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Geschrieben von bienchen18 am 08.08.2021, 14:10 Uhr

Neue Chance

Hallo,

ich weiß gar nicht was ich mir hier erhoffe, aber vllt tut es einfach nur gut, mal zu schreiben, weil darüber sonst niemand Bescheid weiß. Sorry jetzt schon für den wahrscheinlich mega langen Text :-D

Ich bin mit meinem Mann seit 12 Jahren zusammen, davon 2 Jahre verheiratet. Letztes Jahr habe ich erfahren, dass er mich betrogen hat. Das lag wohl schon einige Zeit zurück, er hat es nur damals nicht gestanden. Es war damals ein sehr schweres Jahr, finanziell, beruflich, zweites Kind kam.
Obwohl es wohl ein einmaliger Ausrutscher war, hat er den Kontakt nicht abgebrochen, im Gegenteil, sie war Bestandteil seines Freundeskreises.

Auf jeden Fall war ich nach dem Geständnis erstmal unter Schock. Es kam kein hysterischer Zusammenbruch und sofortiger Auszug, wie ich mir das immer ausgemalt hatte, falls es mal zu sowas kommen sollte….
Ich war eine zeitlang einfach gefühlslos und konnte das nicht einordnen. Ich wusste, dass bei uns nicht immer alles rund lief und wir nicht perfekt waren, aber mit so etwas hätte ich nie gerechnet. Wir hatten eigentlich noch ein Kind geplant, uns beruflich gerade etwas Neues aufgebaut…

Da er mich auf keinen Fall verlieren wollte und ich mit zwei kleinen Kindern und finanziell abhängig, sowieso erstmal nirgends hin konnte, sind wir zur Therapie gegangen. Irgendwann kam dann bei mir auch der Zusammenbruch, dann die Wut usw. trotz gemeinsamer Wohnung bin ich physisch und emotional auf Abstand gegangen.

Er hat sich aber wirklich den a*** aufgerissen und sich wahnsinnig viel Mühe gegeben und gekämpft. Er hat sich um die Kinder gekümmert, mir praktisch alles abgenommen und mich auf Händen getragen. Die Zukunft in rosaroten Farben ausgemalt.

Irgendwie haben wir irgendwann wieder auf einer neuen Ebene zusammen gefunden. Es war so, wie man es sich vorstellt, dass eine Beziehung sein sollte. Und irgendwie war ich soweit den Ausrutscher sogar als etwas positives zu sehen, da wir endlich wieder richtig zusammen gefunden hatten. Mittlerweile bin ich auch wieder schwanger…

Ja es kommt ein aber. Nach jedem hoch folgt wohl ein tief. Ich bin psychisch doch labiler, als ich gedacht hatte. Ich merke wie ich in gewissen Dingen schneller getriggert werde. Zunehmend kommen auch immer mehr Dinge von früher hoch, auch was diese bestimmte Frau betrifft, was mich innerlich kochen lässt. So sehr ich versuche positiv zu denken, es geht einfach zeitweise nicht.
Zudem kommt, dass er wieder extremen beruflichen Druck hat. Selbständig, ich arbeite bei ihm. Durch dieses Corona Jahr war halt alles noch schwerer als eh. Naja er wird wieder distanzierter, Punkte, die er versprochen hat, die kein Thema mehr sein sollten, tauchen wieder auf (Fußball usw), er verlangt von mir mehr Unterstützung… eigentlich hatten wir gesagt Arbeit ist Arbeit, daheim ist daheim. Diese Trennung ist im Sand verlaufen…

Ich weiß nicht, ob es an mir liegt, dass ich einfach das Gefühl habe, nie gut genug zu sein und durch die ganze Geschichte, auf alles empfindlicher reagiere, oder ob es auf lange Sicht wieder in die selbe alte Schiene laufen wird… ich arbeite vormittags bei ihm im Geschäft, mache seine Papiere, versorge danach die zwei kleinen Kinder, mache den Haushalt alleine und halt alles was so drum herum anfällt. Plus die erneute Schwangerschaft. Ich gehe am Limit. Spreche ich es an, wird es wieder als nichtig abgetan. Ich hätte doch nicht denselben Druck wie er. Genau dieselben Sprüche wie früher…

Ich habe Angst. Angst davor die falsche Entscheidung getroffen zu haben, Angst davor wieder in das alte Schema zu verfallen. Das war auch meiner größten sorgen, die ich damals auch bei der Therapie angesprochen hatte. Das er sich Mühe gibt, bis er sich meiner wieder sicher ist und dann alles so wird wie früher…. sie meinte, dass wird nur die zeit zeigen, er natürlich neeein auf keinen Fall…

ist es nur eine vorübergehende Phase, weil grad echt alles sehr stressig ist?


