Für alleinerziehende Eltern

Für alleinerziehende Eltern

Fotogalerie

Redaktion

 
Ansicht der Antworten wählen:

Geschrieben von Semiha am 07.11.2009, 11:52 Uhr

Abnabelung von der Mutter (nur für seelisch stabile und/oder einfühlsame!)

Hallo ihr Lieben,

ich bin jetzt 32 und spüre diese (emotionale) Abhängigkeit meiner Mutter gegenüber und möchte mich nun gern bewusst abnabeln.
Ich denke, dass ich vieles einfach gelassener sehen muss und die Gewissheit, dass sie sich nicht mehr ändern wird und ich mich einfach bedanken und abnabeln möchte.
Interessant ist in diesem Bericht die Altersangabe. Somit wäre ich mit 32 ja im besten Alter :)
http://www.welt.de/vermischtes/article807741/Wenn_Toechter_Muetter_werden.html

Über eure Erfahrungsberichte würde ich mich freuen (auch via PN).

Ich schwanke noch zwischen meine Mutter schützen wollen (weil selber psychisch labil) und alles hinter mir lassen und ein neues unabhängiges Leben (ohne kleinhaltenden Partner und einer Mutter, die es einfach nicht fertigbringt mich ins Erwachsenen-Leben zu entlassen).
Die anderen kann ich nicht ändern, möchte mich aber emotional soweit distanzieren können, dass es nicht mein ganzes -zukünftiges- Leben prägt.
Und dazu wäre es eine gute Übung, später meine eigenen Kinder loslassen zu können bzw. sie in Sicherheit auf das Leben vorzubereiten und zum passenden Augenblick ins Leben zu entlassen.
Meine ganze Vorgeschichte, würde hier den Rahmen sprengen.
Wenn ich etwas versuche ihr zu erklären, was mir am Herzen liegt, ein Problem welches mich belastet (z.B. die Überfütterung meines Kindes, ihre Ausfragereien wenn ich mal eine Verabredung habe, ihre plötzliche Grippe, weil ihre türkische Tochter im Saarland ihre Freunde besuchen möchte, ihre ständigen Kritiken an meinem Verhalten, ihr Misstrauen meinen mütterlichen Qualitäten betreffend....argh....
Die Liste liesse sich unendlich fortsetzen.
Sie fängt dann einfach an, irgendetwas zu kochen und stellt mir einen dampfenden Teller hin.
Sie beschuldigt mich, dass ich Asena nicht mehr zu ihr schicke (dabei ist Asena mir einen Schritt voraus, sie hat sich schon von Oma abgenabelt). Dabei hat sie als junges Mädchen halt jetzt andere Interessen. Insbesondere sind Asena jetzt ihre Freundinnen wichtiger als ein Nachmittag bei ihrer Oma.
Meine Mutter fängt bei Telefongesprächen einfach immer und immer wieder von meinem Exmann an. Wie furchtbar seine Taten wären, welch furchtbarer Mistkerl usw. Ich habe es wirklich nicht leicht gehabt, mich von diesem Mann zu lösen, nur sie weicht die Wunde immer wieder auf und wenn ich ihr sage, sie solle es lassen, sagt sie bestürzt und trotzig, dass ich ihn jaaaa nicht in Schutz nehmen solle. Eine Mutter meine es ja nunmal gut.
Oder wie vor einigen Jahren, als sie einfach ohne mein Wissen Asena´s Vater ausfindig gemacht hat und auch ohne mein Wissen, den Kontakt nach Jahren wieder hergstellt hat. Einfühlsam ist sie nicht. Die Empathie fehlt ihr aufgrund eigener traumatischer Kindheitserfahrungen. (Mutter mit 3 verloren, bei überfordertem Vater mit 3 Schwestern aufgewachsen, wovon selbst 2 schwer depressiv sind (wer weiss, warum?), dann noch der Ausbruch der Krankheit meines Vaters, die sie jahrzehntelang verheimlichen wollte, wegen der Stigmatisierung.
Sie hat mich nichtmal im Kindergarten angemeldet. Heute entschuldigt sie sich dafür und sagt sie sei unwissend gewesen und Kindergärten waren nicht so weit verbreitet (nur komisch, dass die gleichaltrigen Nachbarskinder auch regelmässig gingen).
Am liebsten würde ich zu ihr fahren, ihr gehörig die Meinung sagen, dass sie mich damals nicht ausreichend schützen konnte vor diesem Täter (Cousin väterlicherseits/Missbrauch), weil sie immer mit ihren ehelichen Problemen beschäftigt war und danach nicht mal die Aufmerksamkeit erbringen konnte, zu bemerken, dass mit mir irgendetwas nicht stimmt.
Sie warf mir vor, ich würde mich zuhause einigeln, mich mit anderen Kindern nicht verstehen usw.
Die Polizei, die unsere Tür aufbrach und Tränengas hineinsprühte, weil mein Vater in seinen fanatischen Ausbrüchen unserem Nachbarn sagte, dass er seine gesamte Familie umgebracht habe und nun sich selbst umbringen wolle.
Ich hatte nur das Bild im Kopf, dass alle weinten und die Polizei meinen Vater mitnehmen wollte.
Als mein Exmann hier die Tür aufbrach und ich zu Martina nach Holland gefahren bin, war ich irgendwie zwar unbeschwert, aber letzte Woche kam halt alles wieder hoch und die Bilder aus der Kindheit wurden in meinem geistigen Auge so präsent, dass ich bemerkte, da ist noch ganz viel mehr.
Und im Grunde hat unsere Kindheit ja auch unser jetziges Leben mit den dazugehörigen Handlungen geprägt.
Versteht mich bitte nicht falsch, ich suche keinen Schuldigen, oder mache meine Mutter für alles verantwortlich. Ich möchte mich einfach abnabeln und ein normales Verhältnis zu meiner Mutter haben, wie es sich für eine erwachsene Frau gehört.

