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Geschrieben von Mamamel am 04.05.2010, 15:41 Uhr

Ein Beschwerdebrief von Stern-Autor WALTER WÜLLENWEBER an die lieben Griechen!!!

>
> "Liebe Griechen!
> Kennt Ihr das bei Euch auch, eine Tante, die einem die ganze Kindheit
> und Jugend hindurch
> das Sparschwein füttert? Beim ersten Fahrrad, dem ersten Radio, der
> ersten Urlaubsreise -
> immer gibt sie ein paar Scheine dazu. Und dafür verlangt sie nichts
> weiter
> als ab und zu mal ein freundliches Dankeschön. Liebe Freunde, dies ist
> ein Brief von Eurer
> Geldtante. Keine Angst, Ihr müsst nicht Danke sagen. Das Einzige, was
> wir uns wünschen, ist: Versetzt Euch
> mal in unsere Lage.
>
> Seit 1981, seit 29 Jahren, gehören wir zur selben Familie, zur EU. Kein
> anderes
> Familienmitglied hat in dieser Zeit so viel Geld in die
> Gemeinschaftskasse gesteckt wie wir,
> nämlich netto rund 200 Milliarden Euro. Und pro Nase hat kaum einer so
> viel bekommen wie
> Ihr, zusammen netto fast 100 Milliarden. Rund die Hälfte also von dem,
> was wir in den EUTopf
> gekippt haben, habt Ihr mit großer Kelle abgeschöpft. Oder anders
> ausgedrückt: Rein
> rechnerisch haben wir Deutschen mit den Jahren jedem von Euch
> Griechen, vom Säugling bis
> zum Greis, über 9000 Euro geschenkt. Einfach so. War doch nett, oder?
> Freiwillig hat wohl noch nie ein Volk ein anderes über einen so langen
> Zeitraum so großzügig
> unterstützt Ihr seid fürwahr unsere teuersten Freunde.
>
> Wie es uns dabei ging, in all den Jahren, das habt Ihr nie gefragt. Ich
> vermute, auch heute
> brennt Ihr nicht gerade darauf, etwas über unsere Sorgen zu erfahren.
> Ich erzähle es Euch
> trotzdem: Unsere Straßen sind so löchrig wie antike Bauwerke, weil uns
> das Geld für die
> Instandhaltung fehlt. Bibliotheken und Schwimmbäder werden geschlossen.
> Manche Städte schalten nachts jede zweite Straßenlaterne aus, weil sie
> die Stromrechnung nicht bezahlen
> können. Im Gegensatz zu Euren steigen unsere Löhne seit der
> Einführung des Euros praktisch
> gar nicht mehr. Und jetzt sollen wir auch noch Euch Griechen retten. Die
> Sorgen um Euch, die
> haben uns gerade noch gefehlt.
>
> Ihr habt Euch unser Misstrauen redlich verdient: Im Sommer fackelt Ihr
> regel mäßig dieses
> schöne Land ab, das Gott Euch geschenkt hat Und dann ruft Ihr nach
> unserer Feuerwehr, weil
> Ihr es nicht allein gelöscht kriegt. Ihr wollt alle in den
> öffentlichen Dienst, aber keiner will
> Steuern zahlen. Wenn auch nur ein Teil der Berichte stimmt, die wir in
> den vergangenen
> Wochen lesen mussten, dann seid Ihr offenbar nur bereit zu arbeiten,
> wenn Ihr dafür
> Schmiergeld bekommt. Vor allem Eure Ärzte und das Krankenhauspersonal
> langen kräftig zu.
> Ihr betrügt Euch also gegenseitig, wo Ihr nur könnt. Das kann uns egal
> sein. Doch Ihr betrügt
> auch uns. Seit vielen Jahren. Das ist uns nicht egal.