Hat jemand vllt Ideen dazu? Oder ähnliche Erfahrungen gemacht?

Danke fürs lesen!

Liebe Grüße

 
6 Antworten:

Re: Neue Chance

Antwort von Bonnie am 08.08.2021, 14:31 Uhr

Huhu,

ich kann Dich gut verstehen. Mal ein paar Gedanken von mir dazu.

- Ich denke, absolute Sicherheit gibt es nie, in keiner Ehe. Das muss man aushalten können, egal ob der Partner schonmal fremdgegangen ist oder nicht. Wer absolute Sicherheit will, darf nicht heiraten. Aber das wäre dann irgendwie auch schade…

- Die Schwangerschaft ist natürlich seelisch eine besonders wackelige Zeit. Und zwar, weil die Schwangerschaftshormone zugleich ja auch Neurotransmitter sind, also Botenstoffe, die direkt aufs Gehirn wirken. Alte psychische Baustellen werden daher jetzt erneut getriggert, ohne dass dies äußerliche Ursachen haben muss.

- Ihr seid in der Situation, in der die meisten Paare stecken, wenn die Kinder klein sind: Der eine Partner ist beruflich stark belastet, der andere Partner stemmt Job, Haushalt und Kinder und ist ebenfalls stark belastet. Beide haben keine Ressourcen übrig, um den Anderen zu trösten, aufzubauen, ihm wirklich zuzuhören, auf ihn einzugehen oder ihn zu entlasten. Mir und meinem Mann ging es, als die Kids klein waren, auch so. Beide brauchen eigentlich Trost und Beistand, aber keiner hat die Energie, dem anderen das zu geben.

- Was mir nicht so gefällt ist, dass Du Angst hast, Deinem Mann nicht zu genügen. Sein Seitensprung hat Dich so verunsichert, dass Du glaubst, Dir ständig Mühe geben zu müssen, damit das nicht wieder passiert. Ein bisschen Mühegeben ist gut, aber in ständiger Angst zu leben, ist nicht gut. Irgendwann muss man aus der Angstnummer und aus dem Minderwertigkeitsgefühl wieder rauskommen, wenn die Ehe funktionieren soll.

- Ich weiß, Du wirst das jetzt nicht gern hören. Es ist nämlich unbequem. Aber es ist die Wahrheit und in meinen Augen der eigentliche Kern des Problems: Es tut Eurer Ehe nicht gut, dass Du in Teilzeit im Betrieb Deines Mannes arbeitest. Du bist also von ihm abhängig, bist irgendwo auch seine Untergebene, hast kein eigenes Geld, außer von ihm. Das ist Mist. Die Lösung für Dich wird sein, dass Du langfristig in Deinem „richtigen“ Beruf arbeitest, und das auch nicht für Deinen Mann, sondern bei einem anderen Arbeitgeber.

So wirst Du eigenes Geld haben, finanziell vielleicht sogar weitgehend unabhängig werden und psychisch einen anderen Status und auch ein ganz anderes Lebensgefühl haben. Es ist erstaunlich, wie sehr einen das verändert, und zwar ganz schnell. Diese Erfahrung würdest auch Du machen. Klar ist es wahnsinnig praktisch, bequem und günstig, für Deinen Mann zu arbeiten. Das bietet sich ja auch so schön an. In Wirklichkeit ist es oft Gift für die Beziehung, weil die Frau fast automatisch in eine unterlegene Position kommt.