Ich will euch hier nicht die Ohren volljammern, aber ich muss diese Abnabelung nun endlich vollziehen und würde mich sehr freuen, wenn ihr ein zwei Ratschläge, vielleicht sogar Denkanstösse geben könntet.
Ich brauche euch heute.

Liebe Grüsse
Semi

 
9 Antworten:

Re: Abnabelung von der Mutter (nur für seelisch stabile und/oder einfühlsame!)

Antwort von aurelia12 am 07.11.2009, 12:20 Uhr

Hallo Semiha,

so ein Abnabelungsprozeß ist nicht von heute auf morgen machbar, aber Deine Intention ist toll und die Voraussetzung für eine neues "freieres" Leben. Somit hast Du hier schon mal offziell den ersten Schritt in Deine richtige Richtung getan, gut so!

Per PN kann ich leider momentan nichts schreiben (hätte ich sonst etwas persönlicher gemacht), da mein Rechner spinnt und ich einiges zur Zeit mit ihm nicht machen kann... :-(

Auf jeden Fall möchte ich Dir schon mal "ganz allgemein" Mut zusprechen, dass Du diesen Schritt gehen willst (viele Menschen laufen ein Leben lang solchen Zusammenhänge und der Elternliebe hinterher, dass ihr eigenes Leben dabei auf der Strecke bleibt... ich kenne sogar Prof.`s mit weit über 50, die das betrifft...). Will heißen: egal wo man im Leben steht, dieses Thema betrifft uns alle und jeder kann das daraus machen, was er schafft und für sein Leben wünscht!

"Starke und reflektierte" Menschen brauchen wir!

Du schaffst das!

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Abnabelung von der Mutter (nur für seelisch stabile und/oder einfühlsame!)

Antwort von Dani01 am 07.11.2009, 12:22 Uhr

Hallo,
ich kann Dich sehr gut verstehen, Ich denke das das Abnabel von Mama schwer ist, oder sein kann. Das kommt auch sehr auf die Mutter an.

Mir fällt oft das Abnebel wesentlich schwerer, als meiner Mutter das Abnabeln von mir :)

Ich suche immernoch ihren Zuspruch, erwissche mich dabei Dinge zu tun, die sie für gut befindet, ich aber eigentlich nicht.

Ich möchte ihr gefallen, Zuspruch haben, Ihre Unterstützung.

Sie ist immer für uns da, aber ich merke auch wie sehr sie das an ihre Grenzen bringt, und dann fühle ich mich schlecht, obwohl ich es halt auch nicht ändern kann.

Ich fange an zu versuchen sie zu entlasten, was auch meist schief geht, weil ich ganz anderes bin als sie. Und sie sich ja so entschieden hat, also soll ich mich raushalten, sehend das es ihr nicht gut geht.

