaehnt, es muessten so einige den Nobelpreis zurueck geben. Das stimmt. Den allerdings anzunehmen ist nochmal eine ganz andere Sache und wirft ein schwaches Bild - gerade auf Moralapostel.
Naja, nach wie vor bleibt er ein bedeutender deutscher Schriftsteller.Mich wuerde nur interessieren ob er einer der einzigen bei der SS war, der nicht gemordet hat.

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