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Geschrieben von Lillimax am 20.11.2019, 13:03 Uhr

Anstöße...

Hallo,

ich möchte Dir gern ein paar Denkanstöße aus eigener Erfahrung geben, vielleicht hilft das ja etwas.

Also: Bei sehr vielen Entbindungen gibt es nur eine einzige, verlässliche Regel, sagt meine Hebamme. Diese Regel lautet: Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Locker jede zweite Frau hat nämlich eine Entbindung, die nicht ihren Vorstellungen oder ihrem Ideal entspricht. Komplikationen sind sehr häufig und völlig normal (Zangengeburt, Kaiserschnitt, Kind ist anfangs quietschblau wegen kurzem Sauerstoffmangel usw.). Dass wir heute oft so lange damit hadern, liegt daran, dass uns das vorher niemand sagt. Wir pflegen deshalb das Ideal von der harmonischen, perfekten Entbindung und sind geschockt oder gar traumatisiert, wenn es eben doch anders läuft.

Deine Entbindung ist für die Geburtshelfer keine ungewöhnliche, sondern eine ganz alltägliche Entbindung gewesen, auch wenn Du Dir das vielleicht nicht vorstellen kannst. Ich selbst habe übrigens auch so eine Geschichte erlebt (PDA missglückt, Kreislaufkollaps, sichtliche Aufregung der Ärzte im Kreißsaal, grünes Fruchtwasser, Wehentropf unwirksam, Baby gestresst und sowieso riesengroß, Not-Kaiserschnitt, das ist nur die Kurzform). Ich hatte anschließend solche Schmerzen, dass ich mich kaum auf mein Kind konzentrieren konnte. Ich habe auch ein Jahr damit gehadert. Mir hat es aber geholfen, dass mir andere Mütter (Krabbelgruppe) von ihren schwierigen Entbindungen erzählt haben und ich verstand: Es ist eher der Normalfall, dass solche Dinge passieren, und für die Geburtshelfer sind sie wirklich Routine.

Was das Bonding angeht: Ich glaube, das wurde vor allem erfunden, um Müttern wieder einmal besonders effektiv Schuldgefühle zu machen. Meine Kinder sind beide (unfreiwillige) Kaiserschnitt-Kinder, es gab also auch kein Bonding, weil man nach dieser OP erstmal über eine Stunde weg ist (zunähen von 7 Gewebeschichten, Kontrolle im Aufwachraum auf nachoperative Komplikationen usw.). Und was soll ich sagen: Beide Kinder gediehen so was von prächtig. Sie sind inzwischen Teenager. Sie waren immer schon ausgesprochen fröhliche, neugierige Kinder, immer in Lach- und Freu-Bereitschaft, absolut glücklich! Sie haben sich toll entwickelt, waren oft weiter als andere Kinder ihres Alters, und ihre Bindung an mich war immer sehr gut und stabil - trotz des schlechten Starts.

Mir sagte eine befreundete Kinderpsychologin mal etwas sehr Wichtiges, das ich Dir weitergeben will: "Wenn eine Mutter ständig mit der Vergangenheit hadert oder gar Schuldgefühle hat, ist DAS für ihr Kind weitaus schädlicher, als die eigentliche Sache, um die es geht." Weil es nämlich für Babys überhaupt kein Problem sei, einen schwierigen Start gut zu verkraften, wenn auf ihr "emotionales Konto" anschließend viel Liebe "eingezahlt" wird. Es sei nämlich so: Wenn die Emotionen ins Minus geraten, wird das gut verkraftet - sofern man es anschließend mit viel Liebe ins Plus bringt. Babys "wissen" seit Urzeiten, dass der Start ins Leben schwer sein kann. Weil es Komplikationen gab, oder weil Mama vielleicht eine Wochenbettdepression hatte oder krank war usw. Das kommt sehr oft vor.

Ob das für Deine Tochter zum Problem wird oder nicht, liegt an Dir: Lass die Vergangenheit los, das Ganze war nicht schlimm, es ist längst wieder ausgeglichen. Erlaube Dir, fröhlich zu sein und Dein Baby zu genießen! Alles ist gut, ganz ehrlich! Sei JETZT die fröhliche, positive, gut gelaunte Mutter, die Du die ganze Zeit schon sein wolltest. Deine Maus wird wunderbar gedeihen, sich toll entwickeln und ist natürlich gut an Dich gebunden! Ein schwieriger Start kann vollständig (!) ausgeglichen werden, und das ist bei Euch längst der Fall.

Erlaube es dem Leben, nicht perfekt zu sein. Erlaube es vor allem auch Dir, nicht perfekt zu sein. Deine Tochter will keine perfekte Mutter. Sondern sie will genau Dich! Du bist die einzige Mama, die sie möchte, und Du musst dafür nicht alles richtig machen. Auch jetzt nicht. Auch eine gute Mutter darf mal müde, entnervt oder ungerecht sein. Es ist wichtig, dass Du das weißt, und dass dies für jede Mutter gilt - auch für die, die scheinbar nie Probleme haben oder genervt sind. Sie sind es alle! Steige aus der (von männlichen Psychologen erfundenen) Schuldgefühl-Falle aus. Je unbeschwerter Du das machst, desto glücklicher wird Dein Kind - und übrigens auch das nächste... ;-)

LG

 
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