Kaiserschnitt

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Geschrieben von Toffee am 29.09.2019, 13:09 Uhr

Fühle mich so entwürdigt

Hallo liebe Mamis,

ich habe vor 3 Monaten ungeplant einen Kaiserschnitt gebraucht und habe noch damit zu kämpfen.
Ich lag fast drei Tage in den Wehen, als die Herztöne schlechter wurden, weil meine Tochter stecken geblieben ist.
Da die Hebamme mich in der zweiten schlaflosen Nacht zu einer PDA überredet bekommen hat, konnte ich zum Glück während dem Eingriff wach sein, da die Anästhesisten einfach den Katheter zur Betäubung benutzen konnten. Auch konnte mein Mann dabei sein.
Ich muss sagen, ich hab mich im Kreissaal von allen Hebammen und Ärzten sehr gut betreut gefühlt (ich hab vier Schichten mitgemacht).
Aber, ab dem Moment wo ich in den OP gefahren wurde, fing mein persönlicher Albtraum an. Mir war kalt, ich wurde auf den Tisch geschnallt. Ich hatte keine Kleider an und wurde nackt mit gespreizten Beinen festgebunden. Jemand kam und hat ohne Vorankündigung meinen Bauch und zwischen den Beiden Desinfektionsmittel verteilt. Mir wurde ein Katheter gelegt. Niemand hat mehr mit mir gesprochen ich habe mich so gedemütigt gefühlt. Mir war es so peinlich da so hilflos und nackt in dieser Position zu liegen während allen an mir rumzerrten und in meinem Intimbereich zu Gange waren. Da waren so viele Leute, die mich so gesehen haben und ich schäme mich so.
Der Kaiserschnitt war sehr unangenehm. Ich hatte zwar keine Schmerzen, aber trotzdem spürt man wie in den Gedärmen gerissen und gezogen wird. Ich habe auch gespürt, wie jemand mit seiner Hand in meine Scheide gefasst hat. Später hab ich die Hebamme gefragt, sie meinte das Baby ist schon im Becken gesteckt, man hat es nicht richtig rausbekommen durch die Bauchdecke und wollte natürlich nicht reißen, da musste eben von unten in mich hineingefasst und es wieder nach oben gedrückt werden.

Ja, ich bin sehr froh, dass wir medizinisch so viele Möglichkeiten haben Kinder sicher auf die Welt zu bringen, wenn die Geburt nicht weitergeht.
Ja, ich bin unendlich dankbar, dass ich ein gesundes Kind im Arm halten darf.
Ja, ich weiß auch, das OP Team macht das jeden Tag, und denkt sich nichts dabei, wenn ein Patient nackt ist. Es ist mir auch klar, dass man bei einer OP keine Kleider anhat (bei einer Geburt hat man auch keine Hosen an, allerdings stehen da nur eine Hebamme und keine 8 vermummte Gestalten um einen herum) und beim Kaiserschnitt die Beine gespreitzt gelagert werden.
In dem Moment war ich einfach sehr froh, dass man mir so schnell geholfen hat. Ich habe gemerkt, wie professionell alle ihre Arbeit gemacht haben, die Handgriffe haben gesessen und jeder hatte seine Aufgabe ohne dass groß geredet werden musste. Die Angst um mein Baby hat überwogen.
Und dennoch war es mir sehr unangenehm. Aber jetzt im Nachhinein, wo ich nicht mehr so überrumpelt bin und keine Angst mehr habe, wenn ich darüber nachdenke fühle ich mich einfach schrecklich und gedemütigt. Ich weiß einfach nicht, wie ich das abstellen kann. Vielleicht geht es jemandem ähnlich und mir hilft es einfach, dass ich mich austauschen kann.

Ich danke euch!