Heute setzte ich meinen Kopf schon eher mal durch, wenn es mir wichtig ist, oft merke ich aber, dass es mir dann doch nicht so wichtig ist, als das ich daraus einen Kampf oder Funkstille machen möchte.

Fast alles was sie denkt und sagt wird bei mir geprüft, und meist hat sie irgendwie Recht, wenn nicht, dann denke ich mir meinen Teil und mache mein Ding, aber so richtig ganz und gar nie, denn ich möchte sie nicht verärgern doer verletzten, denn dafür hat sie schon zu viel mit uns und für uns gemacht.

So, wo ich jetzt so schreibe merke ich wie schwer das Thema ist.

Ich denke, vom Kopf her weiss ich was richtig ist und wie ich die Beziehung zu meiner Mutter haben möchte, nur manchmal kann ich es halt nicht durchsetzten, meist ist es okay.

Und ganz klar, wenn es mir wirklich wichtig ist oder wenn mir ihr Verhalten einfach zu eng ist, gehe ich voll dagegen, hatte wir Anfang des Jahres gerade, dann folgt Wochenlange Funkstille und irgendwann reden wir drüber und meist stellen wir fest, sie hat mich schlicht nicht ernst genommen und sie entschuldigt sich.

Schwer schwer...

ich hoffe, Du findest einen Ansatz um Dich irgendwann zu lösen.

LG
D.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Abnabelung von der Mutter (nur für seelisch stabile und/oder einfühlsame!)

Antwort von Suka73 am 07.11.2009, 12:31 Uhr

Hi Große,

also ich habe ja nicht wirklich ein gestörtes Verhältnis zu meiner Mutter, also nicht so wie Du meine ich. Bei uns war immer eitel Sonnenschein aber ich denke, genau das ist unser Problem, denn großartige Auseinandersetzungen oder Streits gabs bei uns nie...
Ich bin Einzelkind, das absolute Wunschkind meiner Eltern - die schon ganz lange zusammen sind und damals auch waren, als ich auf die Welt kam. Jugendliebe sozusagen. Meine Eltern hatten ebenfalls ne schöne Kindheit, und bei mir als die einzige Tochter war klar, dass sie mich behüddelt und betüddelt haben von vorn bis hinten, ich habe wirklich alles in den Arsch geschoben bekommen, alles Böse wurde von mir ferngehalten. Böse Filme, böse Leute, böse Erfahrungen. So hatte ich nie die Möglichkeit mich wirklich zu entfalten. Also auch mal schlimme Erfahrungen ALLEIN zu machen.
Meine Eltern bzw. meine Mutter stellten außerdem noch relativ hohe Ansprüche an dem, was ich machte oder wie ich aussah. Also nicht, dass sie mich in Markenklamotten steckten - sondern... naja wie sag ich das, es war nie etwas bedingungslos gut... Wenn ich als Kind was malte, dann kam immer, "das ist schön, aber..." oder wenn ich in die Disse ging und mich "schön" anzog, kam meine Mutter und meinte "Hm, das sieht gut aus, aber... " oder der härteste Satz, den sie je gebracht hat war gegenüber meiner damals engen Freundin.
Wir waren auf Weg in die Disse. Ich war noch nie der Typ, der sich geschminkt hat. Ich war auch nie der Typ, der sich besonders aufgemotzt hat. Ich hatte ne Freundin, Modelmasse, sehr lange Haare, superdünn- die aber genau all das verkörperte. An einem Abend wie gesagt heute meine Ma raus "Schau mal, wie schön die D wieder aussieht... wenn DU mal was aus dir machen würdest, würdest du auch mal schön aussehen"...

Ich durfte nie lange weg. Wenn ich irgendwo hin wollte oder wo übernachten oder überhaupt mal jemanden kennenlernte, waren meine Eltern sofort skeptisch, hinterfragten ALLES, wollten alles genau wissen, dann auch am nächsten Tag, wenn ich z.B. von einer wirklich HARMLOSEN Übernachtung bei einer Freundin wiederkam.

