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Geschrieben von Finje am 10.04.2010, 7:45 Uhr

Gedicht?

Meine Freundin hat letzten Samstag ihren kleinen Sohn zur Welt gebracht. Am Montag bei der U hat sich leider herrausgestellt das er ein Loch im Herz hat und die Arterie von der Lunge zum Herz nicht richtig durchgängig ist.
Sie wurden sofort verlegt sind jetzt aber seit gestern zuhause.
Er muss auf jedenfall operiert werden sie wollen es aber noch rausziehen bis er etwas älter und stärker ist.
Eigentlich wollte ich sie schon letzten Dienstag besuchen aber da waren sie dann schon verlegt hab das Geschenk und die Karte schon fertig - würde jetzt aber gerne ein schönes Gedicht reinschreiben das sie etwas aufbaut- weiß jemand von euch eins?
Hat jemand eine ähnliche Dagnose?
LG Jessi

 
4 Antworten:

Re: Gedicht?

Antwort von kikipt am 10.04.2010, 13:19 Uhr

kein gedicht... aber lege das vielleicht dazu.. das gibt einem immer wieder kraft


“DIE BESONDERE MUTTER“ VON ERNA BOMBECK

Als der Hund anfing zu bellen, wußte Ginny sofort, jetzt kam ihre Schwester. Der Hund versuchte seit sieben Jahren ohne Erfolg, ihr die Zähne in die Beine zu schlagen. Aber Peggy's Beine waren auch zu verlockend, selbst fόr einen ausgewachsenen Dobermann.

