Geschrieben von rabukki am 03.08.2012, 10:15 Uhr |
Alleinerziehenden-Klischees
Ich hab gestern den Tatort "Kleine Herzen" gesehen. Kennt ihr den? Es geht darin um eine minderjährige, alleinerziehende Mutter, die total überfordert wird/ist, leider ziemlich unrealistisch.
Das Jugendamt tritt stereotyp als fordernde, aber nicht unterstützende Einrichtung auf und die Eltern der jungen Frau ziehen sich raus und kapieren nichts. Hilfen in Form von Sozialarbeit existieren offenbar nicht. Letztendlich wird das Kind eingesperrt, weil sie Party machen will, hat Angst und Durst. Ziemlich krass, man kann da kaum hinschauen.
Ich weiß ja, dass es solche Fälle von Kinderwohlgefährdung gibt, aber warum muss das so stereotyp, klischeehaft und unrealistisch einer jungen Alleinerziehenden angehaftet werden? Schon klar, dass die Tatort-Reihe eher ein modernes Märchen als realistisch ist - darum gucke ich das auch so gerne -, aber manchmal fragt man sich halt schon, in welcher Welt die Drehbuchautoren leben.
Stört euch sowas auch, wenn ihr das seht? Oder fühlt ihr euch als ebenfalls Alleinerziehende nicht davon angesprochen?
Re: Alleinerziehenden-Klischees
Antwort von yellow_sky am 03.08.2012, 10:42 Uhr
so etwas in der art ist mir auch schon mal bei einer tatort-folge aufgefallen.
am tatort war eine leiche (logischerweise *g*), die polizisten und diejenigen, die die leiche gefunden haben.
die leute die die leiche gefunden haben, waren straßenkehrer oder so, "ausländische straßenkehrer"
das habe ich auch irgendwie komisch empfunden, da es das bild ausländer=straßenkehrer weitergibt, als sei es normal und logisch das nur ausländer straßenkehrer sein können.... komisch irgendwie....
sorry, hat jetzt nix mit alleinerziehend zu tun, und es sind sicher zuviele "die" drinnen *g*
Re: Alleinerziehenden-Klischees
Antwort von Leena am 03.08.2012, 11:01 Uhr
...den fraglichen Tatort habe ich nicht gesehen.
Aber davon ab - meiner persönlichen Erfahrung nach sind die meisten minderjährigen Mütter nicht verheiratet, und zu einem relativ hohen Prozentsatz auch nicht mehr mit dem Vater des Kindes zusammen.
Und, um noch einmal meine persönliche Erfahrung zu zitieren - in der Großstadt hier habe ich schon den Eindruck, dass die Mehrzahl der Mitarbeiter der Straßenreinigung bzw. konkret die Straßenreiniger schon einen Migrationshintergrund haben (anders als z.B. die Müllwerker hier vor Ort).
So gesehen - glaube ich schon, dass es (zumindest hier) statistisch relativ wahrscheinlich ist, dass eine solche Kindeswohlgefährdung bei einer alleinerziehenden minderjährigen Mutter vorkommen kann, genauso, wie es hier statistisch relativ wahrscheinlich ist, dass die Straßenkehrer, die eine Leiche im Gebüsch finden würden, einen Migrationshintergrund haben.
Ich habe allerdings nie einen Anlass gesehen, mich von irgendwelchen Klischees einer Alleinerziehenden gegenüber angesprochen zu fühlen. :-)
Re: Alleinerziehenden-Klischees
Antwort von engelchen_lpz am 03.08.2012, 11:39 Uhr
leider sehe ich das nicht mal als Klischee.
ich sehe es selber jeden Tag, Mütter, die noch zu jung sind (meine Meinung) und ein Kind bekommen, Vater meist unbekannt angeben oder wenigstens einen, aber mit dem "NIE WIEDER" zusammen kommen
Und auch sehr häufig kommt dann irgendwann ein Schreiben vom Jugendamt, erst die Vormundschaft (logischerweise), dann der Weg ins Mutter-Kind-Heim und irgendwann die Mitteilung, dass das Kind in eine Pflegefamilie gekommen ist.
