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Geschrieben von Trini am 14.03.2012, 15:59 Uhr

Exit bei Demenz

Gerade habe ich im lokalen Käseblatt den Bericht über Timo K. gelesen.

Über seine Beweggründe, Mitglied bei Exit zu werden und das "Angebot" jetzt anzunehmen.

Beweggründe waren demente Mutter (Pflegeheim, jahrelang) und krebskranke Geschwister. Letzterer Fall ist ja jetzt auch sein Grund gewesen, den Suizid zu wählen.

Davor habe ich durchaus Respekt.

Jetzt kommt mein ABER.
Im Falle der von ihm ebenfalls gefürchteten Demenz ist der Schritt doch eigentlich unmöglich.
Denn i.d.R. wird eine Demenz so spät festgestellt, dass der Betroffene eben nicht mehr im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist und diese Entscheidung gar nicht mehr treffen kann und will.

Die Einsicht in eine Demenzerkrankung ist beim Betroffenen ja i.d.R, gleich Null.
Lieblingssatz meiner Schwiegermutter. "Ich vergesse doch gar nichts."

Insofern ist das "Instrument Exit" indem Fall ja völlig ungeeignet.

Trini

 
6 Antworten:

Re: "Exit" bei Demenz

Antwort von Fredda am 14.03.2012, 16:18 Uhr

Es gibt sehr wohl bei Demenz meist eine Phase des Bewusstwerdens, was da passiert (die sehr schmerzlich für die Betroffenen ist).

Ich hab da gestern viel Interessantes gelesen: http://www.zeit.de/zeit-wissen/2011/01/Demenz-Unheilbares-Vergessen

Lg
Fredda

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Re: "Exit" bei Demenz

Antwort von Jamu am 14.03.2012, 18:47 Uhr

Das Thema ist hart!

Hatte gestern erst ein Gespräch mit meinem Mann deshalb!
Ich arbeite in einer Wohngruppe mit 12 dementen Bewohnern - sie sind am Endstadium der Demenz angekommen - mehr geht einfach nicht mehr!

Wenn ich mir die Bewohner so anschaue frage ich mich auch: kann man diese nicht gehen lassen?!

Nein! Natürlich NICHT! Ist klar!
Aber ich sagte gestern: wenn es so weit gekommen ist mit mir - gib mir die Kugel!
Fakt ist auch: man selber bekommt in diesem Stadium nichts mehr mit!!!!
Man hat nicht einen enizigen lichten Moment. Da lebt der Körper einfach nur noch weil das Herz schlägt und man läuft und schluckt weil das Gehirn dies noch ausrichten kann!

Aber NUN kann dieser Mensch´nicht mehr sagen: tötet mich!

Ich habe gestern einen Bericht über Dignitas gelesen und da sagte ein Doc etwas wahres: wenn ein Mensch palliativ behandelt wird nachdem er vorher so oft vom Sterben und Erlösung gesprochen hatte - er nimmt danach auf jeden Fall Abstand durch die Rundum - Betreuung der Palliativbehandlung/Pflege!

Hm, ich kann den Mann einerseits verstehen dass er Ängste hat so zu enden oder wohlmöglich alleine zu sein wenn die Geschwister auch nicht mehr da sind ... aber andererseits: es gibt doch noch genug lebenswerte Dinge, man muss die Augen aufmachen und es zulassen!

Mein Vatr hat innerhalb kürzester Zeit 4 Geschwister verloren, er denkt nicht mal ansatzweise darüber nach was mit ihm wird!
Er hat zum Glück noch uns als Familie ...
Wie es bei dem Mann aussieht weiß ich nicht - wenn er nicht mal einen einzigen Freund hat dann kann ich ihn verstehen - fände es allerdings als den falschen Weg ...

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Re: "Exit" bei Demenz

Antwort von Leena am 14.03.2012, 19:39 Uhr

...meine Großmutter ist - in gewisser Weise - mit Mitte 90 letztlich an Demenz gestorben, weil das Gehirn dann auch nicht mehr schlucken konnte und sich Angehörige und Ärzte gegen eine Magensonde entschieden haben.

Es war ein verdammt langes Sterben - es gab verdammt viele harte Momente, vor allem die lichten Momente, wo ihr eben bewusst war, was ihr passiert, oder dass eben ihre Realität nicht mehr deckungsgleich war mit der Realität der Menschen außerdem der Einrichtung. Andererseits - meine Großmutter war Pfarrfrau und hat 40 Jahre lang jeden Sonntag in mehreren Gottesdiensten georgelt, und als sie dann im Heim lebte, kam ihr Sohn (ebenfalls Pfarrer) einmal die Woche und hat mit ihr Kirchenlieder gesungen, irgendwann hat er ihr dann die Kirchenlieder vorgesungen oder vorgespielt... bis in die letzten Wochen hinein haben ihre Augen dabei geleuchtet. Da war was! Erst kurz vor ihrem Tod ist auch das erloschen...

Ich habe keine Ahnung, wie ich selbst in so einem Fall entscheiden würde, wenn es mich betreffen würde.

Andererseits habe ich einiges über Altersdepression mitbekommen, im Laufe der Zeit. Seitdem denke ich über aktive Sterbehilfe in solchen Fällen etwas anders als früher, bzw. weiß nicht mehr recht, wie ich darüber denke... :-/

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Re: "Exit" bei Demenz

Antwort von suchepotentenmannfürsleben am 14.03.2012, 19:49 Uhr

Im Fall Timo K. finde ich an- und bemerkenswert, aber auch bedenklich, dass das "Szenario" irgendwie auch als Marketing- Strategie für die schweizer Organisation "Exit" anmutet.

Todesanzeige in Bild mit Verweis und Dank auf "Exit" usw. - Werbung für den schnellen Tod durch aktive Sterbehilfe.
Gefällt mir nicht (wenngleich ich das Vorgehen an sich nicht ablehne).

Was Demenz angeht, ist es tatsächlich so, dass die Betroffenen dann im späteren Stadium keine willentliche Entscheidung mehr treffen können.
Nach meinem Kenntnisstand der Verfahrensweise der schweizer Organisation schließt das dann deren aktive Sterbehilfe aus.

Am Anfang der Erkrankung sieht das noch anders aus. Der Betroffene müsste sich also früh entscheiden....

LG
S

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Lesetipp: Der alte König in seinem Exil

Antwort von Lauch1 am 14.03.2012, 19:57 Uhr

von Arno Geiger.
LG

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Re: "Exit" bei Demenz

Antwort von Strudelteigteilchen am 14.03.2012, 20:56 Uhr

Aber, ganz ehrlich: Wenn ich die Wahl habe, ob zuerst der Körper oder zuerst der Geist "gehen" soll, dann würde ich lieber zuerst den Geist gehen lassen.

Natürlich "kenne" ich beide Situationen nicht. Aber irgendwie stelle ich es mir schwerer vor, mit einem völlig wachen Geist in einem absolut unbrauchbaren Körper zu "wohnen", als noch körperlich halbwegs zu funktionieren, davon aber nichts mitzubekommen.

Mein persönlicher, privater Albtraum wäre ein Wachkoma, wo ich noch alles mitbekomme, aber komplett von der Umwelt abgeschnitten bin.

(Okay, der "schönste" Tod ist sicher der, wo man kurz und schmerzlos geht, in einem angemessen Alter, aber mit funktionierendem Geist UND Körper.)

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