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Geschrieben von Butterflocke am 07.01.2012, 22:00 Uhr

was kann man in so einer Situation raten......

Es geht um die Ehe einer 63Jährigen Frau und ihres (ein gutes Stück älteren) Mannes.
Einige ahnen, von wem ich spreche, aber es soll (bitte) nicht Thema sein.

Die Ehe funktionierte schon in jungen Jahren mehr schlecht als recht, was daran lag, dass ER sie bereits nach einigen wenigen Ehejahren in jeglicher Hinsicht(!) sogut wie ignorierte. Es fand also kein Betrug statt und auch keine Gewalt, aber es war schlichtweg auch keine Ehe mehr.
SIE thematisierte das Ganze oft, aber ohne Erfolg, da seine Gesprächsbereitschaft nur mäßig war.
Grund für seinen Rückzug, so vermute(!) ich HEUTE, ist zum Einen sein Wesen.... und zum Anderen eine depressive Erkrankung, die aber nie diagnostiziert (geschweige denn behandelt) wurde.

Ihr "Fehler" war, so sieht sie es heute selbst, dass sie ihn nicht schon damals verlassen hat.
Nun hat sie vor einigen Jahren (es dürften jetzt 3 sein) einen anderen Mann kennen-und liebengelernt, ist so oft wie möglich mit ihm zusammen und sehr glücklich dabei.
Er ist ein sehr netter, fürsorglicher und aufmerksamer Mensch, der sie umsorgt, für sie da ist..., sich verantwortlich für sie fühlt.
Beide haben natürlich permanent ein schlechtes Gewissen, da sie ihren Mann belügen und da keine klaren Verhältnisse herrschen.

Ebendiese klaren Verhältnisse würde SIE nun gerne schaffen, hat aber Angst, dass ihr Mann aufgrund seines Wesens (ich kenne ihn gut und halte ihn für in der Lage, sich etwas anzutun!!!) UND seines gesundheitlichen Zustandes (er ist nun auch nicht mehr der Jüngste) diese Trennung vielleicht nicht überleben würde.

Die Fragen, die nun seit langem im Raum stehen:
Darf ich ihn verlassen....?
Darf ich ihn erst HEUTE verlassen, obwohl ich ihn schon damals hätte verlassen sollen/müssen (die Gründe, weshalb eine Trennung nicht schon vor 30 Jahren stattgefunden hat, kann ich nur mutmaßen....).
Trage ich heute Verantwortung ihm gegenüber?
Inwiefern darf ich selbst einfach für mein Glück sorgen?
Darf ich diese neue Beziehung leben/genießen?
Inwiefern lade ich eine Schuld auf mich, wenn ich meinen Mann verlasse und er dies nicht überlebt......?
Kann es auf Dauer funktionieren, KEINE klaren Verhältnisse zu schaffen und die Sache so weiterlaufen zu lassen.........?

Wenn ich sie frage, was sie für ihren Mann noch empfindet, lautet die Antwort "NICHTS", und das schon seit vielen Jahren.....

Dieses Hin und Her ist schwer mit anzusehen. Ich habe es aber quasi "vor Augen" und selbst wenn ich die Augen versuche zu schließen, wird an mir gerüttelt und berichtet/gefragt/geklagt.....

Ich bin mir selbst nicht sicher, was das Beste wäre. Fakt ist aber, dass der Zustand, wie er JETZT ist, sich ausgesprochen undgesund und zermürbend anfühlt. Für alle Beteiligten (und sogar für NICHT Beteiligte....).

Was denkt Ihr darüber...?
Ich muss mal ein paar neue Sichtweisen hören, sonst werde ich verrückt.....

 
10 Antworten:

Re: was kann man in so einer Situation raten......

Antwort von Hase67 am 07.01.2012, 22:23 Uhr

Mal vorab: Du bist die falsche Person, um da etwas zu raten, weil zu sehr persönlich involviert - auch wenn du das nicht wissen wolltest.

Aber: Grundsätzlich und auch nach so einer langen Zeit und einer so langen Ehe (und auch, wenn über längere Zeit heimlich außerhäusig geflirtet und geturtelt wurde), hat der Partner, der es in der Beziehung nicht mehr aushält, auch das Recht zu gehen, ohne sich objektiv schuldig zu machen. Soweit die Theorie.