- Wenn Du Dich wieder sicher, gut, stark und selbstbewusst fühlen willst, und ich glaube, das willst Du unbedingt, dann solltest Du Dir nach der Babypause einen Job suchen. Dein Mann kann sich dann eine Aushilfe nehmen, und doch, das geht! Wenn Du ihn eines Tages verlassen würdest, würde das nämlich auch gehen, und zwar ruckzuck.

Klar wird er dann meckern und moppern, Dich so gar nicht verstehen, Dich auch nicht ermutigen. Denn für IHN ist die jetzige Lösung sehr gemütlich und praktisch. Dich aber macht sie klein.

- Wenn man im Leben mehr Stärke und Zufriedenheit möchte, muss man fast immer vorher etwas wagen, das sehr ungemütlich und vielleicht auch zuerst beängstigend ist. So geht das Spiel des Lebens. Wer nix wagt, gewinnt auch nix und kommt nicht von der Stelle. Trau‘ Dich also. Finde neue Lösungen in Sachen Babybetreuung, Teilzeitjob, mehr Zufriedenheit.

Das ehrliche Fazit: Nur wenn Du selbst wieder stark und unabhängig bist, wird Dein Mann Dich auch mehr schätzen und respektieren. Und selbst wenn er das nicht tut: Deine Trennungsangst ist dann viel kleiner, weil Du weißt, zur Not kannst Du auf eigenen Beinen stehen. Nichts ist wertvoller, wirklich gar nichts!

LG

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Re: Neue Chance

Antwort von Ally79 am 08.08.2021, 14:43 Uhr

Du hast das wirklich toll geschrieben. Ich hoffe liebe AP, dass du dir diese Worte zu Herzen nimmst. Es sind richtig gute Gedankengänge und Tipps.

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Re: Neue Chance

Antwort von Pamo am 09.08.2021, 7:18 Uhr

Such dir einen anderen Job, wo du Arbeit und Privates trennen kannst. Sonst bleibst du seine Hilfskraft, die für alles Sonstige zuständig ist.

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Re: Neue Chance

Antwort von bienchen18 am 09.08.2021, 9:02 Uhr

Hallo,

Danke für deine tolle Antwort!
Es stimmen wirklich alle Punkte.

Ich fange mal beim beruflichen an. Das war so nie geplant und auch nicht als Dauerlösung gedacht.
Ich war bis letztes Jahr März in Elternzeit und mein Job, den ich hätte im April anfangen sollen, war durch den lockdown leider weg. Durch verschiedene Umstände hatte ich die Kinder dann mehrere Monate zu Hause und konnte, wegen mangelnder Betreuungsmöglichkeiten nur einen Minijob nachgehen.
Da mein Mann Hilfe im neuen Geschäft gebraucht hat, war es für uns die beste Lösung, dass ich einfach so lange einspringe. In der momentanen Lage ist es finanziell für ihn und wegen der Flexibilität für die Kinder für mich, eigentlich am besten.
Aber es stimmt, ich fühle mich nicht gut, so abhängig zu sein und das Gleichgewicht zwischen uns ist dadurch stark ins Wanken geraten.

Ich werde nach der Elternzeit nicht mehr dort weiterarbeiten und mir etwas eigenes suchen. Das weiß er schon und war von Anfang an auch nur als vorübergehende Lösung gedacht.

Das schwierige ist nur Lösungen für die Zeit bis dahin zu finden.
Ja die berufliche Situation ist schwierig, wir haben beide keine Energie mehr und die Schwangerschaft tut ihr Übriges. Allerdings werden wir nach der Schwangerschaft nicht minder gefordert werden, das erste Jahr kann wirklich sehr hart sein…

Aber vllt hilft einfach das Verständnis schon ein bisschen. Die Punkte von dir nochmal deutlich aufgezeigt zu bekommen, lässt mich einiges schon klarer sehen.

Wir haben jetzt noch ein paar Monate Zeit um alles irgendwie einigermaßen geregelt zu bekommen. Ich hoffe wirklich wir bekommen das hin und zerbrechen nicht endgültig daran.

Liebe Grüße

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Re: Neue Chance

Antwort von Limayaya am 09.08.2021, 11:44 Uhr

Darf ich etwas grundsätzliches sagen?

