zurück| Geschrieben von gespenst am 30.01.2018, 10:48 Uhr |
Rassismus im Kindergarten
In der Kindergarten-Gruppe meines Sohnes ist ein dunkelhäutiger Junge.
Neulich erzählte mein Sohn (6): "Manche Kinder mögen den X nicht, weil der schwarz ist." 
Ich, natürlich sofort panisch darum bemüht, die richtigen Worte zu finden, sagte: "Das ist nicht in Ordnung von den Kindern, jemanden wegen seiner Hautfarbe nicht zu mögen, denn die kann man sich ja nicht aussuchen. Wenn man jemanden nicht mag, weil er sich blöd verhält, ist das ok, aber wenn man jemanden wegen seiner Hautfarbe nicht mag, ist das nicht ok."
Irgendwie kommt mir meine Erklärung im Nachhinein doof vor. 
Wie hättet ihr reagiert?
Beitrag beantwortenRe: "Rassismus" im Kindergarten
Antwort von Tini_79 am 30.01.2018, 11:10 Uhr
"denn die kann man sich ja nicht aussuchen" hört sich für mich so an, als ob das schon schlecht ist, nur der Junge kann ja nichts dafür 
So hast du es sicher nicht gemeint.
Bestärke dein Kind einfach darin, sich eine eigene Meinung zu bilden und für andere einzustehen, wenn sie unfair behandelt werden.
Wir er denn den Jungen?
Re: "Rassismus" im Kindergarten
Antwort von emilie.d. am 30.01.2018, 11:15 Uhr
Hast Du doch gut erklärt. Ich hätte meinen Sohn noch gefragt, wie er es finden würde, wenn sie ihn allein wegen seiner Hautfarbe doof finden würde.
Re: "Rassismus" im Kindergarten
Antwort von gespenst am 30.01.2018, 11:26 Uhr
Ja, genau der Gedanke (dass ich unabsichtlich impliziert habe, der Junge sehe zwar komisch aus, aber könne ja nichts dafür) kam mir nachher nämlich auch.
Mein Sohn mag den Jungen auch nicht, allerdings aufgrund seines Verhaltens (er ist anscheinend recht aufbrausend bzw. angriffslustig) und ich glaube, dass war auch der Grund, dass er das Thema überhaupt angesprochen hat. Er wollte sich wohl von den anderen - die X anscheinend mitunter wegen der Hautfarbe ablehnen - distanzieren. So hab ich das zumindest verstanden.
Re: "Rassismus" im Kindergarten
Antwort von gespenst am 30.01.2018, 11:27 Uhr
Danke!
Ja, gute Idee, das Sich-Hineinversetzen-Lassen. Werd ich mir merken!
Re: Ist ja auch kein Rassismus...
Antwort von Hexhex am 30.01.2018, 11:43 Uhr
Wenn die anderen Kinder unfreundlich zu dem schwarzen Jungen sind, dann nicht, weil sie "rassistisch" wären. Sondern weil er anders aussieht. Menschen - egal ob groß oder klein - neigen dazu, das Andersartige auszugrenzen. Das gilt ja schon, wenn man fremd in ein Dorf mit Alteingesessenen kommt. Und das gilt erst recht, wenn man irgendein Merkmal hat, das andere nicht haben. Die Ausgrenzung ist das eigentliche Thema, nicht die "Rasse" - denn der Junge würde genauso angeschaut, wenn er z. B. die Haare pink gefärbt hätte, wenn er stottern oder lispeln würde oder nur ein Bein hätte.
Toll war Deine Erklärung natürlich nicht, aber Du könntest ja bei nächster Gelegenheit vielleicht noch "nachjustieren". Du kannst völlig neutral sagen: "Es gibt Kinder mit blonden Haaren und mit schwarzen, mit Locken oder mit glatten Haaren, mit heller Haut und mit dunkler Haut, mit schrägen Augen oder mit runden. Genauso ist es auch bei großen Leuten, jeder sieht anders aus.
Du musst den schwarzen Jungen also nicht "nettreden", wenn er nicht nett ist, seine Hautfarbe nicht bewerten - weder als extra schön, noch als bedauerlich, aber "nicht selbst ausgesucht" - sondern einfach sagen: "Das Einzig Wichtige bei jedem Menschen ist, wie er sich verhält. Alles Andere ist mir egal."
