Rund um die Erziehung

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Geschrieben von solelo am 21.07.2007, 3:27 Uhr

Medizin

Liebe Stemu,

was die Medizin angeht, ich würde schon beim Arzt abklären, das tue ich auch, dass er besonders gut schmeckende Präparate verschreibt, die nicht zu oft am Tag verabreicht werden müssen. (Eventuell Kind fragen: Ist dir wichtiger, dass es gut schmeckt, oder dass es selten gegeben wird?) Ich habe schon oft erlebt, dass ich bei Nachfragen dann ein Medikament bekommen habe, dass man nur 2 x statt 3 x geben muss. Da ist schon was gewonnen!

Außerdem kannst du dich nach natürlichen Mitteln umfragen, Tees, Inhalation (die hilft eh viel besser als jeder Hustensaft, kann man meistens beim Kinderarzt machen). Ich würde mich im Internet informieren, was man noch alles machen kann und meinem Kind Alternativen anbieten. Außerdem den Arzt immer fragen, wie lange man es noch ausreizen kann, bis das Kind es unbedingt nehmen muss – was passiert also, wenn er es jetzt 3 Tage verweigert. Wird es unbedingt schlimmer oder bleibt es gleich, was gibt es für Folgen, kann es auch von alleine weggehen? Wie kann man unterstützen, dass es von alleine weggeht?

Medikamente stören die Selbstregulation des Körpers, wenn sie zu früh eingesetzt werden. Mit Medikamenten sind Kinder dann meist topfit, obwohl sich der Körper eigentlich ausruhen sollte und würde. So dauert die Krankheit meistens auch noch länger. Und man macht es immer schlimmer, weil das Immunsystem nicht gut zum üben kommt.

In der Mailingliste wurde mehrfach berichtet, wie manche NE Mütter voll auf die Selbstregulation der Kinder vertrauen, im Sinne von: "Ich vertraue darauf, dass wenn das Kind WIRKLICH Medizin braucht, es auch danach verlangen würde bzw. sich nicht wehren würde". Der Körper müsste von der Natur so gemacht worden sein, dass er da ein gutes Gefühl dafür hat, wann er wirklich Unterstützung braucht und wann nicht. Das drückt sich im Leid aus. Wenn Kinder lieber leiden als Medizin zu nehmen – dann lass sie! Ihr Körper weiß es gerade besser. Daher die Frage an den Arzt, was passiert, wenn es nicht extern gelindert wird. Meistens sagt er, es dauert dann länger, oder es wird halt mehr gelitten, die Krankheit kann aber auch so heilen. Wenn das Kind sich gegen Medizin entscheidet, kannst du ihn trotzdem unterstützen (nicht: "siehst du, hättest du Medizin genommen... nee, also bei mir brauchst du jetzt nicht anzukommen, dass dir was weh tut..."): Du kannst kuscheln, das KInd betütteln, Essen ans Bett bringen, mit ihm spielen...

Der Arzt kann dir auch weitere Tipps geben, wie du ansonsten unterstützen kannst. Du solltest einen Arzt suchen, der euch in der Art zu Leben unterstützt. Von Anfang an sollte klar sein: Ich möchte dass mein Kind angesprochen wird und ihm alles erklärt wird, kindgerecht, sodass es folgen kann und verstehen kann, was passiert, was diagnostiziert wurde, warum Medizin verabreicht wurde, wann diese genommen werden sollte, was passiert wenn nicht, und bitte keine unehrlichen Drohungen. Wenn der das nicht kann, Arzt wechseln. Fällt dir auf, wie respektlos die meisten Ärzte mit Kindern umgehen? Sie sprechen einfach buchstäblich über die Köpfe der Kinder hinweg zu deren Eltern in einer Sprache, die Kinder gar nicht verstehen.

Der Arzt sollte also einen nicht überzeugen wollen, dem Kind das Leid zu ersparen (auf Kosten seines Immunsystems übrigens!), sondern sollte einem helfen, wie man das am besten übersteht, wenn das Kind darauf besteht, keine Medizin zu nehmen. Er soll dir genau sagen, bei welchen Symptomen es wirklich notwendig wird, bzw. ihr wieder zu ihm kommen solltet.

Je nach Alter des KIndes kannst du natürlich mit ihm drüber reden. Wenn nicht, dann machst du es einfach – oder nicht, da geht es einfach nach deinem Bauchgefühl, wenn du seins nicht interpretieren kannst. Du kannst auch ein bisschen warten und beobachten, wie es verläuft. Bei älteren Kindern kannst du auf alles vorbereiten und informieren. Es gibt übrigens Schnuller mit Dosierfach. Du kannst den Arzt fragen, ob die Medizin mit Zucker oder Wasser oder Milch/Pulvermilch/Muttermilch/Saft aufgelöst/vermengt werden kann. Wichtig ist, selbst wenn dein Kind im Endeffekt die Medizin nehmen MUSS und es führt kein Weg dran vorbei, dann ist es wichtig für dein Kind, wenn es sieht, dass du dich bemüht hast, andere Wege zu finden. Vielleicht kann dein Kind übrigens auch besser mit Tabletten/Kapseln umgehen. Du kannst halt nach unterschiedlichen Darreichungsformen fragen und nach Alternativen. Ihr könnt bei schwierigen Eingriffen eine zweite oder dritte Meinung erfragen.

GANZ wichtig finde ich in diesem Zusammenhang, dass man bei Eingriffen, wenn auch nur ambulant und von 5 Minuten Dauer, darauf bestehst, dabei sein zu dürfen. Wenn das nicht geht, würde ich einen Arzt suchen, bei dem es geht. Viele Ärzte wollen das nicht, ist aus bestimmten Gründen verständlich, aber trotzdem meines Erachtens überhaupt nicht optimal für das Kind.

Bei den dreckigen Händen... Fasst er nur SEIN Essen an? Oder auch das anderer? Ihr könntet vielleicht klar stellen, dass er eben nur seine Sachen dann anfassen sollte, weil ihr das eklig findet. Ich aber würde versuchen, die Situation zu entschärfen bzw. zu vermeiden. Wie wäre es, wenn er schon viel früher einfach mit Wasser spielt? Oder Kartoffeln wäscht? Oder badet? Vielleicht gibt es noch andere Möglichkeiten, vielleicht mag er nicht das fließende Wasser, vielleicht geht's schon mit nem Feuchttuch oder mit einem Waschlappen. Vielleicht muss er das immer alleine tun und das findet er öde, dann ist die Lösung einfach. Vielleicht findet er die Seife blöd, er könnte eine neue bzw. eine eigene aussuchen. Vielleicht kann er nicht genau verstehen, wozu das nötig sein soll. Vielleicht denkt er zurecht, er nimmt doch eh das Besteck und fasst das Essen also gar nicht an. Oder er hat schon Mal mit dreckigen Fingern gegessen... und ist nicht krank geworden und denkt sich jetzt, was redet die eigentlich?

Sag ihm die volle Wahrheit: sei es, dass DU es eklig findest, oder, dass du Angst vor Bakterien hast, oder dass Du willst, dass er das lernt – sei ehrlich zu dir selbst und finde heraus, was du eigentlich willst und warum du darauf bestehen willst. Sage ihm das direkt und frag ihn, ob er Ideen hat. Das hilft auch sehr oft. Kinder haben da manchmal eine wunderbare Art, die Dinge auf den Punkt zu bringen.

Grüße
Johanna
www.unerzogen.de

 
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