Abgenabelt habe ich mich damals durch den spontanen Zusammenzug mit meinem Freund. Gepasst hat das meinen Eltern gar nicht, aber was noch schlimmer war - sie haben nichts GESAGT aber haben es mich SPÜREN lassen... Ich stellte immer wieder die Frage, ob das ok wäre (meine Güte, ich war damals schon fast Mitte 20!!!!) - es kam immer wieder ein "naja wenn du meinst" oder "das mußt du wissen" oder oder oder. Bloß nicht diskutieren oder sich mal auseinander setzen.

Dann kam mein Umzug nach München, daran hatten meine Eltern besonders zu knabbern. Hier habe ich dann erstmal gemerkt, wie alleine ich eigentlich bin und dass bisher immer alles meine Mutter erledigt hatte, ich wußte nichtmal, wo die Unterlagen für meine Krankenkasse liegen !!!!

Aber ich habe hier angefangen, MEIN Leben zu leben. Viele meiner Entscheidungen waren für meine Eltern nicht begreiflich. Sie haben sie nicht verstanden und auch nicht unterstützt. Als ich meiner Ma damals erzählte, dass ich schwanger bin, war auf der anderen Seite das blanke Entsetzen da und es kam sogar ein richtig mieser Spruch von meiner Mutter (ob ich wenigstens wüßte von WEM)
Richtig zum Problem wurde das für meine Mutter, als ich hier noch in Familienberatung ging und da mehr oder weniger die Probleme, die ich nie als solche gesehen habe (weil verdrängt) zwischen meiner Ma und mir hochkamen. Und ab dem Tag habe ich mich dann "zur Wehr" gesetzt und bin sogar ganz offensiv in Richtung Streit gegangen.

Es ist heute immer noch so, und man bedenke, ich bin 34 Jahre alt, dass meine Eltern, wenn ich in Berlin bin, genau wissen möchten, wo ich hingehe, mit wem ich weggehe. Ist jemand dabei, den sie nicht leiden können, werden die Augenbrauen hochgezogen. Wir hatten sogar Fälle, wo meine Eltern sich dann ganz offen geweigert haben, abends mal aufs Kind aufzupassen, wenn ihnen der Typ nicht paßte, mit dem ich unterwegs war. Oder dass meine Ma anfing nen fetten Braten zu machen, wenn sie genau wußte, ich gehe abends essen... und sie wußte ebenfalls, dass ich so viel Pflichtgefühl gegenüber meinen Eltern habe und so ein schlechtes Gewissen, dass ich dann entweder mitgegessen habe oder zum Date später kam - oder beides.

So richtig die Kurve habe ich auch noch nicht bekommen. Ich sage jetzt zwar offen oder offener als früher meine Meinung, auch dass ich direkt zu meiner Ma sage "na? passt dir gerade gar nicht, oder?" - aber ich halte immer noch viel zu viel hinterm Berg und erzähle auch viele Sachen nicht mehr, weil ich weiß, meine Eltern haben damit ein Problem. Das größte Problem ist aber wohl, dass der eine (ich) reden will und der Andere (meine Ma) nicht. Sie meidet immer noch Auseinandersetzungen mit mir - als ob ich sie dadurch weniger lieb haben würde, absoluter Blödsinn.

Aber das ist nicht mehr meine Baustelle. In meinen Augen müßte meine Mutter sich selbst mal mit sich beschäftigen oder das mal aufarbeiten. In ihrer Familie damals wurde auch nie widersprochen, sowas wie Rebellion gegen die Eltern kennt meine Mutter gar nicht, weder von sich selbst noch von mir. Ich wurde auch so erzogen. Immer schön folgsam sein.

Ich kann Dir keinen Rat geben, aber das ist meine Geschichte dazu.

LG Sue

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Abnabelung von der Mutter (nur für seelisch stabile und/oder einfühlsame!)

Antwort von aurelia12 am 07.11.2009, 12:45 Uhr

Semiha, ich fühle mich gerade richtig blöde, weil ich gerne näher drauf eingehend antworten möchte, aber bin unter Druck, weil ich den Kleinen abholen muss...

Später antworte ich konkreter!

Das "Mutterthema" ist so elementar im Leben von uns Menschen, da gibt es so viel zu zu sagen...

Aber erst mal "prima", dass Du diesen ausgeschriebenen Wunsch hast!

Finde ich super!

Also bis später und "Kopf hoch", das schaffst Du!!! auch wenn so eine Lebensphase mit vielen Tränen verbunden ist oder es zumindest sein kann... der Weg dahin lohnt sich, er ist der Weg zu sich selber!