Leider definitiv keine Einzelfälle!
Klar gibt es auch die Familien, wo dann die "Großeltern" hintendran stehen, die helfen wo es nur geht und versuchen das alles gut wird.
Ich fand das nicht stereotyp
Antwort von Schräubchen am 03.08.2012, 14:32 Uhr
Ich habe den Tatort schon zweimal gesehen, letztens zufällig in die Wh. eingezappt. Übertrieben dargestellt fand ich das Jugendamt. Aber wer kennt nicht dieses Gefühl, mal einfach machen zu wollen, wonach einem der Sinn steht? Klar, das war bedrückend und ich hätte heulen können mit dem kleinen Kerlchen. Dennoch denke ich, dass es viele (zu) junge Eltern gibt, die sich mit dem Verlust ihrer Freiheit nicht abfinden können, wie z.B. das Paar, das ein Baby während eines Konzertes mal eben im Kofferraum des Autos gelassen hat.
Re: Alleinerziehenden-Klischees
Antwort von mf4 am 03.08.2012, 17:57 Uhr
Respekt! Irre gut gespielt hat die Hauptdarstellerin. Man konnte in ihren Augen sehen, wie sie sich die paar Stunden "Freiheit" wünschte und wie sie alles um sich vergaß und verdrängte. Ich wette das könnte ebenso einer Mutter passieren, die älter ist.
Wer sonst da war mischte sich penetrant ein und übte Kontrolle aus aber wirklich Hilfe hatte sie nicht.
Sie hat abgeschalten als sie merkte sie hat es nicht im Griff (als das Auto kam) und ab da war sie nicht mehr in der realen Welt...
krass... hat mich sehr berührt.
Re: Alleinerziehenden-Klischees
Antwort von yola am 03.08.2012, 18:49 Uhr
Hallo,
ich habe nur die letzte Hälfte oder das letzte Drittel gesehen, aber ich fand den Film sehr beklemmend.
Vor allem fand ich die Schauspielerin absolut hervorragend. Diese Zustände die sie darstellte, die kenne ich selbst nur allzu gut. Irgendwann ist einfach nur noch Leere da, wenn man ganz lange sein Bestes gegeben hat und es ist keine Erleichterung in Sicht.
Ich habe leider nicht den Anfang gesehen, aber was mich so beklommen machte war einfach, wie viel Mühe sich diese junge Frau doch gegeben hat, es gut zu machen - zwei Jobs, tip top Wohnung usw. und wie weitgehend gleichgültig das Umfeld war - der junge Vater will nach Amerika zur Uni, der Grossvater ist "nicht ansprechbar". Diese weitgehende Gleichgültigkeit des Umfelds fand ich sehr beklemmend.
Ich finde es verständlich, dass es irgendwann "klick" bei ihr gemacht hat und sie sich innerlich von ihrem äusserlichen Leben verabschiedet hat, weil sie's einfach nicht mehr ausgehalten hat...
Vielleicht passiert es eher wenn man jünger ist, dass dieser "Klick" kommt, wo man sich ausklinkt. Ausschlaggebend ist ja nicht dieses bedrückende Lebensgefühl (und welche Gedanken man vielleicht manchmal hat) sondern wie man handelt. Und ich kann mir vorstellen, dass da manchmal die kleinste Kleinigkeit reicht, damit es "kippt".
Ich denke eine gewisse Lebenserfahrung, aber auch eine gute Ausbildung können da schützen. Vor allem hätte ein echtes Interesse von ihrem Umfeld und Unterstützung durch Familie und Kindsvater geholfen. Aber diese Chance hatte die junge Frau im Film ja gar nicht...
LG
Yola
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