Coronavirus

Coronavirus

Fotogalerie

Redaktion

 

Geschrieben von oma am 02.04.2020, 21:11 Uhr

Ich weiß nicht, ob das hier schon geteilt wurde...

Dieser Artikel erschien ganzseitig auch in unserer Tageszeitung am 21.03. Ich habe ihn herausgetrennt und weggelegt, weil ich ihn als trostspendend empfinde. Es geht ja nicht um den Jetztzustand, sondern beschreibt Visionen, was aus dieser Katastrophe auch an Positivem entstehen könnte.

Ich habe schon in den ersten Tagen in einem Telefonat mit meinen Enkelkindern (17, 16 und 8) gesagt, dass jede Krise auch Chancen birgt. Und sei es, dass wir uns vielleicht überwiegend danach als HartzIV-Empfänger wiederfinden und somit alle dieselben Chancen hätten.

Viel mehr setze ich aber darauf, dass es andere Dinge sind: Sei es, dass viele Chefs plötzlich feststellen, dass Homeoffice doch nicht so schlecht funktioniert. Dass Videokonferenzen genauso effektiv sein können wie die sonst üblichen Zusammenkünfte für ein paar Stunden, ohne dass es einer Menge Fernreisen/-flüge bedarf. Was in beiden Fällen weniger Straßen- und Luftverkehr bedeutet und der Umwelt, wie man schon jetzt sehen kann, enorm helfen würde.

Vielleicht erreichen wir doch noch das Klimaziel 2020.

Und vielleicht wird jetzt manchen Menschen bewusst, dass niemand 3 Flugreisen im Jahr machen muss, um sich zu erholen. Ich glaube wirklich, dass wir bescheidener werden und dankbarer für das, was wir bisher alles als selbstverständlich betrachtet haben.
Zu sehen, wie sehr die Umwelt von dieser Krise profitieren wird, trägt vielleicht auch dazu bei, jedem Einzelnen klar zu machen, dass auch er eine Verantwortung dafür trägt, welche Welt er seinen Nachkommen hinterlässt.

Ich hoffe auch, dass die Menschen wieder mehr Respekt voreinander bekommen. Vielleicht wird endlich das unsägliche Händeschütteln abgeschafft, was immer schon für bis zu 80% aller Infektionskrankheiten verantwortlich war, nicht nur seit Corona.
Am meisten würde mir die asiatische Art der Begrüßung gefallen, also eine leichte Verbeugung mit zusammengelegten Händen. Ich kann mir schlecht vorstellen, dass man sich nach einer solchen respektvollen Begrüßung so miese Dinge an den Kopf wirft, wie es leider derzeit üblich zu sein scheint.

Und ich habe meinen Enkeln gesagt, dass es ihre eigene Entscheidung ist, wie sie die nächsten Wochen und Monate durchstehen wollen: Indem sie sich und ihrer Umwelt das Leben zur Hölle machen, weil sie über etwas jammern, was momentan niemand ändern kann, oder indem sie ihre Energien, Kreativität und Kräfte einsetzen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Wir sind gesund und wir sind eine tolle FAMILIE! Wir schaffen das und wachsen daran.

Mich begleitet seit Jugendtagen das Motto:
"Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."
Reinhold Niebuhr

Das passt auch jetzt so wunderbar.

Natürlich ist mir trotzdem bewusst, wie groß die Not jetzt in vielen Familien und Firmen ist und, so ist meine Überzeugung, noch sehr viel größer wird, denn noch haben wir die Ruhe vor dem großen Sturm. Auch die Familie meines Sohnes ist betroffen. Er ist selbständiger Ingenieur für Fahrzeugbau- und Verkehrstechnik, macht also TüV-Abnahmen und Gutachten, und hat vor ein paar Jahren eine riesengroße Halle gebaut, in der er auch LKW's abnehmen kann. Außerdem in Eigenleistung ein Haus gebaut und in einer andern Stadt eine alte Tankstelle gemietet für eine zweite Abnahmestelle. Er hat dadurch Schulden von mehr als einer halben Millionen Euro. Er muss momentan auch damit rechnen, Kurzarbeit für seine Mitarbeiter anzumelden. Und er hat ausgerechnet, dass er einen weiteren Kredit von mind. 100.000€ braucht, wenn er seine Betriebe 3 Monate schließen müsste. Ist also nicht so, als wenn hier alles cremig wäre. Und trotzdem: Vorhin hat meine Schwiegertochter gesagt "Auch das würden wir überstehen."

Ich war in jungen Jahren an einer schweren Krankheit mit grausamen Schmerzen erkrankt, die auf keinerlei Schmerzmittel ansprachen. Das dauerte insgesamt ca. 3,5 Jahre.
Ich habe nicht gelebt, sondern vegitiert, und hätte ich meinen Sohn nicht gehabt, hätte ich das definitiv auch nicht überlebt. Aber DANACH war ich ein anderer Mensch. Meine Prioritäten haben sich verschoben. Ich kann mich bis heute über die kleinste Kleinigkeit wie ein Kind freuen und bin dankbar für alles, was jeder Tag bringt. Wir hatten nie viel Geld, aber das hätte ich auch nie gebraucht.

Ähnliches erzählte mir meine Schwägerin, die mit Anfang 30 schwer an Brustkrebst erkrankt ist und eine Schulfreundin, bei deren Sohn eine Zeit lang der Verdacht auf Knochenkrebs bestand.

Und genau das ist jetzt meine Hoffnung: Wenn das hier überstanden ist, ist alles Materielle vielleicht nicht mehr so wichtig. Dann ist der Blick geklärt dafür, dass es uns in Deutschland immer noch wahnsinnig gut geht.

 
Unten die bisherigen Antworten. Sie befinden sich in dem Beitrag mit dem grünen Pfeil.
Die letzten 10 Beiträge
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.