Natürlich ist das in der Praxis nicht so einfach, wie es oben klingt, aber die Frau ist (bei allem Schuldbewusstsein, das sie vielleicht wegen ihrer so lange gelebten Lüge hat) nicht dafür verantwortlich, ob der Mann seinem Leben ein Ende setzt oder wie er die Trennung verwindet. Sie kann auch jetzt noch versuchen, fair zu sein, aber sie ist z. B. die falsche, um ihm über den Trennungsschmerz hinwegzuhelfen. Möglicherweise wärst du da gefragt, gibt es noch andere Geschwister/Freunde/Verwandte/Bekannte?

Paarbeziehungen wurden gerade in der Generation unserer Eltern oft über lange Zeit nur zum Schein aufrecht erhalten, aus wirtschaftlichen oder moralischen Gründen, oder weil die Ehe an sich eben als eine Instanz galt, die über dem Wohl des einzelnen stand. Das ist heute Gott sei Dank nicht mehr so, aber natürlich ist diese Generation zwar vielleicht intellektuell, aber noch nicht gefühlsmäßig auf diesem Level angekommen.

Pass nur selbst auf, dass du nicht zu sehr zwischen die Fronten gerätst, egal, wie sich die Frau entscheidet (und wie der Mann damit umgeht).

LG

Nicole

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Re: was kann man in so einer Situation raten......

Antwort von Butterflocke am 07.01.2012, 22:48 Uhr

Lieben Dank!

Zwischen den Fronten bin ich sicherlich..., wie sollte das auch verhindert werden....
Ich weiß auch, dass ich mich sogut wie möglich einfach heraushalten sollte, aber das ist leichter gesagt als getan.
Grundsätzlich bin ich ganz Deiner Meinung und spreche sie ihr gegenüber auch aus. Zu IHM habe ich derzeit wenig Kontakt bzw. hatte ich noch nie viel Kontakt.

Letztlich glaube ich, hat sie Angst vor ihrem Gewissen, das sich im Falle eines "Unglücks" u.U. melden könnte.
Ich glaube weniger an eine emotional empfundene Verantwortlichkeit ihm gegenüber, sondern eher daran, dass sie die Schmach nicht aushalten kann und möchte, die ihr ihrer Ansicht nach(!) zuteil werden würde, wenn sie diese (wieder ihrer Ansicht nach!) moralisch verwerfliche "Tat"(=Trennung) begehen würde........

Alles nur eine Vermutung....

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Re: was kann man in so einer Situation raten......

Antwort von Hofi2 am 08.01.2012, 10:21 Uhr

Natürlich darf sie sich trennen. Sie hat sich nichts vorzuwerfen - sie will endlich glücklich sein. Sie hat ihm ja lange genug beigestanden und es war einfach keine gute Zeit und er hat an seiner Situation nichts geändert.
Sie ist nicht für sein Leben verantwortlich. Punkt.
Übrigens: die meisten Menschen, die je mit Selbstmord gedroht haben, würden es nicht versuchen.
Der Mann meiner Arbeitskollegin allerdings hat es getan - nachdem sie sich nach schlimmen Jahren von ihm getrennt hat (er war stark depressiv, hat dabei viel Mist gebaut-war sogar im Knast). Sie hat es aber gut verwunden, da es ihr jetzt besser geht. Sie hat von niemandem Vorwürfe bekommen, da es SEINE Entscheidung war. Und wahrscheinlich hätte er es früher oder später auch so versucht, da er sehr stark depressiv war und sich das nie eingestehen wollte.

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Re: was kann man in so einer Situation raten......

Antwort von Butterflocke am 08.01.2012, 11:19 Uhr

Sie glaubt (im Gegensatz zu mir) nicht, dass er wirklich den Mut hätte, sich etwas anzutun.
Was sie fürchtet, ist eine gesundheitliche Konsequenz als Folge der Trennung.
Wobei sie das auch nur deshalb fürchtet, weil sie sich dann als "Schuldige" empfinden würde - denk ich.

Ansich ist es so -das muss man in aller Härte sagen- dass sie wahrscheinlich nur darauf wartet, endlich in Freiheit zu sein........

