Nicole Mami

Zunächst einmal tut es mir sehr leid, dass Du / Ihr all das durchmachen mußtet, aber ich freue mich, dass es in Eurem Fall doch noch ein gutes Ende genommen hat und Eure Entscheidung sich als goldrichtig erwiesen hat.

Natürlich kann ich Dich absolut verstehen, dass Deine Gedanken eher bei seiner Frau waren. Als ich mit meinem 2. Kind schwanger war, ist im damaligen April-Forum bei einem Baby eine Schwerstbehinderung diagnostiziert worden und man hat per Forum diese Odysee mitbekommen - und auch die Verzweiflung. Diese beiden haben sich aber dazu entschlossen, die Zeit, die sie mit ihrem Kind haben werden nicht zu verkürzen. Um die 30. Woche (glaube ich, ist schon so lange her) ist das Baby dann im Mutterleib gestorben, die Geburt wurde eingeleitet und sie haben begleitet Abschied nehmen können.

Jahre davor hatte ich im Zuge einer Reportage über Organspenden einen Beitrag gesehen, in dem ein Kind wegen einer erblichen Schwerstbehinderung abgetrieben wurde. Diese Familie hatte schon ein Kind mit dieser Behinderung bekommen und wollte ein zweites Kind, hätte jedoch die Belastung mit zwei solchen Kindern nicht ausgehalten. Zwei Kinder wurden deshalb abgetrieben - bei einem stellten sie hinterher fest, dass es völlig gesund gewesen ist...

Damals stand für mich fest, dass ich - im Falle eines Falles, den wir Gott sei dank nie erleben mußten - das Kind auf jeden Fall bekommen würde. Ich könnte ein "fertiges" Kind niemals abtreiben, daran würde ich vielleicht genauso zugrunde gehen wie mein Partner vielleicht an dem Aufwand für ein schwerstbehinderte Kind, aber dann würde ich mich eher trennen, als diesen Schritt für den Rest meines Lebens zu bereuen.

Emotional bin ich also voll auf Deiner Seite. Für Deine Freundschaft kann ich Dir nur raten, dass Du ihm vielleicht zurück schreibst, dass Dich das Thema im Moment zu sehr beschäftigt, dass Du das als Frau nun einmal anders siehst und empfindest (Frauen sind da tatsächlich anders, SIE haben das Baby im Bauch, SIE sind voll im Hormonstrudel, SIE spüren die Bewegungen des Kindes - für Frauen sind die Kinder schon viel früher absolut real, für Männer oftmals erst mit dickem Bauch oder sogar erst nach der Geburt) und dass Dir die Freundschaft aber wichtig ist und Du Dich wieder meldest, wenn das Thema ein bisschen "gesackt" ist - oder Du bietest ihm gleich an, das Thema nun fallen zu lassen. Als Freundin darfst Du ihm aber auch sagen, dass seine Reaktion Dich vollkommen überrascht hat, dass Du mit einer anderen Reaktion gerechnet hättest, aber dass Männer solche Dinge offensichtlich anders empfinden.

Oder Du machst es kurz: Ich finde es schrecklich, was Euch passiert ist und ich kann damit noch nicht umgehen, aber unsere Freundschaft ist mir wichtig und Du fehlst mir.

Ich wünsche Dir alles Gute!!!