LG
Re: "Rassismus" im Kindergarten
Antwort von Philo am 30.01.2018, 11:51 Uhr
...und durch die Ausgrenzung wird das Kind immer aufbrausender - denn es will ja Kontakt zu anderen Kindern, der nicht gelingt. Also wird er immer drastischere Mittel und Wege suchen, die in unseren Augen immer auffälliger werden.
Ich würde das Gespräch mit der Erzieherin suchen, die Situation schildern und darum bitten, dass sie das "Mobbing" zum Thema macht.
Ein gutes Hilfsmittel ist das Projekt "Faustlos", das auch unter "Heidelberger Präventionsprogramm" bekannt ist.
Ich erkläre meinen Kindern immer: Jeder ist anders. Einer inhaliert (meine Tochter aufgrund Asthma), ein anderer nimmt Tabletten um gesund zu bleiben (Opa), ein anderer darf bestimmte Dinge nicht essen (Freundin), andere haben eine andere Hautfarbe (KiGa-Praktikantin), manche sitzen im Rollstuhl (Passant im Bus), wieder andere tun sich schwerer als du (2 Integrationskinder). Und so ist es spannend, dass jeder anders ist! Denn es wäre ja langweilig, wenn alle gleich wären. Und es ist gut, mit dem, was man kann, anderen zu helfen.
LG, Philo
Re: Ist ja auch kein Rassismus...
Antwort von DK-Ursel am 30.01.2018, 15:23 Uhr
Hej!
ja, solche mißglückten Erklärungen/Tröstungen kenne ich auch 
Sowohl Lehrer als auch die sicher liebende Großmutter versuchten meine Tochter damit zu tröstend, aß sie ja auch "halb Dänin" sei, als sie wegen ihres Deutschseins geärgert wurde.
Klang auch so, als sei zumindest eine Hälfte besser als die andere und man fdas Schlechtere sich ja nicht aussuchen könne.
(ich war sehr stolz auf meine kleine Tochter,die protestierte - und bevor Großmutter widersprechen konnte, daß sie doch halb-halb sei, kam von ihr:
"Nein, ich bin ganz dänisch und ganz deutsch!" Tolles Kind!)
beis olchen (Erwachsenen-!!!)Antworten steht man Mutter - als Deutsche-. recht paff und ärgerlich daneben und fragt sich auch, wie sie wohl trösteten,wenn auch noch der Vater Deutscher oder was ganz anderes, aber eben nicht dänisch dänsch wäre.
ICH habe bei sowas IMMER das Gespräch mit der Schule gesucht.
Denn egal wie richtig es ist, daß Anderssein immer erstmal ablehnend (wieso nicht einfach abwartend?) bewertet wird, so falsch ist es eben - und so "rassistisch" -egal ob ich "nur" Deutsche, schwarz oder einbeinige Brillenträgerin bin.
Den Umgang mit dem Anderssein besprechen kann man schon im KIGA, also auch in der Grundschule - das ist eine wichtige Aufgabe zuhause, aber auch in der Institution, und darauf würde ich ggf. aufmerksam machen, zumal mir hier auch, wie schon schrieb, der Fall vorzuliegen scheint, daß der Junge sich durch die Reaktionen der anderen erst recht ins Aus katapultiert - Teufelskreis, den keins der Kinder selbst und eigenständig unterbrechen kann.
Gru ßUrsel, DK
Re: "Rassismus" im Kindergarten
Antwort von 21sep2010 am 30.01.2018, 16:25 Uhr
Ich glaube nicht, dass Kinder und Erwachsene generell dazu neigen, "andere/andersartige" auszugrenzen. Vor allem Kinder, die sind doch eigentlich ziemlich neutral. Es kommt doch darauf an wie sie aufwachsen. Ich glaube, Deutschland (zumindest manche Ecken) ist da sehr "verwöhnt" und man kennt es einfach nicht anders. Man kennt das "Andere" einfach nicht.
Bei uns in Brüssel ist das Gang und Gebe. Keiner in der Schule wird ausgegrenzt bezüglich Hautfarbe oder so (zumindest in der meiner Kinder). Natürlich, gibt es immer Kinder die nicht gemocht werden, wegen irgendetwas. Muss ja auch nicht jeder jeden mögen. Mein Sohn (10J) hat afrikanische Freunde, Brasilianer, Marokkaner, Polen, Belgier, Engländer etc und noch nie habe ich diesbezüglich irgendetwas von den Kindern gehört.