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@Hase

Antwort von Butterflocke am 08.01.2012, 11:32 Uhr

Das hab ich noch vergessen: Es gibt für IHN sonst niemanden! Er hat nur sie!
Ich bin zu weit weg und wäre auch emotional absolut nicht in der Lage, ihm zu helfen!!!

Das erhöht natürlich den Druck auf sie. Ohne sie wäre er fast nicht mehr "lebensfähig". Er fährt schon lange nicht mehr Auto und wird zb auch zu Arztbesuchen (da auf dem Land lebend) immer von ihr gebracht. Er ist inzwischen gebrechlich und könnte nicht einmal einen Lebensmitteleinkauf alleine vornehmen.
Also es ist in der Praxis wirklich schwierig, sich "einfach so" zu trennen.

Nur wie gesagt: dieses Hin und Her zermübt alles und jeden momentan...., auch eben ihren Mann (der natürlich schon längst Vermutungen hegt, weshalb es auch Diskussionen gibt).

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Re: @Hase

Antwort von Fredda am 08.01.2012, 11:48 Uhr

Puh, das ist eine fürchterliche Situation. Solche Zwickmühle wünscht man ja keinem! Vielleicht wäre ein total Außenstehender, z.B. ein Therapeut, ein guter Ansprechpartner? So eine sachliche Lösung wäre, man sucht für den Mann eine betreute Wohnform, dann ist er materiell abgesichert. Dort kann sie ihn dann auch besuchen und ansonsten ihr Leben leben. Wenn sie "nichts" für ihn empfände, könnte sie gehen, irgendwas ist da noch. Und wenn es nur so ein Hindernis ist, mit dem sie sich selbst an einem Leben hindert, von dem sich unbewusst glaubt, sie hätte es nicht verdient. Also ich finde schon Beratung bei einem Therapeuten/Seelsorger/... angebracht. "Raten" kann man da grad als Nahestehender nix, denn egal, was passiert, hinterher fällt es auf einen selber zurück und für die direkt Beteiligten ist gerade die Übernahme der Eigenverantwortung wichtig.

Lg
Fredda

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@Fredda....

Antwort von Butterflocke am 08.01.2012, 12:24 Uhr

Zu einem Therapeuten habe ich ihr schon geraten. Dort gehte sie mit Sicherheit nicht hin (ich bin mir da tatsächlich recht sicher).
Sie ist einfach überzeugt davon, dass es moralisch verwerflich ist, einen alten Mann, der sich selbst nicht mehr versorgen kann, zu verlassen.
Ebenso verwerflich (war auch schon im Gespräch) findet sie, ihn in ein zB betreutes Wohnen "abzuschieben".
Daran ginge er auch zugrunde - so absurd sind ihre Ängste also nicht.

Trotzdem: all diese Bedenken resultieren garantiert NICHT aus einer wohlwollenden Empfindung ihm gegenüber!!!!! Ich mochte mich nicht so deutlich ausdrücken, aber ich bin mir gerade in den letzten Monaten ziemlich sicher, dass sich die Achtung, die sie ihm gegenüber zumindest aufrecht erhalten wollte, langsam in echte Abneigung bzw. in Hass umwandlet!
Nein, es ist die Schmach der Umwelt (kleines Dorf), die sie fürchtet. Und sie fürchtet ihr schlechtes Gewissen, wenn sie u.U. nach vollzogener Trennung nicht von ohrer eigenen Überzeugung loskommt, sie habe ihn "auf dem Gewissen". Denn nein, schadlos WIRD er die Schaffung "klarer Verhältnisse" NICHT überstehen! Ganz sicher nicht........

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Re: @Fredda....

Antwort von Strudelteigteilchen am 08.01.2012, 12:37 Uhr

Natürlich wandelt sich jegliche Achtung und Sympathie, die sie noch für ihn hat(te), in Verachtung und Haß um. Schließlich ist er "schuld" an ihrem Dilemma.

Ganz ehrlich: Auch zum Schutz des alten Mannes ist eine Lösung zu finden. Nicht selten werden pflegebedürftige Menschen von ihren Betreuern geschlagen oder zumindest lieblos behandelt, weil die Betreuer sich überfordert fühlen. Das ist dann auch nicht "böse", sondern eine durchaus normale und eigentlich sogar verständliche Reaktion auf die psychische und körperliche Überforderung.