" Dieser Hund sollte einem Rechtsanwalt gehören", schalt Peggy " Wo ist B.J.?"
"Schaut sich Dallas an".
"Was hat ein vierzehnmonatiges Baby von so einer Sendung?", fragte sie in scharfem ton.
"Unterhaltung", seufzte Ginny," sonst nichts".
Peggy warf ihrer Schwester einen mißbilligenden Blick zu und kniete vor dem kleinen Kind nieder, das durch Kissen gestützt in einem Stuhl saß.
" Hallo B.J." rief sie " Ich bin's, Tante Peggy. Kennst du mich noch? aber ja doch, nicht wahr?"
"Du brauchst nicht zu brüllen" sagte Ginny " Er ist zurückgeblieben, nicht taub."
"Du bist wohl wieder deprimiert, wie? Du siehst um deine Augen herum so müde aus."
"Wen hast du erwartet? Brooke Shields?
"Du ich habe hier was für dich. Als ich es las habe ich gleich an dich gedacht."
Ginny nahm einen tiefen Atemzug und las: "die meisten Frauen werden durch Zufall Mutter, manche freiwillig, einige unter gesellschaftlichem Druck und ein Paar aus reiner Gewohn-heit. Dieses Jahr werden 1000 Frauen Mütter behinderter Kinder werden. Habe sie sich schon einmal Gedanken gemacht, nach welchen Gesichtspunkten Mütter behinderter Kinder aus-gewählt werden?
Ginny: "mir ist jetzt schon schlecht"
"Lies weiter!" befahl Peggy.
Ginny's Augen glitten gleichgültig über die Zeilen. Als sie den Artikel fertiggelesen hat, warf sie ihn auf dem Tisch und sagte: "Reiner Quatsch..."
"Ich hatte gedacht, er würde dir etwas sagen", seufzte Peggy.
"Hat die Verfasserin ein behindertes Kind? Wenn nicht, wer gibt ihr das Recht, zu erzählen, was ich empfinde? Ich habe es satt, daß man mich gegönnert. Es ist schon schlimm genug, mit allem fertig werden zu müssen, man braucht mir nicht noch einen Heiligenschein zu verpassen."
"ich dachte ja nur…"
"Schau dir doch an, was wirklich los ist, unterbrach sie. Das hier ist das einzige Haus im ganzen Block, in dem nie eine Schaukel aufgestellt wird, wo nie ein Trampelpfad über den Rasen führen wird. Ich bin die Mutter, deren Kind nie in einer Kloschüssel spielen wird, wenn ich gerade telefoniere. Es wird nie meine Lieblingszeitschrift zerfetzen, nie splitternackt auf und davon laufen. Nie *backe-backe Kuchen* machen. Mich nie an den Haaren ziehen. Nie auch nur meinen Namen sagen!"
"Wenn man dich so hört, glaubt man, du müßtest mal einen Abend lang raus. Ich mache dir den Babysitter, wenn du möchtest".
"Ich brauche keine Kalendersprüche, die man gerahmt an die Wand hängt. Ich habe eine Stinkwut, verstehst du das nicht? "
"Gehst du denn nicht mehr zu den Zusammenkünften?
"Nein. Ich habe sie dick, diese Sitzungen des Gruppenelends, wo einem jemand erzählt, Gott laste einem nicht mehr auf, als man tragen kann. Weißt du, was ich finde? er hat übers Ziel hinaus geschossen. Ich ertrinke, Peggy".
"Du solltest öfter ausgehen".
"Meinst du, das wüßte ich nicht? " Sie trank einen Schluck Kaffee. " Entschuldige, Peggy. ich habe einfach eine irre Angst. Ich komme jetzt einigermaßen zurecht. Im Ernst. Rob nimmt es fabelhaft. und meine Eltern sind wunderbar. Manchmal vergesse ich, wie entschäuscht sie sein müssen. Aber wie heißt es so schön: die Länge trägt die Last. Ich weiß, wie B.J. in zehn Jahren sein wird, aber wie werde ich sein? Ich finde es gräßlich, was die Verbitterung bei einem Menschen anrichtet. Für irgendwen möchte ich etwas Besonderes sein. Entschuldige, daß ich so durchdrehe, aber jedesmal, wenn ich so etwas lese...."
"Ich verstehe schon" sagte Peggy und stand auf. "Ich wollte eigentlich nur auf einen Sprung hereinkommen. Brauchst du irgendetwas? "
Ginny schüttelte den Kopf und begleitete ihre Schwester zu Tür.
"Tut mir leid, komme wieder, wenn ich wieder normal bin, ja?" Sie umarmten sich.
Als Peggy gegangen war, schaute Ginny nach B.J. Er saß still da, und vor ihm spielte sich Dallas ab, eine Geschichte von Habsucht, Konkurrenzkampf und fleischlichen Begierden. Ginny bückte sich, wischte ihm mit einem Zellstoff das Gesicht und stecke es in ihren Ärmel.
"Na, Tiger, was machen wir denn heute? spielen wir volleyball im zimmer?" Als sie sich aufrichtete, sah sie ihr Spiegelbild und blieb davor stehen, um es genauer zu betrachten. Was sie anschaute, erschütterte sie. Da stand eine dreißigjährige mit Augen. Augen, die stumpf und teilnahmslos dreinsahen. Augen ohne Freude. Augen, die zwar blickten, aber nichts er-blickten. Augen, in denen kein Leben war. Sie wandte sich rasch vom Spiegel ab und stellte die Kaffetassen zusammen. Eine Zeile sprang ihr aus dem liegengebliebenen Zzeitungsausschnitt: wenn ihr Kind zum ersten Mal Mama sagt, wird ihr klar sein, daß sie ein Wunder erlebt…
Sie kniete sich neben B.J. auf den Boden.
"Hör zu B.J., ich muß dir etwas sagen. Ich bin keine Heilige. Es ist mir wichtig, daß du das weißt. Ich habe dich verflucht - für meine Schuldgefühle, für meine Erschöpfung, für mein ganzes Leben. Ich habe mich gefragt, warum wir zwei geboren wurden. Ich habe es noch immer nicht herausgebracht, warum ER uns zusammengespannt hat. Ich weiß nur, daß zwischen uns etwas ganz Besonderes existiert, etwas, das ich nicht eimal rob erklären kann. Ich könnte es nicht ertragen, wenn du nicht da wärst, oder nie dagewesen wärst. Eben jetzt hab ich mich im Spiegel gesehen, wie du mich sehen mußt: besiegt, erledigt und wütend. Aber so bin ich nicht, ehrlich nicht. Manchmal glaube ich, ich bin diejenige, die behindert ist.
Ginny holte B.J. aus dem Stützstühlchen und drückte ihn an sich, während sie mit ihm vor den Spiegel trat.
" B.J, ich habe noch nie um etwas gebeten, aber jetzt möchte ich, daß du Mama sagst. Ich weiß, es wird nicht gleich tadellos klappen, aber versuch's. Gib irgendeinen Ton von dir. Grunz, Rülps! Irgendwas".
Aus B.J.'s Mund quoll Spucke. Es kam kein Ton. Dann bemerkt Ginny seine Augen. Sie starrten in die ihren, wie sie es noch nie gesehen hatte. Aanfangs blickten sie nicht geradeaus, aber dann sahen sie sie zum ersten Mal an. In ihnen lag Bewußtsein, Interesse, erkennen. Er wußte, wer sie war.
Rob würde ihr das nicht glauben, aber B.J. hatte eben sein erstes Wort gesprochen. Mit den Augen. Er hatte sie Mama genannt.
Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie nahm den Artikel und schob ihn in die Altpapierschub-lade. Er blieb mist, aber an der Sache mit dem Wunder war etwas wahres.