Re: "Rassismus" im Kindergarten
Antwort von faenny am 30.01.2018, 18:17 Uhr
Das glaube ich auch. Ich bin Lehrerin an einer Schule für Körperbehinderte. Da ist es selbstverständlich, dass jeder anders ist - und viele Schüler entwickeln da erstaunliche soziale Kompetenzen.
Re: "Rassismus" im Kindergarten
Antwort von Shanalou am 30.01.2018, 21:14 Uhr
Ich habe das auch noch nicht gemerkt, dass ein solcher "Rassismus" primär von Kindern ausging. In der Regel reden die einfach das nach, was ihre Eltern zu Hause von sich geben.
Re: "Rassismus" im Kindergarten
Antwort von SassiStern am 30.01.2018, 21:19 Uhr
Man muss ihn aber nicht unbedingt mögen nur weil er "schwarz" ist. Das ist nämlich genauso Rassismus.
Re: "Rassismus" im Kindergarten
Antwort von SassiStern am 30.01.2018, 21:21 Uhr
Brüssel ist ja auch sehr bekannt dafür, daß dort alles richtig super läuft.
Re: "Rassismus" im Kindergarten
Antwort von Nachtwölfin am 30.01.2018, 21:29 Uhr
Genau. In der Krippengruppe meiner Kleinen war ein sehr dunkelhäutiger Junge und gleichzeitig auch ein Mädchen. Das Mädchen war sofort integriert, wie jedes andere aufgeschlossene Kind auch.
Der Junge war erstens größer als alle anderen, und dann auch noch recht wild. Meine Kleine war laut Aussage der Erzieherin die einzige, die seine dunkle Hautfarbe nicht abgeschreckt hat. Ansonsten wollte niemand mit ihm spielen.
Ich meine allerdings, der Junge wurde eher wegen seiner wilden Art gemieden und weil er zudem noch stärker war als die meisten und nicht wegen seiner Hautfarbe.
Egal weshalb, der Junge hat immerhin Eindruck hinterlassen: Meine Tochter spricht nach fast 2 Jahren immer noch von ihm. Jedesmal, wenn sie einen schwarzen Jungen sieht, sagt sie: "Schau mal, da ist der XYZ!"
Re: "Rassismus" im Kindergarten
Antwort von SassiStern am 30.01.2018, 21:31 Uhr
Das ist aber nicht erstaunlich, sondern eigentlich völlig logisch. Wer selbst auf Hilfe angewiesen ist, wird dies anderen natürlich auch eher einräumen.
Re: "Rassismus" im Kindergarten
Antwort von 21sep2010 am 30.01.2018, 21:44 Uhr
Ja genau ;) deswegen liebe ich diese Stadt und bin schon fast mein halbes Leben hier ;)
Re: "Rassismus" im Kindergarten
Antwort von niccolleen am 30.01.2018, 21:51 Uhr
Das finde ich ueberraschend.
Bei uns im Kindergarten gab es eine afrikanische (dunkelschwarze) Putzfrau, und in der Gruppe meines Sohnes zwei Mischlingskinder, so mittelbraun.
Wenn mein Sohn den einen, mit dem er gegen Schluss dann auch gut befreundet war, beschrieben hat, ist die Hautfarbe lustigerweise nie dabeigewesen. Das waere fuer mich das erste Merkmal gewesen, um zu sagen, wen ich meine. Er hat immer das Gewand oder sonstwas beschrieben. Hatte also keinen Stellenwert. Aufgefallen ist es schon, denn im einschlaegigen Gespraech wurde es doch erwaehnt, aber eben einfach als irgendein unwichtiges Randdetail.
Bei der Putzfrau war es sogar so, dass die Kinder sie liebevoll mit dem Kosenamen "Schokolade" geneckt haben. Sie hat da mitgespielt, denn sie hat sehr wohl gesehen, wie das gemeint war. Die Kinder haben einfach noch nichts von Rassismus und politischer Korrektheit gehoert und hatten die Putzfrau alle sehr gern.
Die Hautfarbe muss also auch nichts sein, was "wegignoriert" werden muss. Der Mensch dahinter ist wichtig.