Eine mir bekannte pflegende Angehörige ist in diese Abwärtsspirale geraten. Es ging dann - als sie endlich eine Ergänzungspflege annehmen konnte, wo der Pflegebedürftigen zwei Mal im Jahr für jeweils 3 Wochen betreut wurde, damit sie sich erholen konnte. Aber das konnte sie erst, nachdem sie ihn einmal 4 Stunden in seiner vollgesch... Windel liegengelassen hat - da hat auch sie gemerkt, daß das so nicht geht. Das war der "Höhepunkt" - vorher wurde es von liebevoll halt einfach immer liebloser, genervter, nachlässiger..... Und sie hat den Menschen wirklich geliebt und geachtet. (Sie dachte immer, daß man einen Menschen, den man liebt, nicht ins Heim "stecken" darf. Aber manchmal ist genau das ein Zeichen der Liebe.)

Vielleicht hilft es, wenn Du diese Gefahr mal aufzeigst.

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@Strudelteig....

Antwort von Butterflocke am 08.01.2012, 13:01 Uhr

Ja...naja....ich versuchs, aber die Gefahr der Lieblosigkeit ist aus DIESEN von Dir beschriebenen Gründen eigentlich nicht gegeben.
Er kann sich zu Hause selbst versorgen, ist da auf keinerlei Hilfe angewiesen (noch nicht zumindest).
Er ist aber zu Fuß eben nicht mehr all zu fit, so dass er keinesfalls den langen Fußmarsch zur nächsten Bushaltestelle auf sich nehmen könnte.
Die "Pflege" beschränkt sich derzeit daher auf die Versorgung mit Lebensmitteln und auf das Fahren zu Arztterminen. Von vollgesch.... Windeln ist er noch weit entfernt.

Der Haß kommt eher daher, dass ER jetzt plötzlich aus seinem "Loch" gekrochen kommt, da er spürt (weiß), dass es da einen Anderen gibt.
Er saß sonst von früh bis spät in seinem Zimmer, hat gelesen, Musik gehört, war völlig in sich gekehrt - das seit Jahrzehnten(!!!). Ich kenne es nicht anders bzw. kann mich kaum an eine Zeit erinnern, in der er aktiv am Familienleben teilnahm.
Nun aber, da SIE eben NICHT mehr brav zu Hause hockt, sondern plötzlich ausgeht (ins Restaurant, am WE zum Schwimmen, in den Urlaub...usw), setzt er sie unter Druck. Er spricht davon, dass sein Leben keinen Sinn mehr hätte und er ja gleich "gehen könne"...usw....

Die Tatsache, dass da ein anderer Mann ist, ist bekannt. Die Art der Beziehung wurde allerdings von ihr NICHT erklärt. Zwischen rein freundschaftlich über platonisch bis hin zur echten Liebesbeziehung (die es tatsächlich IST!) kann ER bisher also nur spekulieren. Und ich denke, er spekuliert in einem Maße, das für ihn erträglich ist, schwankt also max. zwischen "freundschaftlich" und "platonisch".........

Er hat die Regeln vorgegeben, sie Jahrzehnte (auch als Frau....) igrnoriert. Nun hat sie ein spätes Glück gefunden, kann es aber nicht uneingeschränkt leben und genießen. Würde ER nun sagen "es war wie es war und ich kann die Zeit nicht zurückdrehen, gönne dir aber dein jetziges Glück----LEBE es!", wäre sie nicht ganz so zerrissen und müsste nicht überlegen, ob sie diesem Druck durch Trennung entfliehen muss. In der Folge müsste sie auch keine Angst vor den Folgen der Trennung haben. Sie könnte es so weiterlaufen lassen und käme nicht in den Konflikt, Verantwortung für ihr Handeln empfinden(!) zu müssen.

Das WIRD er aber nie sagen.............

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Re: @Fredda....

Antwort von Fredda am 08.01.2012, 16:52 Uhr

Dann sieht es so aus als müsse sie sich entscheiden, ob sie (ihrer Empfindung nach) ihn oder sich auf dem Gewissen hat, hm? Traurig.

Mich hat mal sehr der Satz beeindruckt, dass wir anderen Menschen die Chance geben müssen, mit unseren Entscheidungen umzugehen, weil wir ihnen sonst eigene Wahlmöglichkeiten nehmen (sinngemäß).

Das Dorf würde ich an ihrer Stelle wechseln.

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