Bitte, nicht angegriffen fühlen, ich stelle nur fest:

Du wirkst auf mich sehr analytisch, was DEIN Verhalten, DEINE Gefühle angeht. (der ganze Bericht, eurer Trennung ect. liest sich eher wie das Diagnose-Panell eines Psychologen...schon detailiert, was nacheinander die Phasen so einer Geschichte ist, nach Schema X)
Und du schreibst über ihn aber eher so, wie man halt als Frau den eigenen Partner beschreibt.

Vielleicht liegt auch da z. T. einfach eine Verschiedenheit zwischen Euch, die die Kommunikation erschwert. Männer können -meistens- eher mit einer Frau umgehen, die weint, schreit und zetert....denn mit einer die analyitsch erklärt, warum sie jetzt gerade emotional sehr mitgenommen ist..
Männer können eher eine lachendes Gesicht deuten, denn eine Frau, die erläutert, sie wäre jetzt gerade in einer psychisch ausgelassenen Stimmung.

Nicht, dass ich jetzt behaupten würde, dass du so argumentierst. Würde ich mir nie zutrauen, aus den wenigen Sätzen hier, sowas rauszulesen. Aber vielleicht magst du mal drüber nachdenken. Und falls ich mit meinem Eindruck richtig liege: "Leben" und nicht das gleiche wie "Leben analysieren".....


Ansonsten, zu deiner Situation an sich: ich würde dir raten, dir einen anderen Job zu suchen. Nicht nur, dass du letztendlich so ja deine Abhängigkeit zu ihm verdoppelst und dadurch ja auch letztendlich gleich an zwei Stellen diejenige ist, die den "Hilfsjob" machst:

Es ist auch unglaublich schwer, sich aufeinander zu freuen, wenn man eh den ganzen Tag aufeinander hockt.

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Re: Neue Chance

Antwort von bienchen18 am 09.08.2021, 15:44 Uhr

Danke für deine Antwort :)

Ich habe das im Kopf sehr genau analysiert und hier natürlich auch überlegt, wie ich es am besten formuliere.

Aber glaube mir, es gab sehr wohl Tränen und Streit und das ganze Drama drum herum. Meistens habe ich mich natürlich zusammen gerissen, wegen der Kinder und auch weil ich nicht wollte, dass andere das mitbekommen. Aber er hat meine Gefühle deutlich zu spüren bekommen, die volle Palette und ich kann dir da recht geben, es hat bei mir so ein zwei Wochen gedauert, bis es angekommen ist und erst als er dann die Gefühle gesehen hat, ist ihm das so richtig bewusst geworden.

In der momentanen Situation ist es aber eher so, dass er weniger darauf eingeht und meine Gefühle abblockt, sobald sie negativ sind. Ich hatte eine zeitlang ziemliche Schmerzen und war dementsprechend nicht besonders gut drauf, dann kamen so Sprüche von wegen hier ist ständig so eine miese Stimmung… und wenn ich dann wütend geworden bin, kam nur er hat gerade genug im Kopf. Es ist von ihm dann so eine Kälte die rüber kommt und natürlich hat man dann wenig Lust Gefühle zu zeigen, ob positiv oder negativ… und ich bin eigentlich jemand, der versucht so positiv wie möglich zu sein…
ich ertrage diese abweisende Haltung teilweise nur sehr schwer momentan, durch die ganze Geschichte.
Und auch wenn es meine psychische „Schwäche“ momentan ist, sehe ich ihn da genauso in der Verantwortung, weil er das ja genauso, wenn nicht sogar mehr, wollte.

In drei Wochen ist die stressige Arbeitszeit wieder vorbei und alles läuft wieder geregelter (urlaubszeit und deswegen doppelte Arbeit). Vllt normalisiert sich dann alles wieder etwas mehr.

Das mit dem Job habe ich oben schon geschrieben. Es ist nur eine vorübergehende Lösung. Für ihn natürlich total bequem, für mich definitiv ab Geburt des Kindes beendet. Bis dahin sollte er/wir einen Ersatz gefunden haben und ich werde nach der Elternzeit etwas anderes machen.

Und normalerweise wechseln wir uns ab mit den Schichten, ich vormittags, er dann mittags. Wir sehen uns eigentlich da immer nur kurz und dann richtig erst abends.

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