 
12 Antworten:

Re: Fühle mich so entwürdigt

Antwort von Lina301 am 29.09.2019, 13:51 Uhr

Mir ging es bei meinem KS genauso, nur dass der "Albtraum" schon in dem Moment begann, als der KS beschlossen wurde. Die Entscheidung wurde über meinen Kopf hinweg getroffen, ich bekam auch auf mehrfache Nachfragen keine Erklärung und alles war total hektisch und Ärzte und Co teils unfreundlich. Ich habe mich in dem Moment überhaupt nicht gut betreut gefühlt. Teils hatte ich panische Angst ums Kind, teils aber auch Zweifel, ob der KS überhaupt sein musste, weil er sich völlig falsch anfühlte. Am schlimmsten war dann das lauter fremde "vermumte" Leute an einem rum fummeln, einem teilweise weh tun, man keine Erklärung bekommt, noch angeschnauzt wird, irgendwelche Medikamte bekommt, festgeschnallt wird, nackt vor allen da rum liegt, in einem absolut deprimierenden gefliessten Raum und man hat überhaupt keinen Chance sich zu wehren sondern ist komplett ausgeliefert- dazu noch die heftigen Wehen. Das war für mich wirklich eine Szene aus einem schlimmen Albtraum! Als ich dann eine Vollnarkose bekommen musste, weil die örtliche Betäubung nicht gewirkt hat (wobei sie mir das erst nicht glauben wollten und ich schon Angst hatte, dass sie mich ohne Betäubung aufschneiden), war ich im ersten Moment nur froh und erleichtert. Hauptsache raus aus der Situation. Nachher fand ich es allerdings auch schade, dass ich dadurch die Geburt verpasst habe und weil ich mein Kind durch die Routinen in dem KH erst viele Stunden nach der Geburt sehen konnte.
Ich habe danach lange Zeit immer wieder Panikmomente gehabt und es hat lange gedauert bis ich nicht mehr dauernd daran denken musste. Dazu kam bei mir dass ich auch sehr lange körperliche Schmerzen in der Narbe hatte und dadurch natürlich auch bei jeder Bewegung wieder und wieder an den KS und damit diese Albtraumsituation erinnert wurde. Das wurde erst gaaaaaaaanz langsam besser.

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Re: Fühle mich so entwürdigt

Antwort von Mafe am 29.09.2019, 18:50 Uhr

Hallo Toffee,
auch wenn es bei mir beide Male ein Notkaiserschnitt war (davon auch 1*in Vollnarkose),habe ich die Situation nicht so erlebt wie du. Ich war einfach nur froh,als die Schmerzen aufgehört haben und dass mir endlich geholfen wird das Kind auf die Welt zu bringen. Wie du es bereits selbst schreibst, es gehört alles dazu, du brauchst dich für nichts zu schämen, für das Op-Team ist es Routine. Genau das ist aber auch wahrscheinlich ein Problem. Ich denke darüber wird oft vergessen,dass es für den Patienten eben eine absolute Ausnahmesituation ist. Ein paar beruhigende Worte und die Anleitung was wer gerade macht hätten dir mit Sicherheit geholfen. Es tut mir sehr leid,dass es so bescheiden gelaufen ist! Und alle guten Worte werden dir dieses Gefühl was du nun hast wahrscheinlich nicht nehmen können. Ich kann mir vorstellen,dass die Zeit hier einiges heilt. Zusätzlich würde ich dir EFT (Klopfakupressur) empfehlen. Diese Methode kann man auch super im übrigen Leben anwenden und es hilft Dinge anzunehmen bzw. sie besser zu verarbeiten.

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Re: Fühle mich so entwürdigt

Antwort von Jani14091982 am 29.09.2019, 20:27 Uhr

Hallo,

Das klingt ja übel was du beschreibst. Das tut mir sehr leid das du das erleben musstest. Ich hatte auch 2 x KS. 1 x Not KS und einmel geplant weil Kind bis zum Schluss verkehrt herum lag. Aber ich habe so etwas nicht erlebt. Ich war 2 x im selben KH und die waren super nett und lieb. Und nackt war ich auch nicht. Hatte beide Male dieses OP Hemd an und beim zweiten mal zusätzlich das Bondingtuch. Und im Schritt hat mir auch keiner rum gefummelt. Die haben so super lieb auf mich eingeredet als ich so nervös und aufgeregt war. Beim ersten mal hatte ich zwar vollnarkose aber beim zweiten mal war ich wach und Mann an der Seite. Dafür das man nicht normal entbinden konnte war es das beste was mir je passiert ist. So eine super schöne Betreuung und Fürsorge. Kann ich mir gar nicht vorstellen das es auch andere KHs gibt die nicht so sind. Das ist wirklich schade. Wünsche dir dennoch baldige Genesung.

