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Geschrieben von Oma am 24.07.2007, 1:24 Uhr

@ saulute

Entschuldige, aber ich fühle mich im Partner-Forum so deplaciert und möchte dort nicht stören.

Du fragtest, ob du früher so anders warst. Hmm, also die Leichtigkeit hattest du auch damals nicht gerade für dich gepachtet. Du bist natürlich oft gegen den Strom geschwommen und hattest manches Mal eine Ernsthaftigkeit, die bei einer so jungen Frau und Mutter wie dir merkwürdig scheint.

Mal ganz nebenbei: Ich habe wirklich Schwierigkeiten, mir eine lachende Loretta vorzustellen. Du weißt ja, dass ich dein Bild kenne und dich wunderschön finde. Aber ich verbinde mit deinem Bild eine große Traurigkeit, eine Tiefe, eine grenzenlose Sehnsucht, und merkwürdigerweise immer die Taiga, frag mich nicht, warum…
Ja, diesen Eindruck hatte ich von Anfang an von dir.

Was mir aber einige Zeit nach deinem Umzug nach Litauen wirklich auffiel, ist eine gewisse Bitterkeit, manchmal sogar Aggressivität, die vorher nicht in dem Maße da war. Es ist, als wenn du wegen des Elends, das du tagtäglich siehst, die Seichtigkeit unseres ganz normalen deutschen Mittelstand-Alltages nicht mehr ertragen kannst. Als wenn es ob all der Ungerechtigkeiten überall auf der Welt nicht rechtmäßig ist, über Trivialitäten zu plaudern oder sogar rumzualbern.

Ich meine jetzt eigentlich noch nicht mal die Tage, als es im Aktuellen richtig runter gegangen ist mit dem Niveau und nur noch Sinnlospostings und Umfragen vorherrschten. Das hat nicht nur dich genervt ;o).

Ich erinnere mich an eine unserer letzten „Unterhaltungen“, bevor du weggegangen bist von England. Du hast geschrieben, dass Besitz nur belastet und du eigentlich mit einigen Koffern auskommst und nichts dagegen hast, immer wieder woanders zu leben.

Und jetzt, bei deinem letzten Beitrag im Partner-Forum, klingt das plötzlich ganz anders. Jetzt sehnst du dich nach einem Hafen, in dem du bleiben kannst. Jetzt willst du kein Weltenbummler mehr sein. Da ist in sehr kurzer Zeit sehr viel passiert in deinem Innern.

Ich weiß nicht, wie viel das alles mit deinem Mann zu tun hat. Ganz allgemein habe ich aber den Eindruck, dass du wahrscheinlich eher ein Einzelgänger als ein Beziehungsmensch bist. Das ist jetzt nicht böse gemeint, ich bin von derselben Sorte und wahrscheinlich nur deshalb so lange verheiratet, weil mein Mann und ich nur sehr wenig Zeit miteinander verbringen. Wir sind sozusagen verheiratete Singles. Ich könnte es nur schwer ertragen, permanent jemanden um mich zu haben.

Auf der anderen Seite bist du aber der absolute Familienmensch. Es scheint, dass alle deine Gefühle, positive wie negative, sehr intensiv sind. Ich habe selten etwas so Inniges gelesen wie die Hommage an deine Oma…

Vielleicht resultiert daraus diese Zerrissenheit, die ich an dir zu spüren glaube.

Im Moment, so scheint es, ist nichts, aber auch gar nichts in deinem Leben so, wie du es dir gewünscht hast. Ich kann mir gut vorstellen, wie deprimierend es ist, auf so aussichtslosem Posten zu stehen. Wo sollst du anfangen? Trennung? Oder doch ein zweites Kind? Anderer Job? Politische Aktivitäten aufgeben oder ausbauen? Wo kann Emilia betreut werden? Sollst du überhaupt in Litauen bleiben? Oder dich wieder von deiner Familie entfernen? Hast du überhaupt irgendeine Wahl oder funktionierst du nur noch stereotyp?

Wo genau liegt eigentlich deine Priorität? Als du noch in England warst, hat man sehr wohl gespürt, dass dir die intellektuelle Herausforderung der Berufstätigkeit fehlt. Aber andererseits war auch die Freude zu spüren, die du beim Zusammensein mit Emilia empfunden hast.
Nach dem Umzug nach England warst du zwar auch unglücklich, aber das war wohl hauptsächlich das Heimweh nach Bonn.

Und nachdem du kaum in Litauen angekommen warst, wurdest du plötzlich von einem Extrem ins andere geschleudert. Statt 24/7 mit Emilia zusammen zu sein, hattest du auf einmal einen Fulltimejob, hast dich politisch engagiert und warst in der knappen Freizeit noch mit Wohnung und Suche nach einer Kita beschäftigt. Für die Kleine bleibt jetzt, wie es aussieht, fast nur noch die Nacht. Ich glaube, darunter leidest du genauso wie sie.

Und gestern oder vorgestern habe ich gelesen, dass du von Panikattacken geschrieben hast. Das kann ich mir nur schwer bei dir vorstellen. WOVOR hast du Panik? Und seit wann? Es passt so gar nicht zu dir…

Schau, du würdest so gern die ganze Welt verändern. Aber ich fürchte, du musst bei deinem eigenen Leben beginnen. Und anfangen, auch mal nach deinen eigenen Wünschen zu fragen.

Und was die Politik angeht: Ich halte sie für ein schmutziges Geschäft, und Menschen, die ein so großes und mitfühlendes Herz haben wie du, zerbrechen daran.

Loretta, ich hoffe so sehr, dass irgendetwas passiert, damit es dir wieder besser geht. Und Emilia braucht eine gewisse Unbeschwertheit und eine Mama, die manchmal auch lachen und albern sein kann.

Ich bin sicher, was auch immer du dir vornimmst: Du schaffst es!

Ich umarme dich
Marion

 
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