Chronisch kranke und behinderte Kinder

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Geschrieben von 4hamänner am 06.06.2011, 1:20 Uhr

Leben mit einem Schreikind

Hallo moon* :-)

Mein Sohn war auch ein Schreikind. Er schrie jeden Abend von 6 bis 8. Ich hatte alles probiert: Ruhe vermitteln, rumtragen, wickeln, stillen, spielen, Musik, Kümmelöl für das Bäuchlein, Fliegerhaltung....

Es half einfach nichts. Nach 2 Stunden war dann plötzlich Ruhe. Aber der nächste "Terror" war nie weit. Bei der Physio schrie er auch, so dass wir von Bobath auf Vojta umgesattelt sind. Weil er bei Bobath nicht mitmachte und er sowieso schrie. Ich machte mir echt Gedanken. Besonders wegen meinen Nachbarn. Wir wohnten damals in einer großen Wohnanlage mit einem gemeinsamen Innenhof.

Eines Tages sprach mich auch eine Nachbarin an. Ich erklärte ihr, das ich auch nicht mehr weiter weiss und schon alles probiert hatte. Ich hatte gedacht, dass ihr mein Sohn leid tat. Da sagte sie mir aber, dass sie das gar nicht meinte, sonder dass ICH ihr so leid tat. Das hat enorm geholfen! Ich machte mir jetzt viel weniger Gedanken wegen den anderen. Und das entlastet schon mal sehr.

Bei meinem Sohn kam dann noch dazu, dass er wegen dem Epilepsiemedikament Einschlafprobleme hatte. Mittagsschlaf ging nur, wenn wir ihm "vorschliefen". Nachts - naja. Wir hatten eine Meditations-CD, die lief ganz leise jeden Abend (ziemlich lange). Und es half die "Sanduhrmethode" ("jedes Kind kann schlafen"). Im Nachhinein haben wir gemerkt, dass er ein Schlafdefizit aufgebaut hat. Das führte zu neuen epileptischen Anfällen. Mit dem neuen Medikament wurde es dann SEHR langsam besser.

Er schrie trotzdem noch. Mit 2 Jahren ging er in eine heilpädagogischeTagesstätte (wegen seinen Behinderungen), aber obwohl er sich in Spielgruppen vorher gut gemacht hatte, war es eine Katastrophe. Er hatte dann dort eine Bezugsperson, mit ihr ging es nach einer Weile - ohne sie gar nicht. Mit 4 Jahren wurde das dann besser. Noch vor dem 6. Geburtstag hatte er eine Diagnostikwoche in der Förderschule. Das lief zu unserem Erstaunen super. Bei der Einschulung (mit gerade 6 Jahren) hatte er keine Probleme mit der Lehrerin in die Klasse zu gehen (ohne uns!).

Er ist inzwischen (in ein paar Tagen wird er 8) ein Strahlekind. Wobei er das eigentlich schon immer war - wenn er gut drauf war. Ich wurde sogar auch öfter gefragt, ob er immer so gut drauf ist!!!!!

Was bei uns half:
- Ich machte mir keine Vorwürfe mehr (die Spannung überträgt sich) - wenn er schrie sah ich das jetzt als Zeichen, dass er Probleme hatte - mit sich und der Welt und nicht mit mir. Ich habe an solchen Tagen eher MItleid mit ihm, weil er ja mit "der Welt" grad nicht zurecht kommt. Ich tröste ihn dann auch.

- Wir hatte bei den Therapien und zu Hause auch viel für die Tiefenwahrnehmung gemacht (Vibration, Babymassage, Bohnenbad, Sandsäckchen auf Bauch oder Rücken wenn er z.B. in einer Hängematte lag, schaukeln)

- Rituale halfen ihm zu verstehen, das Abschnitte wie Schlafen oder KiGa immer enden und dann wir wieder da sind. Das dauerte natürlich eine Weile. Genauso musste er aber auch lernen, dass er mit Schreien nicht alles erreichen kann.

- Heute hat er einen sehr festen Tag-Nacht-Rhythmus (auch in den Ferien, es dauert ziemlich lange ihn umzugewöhnen). Diesen müssen wir auch einhalten.

- Immer wenn er es einfordert, kann er mit uns kuscheln ... Er fühlt sich bedingungslos geliebt. Und zeigt uns das auch :-) Hat aber auch seine Nachteile: er versucht auch, sich so durchzumogeln. Dann grinst er uns einfach an :-)

- Wenn er offensichtlich eine "Auszeit" braucht (ich meine keine Bestrafung sondern wirklich Zeit für ihn um sich zu erholen), dann versuche ich ihm dass zu ermöglichen (ruhiger Raum, entspannte Situation, etwas Trinken).

Er hat immer noch Problem mit Frustration umzugehen (das ist dann auch noch sehr laut).... Aber es wird besser!!!

Ich hoffe, du lernst nicht so sehr an dir zu zweifeln, sondern wieder mehr deinem Bauchgefühl zu vertrauen :-) Vielleicht hat er ja Wahrnehmungsstörungen oder seine motorischen oder sprachlichen Fähigkeiten "hinken" etwas seiner restlichen Entwicklung hinterher. Such das Problem nicht bei dir, das Problem liegt sicher in deinem Sohn und du kannst versuchen ihm zu helfen, zu lernen damit umzugehen. Eventuell hilft euch eine gute Ergotherapeutin.

Liebe Grüße
Anja

 
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