Rund um die Erziehung

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Geschrieben von Holzkohle am 04.03.2016, 12:46 Uhr

Probleme im Kindergarten - kenn ich alles

Hallo Joplin, meine Meinung ist zwar keine objektive sondern eine sehr subjektive aber ich möchte Dir trotzdem von unserem kleinen Leidensweg erzählen.

Mein Sohn war auch schon als Baby sehr aktiv, viel geschrien, kaum geschlafen, permanente Unterhaltung. Bei der Tagesmutter, wo er vom 1. Lebensjahr bis 3. Lebensjahr war, lief alles relativ gut. Dann kam er in den Kindergarten. Auch hier vom ersten Tag an war er sehr auffällig im Sozialverhalten. Auch ich bekam täglich in 5 min beim Abholen auf dem Silbertablett serviert, was heute wieder schief gelaufen ist. Es kam nie was positives – auch wenn größtenteils z.B. mein Sohn erster im Rennen war, in 10 min mit drei Jahren ein 100 Teile-Puzzle ohne Vorlage zusammen legte, was schönes baute, ein Lied zu erst lernte, die Aufgaben der Vorschüler mit links meisterte, nicht mehr in die Hose kackte usw usw – es kam immer nur „heute hat er wieder… auch Frau Str was sollen wir nur machen… der hört ja gar nicht… er will den Stuhlkreis nicht mitmachen… er will nicht schlafen mittags.. „yadayadayada. Irgendwann wurde für mich das Abholen zur Tortour und ich war immer nur froh, wenn ich schnell aus dem Kiga raus war.
Irgendwann nahmen die Kinder meinen Sohn als Bumann für alles. Etwas war kaputt gegangen? Der S wars. Jemand ist hingefallen? Der S hat geschubst… übrigens selbst an Tagen, wo er nachweislich nicht mal DA war!!!!
Ganz zum Schluss sprangen auch die Erzieherinnen auf dieses Pferd mit auf. Mein Sohn wurde, ebenfalls nachweislich, nachteilig behandelt. Rückblickend hat mir dieser Kindergarten das eh schon „besondere“ Kind noch zusätzlich kaputt gemacht. Seelisch.

Abgestritten hat mein Sohn sein Verhalten nie – aber er meinte, ihm wäre fad. Das Spielen in der Bauecke hätte ihm so großen Spaß gemacht, aber er sollte stattdessen im Stuhlkreis sitzen und Bälle zuwerfen.
Relativ früh kam von der Kinderärztin ein Verdacht auf ADHS, auch wenn man das in dem Alter nicht festmachen kann. Mit 3,5 Jahren bekam mein Sohn ein Jahr lang Ergo. Was an seinem Sozialverhalten nichts änderte, aber an seinen Fähigkeiten. Was ihm zugute kam, war dann aber im Kiga-Alltag nicht mehr umzusetzen.
Mit 5 oder 6 Jahren, also im letzten Kigajahr, kam die Diagnose ADHS durch eine Klinik. Sohn sollte eingeschult werden, Schulamt sagte, auf gar keinen Fall – ich sagte, auf gar keinen Fall – Kindergarten sagt, aber WIR behalten ihn auf gar keinen Fall noch ein Jahr – bitte GEHEN SIE. Jugendamt, Schulamt und Ärztin schalteten sich ein – das Kind braucht definitiv einen sonderpädagogischen Bedarf. Gibt es sowas im Kiga schon, nein? Oh gut, dann machen wir eine I-Gruppe aus der Gruppe meines Sohnes. DANACH war richtig Horror. Ich hatte so schlimme Gespräche mit der Erzieherin, ich hätte denen das Amt auf den Hals gehetzt - ob mir klar wäre, was es für SIE als Erzieher bedeutet, wenn sie jetzt eine I-Gruppe werden.
Für mich war klar, hier bleibt das Kind nicht länger. Und das wollten die ja auch nicht. Ich rannte dann zwischen Vollzeitjob und Alleinerziehend-Dasein in der Stadt rum und suchte nach einem heilpädagogischen Kindergarten. Und bingo – wir bekamen ihn. Kind wurde nicht eingeschult sondern besuchte diesen HPK noch ein Jahr. Und das war… ein Segen. Mir kommen heute noch die Tränen. Man sieht allein auf Bildern aus der Zeit, wie er dort aufgeblüht ist. Man fand schnell die Stärken meines Sohnes heraus und nutzte sie zum Vorteil. Die Gruppe war klein, 12 Kinder, alle besonders… Autisten, ADHS-ler, ADSler, Kinder mit Entwicklungsstörungen auf zwei Erzieher. Das Ganze halbtags. Es war einfach nur toll.

Was alles danach kam erspare ich Dir – kann Dir aber versichern, dass es ein Kampf war. Ich möchte nicht sagen, dass Dein Kind ADHS hat! Es ist heute leider schwer, wirklich liebe nette einfühlsame und vor allem vorausschauende Erzieher zu finden. Ich verstehe das auch, kümmere dich mal bei 25 Kindern um EINS, das ständig aus der Reihe springt. Die haben alle ihren Rahmen und da müssen alle reinpassen.
Ich würde Dir empfehlen Dich vielleicht entweder nach einer Tagesmutter oder einem HPK umzusehen. Wo die Betreuung individueller ist. Wo es diesen Käse mit Stuhlkreis nicht gibt. Wo Dein Kind sich – im Rahmen und nach Regeln – entfalten kann! Ebenfalls würde ich vielleicht echt über ne Ergo nachdenken. Das bringt oft ungemein was.

Abschließend möchte ich Dir sagen, dass mein Kind inzwischen fast 13 ist und im Sommer aufs Gymnasium kommt. Die ADHS-Diagnose haben wir mehrfach bestätigt bekommen. Wir hatten noch viele Probleme in der Schule, inzwischen ist mein Sohn auch auf Medis, ABER es geht ihm besser. Mit dem Alter kommen die Einsichten. In der Schule hatte er Top-Lehrer, die sich auf ihn eingestellt haben.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft. Erzähle bitte von dem Gespräch, es würde mich interessieren! Wenn es Dir möglich ist wechsel in einen Kindergarten mit kleineren Gruppen, vielleicht sogar einen I-Kindergarten (Achtung, ich unterstelle Deinem Kind damit NICHT, dass was nicht stimmt!)

Liebe Grüsse

 
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