Erster Kinderwunsch

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Geschrieben von FrauStorch am 26.01.2018, 17:11 Uhr

So traurig

Also wir können hier jetzt gerne anfangen einen Diskurs über Stress (was dann bitte als Begriff erstmal sauber definiert werden muss) und die physischen und psychischen Auswirkungen starten. Aber genau da fängt es ja auch schon an: Was verstehst du unter "Stress"? Das Gefühl unter Druck zu stehen? Eine Aktivierung der HPA-Achse?
Stress ist auch ein Modebegriff den man im Alltag einfach immer so vor sich her trägt und der dann nicht immer das meinst, was medizinisch damit gemeint ist.
Und wir neigen inzwischen dazu, alles was uns im Leben an Belastung zukommt, alles was unangenehm und aversiv ist direkt als Stress und schädlich zu bezeichnen. Wir bewegen uns damit auch in ein anderes Extrem und trauen und unserem Körper nichts mehr zu.
Natürlich gibt es Formen von Stress die in der Schwangerschaft nachgewiesener Maßen schädlich sind für Mutter und Kind, aber nicht jede kleine Belastung ist gleich Stress. Nicht jeder sorgenvolle Gedanke schädigt sofort das fetale Nervensystem.

Nehmen wir aber mal die von dir genannte "Regel", dann kann ich dir schon sagen, warum es einen Unterschied zwischen vorher und nachher gibt: In der Schwangerschaft werden Hormone von Mutter, Kind und Planzenta produziert, diese beeinflussen sich gegenseitig. Die Plazenta kann Hormone in einer Menge produzieren, wie kein anderes Organ es kann. Ich kann jetzt noch kompliziert wiedergeben, wie die hormonelle Lage (unter anderem die der sogenannten Stresshormone) in der Schwangerschaft verändert ist, doch das führt jetzt zu weit. Aber es gibt da deutliche Unterschiede zum nicht-schwangeren-Zustand. Außerdem ist das sich bildende fetale Nervensystem ganz anders anfällig und sensibel. Es gibt also klare Unterschiede zwischen schwanger und nicht schwanger was die Auswirkungen angeht.

Aber ich glaube es kam bei dir nicht an was meine eigentliche Aussage ist: Ich bin nicht pro Stress! Ich habe es etwas polemisch ausgedrückt um mal ein Gegengewicht zu den Aussagen zu bilden, die sonst hier immer umschwirren.
Ich habe in erster Linie erstmal klar gestellt, dass die Aussage (abgekürzt): "Entspannt = schneller schwanger" einfach nicht stimmt. Das ist einfach ein Fakt.
Und ich wollte auch sagen, dass sich bei diesen Personen häufig ein Teufelskreislauf entwickelt: Es klappt nicht -> ich empfinde Druck -> dann höre ich ich darf keinen Druck haben -> das lässt mich noch schuldiger fühlen also habe ich noch mehr Druck und noch mehr Versagensgefühle usw. Wie kommt man denn aus dem Kreislauf raus? Bestimmt nicht indem ich genau in diese Kerbe haue und sage: Entspann dich mal, dann wird das was mit dem schwanger werden. Damit verstärke ich den Teufelskreislauf und es ist echt unempathisch. Was bedeutet denn Empathie? Dass ich versuche mich in den anderen hineinzufühlen und nachzuempfinden. Aber auch dass ich ihn in seiner Empfindung ernst nehme. Nehm ich denn das Leid der Person ernst wenn ich direkt versuche es wegzumachen mit einer platten Floskel? Ich sag gar nicht, dass die Personen die sowas sagen es immer böse meinen oder platt sind. Aber gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Das gleiche Thema haben wir bei Fehlgeburten, wenn dann Antworten kommen wie: "Ach das ist aber traurig. Aber vielleicht auch besser so, nachher wäre das Kind noch behindert gewesen." Mit so einem Satz richtet man (auch ungewollt) viel Leid an. UND: Die Person fühlt sich in ihrem Leid nicht gesehen. Was kann also helfen? Meist ist es dann doch Akzeptanz und Achtsamkeit. Und das heißt nicht direkt alles wegmachen zu wollen. Auch nicht den Druck und den Stress sofort wegmachen wollen, denn bei vielen geht das gar nicht so einfach. Sondern ihn erstmal wahrnehmen und spüren. Damit ist nicht gemeint ihn zu steigern, das passiert damit auch nicht. Wenn man sich diese Gefühle verbietet macht man sie damit nicht weg sondern man verschiebt das Problem auf einen anderen Bereich, das kann ich dir sicher versprechen. Deswegen meine Werbung dafür den Stress zuzulassen. Die Konsequenz wird dabei nämlich nicht sein, dass er mehr wird. Sondern dass man ihn eher akzeptieren kann und damit den Teufelskreislauf durchbricht. Und damit kann der Stress dann auch weniger werden. Zumindest der Meta-Stress (der, der entsteht wenn man mit Druck versucht Druck zu verhindern) bleibt dann weg. Und das ist doch schonmal ein Anfang.

 
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