Für alleinerziehende Eltern

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Geschrieben von Ralph am 09.07.2008, 23:27 Uhr

So, nachdem sich alle in dem an mich gerichteten Thread ausgetobt haben...

... wollen wir mal ein bißchen sortieren.

Was Jasmin angeht, so richtete sich meine Kritik ausschließlich an die Beschwerde über die wenige Kohle, die ageblich rüberkommt, und gleichzeitig das Bekenntnis, den Kindesvater nicht ruinieren zu wollen.

Der o.g. Thread aber ist, so leid es mir tut, z.T. sehr stark ins Stammtischniveau abgeglitten, auch durch völlige Unkenntnis der Gesetzeslage (seit 01.01.2005).

Ob Arbeitsbereitschaft vorhanden ja oder nein steht hier gar nicht zur Debatte.
Unsere Gesellschaft ist der Ansicht, daß es gut für die Kinder wäre, wenn die Mütter/Väter in den ersten drei Jahren sich besonders intensiv um ihre Kinder kümmern könnten. Folglich wurde der Erziehungsurlaub geschaffen, bis zum 3.Geburtstag des Kindes muß die Mutter/der Vater von Staatens aus deshalb nicht arbeiten gehen.
Das sollte respektiert werden, gleichgültig, ob man sich damit identifiziert oder nicht. Eltern, die dies in Anspruch nehmen, sollte man deshalb nicht angreifen.
Daß die soziale Absicherung natürlich keine luxoriösen Ausmaße annehmen darf, versteht sich von selbst.
Habe ich junge Mütter am Schreibtisch, die schon jetzt wissen, daß sie drei Jahre zuhause bleiben, kriegen sie serienmäßig und völlig gratis folgenden gutgemeinten Tipp von mir mit, wenn sie das Elterngeld auf zwei Jahre splitten: Da 300,- € vom Elterngeld nicht angerechnet werden, sollen sie 2 Jahre jeden Monat 100,- € ins Büffet legen (so kriegt die Arge vom Vermögenszuwachs auch nichts mit... ). Sie haben dann zwar "nur" 200,- € jeden Monat mehr, dafür aber 3 Jahre lang, und fallen nach 2 Jahren nicht in das bekannte "Minus-300,- €-Loch".

Was im einzelnen gerade bei Trennung von Eltern bewilligt wird, ist sehr vom Sachbearbeiter abhängig. Da ist Fingerspitzengefühl, der Blick für die richtigen Belege, Menschenkenntnis und Berufserfahrung vonnöten.
Hier wurde aber er Eindruck erweckt, als ob von den Ämtern gerne nagelneue Poggenpohl- oder Alno-Küchen bewilligt werden. Das ist natürlich Unsinn. Wenn überhaupt, dann werden in solchen Fällen Beträge bewilligt, mit denen man auf dem Gebrauchtmöbelmarkt zurandekommt, aber z.B. nicht mal bei Ikea.
Ausnahme Herd und evtl. Kühlschrank, da werden Neupreise zugrundegelegt, aber für die Summen bekommt man Geräte der untersten Preiskategorie, bestimmt keine Bosch-, Miele oder Siemens-Geräte.

@LoveMum wg. Sachbearbeiterwechsel: Da die Sachgebiete meistens nach Buchstaben geführt werden, diese sich aber unterschiedlich entwickeln, muß von Zeit zu Zeit nachgeregelt werden, damit die Arbeit einigermaßen gleich verteilt bleibt.
Beispiel: Sachbearbeiter 1 führt Buchstabe A-L, 300 Akten. Im Laufe der nächsten 6 Monate kommen 40 neue Familien neu in den Leistungsbezug, 35 nehmen Arbeit auf, und 25 ziehen woanders hin.. Er führt nach 6 Monaten 280 Akten (300+40-35-25).
Sachbearbeiter 2 hat die Buchstaben M-Z. Er hat auch 300 Fälle zu Anfang, aber bei ihm kommen 75 neue Akten dazu, 15 nehmen neue Arbeit auf und nur 5 ziehen weg. Er führt nun 355 Akten (300+75-15-5). Der Unterschied zwischen den beiden Kollegen nach 6 Monaten beträgt 75 Akten, also ein Viertel der ursprünglichen Aktenmenge.
Das wird dazu führen, daß daß Kollege 1 vielleicht noch die Buchstaben M und N dazubekommt. Diese Buchstaben haben also einen neuen Kollegen.
Kollege 1 zieht wenig später ganz weg und arbeitet künftig in einer anderen Stadt. Es kommt Kollege 3, der auch die Buchstaben M und N mit "erbt", diese Buchstaben haben den 3.Sachbearbeiter innerhalb eines 3/4 Jahres. Eine Woche nach Arbeitsantritt wird Kollege 3 Opfer eines Verkehrsunfalles, fällt mindestens ein halbes Jahr aus. Es kommt Kollege 4 aus der Nachbargemeinde zum Aushelfen. Buchstabe M und N haben nun schon den 4. Sachbearbeiter... Alles klar?

