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Geschrieben von Hase67 am 25.07.2014, 10:04 Uhr

Angst oder Liebe - oder: wir zerstören unsere Kinder, während wir sie bilden

Hmmm...

Ich hatte mir überlegt, ob ich mir den Film ansehen möchte, weil ich die Thematik grundsätzlich interessant und nachdenkenswert finde. Andererseits wehre ich mich gegen dieses Plakative, Panikmachende, ich finde, da wird auch auf der anderen Seite eine Kultur der Angst geschürt.

Unser Schulsystem finde ich grundsätzlich natürlich sehr reformierungsbedürftig; ich werde demnächst zwei Kinder am G8 haben, und aus der Klasse meiner Tochter sind von der Anfangsgruppe gerade mal noch zwei Drittel übrig, der Rest hat die Schule gewechselt, wurde ein Jahr zurückgestuft, musste wiederholen... Insofern ist es schon richtig, dass es ein sehr kompetitives System ist, bei dem viele "durchs Raster" fallen, es gibt eine Menge inkompetente oder desinteressierte Lehrer im Kollegium, die stur ihren Stiefel fahren, weder mit Schülern noch mit Eltern kommunizieren und selbst den Respekt vermissen lassen, den sie einfordern.

Andererseits erlebe ich im Bekanntenkreis auch Kinder, die auf alternative Schulformen geschickt werde, um aus gerade diesem kompetitiven Zugzwang herausgenommen zu werden, und ich für mich persönlich kann nicht behaupten, dass das für JEDES dieser Kinder aus meiner Sicht die richtige Wahl ist. Es ist oft auch ein Resignieren der Eltern vor den Anforderungen, die unser Schulsystem an SIE stellt, und da ist für mich einer der Hauptknackpunkte: Dass an den Schulen sowohl kompetentes und motiviertes als auch überhaupt zahlenmäßig Personal fehlt, damit eben nicht die Eltern zu Hause mit den Kindern versäumten Stoff nachholen MÜSSEN und in der Schule nur einmal kurz angerissenen Stoff vertiefen MÜSSEN.

Wir haben ja das große Glück, durch unsere Jobs schon eine recht große schulische Bandbreite abdecken und mit den Kindern lernen zu können - mein Mann die Naturwissenschaften und Erdkunde, ich Sprachen, Kunst und Deutsch. Aber es kann doch nicht angehen, dass entsprechend begabte Kinder nur durchs Gym kommen, wenn die Eltern zu Hause Lücken kompensieren oder sich für die Fächer, die sie nicht abdecken, teure Nachhilfe leisten können! Das ist doch eine Elitenbildung sondergleichen! Mein Sohn hat in seiner Klasse z. B. ein Mädchen, das mit viel Fleiß und eigener Anstrengung die Gym-Empfehlung geschafft hat. Ihre Eltern stammen allerdings aus der Türkei, sprechen beide nur radebrechend Deutsch und haben selbst keine höheren Schulabschlüsse. Finanziell ist die Ausstattung sicherlich auch nicht so, dass man in kritischen Fächern Nachhilfe finanzieren könnte. Was ist mit solchen Kindern, die es wirklich VERDIENT haben, durchs Gymnasium zu kommen? Da könnte ich mich stundenlang drüber aufregen...

Ach ja, und WEIL für den Fachunterricht durch Stundenausfälle, mangelndes Personal und schlechte Ausstattung ohnehin so wenig Zeit ist, kommt auch das Einüben von Soft Skills an den Schulen deutlich zu kurz. Und wer als Kind dann nicht das Glück hat, in einem Umfeld aufzuwachsen, in dem es in diesem Bereich nicht gefördert und gesehen wird, wird zur "Auswendig-Lern-Maschine".

LG

Nicole

 
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