Erma Bombeck
"Die Spezial-Mutter"

Die meisten Frauen werden durch Zufall Mutter, manche freiwillig, einige unter gesellschaft-ichem Druck und ein Paar aus reiner Gewohnheit. Dieses Jahr werden 100.000 Frauen Mütter behinderter Kinder werden. Haben sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, nach welchen Gesichtspunkten die Mütter behinderter Kinder ausgewählt werden?

Ich stelle mir Gott vor, wie er über der Erde schwebt und sich die Werkzeuge der Arterhaltung mit größter Sorgfalt und Überlegung aussucht. Er beobachtet genau und diktiert dann seinen Engeln ins riesige Hauptbuch.
"Armstrong, Beth: Sohn. Schutzheiliger: Matthias.
Forest, Majorie: Tochter. Schutzheilige: Cäcilie.
Rutledge, Carrie: Zwillinge. Schutzheiliger? Gebt ihr Gerad, der ist es gewohnt, daß geflucht wird."
Schließlich nennt er einem Engel einen Namen und sagt lächelnd: "Der gebe ich ein behindertes Kind."
Der Engel wird neugierig: "Warum gerade ihr, oh Herr? Sie ist doch so glücklich."
"Eben deswegen", sagt Gott lächelnd."Kann ich einem behinderten Kind eine Mutter geben, die das Lachen nicht kennt? Das wäre grausam."
"Aber hat sie denn die nötige Geduld?" fragt der Engel.
"Ich will nicht, daß sie zuviel Geduld hat, sonst ertrinkt sie in einem Meer von Selbstmitleid und Verzweiflung. Wenn der anfängliche Schock überwunden und der Zorn verklungen ist, wird sie es tadellos schaffen. Ich habe sie heute beobachtet. Sie hat den Sinn für Selbs-tändigkeit und Unabhängigkeit, die bei Müttern so selten und so nötig sind. Verstehst du: das Kind, das ich ihr schenken werde, wird in seiner eigenen Welt leben. Und sie muß es zwingen, in der ihren zu leben, das wird nicht leicht werden."
„Aber Herr, soviel ich weiß, glaubt nicht einmal an dich." Gott lächelt.
"Das macht nichts, das geht schon in Ordnung. Nein sie ist hervorragend geeignet. Sie hat genügend Egoismus."
Der Engel ringt nach Luft. "Egoismus? Ist das denn eine Tugend?"
Gott nickt. "Wenn sie sich nicht gelegentlich von dem Kind trennen kann, wird sie das alles nicht überstehen. Diese Frau ist es, die ich mit einem nicht ganz vollkommenen Kind beschenken werde. Sie weiß es zwar noch nicht, aber sie ist zu beneiden. Nie wird sie ein gesprochenes Wort als etwas Selbstverständliches hinnehmen. Nie einen Schritt für etwas Alltägliches. Wenn ihr Kind zum ersten Mal Mama sagt, wird ihr klar sein, daß sie ein Wunder erlebt. Wenn sie ihrem Kind einen Baum, einen Sonnenuntergang schildert, wird sie ihn so sehen, wie nur wenige Menschen meine Schöpfung jemals sehen. Ich werde ihr erlauben, alles deutlich zu erkennen, was auch ich erkenne. Unwissenheit, Grausamkeit, Vorurteile -, und ich werde ihr erlauben, sich darüber zu erheben. Sie wird niemals allein sein. Ich werde bei ihr sein, jeden Tag ihres Lebens, jede einzelne Minute, weil sie meine Arbeit eben so sicher tut, als sei sie hier neben mir."
"Und was bekommt sie für einen Schutzheiligen?" fragt der Engel mit gezückter Feder.
Da lächelt Gott. "Ein Spiegel wird genügen."



