nur eine Phase?

Liebe Michilein,

ich habe vor kurzem ja das Buch gelesen "Mein gewünschtetes Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn"
und dort habe ich etwas interessantes erfahren, das ich auch bei unserer Tochter oft beobachte und du gerade auch bei deiner Tochter.

So kleine Kinder sind total unflexibel.Wenn sie eine Vorstellung im Kopf haben, dann muss es auch so geschehen, sonst können sie das nicht aushalten.

Das Beispiel im Buch war: Kind bekommt Banane, Banane zerbricht, Kind weint weil es vorhatte, die ganze Banane ganz zu essen und nicht zwei Hälften.
Dass es nichts ausmacht wenn die Banane zerbricht, versteht das Kind noch nicht.
Der Plan ist im Kopf und genauso muss es dann geschehen, sonst bricht eine Welt zusammen.
Das gibt sich dann mit mehr Lebenserfahrung.

Das andere Problem ist, dass dein Kind nicht weiß, dass du nicht weißt was du willst. Sie denkt, du wüsstest alles, was in ihrem Kopf vorgeht und wenn
du dann nicht mitspielst, dann denkt sie, du machts das mit Absicht.
Wenn sie also sagt "Wasser nein", weiß sie ganz genau, was sie stattdessen will unddenkt, du wüsstest das auch. Du hast natürlich keineAhnung und machst also nicht,
was sie will. Sie weint, weil sie denkt, du würdest ihr absichtlich vorenthalten was sie will.
Manchmal sage ich zu unserer Tochter: "Du weißt was du willst, aber ich weiß nicht was du willst,bitte sage es mir". Mir ist klar, dass sie so etwaskomplexes
nicht versteht, aber manchmal hilft es ihr.
Wichtig ist eigentlich hauptsächlich, sie in ihrem Wutanfall oder Traueranfall zu begleiten.

Gestern musste ich beispielsweise unserer Tochter doch noch den Schlafsack anziehen, weil sie ohne Schlafsack nicht zur Ruhe gefunden hat und nur durchs Bett
gerannt ist. Da hat sie bitterlich geweint.
Ich habe sie getröstet undin den Arm genommen und gesagt: "Ich weiß, du willst nicht im Schlafsack sein. Du willst nur mit der Decke schlafen.
Du schaffst es aber noch nicht ohne Schlafsack, dann kommst du nicht zur Ruhe. Wir üben das und irgendwannkannst du es. Gerade haben wir es auch geübt. Morgen üben wir es wieder."
Natürlich hat sienicht alles verstanden, aber sie hat (glaube ich) verstanden, dass ich sie verstehe und bei ihr bin.
Dann hat sie sich beruhigt und ist eingeschlafen.

Ich versuche mir das immer so aus ihrer Sicht vorzustellen. Das ist natürlich nicht so einfach. Aber es wird immer klarer was sie will und oft geht das einfach nicht -
zum Beispiel kann ich nicht darauf verzichten ihre Zähne nachzuputzen, weil sie es selber noch nicht gründlich genug kann. Das ist für sie auch immer eineextremer Trauerfall.
Wenn es nicht so wichtig ist, dass es so läuft wie ich möchte und klar wird, dass sie es anders will, lasse ich sie auch oft walten.
Dann buddele ich eben 20x ihre Füße im Sandkasten ein, dann dauert der Heimweg von der Tagesmutter eben eine halbe Stunde, weil jede Pusteblume beschnuppert werden muss.
Ich kann mich oft auf ihren Rhythmus einstellen. Wenn es dann aber wichtig ist - Windel wechseln, Zähneputzen, an der Straße an der Hand gehen - dann setze ichmich durch.
Das aktzeptiert sie dann oft auch ohne zu Murren und wenn sie weint, dann tröste ich sie.
Und natürlich wird das besser. Sie sind ja jetzt noch so klein.
Ich glaube, unsere Tochter wird Weihnachten fließend sprechen, so wie das jetzt schon abgeht, also genieße ich das Gebrabbel, das von Tag zu Tag deutlicher wird.
Liebe Grüße, NerdyLady