>
> Ihr kassiert für mehr Olivenbäume EU-Subventionen, als in Euer Land
> passen. Offenbar
> versteht Ihr doch was von Buchführung, denn um die
> Stabilitätskriterien für den Euro zu
> erfüllen, habt Ihr Eure Bücher so systematisch und geschickt
> gefälscht, dass die Brüsseler
> nichts gemerkt haben. In Wahrheit habt Ihr den Euro nie verdient. Trotz
> Eurer erschwindelten
> Daten ist es Euch seit der Einführung des Euro noch nie gelungen, die
> Stabilitätskriterien zu
> erfüllen. Um Eure Wirtschaft größer erscheinen zu lassen, habt Ihr
> Euch 2006 einen hübschen
> Taschenspielertrick einfallen lassen und kurzerhand die Erlöse aus
> Geldwäsche,
> Rauschgifthandel und Schmuggel in die jährliche Wirtschaftsleistung
> Eurer stolzen Nation angerechnet.
>
> Über Jahrzehnte mehr Geld ausgeben, als man sich erarbeitet, wie
> selbstverständlich auf
> Kosten von anderen zu leben, laufend betrügen und tricksen - das kann
> nicht ewig gut gehen.
> Irgendwann bricht das Kartenhaus zusammen. Irgendwann ist jetzt. Streng
> genommen seid Ihr pleite.
>
> Macht Euch keine Illusionen. Wenn Angela Merkel verspricht,
> "Griechenland wird nicht allein
> gelassen", dann geht es unserer Kanzlerin und uns Deutschen nicht mehr
> um Euch Griechen.
> Unsere Sorge gilt allein unserer eigenen Zukunft Das Unglück ist nur:
> Wir sind an Euch gekettet.
> Wenn Ihr untergeht, zieht Ihr uns mit unter Wasser. Zum Beispiel durch
> die 300 Milliarden Schulden,
> die Ihr mit den Jahren aufgetürmt habt. Rund 30 Milliarden davon
> gehören den Sparern bei deutschen Banken,
> in Form von Staatsanleihen. Ob Ihr das jemals zurückzahlen werdet?
> Euretwegen geht der Euro in die Knie.
> Uns droht die Inflation. Das bedeutet: was deutsche Sparer auf dem
> Sparbuch oder in Lebensversicherungen für die
> Zukunft zurückgelegt haben, wird immer weniger wert. Wegen Euch. Solche
> Gedanken sind
> Euch natürlich fremd, denn sparen oder investieren ist nicht Euer Ding.
> Ihr haut die Euros lieber raus.
> In der EU seid Ihr Griechen d as Volk, das von seinem Geld den größten
> Anteil für den Konsum verprasst.
>
> Die Regierungschefs der EU haben zwar beschlossen, dass Ihr keine
> direkten Finanzhilfen bekommen sollt.
> Erst mal. Doch Ihr braucht Hilfe. Und in der EU bedeutet Hilfe am Ende
> immer Geld, genauer: unser Geld.
>
> So langsam wird uns Deutschen klar: Zuerst mussten wir die Banken
> retten, jetzt müssen wir
> Euch Griechen retten und schließlich alle Länder mit einer
> Schweinewirtschaft -die "PIIGS",
> Portugal, Italien, Irland, Grieche land, Spanien. Ein Staatsbankrott
> eines dieser Länder, darin sind sich die
> Experten ausnahmsweise einig, wäre eine Tragödie, die selbst die
> Bankenkrise wie ein Lustspiel erscheinen ließe.
>
> Kluge deutsche Staatsrechtler haben schon vor der Einführung des Euro
> gewarnt: Die Wirtschaftsunion kann
> ohne die politische Union nicht funktionieren. Sie hatten recht. Jetzt
> erkennen wir das dramatische Demokratie-Defizit.
> Wir Deutschen sind von den Entscheidungen der Regierung Griechenlands
> abhängig. Aber wir können sie
> nicht wählen. Ihr Griechen könnt sie wählen, aber Ihr habt ganz
> andere Interessen. Wir wollen, dass Euer
> Ministerpräsident Georgios Papandreou sein Sparprogramm durchzieht.
> Mindestens. Besser wär's, wenn er beim Reformieren noch einen Zahn
> zulegte. Aber Ihr wollt das ganz offensichtlich nicht.
> Ihr macht, was Ihr immer macht: Ihr streikt. Letzte Woche der
> öffentliche Dienst, nächste Woche alle,
> Generalstreik.
