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Geschrieben von cube am 13.02.2019, 9:03 Uhr

Mal ganz anders gedacht

Bei uns war es damals so:
Mann Freiberufler, ich Festangestellt. Beide gutes Einkommen, Kind geplant. Als es geklappt hat, besprochen, wie es alles laufen soll. Besprochen ... mh... vielleicht eher "in den schönsten Farben ausgemalt"? Klar haben wir darüber gesprochen, wie lange ich wohl zu Hause bleibe, wie das mit dem Geld passt, dass er natürlich auch so ein richtiger Papa sein will mit Windeln wechseln etc. Ach ja und auch: dass er jetzt als Familienvater viel mehr Verantwortung hat und deswegen das Angebot einer gut bezahlten Festanstellung annimmt. Sein Wunsch/Idee. Ich habe ein paar mal eingeworfen, dass Festanstellung aber doch gar nicht sein Ding ist. Nein, muss jetzt sein. Verantwortung und so. Ok. Dann ist ja alles klar.
Nee, war es nicht.
Das war alles oberflächliches kurz drüber reden. Auch wir haben den Fehler gemacht, nicht über unsere eigene Erwartungshaltung zu sprechen. Was wünsche ich mir für den Alltag, was er. Und auch nicht darüber, ob er diesen Job nur annimmt, weil er den Druck verspürt, ein gesichertes Einkommen haben zu müssen (die Freiberuflichkeit lief sehr gut!) oder weil er es wirklich will.
Letztendlich war es so:
Ein Baby ist neben aller Freude auch Stress. Da kommen so viele Dinge, die man gar nicht auf dem Schirm hatte. Und die Festanstellung - die brachte ein fixes Einkommen am Monatsende, glücklich war er damit aber nicht. Aber nun musste er ja. Wieder zurück zur Freiberufler-Tätigkeit ging gefühlt ja nicht wegen der Verantwortung. Und gleichzeitig auch in Festanstellung der Druck, sich erst mal beweisen zu müssen. Und eben die besprochenen Erwartungshaltungen bzw. Familienleben.
Nach etwas mehr als einem halben Jahr war für ihn der Druck zu hoch. Druck, weil gefangen in einem ungeliebten Job und gefühlt keine Möglichkeit, da wieder raus zu kommen. Gleichzeitig der Druck sich dort beweisen zu müssen. Und Druck zu Hause, sich als Vater auch noch einzubringen.
Er ist nicht abgehauen - aber er wäre es wohl gerne zumindest als Kurzschlussreaktion. Letzten Endes führte es zum BurnOut +Depression. Ja, wir sind immer noch verheiratet. Und ganz sicher hätten hier viele damals auch zu mir gesagt: so ein A***, pack bloß deine Sachen, verantwortungsloser Egoist usw., Aber das ist er nicht. Im Gegenteil. Er war nur extrem unter Druck. Und da hat nicht jeder die Fähigkeit, sich schwuppdiwupp mal am Riemen zu reißen und sich selbst da wieder rauszuziehen.

Was ich damit sagen will: diese Verteufelungen des bösen, verantwortungslosen Typen, der sich einfach aus dem Staub macht, A*** usw - das finde ich ehrlich gesagt nicht ganz fair. Druck empfindet jeder unterschiedlich. Und mit "aber du hast doch gesagt"/"selbst so entschieden" kommt man da nicht wirklich weit. Das weiß derjenige selbst! Und genau das macht noch mehr Druck. Und Enttäuschung - über sich selbst. Das man es nicht schafft.
Er hat doch gerade das Gefühl, dass er ganz alleine dafür verantwortlich ist - sowohl, Geld reinzubringen als auch dafür, das nicht so zu schaffen wie "besprochen".
Und ich finde es deswegen auch nicht fair, so zu tun, als wenn das alles seine Schuld wäre.
Denn da kommen wir wieder dazu, dass auch die AP sich zurück gelehnt hat - in der Erwartung, dass er jetzt alles regelt.
Keiner von beiden ist alleine Schuld. Keiner ist das A***loch und keiner ist nur das arme Engelchen.

Ich würde empfehlen, noch mal ganz in Ruhe zu sprechen. Richtig zu sprechen. Über Gefühle, Erwartungshaltungen, Ängste - und dann schauen, ob man das gemeinsam! hinbekommt.

Es ist immer so schön einfach Schuldzuweisungen zu treffen, wenn man es selbst ja so viel besser hinbekommen hat. Menschen sind nun mal unterschiedlich. Vielleicht ist er dafür in etwas anderem super gut. Denn irgendeinen Grund wird es doch wohl gehabt haben, dass die AP offensichtlich längere Zeit kein Problem damit hatte, ihn finanziell so mit durchzuziehen. Auch hier finde ich es nicht ok, so zu tun, als wenn er sie doch eh nur ausgenutzt hätte. Ja? Dann kann ich nur sagen: und sie hat fröhlich mitgemacht und sogar ein Kind von ihm gewollt. So schlimm kann es dann doch wohl nicht gewesen sein, wie einige hier jetzt tun.

Redet miteinander! Über euch. Nicht nur über Geld. Das kommt sicher viel eher wieder ins Lot, wenn ihr euch gegenseitig respektiert - auch mit euren Schwächen.

 
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