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von Leena  am 07.08.2014, 13:31 Uhr

Seltsam verwobenes Muttertochterabhändigkeitsverhältnis...

...trifft die Sache vermutlich mal wieder ziemlich genau auf den Kopf, Nikas.

Im Grunde zieht es sich, in gewisser Weise, schon durch die Familiengeschichte. Meine Mutter ist ein Kriegskind, ihr Vater war keinen Monat vor Kriegsende auf dem "Rückzug" gefallen, und ihre Mutter war quasi der Fixpunkt in ihrem Leben. Meine Mutter hat im Krieg und auf der Flucht sicherlich einiges miterlebt, was nicht "kindgeeignet" war, mit mehrfachen Vergewaltigungen ihrer Mutter in Gegenwart der Kinder etc. pp. Ich glaube, das seltsame, extrem distanzierte Verhältnis meiner Mutter zu körperlichen Themen und Sexualität an sich könnte da begründet sein... (von daher wäre es für meine Mutter echt unbegreiflich, dass ich freiwillig abends von 9 bis Mitternacht mit meinem Mann Spaß haben können wollte - auch wenn eine gute Ehefrau natürlich willig ist, wenn ihr Mann das möchte - O-Ton meiner Mutter in ähnlichem Kontext).

Für meine Mutter war jedenfalls ihre Mutter der wichtigste Mensch im Leben, glaube ich, und das Wort meiner Großmutter war für meine Mutter Gesetz (auch wenn das mehrfach zu Zusammenstößen zwischen meiner Großmutter und meinem Vater führte und die beiden eine gewisse Distanz zueinander hatten).

Meine Mutter hat täglich mit ihrer Mutter telefoniert, jeden Abend am Telefon ausgiebig alles erzählt, was es gegeben hatte. Das gehört zu meinen prägendsten Kindheitserinnerungen - ich lag in meinem Bett, die Tür nicht ganz geschlossen, und meine Mutter, die den ganzen Tag immer mit Leidensmiene und traurigen Sprüchen herumgelaufen war, griff zum Telefonhörer, schaltete ihre Stimme auf "vollfröhlich" und rief mindestens eine Viertel- bis halbe Stunde lang meine Großmutter an.

In gewisser Weise hatte meine Mutter später die Erwartungshaltung, dass sie damit "verdient" hätte, dass ihre beiden Töchter ihr auch mal so "gute Töchter" wären, wie sie es ihrer Mutter gewesen war. Sie täglich anrufen, immer springen, wenn ihr etwas einfällt, und sich unbedingt nach ihr richten. Was wir so, wie sie es gerne hätte, aber beide nicht tun. Was für ein Totalausfall! :-(

Meine um einiges ältere Schwester hat sich schon früher und mit ziemlichen "Zusammenstößen" der Erwartungshaltung meiner Mutter widersetzt, das artete dann regelmäßig in Familiendramen aus, auf beiden Seiten. Und da ich nicht der Typ für Drama bin, so an sich, habe ich nicht auf "kurzen offenen Clinch" gesetzt, sondern eher "mein Ding" gemacht, nicht darüber geredet - und bin eben den offenen Konflikten aus dem Weg gegangen. Was letztlich in gewisser Weise dazu führte, dass meine Mutter und ich uns nicht mehr viel zu sagen haben, fürchte ich...

Meine Schwester hat auch ein " seltsam verwobenes Muttertochterabhändigkeitsverhältnis", keine Frage. Wobei da eher meine Mutter die mit den Schuldgefühlen ist, weil aus ihrer Tochter nicht das geworden ist, was sie sich gewünscht hätte, und da kompensiert sie mit zugestecktem Geld und gemeinsamen Reisen etc., das Ganze ist aber auch eine arge Mischung aus Heranziehen und unvermitteltem Wieder-Weg-Stoßen (von beiden Seiten). Wobei meine Schwester auch ziemlich grenzenlos über meine Mutter bestimmt, die lässt aber auch über sich bestimmen - und beschwert sich dann bei mir bzw. dann rumst es mal wieder kräftig - geht aber hinterher genauso weiter. Reinigende Gewitter, die tatsächlich mal etwas klären würden, gab es da bisher jedenfalls nicht, soweit ich es mitbekommen habe. Auf jeden Fall haben meine Mutter und meine Schwester jedenfalls definitiv das persönlichere Verhältnis miteinander, verglichen mit meiner Mutter und mir, mit mehr Tiefen, aber dafür auch mehr Höhen. Aber noch "verwobener"... ja.

Ob meine Mutter "jung und fit genug für einen kurzen offenen Clinch" ist..? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Sie ist über 70, und gesundheitlich schon seit 30 Jahren nach mehreren Krebserkrankungen, knapp final endender Lungenembolie etc. ziemlich angeschlagen. Meine Schwester reagiert mittlerweile emotional schon gar nicht mehr auf Krankheiten meiner Mutter, weil sie sich damit früher regelmäßig erpresst fühlte... :-/

Die "emotionale Distanz" zu meiner Mutter - ja, die muss ich irgendwie hinbekommen. Auch wenn ein Teil von mir sich nicht so ganz sicher ist, ob ich wirklich zu meiner eigenen Mutter eine emotionale Distanz möchte...

Ich komm ja eigentlich ganz gut mit meiner Mutter aus - wenn es nicht allzu viele Berührungspunkte gibt. *schiefgrins*

 
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