Für alleinerziehende Eltern

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von spiky73  am 04.02.2017, 17:03 Uhr

Diese Diskussion...

...ist in etwa so alt wie dieses Forum. Und ich bin seit 1999 bei RUB (damals im "Schwanger, wer noch?" und "Rund ums Baby", seit Anfang 2001 dann hier).

Ich erinnere mich daran, daß das Thema mindestens einmal aufgekommen ist, als ich noch nicht so lange dabei war. Und es wundert mich ehrlich gesagt etwas, daß diese Frage nicht periodisch gestellt wird...

Mir war das eigentlich immer Jacke wie Hose. Ich fand mich als AE jetzt nie besonders bedauernswert. Obwohl ich anfangs schon Probleme damit hatte, daß jemand so nettes wie ich (und dann mit diesem absolut niedlichen Kind) sitzen gelassen wird. Den Trumpf der "armen, bedauernswerten Alleinerziehenden" habe ich jedoch wenn es gerade gut passte, durchaus in bestimmten Situationen gnadenlos ausgespielt (zB beim Amt...).

Allerdings ist dann im Laufe der Jahre um mich rum so ziemlich jede Ehe gescheitert, es sei denn, es waren "Spätberufene", bei denen sich abschließend noch nichts sagen lässt.

Ein paar Dinge sind mir allerdings schon aufgefallen:

- Ich hatte und habe meine Situation nie groß hinterfragt, da ich es schon sehr bequem fand, mich alleine zu kümmern ohne mich mit jemand anders auseinander setzen zu müssen. Aber ich hatte und habe auch nicht das Gefühl, daß ich das besonders gut auf die Reihe bekomme. Die Mütter um mich rum bekommen alles besser auf die Reihe. Den Haushalt, das Finanzielle, die Erziehung irgendwie auch (sind doch alle Kinder problemlos und erfolgreich am Gymnasium), dazu sieht das alles so mühelos aus und die Frauen grundsätzlich wie aus dem Ei gepellt.
Meine Eltern haben seit 2009 meine Kinder betreut, wenn ich auf der Arbeit war / bin, inzwischen nur noch die Kleine, und der Anteil wird immer geringer. Jedoch bekomme ich von ihrer Seite grundsätzlich keine Anerkennung.
Immer wieder halten mir jedoch nette Zeitgenossen (meine Brüder, Freundin, unser Familienhelfer) vor Augen, daß ich Vollzeit im Schichtdienst arbeite, 45km pendele, damit eine Familie ernähre, inzwischen ein Haus habe und mich noch so gut es geht um meine beiden Mäuse kümmere. Für mich ist das einfach Alltag, kenne ich es ja gar nicht anders. Ich sehe, daß ich mich zwar in allem bemühe, aber überall scheitere. Vor allem an den eigenen Ansprüchen. Es klappt alles immer nur irgendwie. Und du kannst sicher sein, wenn irgendwo ein Termin mit den Kindern ansteht und ich mit dem Kind überhaupt hin kann (weil dienstfrei), dann sind wir grundsätzlich diejenigen, die fünf Minuten zu spät und völlig abgekämpft aufschlagen. Und bei meiner Großen mit ihren Problemen damals hatte ich genau so wenig Zeit, mich mit freiem Kopf um ihre Nöte zu kümmern wie heute bei der Kleinen und ihren Schulschwierigkeiten.
Daß es gar nicht anders gehen kann, das kann ich für mich nicht annehmen.

- Dafür habe ich seit damals, als meine Freundin von ihrem Mann verlassen wurde, ganz deutlich das Gefühl, meine Mutter hat für ihre Situation viel mehr Sympathie und Empathie. Schließlich hatte meine Freundin einen ehrgeizigen Mann aus gutem Hause geehelicht, mit ihm zwei eheliche Kinder bekommen, jahrelang Bilderbuch-Rama gelebt und war dann diejenige, die abserviert wurde. Da schwang bei meiner Mutter immer so ein: "Im Gegensatz zu dir hat SIE alles richtig gemacht, und das Sitzenlassen war keine gerechte Strafe" mit, sondern es half vielmehr, dem Mann die Schuld für das mutwillige Zerstören der Ehe zu geben. Das stimmt zwar nur bedingt (meine Freundin tat und tut mir allerdings leid, weil ich ihr eine dauerhafte, zufriedene Ehe gegönnt hätte), wenn man tiefer buddelt ist natürlich alles immer wesentlich komplexer. Trotzdem habe ich das Gefühl, daß die Generation unserer Eltern doch noch ganz genau unterscheidet zwischen ae und unverheiratet und ae und geschieden. Die immer zahlreicher werdenden ae Väter haben eh einen Heiligenschein. Und Mütter, die ihre Kinder beim Vater lassen sind des Teufels. Das hat mir eine Bekannte erzählt, die sich vor anderthalb Jahren nach langem ringen um die Ehe trennte und den halbwüchsigen Sohn (damals 14 oder 15) auch auf seinen Willen hin beim Vater ließ. Sie hat jetzt in ihrem Umfeld wohl die Axxx-Karte.
Wie gesagt, da ist vor allem unsere Elterngeneration mit offenen oder latent-subtilen Vorwürfen schnell dabei, grad so, als habe es die 68er nie gegeben - und als seien die 68er nicht ihre Generation.

- Mit meiner Mutter kann ich auch grundsätzlich nicht über meine Sehnsüchte und Wünsche reden. Ich habe zwar nach wie vor den Wunsch nach einer funktionierenden Beziehung, aber je älter ich werde, um so mehr schotte ich mich auch ab. Und um so wählerischer werde ich irgendwie auch. Obwohl ich schon lange nicht mehr sicher bin, ob die Vorstellung von romantischer Liebe nicht ein Konstrukt ist, das auf Dauer nicht funktionieren kann. Und ob eine große Portion Vernunft bei der Partnerwahl langfristig nicht mehr Erfolg bringt. Trotzdem gab es schon lange keinen Mann mehr, mit dem ich mich auseinander setzen wollte (zumal ich denke, daß ich von vornherein so viel Müll mit mir herum schleppe, daß ich das keinem zumuten will, und daß es auch niemanden gibt, der sich damit auseinander setzen mag. Letzten Endes würde es von einem Partner von Anfang an aktive Unterstützung bedeuten...). Meine Mutter versteht mich da keineswegs. Einerseits hatte sie vor einigen Jahren mal die leise Hoffnung geäußert, daß ich irgendwann doch noch mein Deckelchen finde. Andererseits kann sie meine Maßstäbe bei der Partnerwahl gar nicht nachvollziehen...

Jedenfalls: Ich bin nicht mehr bei meiner Mutter angenabelt. Der Eindruck kann aber ganz sicher entstehen, weil ich sie mehrfach genannt habe. Teil meines Problems ist halt, daß ich oft tagelang keinen Austausch mit anderen Erwachsenen habe als mit meiner Mutter, von einem "Guten Tag!" auf der Straße mal abgesehen. Und da färbt entweder die Sicht des anderen ab - oder man (ver)zweifelt daran...

Und last but not least... Bei so einem Püree an Problemen und Problemchen nimmt man ein "na und?" in einem Forumnamen gar nicht mehr wahr...

 
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