Hm, ganz so einfach ist das nicht...

Zu muddelkuddels Beitrag: Natürlich sollten wir Kinder nicht vorschnell pathologisieren, wie es leider heute fast in Mode ist, das stimmt. Trotzdem können wir auch nicht so tun, als sei Kindheit heute immer noch so wie früher und biete Kindern wirklich das, was sie brauchen. Leider spielen kaum noch Kinder ungesteuert, unorganisiert und unbeobachtet auf der Straße, auf Wiesen und Feldern. Dies aber bräuchten sie, und zwar am besten viele Stunden täglich, um sich motorisch und kognitiv optimal und ganz von selbst zu entwickeln.

Kindheit heute ist geprägt von frühem Bildschirmkonsum, von notorischem Bewegungsmangel, von organisierten Freizeitbeschäftigungen: von Müttern vorgenommene Verabredungen mit Freunden, Herumkutschiert-Werden zum Ponyreiten, Ballett oder Fußball. Also von Beschäftigungen und Hobbys, die wiederum von Erwachsenen geleitet werden und überwiegend drinnen stattfinden. Dies ist für viele Kinder einfach viel, viel zu wenig, um sich gesund zu entwickeln. Auch dadurch sind viele therapeutische Angebote wie die Ergotherapie ja überhaupt nötig geworden - man versucht, ein bisschen aufzufangen, was im Alltag der Kinder nicht mehr geboten ist.

Ich finde es daher absolut heikel zu sagen: Naja, Jungs mit schlechtem Körpergefühl sind halt manchmal ein bissel rabaukig, fühlen Schmerzen schlecht selbst und sind grob mit Anderen, das ist doch normal. Ich finde das nicht normal, weil es einfach oft auf fehlende Körpererfahrungen und fehlendes soziales Training zurückgeht.

Schöner wäre es natürlich, solche Therapien wären nur selten nötig und nur bei echten Entwicklungsverzögerungen - zumal sie eh kaum mehr sind als ein Tropfen auf einen heißen Stein. Leider aber sind sie dringend nötig, weil manche Kinder (ich rede NICHT von Deinem Kind, das ich ja nicht kenne, muddelkuddel!) sonst überhaupt keine Bewegung und keine Körpererfahrung bekämen.

LG