Die Geburt

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Geschrieben von Schniesenase am 21.06.2017, 0:18 Uhr

Bericht über Kaiserschnittrate

Ich stimme nicht zu: Die zu hohe KS-Rate hat viele Ursachen:
1. Mangel an sehr gut ausgebildeten Hebammen mit Erfahrung in eigenständiger Schwangerschafts- und Geburtsbegleitung.
Das führt dazu, dass Frauen nicht mehr "gesund" begleitet werden, sondern vor allem medizinische Fehlersuche im Vordergrund steht. Die Folge sind große Ängste der Schwangeren. Wenn die Hebamme einen besucht hat, ist man guter Hoffnung, aber nach und vor dem Besuch bei der Gyn meist voller Sorge, ob alles in Ordnung ist. Wie weit das geht, kann man eindrucksvoll in den Foren hier lesen. Dauerhafte Angst aber macht nachweislich mehr Komplikationen, führt auch zu höherer Frühgeburtlichkeit. Angst ist genau genommen der größte Feind von biologischen, geburtsbezogenen Mechanismen.
Eine entsprechend kompetente Hebamme kann viele Probleme in der Schwangerschaft frühzeitig erkennen und behandeln, die zu Schwierigkeiten bei der Geburt führen könnten. Auf diese Weise allein könnten einige Prozentpunkte der KS-Rate schon vermindert werden.
2. Aufgrund einer über hunderte von Jahren dauernden gesellschaftlichen Fehlentwicklung glauben viele Frauen der westlichen Industrienationen nicht, dass sie ein Kind einfach so selbst zur Welt bringen können. Jedes Buch, jeder Film schildern Geburt immer als schreckliches Drama, und auch die Medizin tut das Ihre dazu, indem Frauen verunsichert werden. Auch hier ist ein enormer Angstfaktor entstanden, dem Frau nicht einfach mal so ganz leicht entkommen kann. Das Vertrauen in die entsprechenden weiblichen Kräfte ist sehr gering.
3. Geburt funktioniert gesteuert vom uralten, archaischen Teil des Gehirns. Dieses ist zuständig für starke Emotionen, v.a. Angst. Es wird in seiner Geburtsarbeit immer dann gehemmt, wenn:
- Angst entsteht,
- es hell ist,
- die Gebärende logische Gedankengänge verarbeitet bzw. verarbeiten soll (z.B. Entscheidungsfragen an die Großhirnrinde, die viel jünger ist als die Amygdala). -> Entscheidungsfrage des Arztes, etc.
- die Gebärende nicht die für sie intuitiv beste Haltung selbstbestimmt einnehmen kann,
- die Gebärende sich nicht sicher und gut behütet fühlt, Zweifel hat.
Es gibt noch andere Aspekte.

4. Die Situation für Frauen, die mit Wehen in ein KH fahren, in dem sie in den meisten Fällen nicht sicher wissen, ob und wie Sie dort sicher und gut aufgehoben sind, ist in sich schon einmal ein Geburtshemmnis. Dazu kommt, dass Sie dort mit Fremden zu tun haben, es oft auch nicht romantisch dunkel haben und nicht selten bei ihrer Arbeit durch zusätzliche Untersuchungen usw. gestört werden. Das alles ist keine gute Geburtsvoraussetzung und führt allein schon zu einer Erhöhung der Komplikationen.

5. Noch immer gebären über 80% der Frauen in deutschen KH in Rückenlage, und das, obwohl unwidersprochen wissenschaftlich erwiesen ist, dass das gefährlich ist, mindestens aber die Komplikatinsrate deutlich steigert. Der einzige Grund für diese Lage ist der, dass das Personal es leichter hat (vaginale Untersuchungen, Dammschnitte, CTG etc.). Der Gebärstuhl als Zentrum des Kreißsaals gehört wirklich in die Mottenkiste!

