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Geschrieben von Hase67 am 22.09.2020, 8:53 Uhr

Ich lasse euch mal was da...

Ja und nein. Unser Medienkonsum ist schnelllebiger geworden, das stimmt, aber das liegt auch am Angebot und an der Konkurrenz. Die Taktfrequenz ist höher geworden, und dadurch gibt es ja insgesamt viel mehr "Agenturjournalismus" (und wir wundern uns, weshalb alle Zeitungen das gleiche titeln), dpa, afp und Reuters sind ja riesige Maschinerien.

Aber die Redaktionen wählen natürlich auch aus, was lesenswert für ihr Publikum ist, und da geben leider oft die den Ton an, die möglichst schnell und marktschreierisch berichten und gerne auch mal Fakten verkürzen und Dinge hinzudichten, damit die Leserschaft "Nein! - Doch! Oh!!!" schreit.

Mein Mann regt sich z. B. oft tierisch über Wissenschaftsjournalisten auf, wenn er Interviews gibt. Weil man oft schon an der Fragentechnik merkt, dass der Journalist mit einer ganz bestimmten Erwartungshaltung und entsprechenden Vorurteilen über seine Leserschaft an das Interview herangeht. Weil er der Ansicht ist, dass sich ein Artikel über Hintergründe und Details "nicht lohnt", weil das zu wenige lesen. Die Presse und die Medien "erziehen" ihre Leser also schon auch in gewisser Weise.

Gestern erst hatten wir drüben im Corona-Forum wieder die Diskussion darüber, dass man Laien bestimmte Fakten nicht zumuten könne, weil sie sich sonst in Angstszenarien hineinsteigern würden. Aber: unterschätzt man seine Leser damit nicht, gibt es nicht doch Leute, die gerne informiert werden wollen? Und die kein "betreutes Lesen" brauchen, sondern möglichst realitätsnahe, faktische Meldungen haben wollen? Und andererseits: ist das Zusammenspiel zwischen Medien und Konsumenten nicht ein Geben und Nehmen, und als Konsument gewöhnt man sich irgendwann an das, was man von den Medien "serviert" oder "vorenthalten" bekommt? Und fragt dann eben nicht mehr kritisch nach, sondern winkt eher ab und denkt sich: "Ach Gott, mehr desselben, muss ich nicht haben". Und kommt gerade dann auf die Idee, sich "alternativ" zu informieren, mit all den problematischen Folgen, die das dann haben kann, wenn eben genau die Medien- und Faktenkompetenz fehlt oder keine Kontrollinstanz mehr dazwischen ist?

Ich habe gestern einen Ausschnitt aus einem Interview zwischen Richard David Precht und Rezo gesehen, wo das unter anderem auch zur Sprache kam. Rezo hat ja für seine Videos "Die Zerstörung der CDU" und "Die Zerstörung der (Springer-)Presse" das gemacht, was normalerweise Investigativjournalismus macht: Er hat nachgebohrt, kritische Fragen gestellt und das Ergebnis seiner Recherche so aufbereitet, dass sein Publikum es nachvollziehen konnte. Manches ist natürlich trotzdem nicht ganz schlüssig oder verkürzt dargestellt, aber trotzdem ist es vom Ansatz und der Machart her im Grunde seriös und fand auch deshalb so viel Beachtung. Und ist ein gutes Beispiel dafür, dass auch auf der "YouTube-Akademie" nicht nur Müll fabriziert wird.

Ich könnte jetzt noch lange schreiben, leider ruft gerade die Arbeit
Aber ich finde das Thema spannend - auch und gerade unter dem Aspekt, dass ich vor allem viele ältere Politiker (mir fällt da als erstes Seehofer, aber auch jemand wie Friedrich Merz) nicht besonders kompetent in puncto Medienkommunikation finde und das Gefühl habe, dass das andersherum auch wieder von Medienseite "ausgeschlachtet" wird.

 
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