Der häufigste Grund für eine Aketnverschiebung ist die unterschiedliche Sachgebietsentwicklung, gefolgt von Sachgebietsaufteilung langfristig erkrankter Kollegen "aufs ganze Haus". Bei uns ist derzeit der Bereich Hal-Holz auf etwa 10 Kollegen aufgeteilt (die ehemals zuständige Sachbearbeiterin wurde fristlos entlassen... ).

Und jetzt komme ich endlich zu felinchen30: Wie schaffe ich das?

Wer sagt Dir denn, daß ich immer die Ruhe bewahre?
Glaube mir, ich gehe auch aus meiner Haut, wenn gar nichts anderes mehr hilft.
Oftmals sehen die Leute meine mündliche Ablehnung aber auch ein. Höhepunkte waren im Erstgespräch mal das Zutagetreten eines 30.000,- € schwere Aktiendepots bei einem etwas über 30jährigen Alleinstehenden... das Gespräch war damit beendet angesichts dieses Vermögens. Das zweite waren sechs (oder sieben?) Kapitallebensversicherungen im Gesamtwert von weit über 40.000,- €..
Und der Spruch "Sie sind hier nicht auf der Bank!" gehört auch absolut zu meinem Repertoire.

Aber weißt Du, gerade in den letzten 10 Tagen nach meinem Urlaub habe ich gleich zweimal das Erlebnis gehabt, daß mich 2 (alleinerziehende) Mütter erkannt haben. Ich hatte sie beide Mitte der 90er Jahre im Sozialamt betreut, und beide hatten mich immer noch in guter Erinnerung. Ein türkischer Familienvater wollte mich mit meiner Frau (ich hatte damals grade keine... ) nach Hause zum essen einladen. Es tat mir richtig leid, daß ich die Einladung ablehnen mußte, interessant wäre es mit Sicherheit geworden. Solche Erlebnisse gehen natürlich runter wie Öl.
Es sind schon sehr viele mit Tränen aus meinem Büro gerannt, manche mit Tränen der Wut, weil ich beim Schlaraffenland nicht mitspielen wollte, andere aus Überraschung und Dankbarkeit, weil sie mit der Art der Hilfeleistung nicht gerechnet hatten. Dabei sind das nicht etwa besondere Glanztaten, die ich vollbringe. So bin ich eigentlich kein Freund von Barzahlungen. Erstens spricht sich das gerne herum, besonders in einem Stadtteil wie der, in dem ich arbeite, und zweitens erweckt das dann Begehrlichkeiten. Wohl dosiert gebe ich aber durchaus Barzahlungen heraus.
Letzte Woche (am 30.6.) habe ich jemandem über 700,- € ausgezahlt, damit er am selben Tag noch 500,- € aufs eigene Konto einzahlen und die Kontodeckung herstellen konnte. Der Mieteinzug am nächsten Tag war damit gewährleistet (hätte ich angewiesen, wäre das Geld zu spät angekommen). Außerdem war er in der Lage, ein paar private Schulden, die er während der Bearbeitung seines Antrags gemacht hatte, zurückzuzahlen und noch seinen Kühlschrank aufzufüllen. Der Rest der Zahlung ging aufs Konto (es waren 1 1/2 Moante nachzuzahlen, deshalb kam die hohe Summe zustande).

Fazit: Ich kann nicht in die Menschen hineinsehen, aber im großen und ganzen erwirbt man im Sozialamt oder jetzt in der Arge eine solche Menschenkenntnis, auch durch die immer wiederkehrenden Tricksereien, daß man seine Pappenheimer dann irgendwann und meistens sehr schnell erkennt. Und ganz ehrlich, wäre nicht die Arbeitsüberlastung... die Arbeit würde/könnte sogar richtig Spaß machen!

Viele Grüße
Ralph/Snoopy

 
5 Antworten:

Re: So, nachdem sich alle in dem an mich gerichteten Thread ausgetobt haben...

Antwort von LoveMum am 09.07.2008, 23:34 Uhr

Nach dreimaligem Lesen habe ich es verstanden Danke dir für die Aufklärung, das hat mich schon lange interessiert und an die genannten Gründe hab ich noch nie gedacht. Jetzt bin ich wieder schlauer

LG und gute Nacht nach HH
Heike

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Re: So, nachdem sich alle in dem an mich gerichteten Thread ausgetobt haben...

Antwort von Speedy78 am 09.07.2008, 23:34 Uhr

Ralph, ich habs jetzt echt nicht gelesen - aber ich muss dir "leider" jetzt echt mal sagen (schreiben) das ich es auch toll und super finde das du das HIER machst... Grüße von mir an euch, Corina

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danke,

Antwort von caja am 09.07.2008, 23:39 Uhr

daß du hier bist. ich glaube du hast schon viele geholfen und machen den kopf zurechtgerückt.

du hast meinen vollen

lg caja

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@Ralph

Antwort von ju1lou2 am 10.07.2008, 9:11 Uhr



... mehr möchte ich dazu gar nicht sagen !

VLG, Nic

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Tust du mir BIIIIIITTE nen gefallen

Antwort von groschi am 10.07.2008, 13:35 Uhr

....und lässt dich nach unna versetzen. und wenn du dann noch für namen mit J zuständig wärst,wäre es noch besser...

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