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Re: Fühle mich so entwürdigt

Antwort von wowugi80 am 29.09.2019, 21:32 Uhr

Hallo Toffee,
ich hatte keinen Kaiserschnitt aber ebenfalls ein sehr entwürdigendes Geburtserlebnis bei dem ich nichts entscheiden durfte und wildfremde Menschen plötzlich in mich griffen, meinen Körper hin und her schoben, oder sich darauf geworfen haben um das Baby herauszudrücken. Die Geburt hat insgesamt 48 Stunden gedauert, ich war völlig erschöpft und habe am Ende ganz viel nicht mehr wahrgenommen. Als wäre ich gar nicht da. Am Ende wäre unser Sohn beinahe gestorben und meine Gefühle in den Monaten danach waren eine völlig wirre Melange aus Wut, Trauer, Scham und Enttäuschung. Ich hatte all das Erlebte ständig im Kopf, keine Minute standen die Gedanken still.
Mir hat es geholfen, mit jemand professionellem darüber zu reden. Ich war bei meiner alten Therapeutin und habe einige Stunden bei ihr privat bezahlt um darüber hinweg zu kommen. Ich würde dir dringend raten, dich nach einem Therapie-Platz umzusehen. Die Wartezeiten sind lang und es hilft nichts, so zu tun, als wäre das nicht passiert. Was du da erlebt hast, ist ein handfestes Trauma und da hilft auch die Dankbarkeit für das gesunde Kind nicht um es auszugleichen.
Kennst du die Roses Revolution? Du wirst sehen, du bist nicht allein und vielleicht hilft es auch dir, in deiner Entbindungsklinik ein Zeichen zu hinterlassen. Schau mal hier, die Webseite dazu.
http://www.gerechte-geburt.de/home/roses-revolution/
Ich wünsche dir alles Gute und dass es dir gelingt, dieses fürchterliche Erlebnis hinter dir zu lassen

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Re: Fühle mich so entwürdigt

Antwort von LanaMama am 30.09.2019, 6:30 Uhr

Hallo,

Ich kann Deine Gefühle gut nachvollziehen. Mir ging es beim ersten Mal ähnlich.

Hier Erfahrungsberichte zu lesen, wird Dir aber nicht helfen auf Dauer, Du brauchst richtige Hilfe.
Für den schnellen Einstieg empfehle ich Dir das Buch
„Es ist vorbei, ich weiß es nur noch nicht.“

Und dann besorge Dir am besten Hilfe, zB. eine Gesprächsgruppe über das Kaiserschnitt-Netzwerk.
Allgemeine Infos hier:
http://kaiserschnitt-netzwerk.de/
Adressenliste hier:
http://kaiserschnitt-netzwerk.de/Resources/NetzwerkAdressen22.07.19.pdf
Mir hat das damals sehr geholfen, als auch nach Monaten das Gedankenkarussel einfach nicht aufhörte.

Es gibt Hilfe nach solchen Erlebnissen, nimm sie in Anspruch.

Alles alles Gute für Dich!

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Re: Fühle mich so entwürdigt

Antwort von Windpferdchen am 30.09.2019, 8:41 Uhr

Hallo,

ich kann Dich gut verstehen, ein ungewollter Kaiserschnitt kann durchaus leicht traumatisierend sein. Mein erster KS war auch ein Not-Kaiserschnitt, und ich habe auch lange damit gehadert. Zum einen schon wegen der Stunden davor: Ich hatte eine Klinikhebamme, die richtig schlecht war. Sie war kalt, desinteressiert, gelangweilt, wirkte fast depressiv. Konnte mir keinen Mut machen, sagte nichts Freundliches oder Fröhliches, sondern werkelte immer nur gleichgültig im Hintergrund oder an den Geräten herum. Irgendwann kam es zum Geburtsstillstand, Wehentropf, Stress beim Baby und zur KS-Entscheidung.

