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Geschrieben von fiammetta am 20.10.2006, 9:57 Uhr

Meine Analyse

Hi,

ich habe die anderen Postings nicht gelesen, das vorne weg.

Meine Erfahrung ist, daß Freundschaften meistens von der aktuellen Lebenssituation abhängig sind. Die meisten Freunde, die ich während des Studiums hatte, habe ich verloren, weil wir alle in unterschiedliche Gegenden gezogen sind, geheiratet haben und uns dann beruflich orientieren mußten. Berufliche und familiäre Zwänge erschwerten es, sich wenigstens einmal im Jahr zu sehen, dazu kam Konkurrenzdenken, das vorher nicht existiert hatte.

Hier in der niederbayrischen Pampa war es schwierig Freunde zu finden, denn erstens war ich "a Studierte" (spricht sich als Langeweile schnell herum) und damit grundsätzlich suspekt und dazu eine Fränkin mit preußischem Einschlag - furchtbar. Ich merke bis heute, daß ich hier nur ausgesprochen selten auf andere treffe, die in ihrem Leben ähnliche Erfahrungen gemacht hatten (Studium, Jobben, Auslandsaufenthalte, etc.), d.h. deren Sozialisation ähnlich verlaufen ist wie meine. Das prägt, auch wenn es für eine Freundschaft nicht grundsätzlich ausschlaggebend ist.

Man kann sich obendrein um Freundschaften bemühen, aber es gibt Situationen, in denen das Entgegenkommen wegen eigener massiver Probleme (schwere Krankheit, Absturz der eigenen Firma, etc.) kaum möglich ist, weil man mit sich selbst zu sehr beschäftigt ist. Das muß respektiert werden. Echte Freunde kratzen dann nicht die Kurve (wie die meisten), sondern bedrängen einen nicht und sind da, wenn es notwendig ist.

Andere fordern permanentes Kontakthalten - ich kann das nicht, weil ich zu viel in den letzten Jahren leisten mußte ohne es mir immer ausgesucht zu haben. Die wenigsten Menschen (auch hier) haben das allergeringste Verständnis dafür, wenn man zu Recht gestreßt von der Pflege eines psychisch kranken, gewalttätigen SVs sowie von den Ausfällen einer ebenfalls psychisch kranken Schwägerin ist. Pflege ist kein Zuckerschlecken, das aber auch noch durch den Pflegebedürftigen und das Umfeld zusätzlich erschwert werden kann. Wer das selbst noch nicht erlebt hat, bringt kein Verständnis dafür auf und will auch nichts davon hören, das könnte einen ja belasten. Und genau das ist der nächste Punkt: die meisten wollen lustig zusammen sitzen, erwarten Zuspruch und Unterstützung bei eigenen Problemen, geben aber nichts zurück - mir ist dafür meine Zeit zu schade (womit wir wieder bei der Wertediskussion wären), d.h. ich ziehe mich entweder direkt zurück oder ich halte mir solche Leute als Unterhaltungsfaktor ohne Verpflichtungen.

Ein weiterer Punkt sind Kinder versus Kinderlose. Derjenige, der (noch) keinen Nachwuchs hat, ist von Kleinkindern meistens schnell genervt, selbst wenn sie relativ brav sind. Als Eltern kann man aber oft nicht ohne Kinder weg, d.h. die Freundschaft schläft ein, weil sich die einst gemeinsamen Lebensumstände auseinander entwickelt haben.

Mir persönlich sind Menschen am liebsten, die nicht einfach vor der Türe stehen, die einen nicht zum Kaffee einladen, weil sie auf eine Gegeneinladung scharf sind (vertreibt einem die Zeit und außerdem kann man über den Haushalt und die Einrichtung bei anderen wieder so nett "berichten" - bäh) und die es ertragen können, wenn auch `mal ein halbes Jahr Funkstille ist. Meines Erachtens nach ist es nicht wichtig, sich dauernd auf der Pelle zu hocken, sondern grundsätzlich ähnliche Ansichten zu teilen, sich gegenseitig (!) zuhören zu können, sich Freiräume zu lassen, sich gegenseitig Erfolge zu gönnen, bei Problemen Zuspruch zu leisten und nach dem einfachen Prinzip "Was Du nicht willst, ..." zu handeln. Eigentlich recht einfach, für viele aber trotzdem nicht üblich.

LG

Fiammetta

 
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