Einen Jungen offen erziehen

Na ja was bedeutet für dich denn freie Erziehung? Für mich hat das nicht zwangsweise etwas mit Gendern zu tun, obwohl sich nun alle auf den eingeworfenen Begriff stürzen. Zeigt ja eigentlich nur wie streng wir noch selbst mit dem Thema umgehen. Klar, wie sind zwar im 21. Jhd angekommen, gesellschaftlich liegen wir aber meiner Meinung nach noch mindestens 50 Jahre zurück, daher kann man kaum erwarten, dass sich innerhalb von ein paar Jahren eingefahrene Verhaltensmuster ändern.
Ich verstehe worauf du hinaus willst - ein Kind egal welchen Alters sollte selbst entscheiden dürfen womit es spielt, welche Haarlänge es trägt und als Junge auch einfach mal Lila Hosen tragen können, ohne, dass direkt ein Kommentar ala "Das ist aber eine Mädchenfarbe!" kommt.
Aber ganz ehrlich? Davon sind wir noch weit entfernt. Auf die Diskussionen wirst du dich vor allem als Mama einstellen müssen, wenn du dich dafür entscheidest bewusst gegen den Strom zu schwimmen, denn dein Kleiner wird ja kaum argumentieren können, dass das zu seiner persönlichen Entwicklung gehört. Unsere Kinder werden (zum Glück) hauptsächlich durch unser Verhalten geprägt, aber die Umwelt gibt es ja auch noch. Dein Kleiner trifft in der Kita, Kindergarten und Schule auf andere Kinder und wird vermutlich tun, was alle Knirpse tun: schauen, was die anderen machen und sich nach der Masse richten. Sie probieren sich aus und bemerken schnell, ob es für andere befremdlich ist. Dagegen wird man kaum etwas ausrichten können.
Es macht aber garantiert einen Unterschied, was man dem eigenen Kind mental mit auf den Weg gibt.

Für mich habe ich beschlossen, dass es definitiv kein Babyzimmer vollgestopft mit Autos und in "blau" geben wird. Bekommt mein Kind davon überhaupt etwas mit? Wahrscheinlich erstmal nicht, es könnte genauso gut rosa sein und den Kleinen juckt es nicht. Stattdessen müsste ich mich tausendfach bei anderen erklären, warum wir ein rosa Zimmer für einen Jungen eingerichtet haben. Deswegen wird es einfach neutral sein und gut. Auf Biegen und Brechen jetzt jedes Kleidungsstück oder Spielzeug "neutral" zu halten, finde ich übertrieben und es fühlt sich nicht realistisch an. Offenheit kann man nicht erzwingen, dadurch vermittelt man eher ein Gefühl von "das ist nicht richtig". Richtig sollte im umkehrschluss eher das sein, womit sich dein Kind wohl fühlt. Ja, vielleicht sprechen ihn Autos ja einfach an? Vielleicht findet er auch Ponys gut. Wichtig ist ein liebevoller Umgang und keine Zwangsmentalität. Sonst glaube ich, dass man mehr von der Freiheit zerstört, als man im Grunde geben möchte.