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Geschrieben von Hase67 am 08.08.2021, 9:45 Uhr

Ergänzend noch...

... nachdem ich den Artikel gelesen habe, der natürlich einen anderen Fokus als Sassis Schlagzeile hat, wen wundert's.

Ich kann nur davor warnen (auch wenn es manche Leute hier nicht interessiert), die verkürzten Darstellungen zu glauben, die hier teilweise eingestellt werden, auch wenn Sassi möglicherweise selbst daran glaubt. Einen differenzierteren Überblick, was Deutschland der Brexit kostet (abgesehen davon, dass über die Finanzierung der EU derzeit noch verhandelt wird, es gab ja eine Übergangsfrist, und England ist erst seit Januar diesen Jahres komplett "draußen", vorher war es noch Teil des Binnenmarkts), gibt dieser Artikel: https://www.capital.de/wirtschaft-politik/der-brexit-in-fuenf-zahlen

Zum Thema "Geld raushauen" noch mal: Viele machen den Denkfehler, sich einen Staatshaushalt wie den Haushalt einer Familie vorzustellen, der folglich ein Budget hat, das durch das Geld begrenzt wird, was dort durch Steuern hineinfließt. Und dass "Schuldenmachen" automatisch bedeutet, dass diese Staatsschulden wieder dem inländischen Bürger abgeknöpft werden. Das ist aber zu kurz gedacht. Einen Strang weiter unten wird über die Teuerungsrate diskutiert, und diese Teuerungsrate bzw. die Inflation, die uns zugemutet wird, wird zentral über unseren Währungsraum gesteuert, dazu gibt es die EZB. Die hält den Leitzinssatz schon über einen längeren Zeitraum auf 0, um Investitionsanreize zu schaffen und nimmt dafür in Kauf, dass vor allem sichere Geldanlagen immer weniger verzinst werden bzw. teilweise Negativzinsen entstehen, weil die Gewinnmargen der beteiligten Banken und Versicherungen immer weiter schrumpfen. Gleichzeitig werden Staatsanleihen in Milliardenhöhe geschaffen, die wiederum von den Ländern selbst als sichere Geldanlagen gekauft werden. Dadurch entsteht für Deutschland z. B. die paradoxe Situation, dass es sein eigener Schuldner ist: Knapp die Hälfte der ausgegebenen Staatsanleihen für Deutschland hält wiederum der deutsche Staat als Sicherheit.

Dass der Kleinsparer oder Versicherungsnehmer keine Zinsen mehr für seine Ersparnisse bekommt, liegt daran, dass solche sicheren Anlageformen für die Banken mittlerweile so unlukrativ geworden sind, dass sie nur noch mit großen Aufschlägen an Privatpersonen herausgegeben werden. Dadurch sind sie für den Privatanleger de facto Geldvernichtungsmaschinen, weil seine Anlagesumme niedriger ist als das, was er dafür eingezahlt hat. Und Zinserträge gibt es darauf gerade keine. Dafür sind sie allerdings sicher, also zumindest nordeuropäische Staatsanleihen.

Die Teuerungsrate durch die Inflation, über die unten geschrieben wurde, wird von der EZB in einem Rahmen von plusminus 2% geduldet, weil man so z. B. die Finanzierung für die EU-Coronahilfspakete sichert. Dass die notwendig sind, um die Wirtschaft am Laufen zu halten, dürfte hier wohl kaum jemand bestreiten.

Deutschland macht, ich habe das an anderer Stelle schon einmal geschrieben, als Land in diesem System keine "Miesen", sondern ist einer der Gewinner dieser Politik. Wenn davon gesprochen wird, dass "die schwarze Null" jetzt im Zuge von Corona und z. B. auch im Zuge der Opfer von Naturkatastrophen kippt, dann heißt das noch lange nicht, dass das unserer Wirtschaft das Rückgrat bricht. Die ist verhältnismäßig safe, so lange die Währungsunion und die EU bestehen.

Unsere Kinder und Enkel werden aber schon in nächster Zeit mit dem Problem konfrontiert werden, dass unser Rentensystem, an dem die CDU/CSU festhält, als ob wir uns noch immer in den Wirtschaftswunderjahren befänden, in zunehmendem Maße aus Steuern querfinanziert werden muss. Deshalb muss die Lebensarbeitszeit in den Bereichen, wo das geht, steigen, anders ist das Problem gar nicht lösbar. Und eine "sichere Rente", von der man leben kann, wird es für all die Menschen, die vom Mindestlohn leben müssen (auch wenn er auf 12 Euro die Stunde klettert) nicht geben können.

Unsere Kinder und Enkelkinder werden sich nicht darauf verlassen können, dass sie von den Rentenbeiträgen, die sie in ihrem Arbeitsleben zahlen werden, später überhaupt noch etwas sehen. Das ist die Realität, vor der die Regierungskoalition momentan zwar nicht die Augen verschließt, aber ihren Wählern den Blick darauf versperrt. Weil man Zusicherungen macht, die man langfristig nicht wird einhalten können. Genau wie es kein Festhalten an fossilen Brennstoffen und keine Verhinderung von weiteren CO2-Abgaben geben kann, die Kohleindustrie muss abgewickelt werden. Das ist der Politik auch bewusst, der Wähler wird mit diesen unangenehmen Wahrheiten nur nicht direkt vor der Wah konfrontiert.

 
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