Auf dem Weg in den OP sprach im Aufzug niemand mit mir, sondern der Arzt und die Hebamme lästerten und lachten in meinem Beisein über eine Kollegin, die schwanger und übergewichtig war - so als ob ich gar nicht dabei wäre.

Nicht nur deswegen, sondern wegen der ganzen erzwungenen Situation habe ich etwa ein Jahr gebraucht, um es zu verarbeiten, dass ich mein Kind nicht auf natürlichem Weg bekommen habe, wie ich es mir gewünscht hatte. Es ist aber bei vielen Frauen so, dass der KS nicht nur körperliche, sondern auch seelische Narben hinterlässt, das sagt auch mein eigener Frauenarzt. Er erlebt es sehr oft, dass Frauen lange brauchen, um den KS zu verkraften.

Ich glaube, viele Klinikärzte haben null Ahnung, wie es einer Frau mit ungewolltem (!) Kaiserschnitt geht, und es interessiert sie auch nicht besonders. Der Ablauf Deiner OP war natürlich besonders unglücklich. Denn es ist keineswegs so, dass man normalerweise mit gespreizten Beinen festgeschnallt wird. Das war, weil Dein Baby schon im Geburtskanal steckte. Ich selbst habe ganz normal gelegen. Denn das Baby wird ja aus dem Bauch geholt, da sind die Beine wurscht. Wie auch immer - die Situation eines ungewollten KS ist immer sehr belastend, alles in einem sträubt sich dagegen.

Ich kann nur sagen: Du kannst die schlechten Gefühle nicht einfach abstellen, und das musst Du auch nicht. Es wird erfahrungsgemäß etwa ein Jahr dauern, bis Du gar nicht mehr damit haderst, aber es wird aufhören, ganz ehrlich! Das Leben mit Baby ist so schön und reich, dass die eigentliche Entbindung an Bedeutung verliert, auch wenn Du Dir das jetzt nicht vorstellen kannst. Ich selbst brauchte übrigens beim zweiten Kind wieder einen KS, aber einen geplanten. Und ich muss sagen, dieses Mal habe ich null damit gehadert und musste ihn auch nicht verarbeiten.

Erlaube Dir Deine negativen Gefühle, versuche nicht, sie wegzumachen oder ihnen Widerstand entgegenzusetzen. Denn das Geheimnis ist: Wenn sie sein dürfen, solange sie nötig sind, dann verblassen und verschwinden sie von selbst.

LG

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Re: Fühle mich so entwürdigt

Antwort von Jomol am 30.09.2019, 13:50 Uhr

Tut mir leid, was Dir passiert ist. Wende Dich nochmal direkt an die betreuenden Hebammen und Ärzte. Wenn Du das nicht möchtest, schreib einen Brief an die Frauenklinik direkt oder an die Qualitätssicherung des Krankenhauses. Ich persönlich denke, daß ersteres besser ist, vielleicht bringt es was- für Dich selbst und die Nächste.

Entgegen Windpferdchens Ansicht ist es in Deutschland absolut üblich, daß Frauen mit gespreizten Beinen gelagert werden. Eben für den Fall, daß z. B. einer das Köpfchen hochdrücken muß. Außerdem bekommt quasi jede Frau einen Blasenkatheter- vielleicht kann man sich da wehren, aber es ist die Regel, daß man einen kriegt. Dass mit Dir keiner zur Vorwarnung gesprochen hat, ist sehr unschön. Beim Köpfchenhochdrücken hat wahrscheinlich keiner damit gerechnet, daß Du das spüren könntest, normalerweise merkt man das nicht. Beim Desinfizieren muß man aber schon mal ein Wort verlieren... Das ist natürlich keine Entschuldigung, aber war es mitten in der Nacht, daß sie vielleicht einfach zu müde zum Reden waren? War es sehr eilig? Krankenhausangestellte sind auch nur Menschen und keine besseren, weil sie da arbeiten. Was sie natürlich nicht entlasten soll, bloß für Dich als Denkanstoß- wahrscheinlich war es Gedankenlosigkeit und kein böser Wille.

Wenn es nicht besser wird, würde ich mir professionelle Hilfe suchen.

