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Geschrieben von AndreaL am 29.05.2013, 8:23 Uhr

Es geht doch nicht um Rollifahrer oder Körperbehinderte ...

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Hallo,

mir fiel dieser Satz hier auf:

"Eine Realität, die auch Platz für Behinderte hat, und sie nicht in Behindertenwerkstätten, Heime und Einrichtungen abschiebt."

Der so falsch ist und verkennt die Realität. Daher mal ein paar Zahlen. Knapp 70 % aller Kinder mit Unterstützungsbedarf sind Kinder aus Förderschulen mit den Schwerpunkten 'Lernen' oder 'Emotionale/Soziale Förderung' (ehemals 'Verhaltensgestörte').

Nur 30% überhaupt sind Kinder mit körperlichen Problemen oder Kinder mit Sprachproblemen. Viele von diesen Kindern sind so schwer beeinträchtigt, dass eine Regelschule eine Misshandlung wäre. Viele werden auf jeden Fall an Förderschulen bleiben (müssen!), weil die Regelschule die Voraussetzungen personeller und sächlicher Natur NIE! schaffen kann.

Wer nie mit Behinderten gearbeitet hat, sollte dieses Wort 'abschieben' nicht so einfach benutzen, ohne sich im Klaren zu sein, was es bedeutet. Sonderbehandlung ist nicht negativ zu betrachten, sondern am Kind, am Leben orientiert. Hat irgendjemand mal in der Schule für Kinder mit geistigen Behinderungen und gesessen und zugesehen, dass Tag für Tag ein Kind mit einer Lebenserwartung von unter 20 über 2 Stunden lang gefüttert werden muss..., weil es schneller nicht kann... Ein solches Kind kann nie an eine Regelschule. Nie. Da braucht es auch Schlafplätze, Ruheplätze, Wickeltische für Erwachsene... (und kräftige Schulmitarbeiter, die große junge Erwachsene heben und wickeln können).

Die Kinder, um die es in der Inklusion HAUPTSÄCHLICH gehen wird und die an die Regelschulen kommen werden, sind eben nicht Downkinder oder Rollifahrer (die sind da nämlich i.d.R. schon, wannimmer es geht), sondern Kinder mit Förderbedarf L, E/S und Sprache.

Ein einziges Kind mit Förderbedarf E/S, was nicht ausreichend im Unterricht betreut wird, kann jeden Tag zur Hölle werden lassen für eine Klasse, für alle Lehrer. Ein Kind mit Förderbedarf Lernen, was nur 3x die Woche einen Förderschullehrer sieht, ist u.U. - wenn sich der Regeschulllehrer nicht mehr als nur gut vorbereitet - komplett allein gelassen, weil es auf seinem Niveau zu wenig Lernangebote erhält.

Und die soziale Komponente... In der Grundschule funktioniert der Integrationswillen von Kindern mit Förderbedarf, meistens.

Ab der 5. Klasse wird das zunehmend weniger. Sogar in gutbürgerlichen Einzugsgebieten. Eine Mutter eines 15-jährigen Downkinds in einer Inklusionsklasse am Gymnasium hat mir sehr drastisch die absolute Einsamkeit ihres Kindes beschrieben. Kinder mit Problemen im Verhalten werden auch kaum ein Bein in bestehende peer groups bekommen. Alles schon beschrieben in der Fachliteratur.

Man kann einfach keinen 13-jährigen dazu verdonnern, sich nachmittags statt mit den Kumpels auf Augenhöhe mit einem für ihn schrägen Mitschüler zu treffen. Das ist soziales Wunschdenken jenseits von Realitäten.

Inklusion, so wie sie aktuell geplant wird, wird in 10 Jahren entweder massiv aufgebessert sein oder gescheitert sein. Wir lassen Herrscharen von Förderschülern ungefördert zurück. In manchen Ländern, wie z.B. Spanien (was ja soooo viel weiter ist in der Inklusion) versauern diese Kinder in den letzten Sitzreihen ihrer Schulen... wie vor 100 Jahren.

Andrea

 
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