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Abnabelung von der Mutter (nur für seelisch stabile und/oder einfühlsame!)

Antwort von Ima am 07.11.2009, 13:15 Uhr

Liebe Semiha,

ich lese nicht immer alles hier mit, aber so wie ich es in Erinnerung habe, gehst du zu einem Therapeuten, oder? DAS ist schon mal ein wahnsinng großer Schritt zum Thema Aufarbeitung und deswegen BIST du schon auf dem richtigen Weg! Sich mit sich selbst, seiner Biographie und den Verletzungen, die man davon getragen hat und/oder sich selbst zufügt (in welchen Sinne auch immer) ist eine der schwierigsten, schmerzhaftesten und dementsprechend mutigsten Dinge, in die man sich begeben kann.
Ich möchte weder dich noch deine Mutter bzw, Kindheit bewerten, das steht mir als "Außenstehende" nicht zu; mach dir einfach immer wieder bewusst, welche großen Schritte in ein selbstbestimmtes Leben ohne Abhängigkeiten du schon gemacht hast. Die Abnabelung von deiner Mutter mag jetzt einer (vielleicht auch der?) heftigste Schritt sein, der viel Kraft erfordert - denk an deine Stärke, die du schon bewiesen hast und such dir Quellen, aus denen du neue schöpfen kannst. Sei es bei der Therapie, hier, im Freundeskreis, deine Kinder...was auch immer. Der Weg ist schwer, das möchte ich nicht beschönigen, aber wenn du soweit bist, dass du so reflektiert damit umgehst, ist die größte Hürde schon genommen.
Vielleicht hilft dir dieser Buchtipp: http://www.amazon.de/Die-Macht-unserer-M%C3%BCtter-pr%C3%A4gen/dp/3608913130

Das Verhältnis zu meinen Eltern genrell ist sehr gut, wir stehen uns sehr nahe und sind uns gegenseitig eine Stütze (emotional, finanziell,praktisch...). Aber genau in dieser "Nähe" liegt manchmal auch eine "Enge". Meine Mutter ist sehr dominant und, wenn sie eine Meinung hat - die hat sie meistens- ist die auch erstmal unumstößlich richtig. Als Teenager hatte ich große Probleme mit, jetzt kann ich mich besser abgrenzen. Aber es ist auch bei mir noch ein weiter Weg, bis ich sagen kann: "Du hast deine Meinung, dein Leben. Ich hab meins. Beides ist in Ordnung." Ich fühle mich von ihr häufig bewertet, ob sie es tut, sei dahingestellt... Momentan kämpfe ich gerade mit dem Ende der Beziehung zum Vater meiner Tochter und bereue viel, was vor einem Jahr passiert ist. Das mache ich größentteils mit mir oder meiner Freundin aus - meine Eltern habe ich bewusst außen vor gelassen, weil uch wusste, wie sie reagieren - gerade meine Mutter. Ich merke deutlich, dass es sie verletzt hat, dass ich nicht mit ihnen drüber spreche. Das finde ich schwierig, aber ich bin auch erwachsen und habe ein Recht darauf, mein Herz da auszuschütten, wo es mir gut geht und wo ich nicht mit einer Wertung "abgebügelt" werde. Nicht falsch verstehen - ich bin dankbar, für so eine tolle Familie und für den Rückhalt, den ich da immer habe.Aber ich muss auch meinen Weg gehen können.

Ich wünsche dir viel Kraft, Semiha und weiterhin soviel Mut!
Ima

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Abnabelung von der Mutter (nur für seelisch stabile und/oder einfühlsame!)

Antwort von +emfut+ am 07.11.2009, 14:26 Uhr

Arrrrgggllll, mein Thema.

Leider bin ich derzeit weder zeitlich noch psychisch in der Lage, da mehr zu zu schreiben. Aber es gibt in diversen Unterforn von mir diverse Beiträge zu dem Thema. Ich erinnere mich an eine Diskussion mit Butterflocke im PF vor nicht allzu langer Zeit, die über mehrere Threads ging.

Ansonsten von mir ein floskelhaftes "Been there, done that!".

Ich wünsche Dir viel Kraft.

Gruß,
Elisabeth.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Abnabelung von der Mutter (nur für seelisch stabile und/oder einfühlsame!)