Grüße,
Jomol

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Re: Fühle mich so entwürdigt

Antwort von Tini_79 am 01.10.2019, 7:45 Uhr

Kann ich auch so bestätigen, ich hatte zwei geplante KS und bei beiden (in zwei verschiedene Kliniken) wurden meine Beine in Schalen gelagert.

Klar, es ist nicht super angenehm, wenn man so im OP liegt und mehrere Leute da sind, aber die machen das ja auch nicht zum Spaß. Beim FA liegt man auch und wenn mal eine gynäkologische OP notwendig ist, dann läuft es ähnlich ab.
Gut, Erklärungem und freundliche Kommunikation sollten schon drinnen, das kann man wirklich bemängeln :-(


Ich würde mir an Stelle der AP auch professionelle Hilfe suchen.

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Re: Fühle mich so entwürdigt

Antwort von Toffee am 01.10.2019, 12:36 Uhr

Hallo alle Zusammen,

ich danke euch für die Antworten. Auch wenn es mich erschreckt, dass ihr alle auch negative Erfahrungen gemacht habt, tut es gut, verstanden zu werden und nicht alleine zu sein mit den Gefühlen.
Es war ein Sonntag, aber nicht mitten in der Nacht, sondern um genau 13:17 Uhr kam mein Kind zur Welt.
Ich glaube ihr habt alle Recht; das Personal hat seine Routinen durchgeführt, und darüber hinaus vergessen, dass ich mich in einer Ausnahmesituation befunden habe. Vermutlich haben sie dabei auch nicht damit gerechnet, dass ich noch alles spüren kann, und mich deswegen ohne Vorwarnung einfach vorbereitet und überall angefasst.
Ich denke auch, dass ich mich durch die Schmerzen, den Schlafmangel und die Angst die ich hatte viel angreifbarer gefühlt habe, als ich es unter anderen Umständen vielleicht getan hätte. Normalerweise ist ein Besuch beim Frauenarzt für mich nicht schlimmer als ein Besuch beim Augenarzt. Und im Kreissaal hatte ich auch schon keine Unterwäsche mehr an und einen Einlauf bekommen, das war vollkommen ok für mich, dass die Hebamme an mir "gearbeitet" hat.
Ich nehme Eure Vorschläge und Ideen gerne an. Von EFT hatte ich tatsächlich noch nie etwas gehört, werde mich aber definitiv mal damit beschäftigen.
Ich denke ein Gespräch mit dem Personal von damals wird wenig Sinn machen, da sich bestimmt niemand mehr an genau mich erinnern wird. Ich weiß auch nicht, ob ich mich traue persönlich mit dem zuständigen Chef der Abteilung zu sprechen. Aber ich habe schon eine Kontaktemailadresse gefunden. Vielleicht hilft es ja, wenn ich genau meine Gefühle aufschreibe und darum bitte, das Personal in dieser Hinsicht noch einmal zu sensibilisieren, dass wir Patienten in vielen Situationen eben mehr Betreuung brauchen, oder zumindest einen Ansprechpartner, der sich vorstellt und bei uns bleibt und erklärt was passiert.
Ich geb mir jetzt noch ein bisschen mehr Zeit die Erinnerung verblassen zu lassen. Vielleicht ist das wirklich das einzige, was hilft.

Danke

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Re: Fühle mich so entwürdigt

Antwort von wowugi80 am 01.10.2019, 20:47 Uhr

Oh, sei nicht sicher, dass sich keiner erinnert. Ich hatte neulich großes Organscreening und plötzlich meinte der Arzt in dem Pränatalzentrum, "Sie kommen mir so bekannt vor, haben sie damals im ... Krankenhaus entbunden?" Und da sagte mein Mann "Ja, sie haben sich damals auf den Bauch geschmissen." Ich war völlig baff. Es ist sechseinhalb Jahre her, ich hätte keinen der Ärzte mehr erkannt. Aber ich stand ja auch wirklich neben mir...