Mich wundert das sehr, wie dein Kindergartenkind darauf kommt, dass es irgendwie mit dem Charakter in Verbindung zu bringen ist oder ueberhaupt erwaehnenswert in dem Zusammenhang. Entweder haben andere schon Werte dazu hereingebracht, oder die Erzieherinnen haben sich so politisch korrekt verhalten, dass die Kinder begonnen haben, seine dunkle Farbe als was Wichtiges und Ausschlaggebendes zu betrachten.
lg
niki
Re: "Rassismus" im Kindergarten
Antwort von gespenst am 31.01.2018, 5:31 Uhr
"oder die Erzieherinnen haben sich so politisch korrekt verhalten, dass die Kinder begonnen haben, seine dunkle Farbe als was Wichtiges und Ausschlaggebendes zu betrachten."
Ich vermute, dass kommt erschwerend hinzu. "Mama, der X hat heute in Ys Tee gespuckt, aber die Erzieherin hat gar nicht geschimpft, obwohl sie es gesehen hat", sowas höre ich öfters mal über das Kind. Mir kommt es wie ein Teufelskreis vor aus Ablehnung des Andersartigen durch die Kinder (ob sie das jetzt von den Eltern abgeguckt haben oder nicht) - aggressive Reaktion des Jungen - mangelnde Konsequenz der Erzieherinnen durch falsch verstandene politische Korrektheit... usw. Schwierig, da wieder rauszukommen.
Re: "Rassismus" im Kindergarten
Antwort von niccolleen am 31.01.2018, 9:24 Uhr
Wobei es nicht unbedingt nur "falsch verstanden" sein muss. In einer Zeit, wo eine ganze Berufsuntergruppe aus dem Boden geschossen ist, die nur von Abmahnungen und Klagen lebt, muessen sich die Paedagoginnen sicherlich unheimlich vorsehen, dass da nichts gegen sie verwendet wird... Auch nicht gut.
lg
niki
Re: "Rassismus" im Kindergarten
Antwort von VerenaSch am 31.01.2018, 11:25 Uhr
Sowas ähnliches habe ich auch schon beobachtet.
Ich war mal mit der Gruppe mit im Wald. Dort war auch eines süßes dunkelhäutiges Mädchen dabei. Auf einmal sagte ein anderes Kind beim Picknick zu dem Mädchen: "du stinkst". Die Erzieherinnen gingen gleich total ab, das sei rassistisch usw. Tatsächlich riecht das Mädchen anders, weil vermutlich andere Duftstoffe im Duschgel oder Waschpulver sind. Die Aussage hatte also gar nichts mit der Hautfarbe zu tun und war einfach nur eine zu ehrliche Meinung. Also durchaus nicht nett es auszusprechen, aber absolut nicht rassistisch gemeint.
Re: "Rassismus" im Kindergarten
Antwort von SassiStern am 31.01.2018, 13:22 Uhr
Hätte die Erzieherin genauso gehandelt, wenn die Hautfarben vertauscht gewesen wären? Wenn nicht dann wäre sie ja selbst Rassistin.
Re: "Rassismus" im Kindergarten
Antwort von niccolleen am 01.02.2018, 21:29 Uhr
Ich nehme an, wenn sie in einer Gruppe dunkelhaeutiger Maedchen gearbeitet haette, und ein einziges hellhaeutiges Maedchen haette gesagt bekommen, dass sie stinkt, haette sie nicht anders gehandelt, wenn es das ist, was du meinst.
lg
niki
Re: "Rassismus" im Kindergarten
Antwort von SassiStern am 02.02.2018, 0:07 Uhr
Ich finde nicht, daß es da auf die zahlenmäßige Verteilung ankommt.
Re: "Rassismus" im Kindergarten
Antwort von niccolleen am 02.02.2018, 8:12 Uhr
ich glaube, wir reden aneinander vorbei...
Re: "Rassismus" im Kindergarten
Antwort von Nicole_Meyer am 09.02.2018, 19:02 Uhr
Na ja, das aggressive Verhalten KANN, MUSS aber nicht die Folge von Ausgrenzung sein.
Ich würde ihm eher erklären, dass jeder Mensch eine eigene Hautfarbe hat (je nach Herkunftskontinent) und dass Verhalten und Sympathie nichts mit der Hautfarbe zu tun hat. Menschen, die man nicht mag oder die aggressiv sind, gibt es überall.
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