Re: Gedicht?

Antwort von Tinchen81 am 10.04.2010, 21:34 Uhr

Hallo Jessi,

ich kann die Ängste deiner Freundin total gut verstehen. Ich habe vor 13 Monaten eine "gesunde Tochter" geboren. Ich habe dann aber bemerkt dass sich meine Tochter nicht richtig entwickelt. Sie hat sehr geschwitzt und nicht an Gewicht zugenommen. Alles Anzeichen für Herzinsuffizienz. Dann die Diagnose: musk. VSD d.h. bei meiner Tochter hat fast die ganze Herzscheidewand der Herzkammern gefehlt, salopp ausgedrückt ein Loch im Herz mit 1,3 cm. Das war ein Schock für uns und wir dachten die Welt bricht zusammen.Im Sommer musste Sie am offenen Herzen operiert werden. Wir waren in der UNI Tübingen bei Prof. Dr. Zimer (toller Mann). Die OP ging soweit ganz gut, es gab zwar noch Komplikationen, das hat Sie aber alles gut überstanden. Das war die schlimmste Zeit in meinem Leben. Mein kleines Baby total verkabelt und wir völlig hilflos daneben. Deine Freundin kann froh sein, dass der Herzfehler gleich endeckt wurde so kann frühzeitig Medikamentös geholfen werden (z.b. Pulmonale Hypertonie). Das hatte meine Tochter leider schon, weil der Herzfehler erst mit 4 Mon. endeckt wurde.Ich hätte das meiner kleinen Tochter alles gerne erspart und am liebsten wäre ich selber dort gelegen, damit Sie keine Schmerzen ertragen muss. Aber das geht ja nicht. Ich wünsche Deiner Freundin ganz viel Kraft, die wird Sie nämlich brauchen. Meine kleine hat die Op wirklich gut verkraftet, das geht dann doch schneller als man denkt. Und wir sind so dankbar das ihr geholfen werden konnte. Sie entwickelt sich jetzt prima und fängt jetzt an zu laufen. Wenn die Zeit der OP vorüber ist soll deine Freundin unbedingt eine Familienreha beantragen (hat bei uns der Psychosoziale Dienst des KH gemacht). Wir waren im Januar in Tannheim im Schwarzwald eine spezielle Nachsorgeklinik für Kinder mit Herzkrankeiten, Onkologie, Mucoviszidose. War echt super und die ganze Familie (auch der Vater) wird rehabilitiert. (Kannst ja mal googeln). Die Klinik ist total menschlich, Medizinisch top und das Essen ist auch super (habe hier schon mal einen Beitrag geschrieben gib einfach mal bei der Suche Tannheim ein)

Wenn du oder deine Freundin noch fragen habt dürft ihr euch jederzeit melden.Alles gute Tinchen.



Re: Gedicht?

Antwort von +janne+ am 10.04.2010, 21:50 Uhr

hallo,
unsere tochter ist auch mit einem komplexen herzfelhler zur welt gekommen und musste 2 x operiert werden. wie hier schon geschrieben wurde: es war deutlich die schlimmste zeit meines lebens- aber auch die schönste! die kinder stecken das alles so viel besser weg als erwachsene. und umso mehr freut man sich, wenn sie hinterher GESUNDE und glückliche zwerge sind!!
sei für deine freundin da, wenn sie reden möchte (ich hab damals eh fast nur geweint -zumindest gefühlt- und wollte niemanden sehen; aber es war ganz wichtig, zu wissen, dass freunde an uns denken!). schreib ihr einen brief, das hat mich damals sehr gefreut- vielleicht mit einem schutzengel?!
alles gute für deine freundin!



Re: Gedicht?

Antwort von Tinchen81 am 10.04.2010, 22:04 Uhr

Liebe Jessie,

ich muss Janne vollkommen recht geben, ich wollte in dieser Zeit auch niemanden sehen, mir war alles zu viel. Alles andere war für uns unwichtig, wir hatten auch keine Kraft für "Freundschaftspflege". Die Welt dreht sich weiter und man bekommt nicht´s mehr davon mit. Es ist wirklich wichtig das du Verständnis hast wenn sich deine Freundin für nicht´s mehr interessiert. Erst jetzt 8 Monaten nach der OP fange ich an wieder zu leben.
Wir haben auch einen Schutzengel von Habe bekommen und den auch am Bettchen im KH befestigt.



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