6. Frühe Einleitungen (alles, was 14 Tage über den Geburtstermin geht, ist physiologisch und entspricht einfach der individuellen Entwicklungszeit des Kindes) führen sehr viel häufiger zu KS, zu Anpassungsproblemen, schrecklichen Schmerzen für die Frau und vor allem dem Verlust der optimalen Geburtskontrolle durch den Körper der Frau. Natürlich gibt es dafür bisweilen gute Gründe, wenn z.B. das Kind nicht mehr gut versorgt ist, aber es wird insgesamt oft noch viel zu früh eingeleitet und damit wird dann wirklich die Geburt oft zum Drama.

7. Das CTG zur Kontrolle der Kindswerte wird in D routinemäßig eingesetzt, obwohl es hierbei eine unerhört hohe Wahrscheinlichkeit für falsch-positive Ergebnisse gibt. Diese Methode ist nicht evidenzbasiert und so wird schon seit Jahrzehnten von der WHO angemahnt, das in D zu verändern.

Aber so glauben dann viele Frauen, es sei ihr Schicksal gewesen, dass sie nicht frei von Eingriffen ihre Kinder hätten zur Welt bringen KÖNNEN, und das ist eben so oft nicht korrekt.

32% der Frauen berichten nun anderen, dass es nicht möglich war, das Kind normal zu gebären. Das hat man ihnen vermittelt, darunter leiden viele, das ist ein Stück Frau, das sie nicht "haben" bzw. hatten. Das ist tragisch, und es führt dazu, dass das gesellschaftliche, Angst geprägte Bild sich immer mehr verstärkt, so dass immer mehr Frauen von vornherein die natürliche Geburt gegen den "einfachen" KS eintauschen wollen.

Dazu kommt, dass dramatische Geburtserlebnisse auch beim Kind gespeichert werden. Wenn die kleine Tochter dann groß ist und schwanger, wird genau diese Emotion der größten Angst und Unsicherheit neu getriggert, was wieder zu Komplikationen führen kann. Es gibt dazu Therapien, die ganz Erstaunliches leisten.

Ich weiß, dass es schmerzt, so etwas zu lesen, denn wir nageln uns immer allzu leicht mit Schuldgefühlen fest, aber es ist so. Dabei werden viele Frauen Opfer von Gewalt in der Geburtshilfe. Es gibt sehr viel zu tun, um diese Entwicklung zu verändern. Ganz sicher hilft es nicht, wenn Angst und Versagensgefühle die Diskussion darum bestimmen, auch wenn sie nur allzu berechtigt sind, vor dem Hintergrund der Erfahrungen, die viele Frauen machen mussten.

Ich hätte mir während der Geburt niemals vorstellen können, noch ins Auto zu steigen und zu einem KG zu fahren, um dann im Ungewissen zu sein, was wer dann mit mir machen wollen könnte. Für mich war es absolut notwendig, das zu Hause zu machen, und ich bin sicher, unsere Geburt hätte länger gedauert und wäre komplikationsreicher im KH gewesen, abgesehen davon, dass wir einen guten Stillstart hatten und auch das in vielen KH gleich zu Beginn mangels Kompetenz des Personals ruiniert wird.

Es gibt Frauen, die Sicherheit mit der Anwesenheit medizinischer Interventionshilfen verbinden und darum lieber im KH gebären. Für diese Frauen wäre eine Hausgeburt eine Katastrophe- Angst hemmt Geburt! Die mündige Wahl des Geburtsortes ist ungeheuer wichtig, und es ist nur jeder Frau zu raten, sich genau über die Eckdaten des KG zu informieren, bevor sich für eines entschieden wird. Es gibt tolle KH dafür, aber leider auch viele ungeeignete.

Angst regiert auch Entscheidungen des geburtshilflichen Personals, und da sind wir dann wieder beim Thema.

Das musste ich jetzt mal loswerden. Mir war das zu einseitig mit der Wirtschaftlichkeit als Grund für die hohe KS-Rate in D, auch wenn auch das sicher eine Rolle spielt. Und mir war auch die Diskussion zu einseitig.

So, jetzt grillt mich mal!

 
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