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Re: Fühle mich so entwürdigt

Antwort von Jomol am 02.10.2019, 10:39 Uhr

Es ist noch nicht so lange her, warum sollten sie sich nicht erinnern? Selbst wenn sie sich nicht erinnern würden, ist es wichtig. Es kann Dir helfen, das alles aufzuarbeiten und denen, wieder mehr an die Frau, die da in einer Ausnahmesituation liegt, zu denken. An sich wissen die das natürlich, aber offensichtlich war es in der Routine untergegangen. Wenn Du einen Brief schreibst und das so ähnlich wie hier, möglichst vorwurfsarm (schwer, ich weiß) formulierst, hilfst Du den nächsten Frauen. Hält sicher nicht ewig an, aber sie werden sich dann auch an Dich erinnern, solltest Du dort nochmal entbinden. Wenn Du kein Porzellan zertrümmerst, wird Dir diese Erinnerung auch nutzen und nicht schaden. Faß Dir ein Herz!
Grüße,
Jomol

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Re: Fühle mich so entwürdigt

Antwort von Tatze911 am 14.10.2019, 9:32 Uhr

Hallo Toffee,

ich bin eher zufällig über deinen Bericht gestolpert und muss dir jetzt mal etwas Trost spenden!
Ich habe im Sommer entbunden. Oder sagen wir mal so, das Kind wurde mir raus operiert. Denn genau das habe ich lange im Wochenbett gedacht. Dass sie es mir raus operiert haben, weil ich es nicht selbst geschafft habe. An ET+10 starteten wir mit der Einleitung, da ich zwar starke Übungswehen hatte, sich aber sonst nichts tat. Die Einleitung zog sich über drei Tage mit stärksten Schmerzen. Letztlich endete alles im Kaiserschnitt. Nach drei Tagen hatte ich keine Kraft mehr und es lag ein Missverhältnis vor. Wir hätten es nicht heil ohne Schnittentbindung geschafft. Ich wollte nie einen Kaiserschnitt, habe mich im Vorfeld nicht darüber informiert und ging ganz selbstbewusst an das Thema vaginale Entbindung. Im Kreißsaal wurde mir der KS ans Herz gelegt und weil ich so entkräftet war, stimmte ich schnell zu. Ich hatte im Gegensatz zu dir das Glück sehr liebes und fürsorgliches Personal an meiner Seite zu haben und hab mich immer sehr beschützt gefühlt. Auch im OP waren alle super. Ich wurde auch nackt angeschnallt, aber es machte mir nichts aus, weil die Atmosphäre gut war. Es war ein geschützter Raum. Die Entbindung lief gut und wir verbrachten den Rest der Nacht zu dritt im Kreißsaal. Allerdings fiel ich dann in ein tiefes Loch. Ich hatte es nicht geschafft mein Baby allein zu gebären. Ich konnte nicht aufstehen, hatte eine Bauchop, alles tat weh. Als ich nach Hause gehen durfte erwischte mich die zweite Welle. Ich konnte mein Kind nicht heben und tragen weil die Wunde so schmerzte. Mein ganzer Körper tat weh. Und so brachte mir mein Mann unsere Tochter zum stillen. Und alle anderen (Oma, Tanten, Besuch) nahmen mein Baby in den Arm und trugen es rum. Gepaart mit den Hormonen und den Schmerzen, war das für mich das aller aller schlimmste. Dass ich nur “die Bar” war und “fremde” die Hände an meinem Kind hatten. Es kam dann noch dazu dass ich die erste in der Familie mit KS war und keiner richtig verstand, was in mir los war.
Als ich selbstständig heben und tragen konnte wurde es besser. Aber das Gefühl der Enttäuschung und die Vorwürfe hallen noch nach.
Was mir geholfen hat und was ich dir empfehlen kann: sprich dich mit deiner Habamme und deiner Frauenärztin aus. Suche dir Gleichgesinnte. Schreib Tagebuch. Ich würde auch das Gespräch mit der Klinik suchen.
Bei mir wird auch beim zweiten Kind ein KS notwendig sein. Aber ich habe keine Angst davor, weil ich mich drauf einstellen kann.
Ich weiß es klingt blöd, aber auch die inneren Wunden müssen erst noch verheilen und das werden sie!
Alles Gute dir!

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