> Liebe, teure Griechen, wenn Ihr nächste Woche auf die Straße geht,
> dann streikt, dann demonstriert,
> dann protestiert Ihr nicht gegen Eure Regierung, sondern gegen uns. Dem
> Zorro, der Euch stets gerettet hat und
> weiter retten soll, dem versetzt Ihr einen Tritt zwischen die Knie.
> Liebe griechische Finanzbeamte, geht nächste Woche bitte nicht
> streiken, sondern treibt endlich mal die Steuern
> Eurer Millionäre ein, von denen Ihr bislang fürs Wegschauen so
> fürstlich entlohnt werdet.
>
> Liebe griechische Ärzte, geht nächste Woche bitte nicht streiken,
> sondern behandelt Eure Patienten.
> Von jetzt an, ohne vorher um einen Geldumschlag zu bitten. Und dann
> versteuert einfach Euer Einkommen.
> Ja, dann könnt Ihr Euch den nächsten Porsche erst ein Jahr später
> bestellen. Ihr werdet es überleben.
>
> Liebe Rentner Griechenlands, wenn bei uns jemand sein ganzes Leben lang
> gearbeitet hat, bekommt er nicht
> mal 40 Prozent seines durchschnittlichen Einkommens als Rente. Damit
> sind wir auf dem viertletzten Platz der
> OECD-Länder. Und wer ist auf Platz eins? Richtig: Ihr. Über 95 Prozent
> Eures durchschnittlichen Einkommens
> gönnt Ihr Euch als Rente. Um das< BR>> hinzukriegen, greift Ihr wieder
> in die Trickkiste: Ihr bezieht einfach die
> Rentenhöhe nicht aufs ganze Leben, sondern nur auf die letzten drei bis
> fünf Arbeitsjahre. Darum ist es bei Euch
> üblich, dass der Arbeitgeber den Lohn am Ende noch mal kräftig erhöht
> Von dem Geld, mit dem wir Euch fast
> 30 Jahre lang gesponsert haben, gönnt Ihr Euch eine komfortablere
> Altersversorgung, als wir uns leisten können.
> Findet Ihr das gerecht? Also, liebe Rentner in Griechenland: Ihr seid
> die Generation, die diese Misere verursacht hat.
> Jetzt haltet mal die Füße still, geht nicht demonstrieren, und lasst
> Eure Regierung die Sparpläne durchziehen.
>
> Und, liebe Bürger Griechenlands, redet Euch nicht damit heraus, Eure
> Politiker seien allein schuld an der Katastrophe.
> Ihr habt doch die Demokratie erfunden und solltet wissen, dass Ihr, das
> Volk, regiert und damit verantwortlich seid.
> Niemand zwingt Euch, Steuern zu hinterziehen, Schmiergelder anzunehmen,
> gegen jede vernünftige Politik zu streiken und korrupte Politiker zu
> wählen.Politiker sind Populisten. Die machen genau, was Ihr wollt.Sicher
> werdet Ihr jetzt einwenden:
> Ihr Deutschen, Ihr seid doch auch nicht viel besser. Stimmt. Ein
> Rentensystem, dem kaum einer noch traut, Beamtenpensionen,
> von denen niemand weiß, wie sie in der Zukunft bezahlt werden sollen,
> ein Steuersystem, das so aussieht, als hätten
> erfahrene Hinterzieher es sich ausgedacht, und vor allem ein
> Schuldenberg, der irgendwann ins Rutschen gerät und alles
> unter sich begräbt -genau diese Probleme haben wir auch. Und Ihr seid
> uns auf diesem Pfad der Untugend nicht so weit voraus,
> wie viele glauben. Früher habt Ihr Griechen uns den Weg gewiesen, habt
> der Welt die Demokratie,die Philosophie und das erste Verständnis für
> Nationalökonomie beigebracht.
> Jetzt weist Ihr uns wieder den Weg. Nur ist es diesmal der Irrweg. Da,
> wo Ihr seid, geht's nicht weiter.
>
> Herzliche Grüße,
> Walter Wüllenweber

 
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