Antwort von Leena am 07.11.2009, 18:17 Uhr

...das Thema "mein Verhältnis als Erwachsene zu meiner Mutter" habe ich gerade die Tage erst mit meinem ältesten und besten Freund 'durchgekaut'.

Vorneweg, bei uns ist nie etwas irgendwie ernstlich Schlimmes passiert. Ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter habe ich allerdings schon lange nicht mehr, und ich denke, wenn sie nicht meine Mutter wäre, hätte ich gar kein Verhältnis zu ihr.

Es gibt sehr viele Dinge, die mich sehr an ihr stören - am allermeisten ihre "selektive Wahrnehmung", wie meine Schwester und ich das 'intern' nennen. Was meine Mutter sagt, ist immer richtig, jedenfalls für meine Mutter, Diskussion ist zwecklos, und sie erinnert sich eh immer perfekt, was wann wie gewesen ist. Sie sieht auch immer nur genau die Dinge, die sie sehen will, und sie sieht auch genau die Dinge, die sie sehen will (auch wenn das sonst niemand sieht). So gesehen, sehr selektive Wahrnehmung... und im emotionalen Erpressen ist sie eh Meister, so ganz nebenbei mit "ich würde ja nie" oder "auf mich kommt es ja eh nicht an" - und dann kommt, was sie erwartet, dass wir für sie zu tun haben. Und wenn nicht, ist sie ganz schrecklich enttäuscht und lässt einen das auch ganz schrecklich spüren...

Außerdem schweigt sie unangenehme Themen sehr konsequent aus. Ihrer Darstellung nach haben z.B. ihr Bruder und seine Frau derzeit nur "gewisse Probleme", das gibt sich schon alles wieder - davon, dass seine Frau ihren Bruder verlassen hat, weil er Alkoholiker ist und sie jedenfalls im Moment als letztes daran denkt, zurückzugehen - nein, das kann meine Mutter so gar nicht denken... ach ja, und den Kindern dürften wir das, wenn es nach meiner Mutter ginge, eh auf keinen Fall erzählen, solche Dinge gehen Kinder nichts an - anscheinend auch nicht, wenn es um ihre Lieblingspatentante geht. Die Heimlichtuerei, die ich als Kind immer als Verlogenheit empfunden habe, stört mich heute noch. Ich muss meinen Kindern nicht die schmutzigsten Details erzählen, aber die groben Fakten sollen sie doch wissen dürfen!

Es gibt auch ein paar üble Familiengeheimnisse, die ich als Erwachsene von anderen Familienmitgliedern erfahren habe (ein Onkel hat seine Tochter, als die 14 bzw. 16 war, zweimal geschwängert, das erste Kind kam ins Heim, das zweite bekam einen "Ersatzvater", einen Freund meines Onkels), und selbst das spricht meine Mutter bis heute nicht so aus, ach nein, das war doch ein Missverständnis, so hat der Onkel das doch nicht gemeint, man muss ihn doch verstehen, er hatte es ja auch nicht leicht.


Meine Mutter hatte übrigens selbst ein sehr, sehr enges Verhältnis zu ihrer eigenen Mutter (übrigens alleinerziehende Kriegerwitwe und von Anfang an die "Hauptperson" im Leben meiner Mutter), die war für sie das absolute "Non plus ultra", und das größte Ziel meiner Mutter war es, alles für ihre eigene Mutter zu tun, immer den Ansprüchen ihrer Mutter zu genügen oder wenigstens danach zu streben... Jeden Abend als letztes, vor dem Schlafengehen, rief sie meine Großmutter an, erzählte ihr von ihrem Tag, egal, wo sie gerade war.

Heute ist meine Mutter enttäuscht, dass weder meine Schwester und ich das für sie tun...

Als meine Schwester damals (nicht ganz in Frieden) zu Hause auszog, wurde meine Mutter auch "passend krank", nachweislich krank, definitiv, aber für meine Schwester war das auch emotionale Erpressung, meine Mutter konnte sie nicht loslassen, meine Schwester flüchtete panisch, kehrte zurück, flüchtete wieder... im Grunde bis heute, und meine Schwester ist heute immerhin über 40.

