Da wird schon psychologisiert und pathologisiert, noch bevor das Kind da ist...

Hallo,

es mag ja sein, dass diese Therapie für Dich das Richtige ist. Sie aber allgemein zu empfehlen, finde ich unsinnig. Die Psychologisierung des Alltags treibt wirklich immer schlimmere Blüten. Jetzt sollen Mütter sogar ein schlechtes Gewissen bekommen, wenn sie sich nicht schon in der SS in Therapie begeben, damit ihr Kind nicht später ein Schreibaby wird oder auf der Therapeutencouch landet - das ist wirklich fürchterlich, sorry!

Die Ursache für Schreibabys vermuten die meisten Entwicklungspsychologen übrigens nicht in einem "Geburtstrauma" (ob es so etwas gibt, darüber wird gestritten), sondern in einem anfänglichen Defizit der Eltern, die Signale ihres Babys richtig zu deuten. Nicht umsonst besteht die Therapie bei Schreibabys ja darin, die Eltern im Umgang mit dem Kind zu beobachten und ihnen dann Tipps dazu zu geben, wie sie die Bedürfnisse ihres Kindes besser erkennen und deuten lernen. Dieses Vorgehen hat nachgewiesenermaßen guten Erfolg.

An ein "Geburtstrauma" glauben viele Wissenschaftler deshalb nicht, weil JEDE Geburt auf ihre Weise schwierig, belastend und "traumatisierend" fürs Kind ist: Ob bei Kaiserschnitt oder Spontanentbindung: Es muss von der Wärme in die Kälte, von der Enge in die Grenzenlosigkeit, wird beim Durchgang durch den schmalen Ausgang gestresst (auch bei KS wird das Baby durch einen recht kleinen Schnitt gezerrt). Die Seele des Menschen kennt diesen schwierigen Übergang seit hunderttausenden von Jahren. Er ist nichts Pathologisches, das therapiert werden müsste, sondern ein natürlicher Entwicklungsschritt, der zum Leben dazu gehört und auf den viele weitere wichtige Loslösungsschritte folgen.

LG