Für mich war es oft einfacher, einerseits stand ich nicht so im emotionalen Fokus meiner Mutter, andererseits habe ich an meiner Schwester recht bald gemerkt, dass offener Konflikt alles nur noch schlimmer machte, und eher vor mich hin gewurschtelt, nie viel erzählt, nie viel Freunde nach Hause gebracht, ... was meine Mutter nicht wusste, konnte sie mir nicht vorhalten. (Auch wenn sie "neugierig" war, ich wusste genau, Briefe durfte ich zu Hause nicht rumliegen lassen, meine Mutter sprach mich auf den Inhalt an, und wenn ich mal telefoniert hatte, drückte sie danach auf die Rufwiederholung. *ggrrr*)

Einerseits würde meine Mutter alles für ihre Kinder und Enkel tun - andererseits tut sie immer das, von dem sie denkt, es wäre das richtige. Dass das, was für sie das richtige für uns ist, für uns selbst oft das komplett verkehrte ist - nein, dann sind wir einfach nur undankbar...

Im Grunde bin ich heutzutage emotional mit meiner Mutter ziemlich "durch". Ich habe kein schlechtes Verhältnis zu ihr, sie ist auch eine sehr engagierte Großmutter, und wenn sie da auch viel macht, was ich nicht verstehen kann - was Existenzielles war da nicht dabei, so gesehen sehe ich da nicht wirklich ein Problem. Aber über Dinge, die mir wirklich wichtig sind, rede ich eigentlich schon sehr lange nicht mehr mit meiner Mutter. Höflichkeiten und Gemeinplätze, ja, wirklich reden - nein. Ich habe es aufgegeben.

Was aber auch ein Prozess über Jahre...

Wenn es jetzt irgendetwas gibt, was mir wirklich wichtig ist, dass sie mit meinen Kindern macht oder nicht macht - dann schicke ich mittlerweile meinen Mann vor. Er ist für sie ein ganz toller Schwiegersohn, und wenn er etwas sagt, beachtet sie es. Wenn ich etwas sagen - ich bin doch nur die kleine Tochter, sie als meine Mutter weiß doch eh besser... Das kann ich mir ersparen, und ändern werde ich sie jetzt eh nicht. Früher habe ich es versucht, da gab es dann auch mal laute Worte und knallende Türen und eine heulende Mutter, wie ich sie denn nur so behandeln könnte... das ist vorbei.

So, ich glaube, das ist jetzt arg lang und arg wirr geworden, und ein wirklicher Ratschlag oder Denkanstoß war auch nicht dabei...

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Abnabelung von der Mutter (nur für seelisch stabile und/oder einfühlsame!)

Antwort von Semiha am 08.11.2009, 0:57 Uhr

Vielen vielen Dank für die ausführlichen und sehr interessanten Antworten. Ich schreibe morgen im Laufe des Tages eine ausführliche Antwort.
Ich bin sehr erstaunt, wieviele Parallelen es gibt...

Ganz liebe Grüsse
Semi

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Abnabelung von der Mutter (nur für seelisch stabile und/oder einfühlsame!)

Antwort von Chatilia am 08.11.2009, 16:53 Uhr

habe keine tipps, aber möchte mich bedanken. nur schon das lesen eurer beiträge hat mir geholfen, die eigene situation zu überdenken und vielleicht einige denkanstösse zu verwerten.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Ähnliche Fragen

Ähnliche Beiträge im Forum für alleinerziehende Eltern:

Toller Kommentar von meiner Mutter *genervtbin*

Wir waren heute bei meinen Eltern. Meine Mutter fragt mich, was ich mir zu Weihnachten wünsche. Ich so: "Ich wünsch mir das Parfüm xy." Da sagt sie:" Für was brauchst Du denn ein Parfüm? Du hast doch eh keinen Mann." Toll...danke...ach nee...So nach dem Motto: Ich dusche nicht, ...

von Joni76 07.12.2008

Frage und Antworten lesen

Stichwort: von Mutter

gudde morsche von einer nicht mehr gestressten mutter!

hallo und guten morgen! in einer stunde ist meine schicht um und ich kann nach hause gehen. es tat mir gestern so richtig gut, mal nach herzenslust zu jammern (vielen dank fuer die kopfstreichler und das verstaendnisvolle kopfnicken!) - heute sieht die welt schon wieder ...

von spiky73 16.10.2008

Frage und Antworten lesen

Stichwort: von Mutter

Die letzten 10 Beiträge im Forum Für alleinerziehende Eltern
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.