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Geschrieben von dbk2012 am 20.02.2019, 8:41 Uhr

Sprechen über Probleme

Hallo zusammen,
meine Tochter (6) geht seit ein paar Tagen nur mit Tränen in den Kindergarten. Sie wirkt total unglücklich. Als ich fragte was denn sei, bekomme ich zwar die Aussage, dass es ein Problem gibt, sie es aber nicht sagen möchte. Kommt so wortwörtlich. Ich versuche diverse Tricks, um ihr doch noch was zu entlocken. Ich bitte sie das Problem zu malen oder ich versuche über JA/nein Fragen mich ans Thema ranzutasten, aber nix hilft. Sie sagt, sie möchte es, kann es aber nicht verbal rausbringen. Ansatzweise kenne ich das, ich war als Kind ähnlich und konnte wirklich die Worte nicht über die Lippen bringen. Wir hatte ein ähnliches Problem vor 2 Jahren, auch da hatte sie Sorgen und konnte nicht sagen was. Das ging über Wochen und nur durch Zufall hat ein Erzieher erkannt was los war (der bis dato beste Freund spielte nicht mehr soooo oft mit ihr). Ich weiß man darf nicht ständig nachfragen, damit sie nicht komplett dicht macht. Aber wie kann ich sie ermutigen Probleme anzusprechen ? Bin total ratlos. Könnte generell Ergotherapie was bringen? habt ihr da Erfahrungen? Viele Grüße

 
7 Antworten:

Re: Sprechen über Probleme

Antwort von Banu28 am 20.02.2019, 9:17 Uhr

Hallo,

der erste Schritt ist jetzt, die Erzieherinnen kurz anzusprechen und die Situation zu schildern. Sie können Deine Tochter dann in den nächsten Tagen mal etwas genauer beobachten und sehen, ob ihnen etwas auffällt. Wie also ihre Stimmung ist, wie sie im Moment mit bestimmten anderen Kindern zurechtkommt oder auch nicht, usw.

Generell gibt es für die Verschlossenheit Deiner Tochter keine schnelle Lösung, keinen tollen Trick, der sie zum Reden bringt. Es gibt aber einen langfristige Lösung, die bei meiner Tochter gut funktioniert hat: sog. Bettkanten-Gespräche. Abends beim Insbettbringen habe ich das neue Ritual eingeführt, dass wir nochmal kurz über den Tag sprechen. Ich habe dabei nochmal kurz (!) aufgezählt, was wir heute erlebt haben, der Reihe nach: „Erst haben wir gefrühstückt, da warst du noch richtig müde, weißt du noch? Danach habe ich dich in den Kindergarten gebracht. Weißt du noch, was du da so gemacht hast? Nachmittags haben wir dann...“ usw.

Nicht zu ausführlich, aber alle wichtigen Stationen des Tages erwähnen. Danach kommt der Punkt „Das schönste und das blödeste Erlebnis des Tages“. Ich habe erzählt, was ich an diesem Tag am schönsten fand (kann Kleinikeit sein, z. B. die schöne Sonne oder ein Treffen mit einer Freundin usw.). Dann habe ich meine Tochter gefragt, was Sie denn so am besten fand an diesem Tag. Hinterher haben wir uns gegenseitig noch das „blödeste“ Ereignis des Tages erzählt, erst ich, dann meine Tochter. Dass man zuerst von sich erzählt, ist wichtig, es öffnet dem Kind quasi die Tür, das auch zu tun.

In den ersten Tagen kommt noch nichts vom Kind, das ist normal. Wenn Du fragst, was das schönste oder doofste Erlebnis des Tages war, wird Deine Tochter anfangs sagen, ihr fällt nichts ein. Dann erzählst Du halt nur von Dir. Am nächsten Tag macht Ihr das wieder, und immer so weiter. Bald kennt das Kind das Spiel und den Ablauf, und sagt selbst auch etwas. Irgendwann kommt immer etwas, das war bei uns nach einigen Tagen auch so.

Und wieder ein paar Tage später kam dann das erste Mal etwas Aufschlussreiches, etwas, das meiner Tochter wirklich Sorgen bereitete, oder sie traurig gemacht hatte. Und das Überraschende ist, dass dies fast immer Dinge sind, die man als Mutter gar nicht als so schwierig fürs Kind eingeschätzt hätte. Man denkt hier oft in eine ganz falsche Richtung und ist erstaunt, was das Kind als belastend empfindet. Manchmal sind es natürlich auch Dinge und Situationen, die man gar nicht mitbekommen hat (z. B. im Kiga).

Probiere diese Bettkantengespräche mal einige Wochen lang aus. Nicht zu betont, eher spielerisch. Nicht mit großer Vorankündigung, sondern eher beiläufig. „Puh, das war ein langer Tag heute. Was wir heute alles erlebt haben: Zuerst...“. Wenn Kinder keine Worte haben, um ihre Emotionen und Erlebnisse zu schildern, dann ist das eine reine Übungsfrage, man kann ihnen diese Wörter geben.

Das ist total wichtig, weil sie dann auch generell lernen, ihre Gefühle besser wahrzunehmen. Was man ausdrückt, spukt nicht mehr unbewusst irgendwo herum. Es verliert seine Macht, ist weniger beängstigend, man kann es dingfest machen, indem man es sagt.

LG

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Re: Sprechen über Probleme

Antwort von dbk2012 am 20.02.2019, 10:26 Uhr

Vielen Dank, das probier ich mal.

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Re: Sprechen über Probleme

Antwort von cube am 20.02.2019, 12:16 Uhr

Kann banu nur zustimmen. Ständig nachfragen - egal, wie trickreich ;-) - nützt nichts. Unser Kind hat das auch manchmal. Dann kommt auch O-Ton "ist gerade nicht so toll, aber ich möchte darüber jetzt nicht reden".
Und ich mache es genau so wie vorgeschlagen wurde: auf dem Nachhauseweg oder abends fragen, was besonders toll war und was eben nicht. Das gibt immer ganz gute Hinweise.
Und ansonsten sage ich halt auf die og Aussage "ok, wenn du doch mal darüber reden möchtest - ich bin da/höre dir auch später noch zu". Und später (manchmal 3 Tage später) kommt er dann doch darauf zu sprechen.
Was auch gut klappt ist die Frage nach "wie hast du dich heute gefühlt". Wenn dann nämlich kommt "nicht so gut" kann man ganz gut nachfragen "was hat dich denn nicht so gut fühlen lassen"/"was hat sich denn nicht so gut angefühlt". Das ist sozusagen unkonkreter und scheint Kindern leichter zu fallen als "was ist denn passiert" - insbesondere, wenn sie eigentlich keinen konkreten Anlass nennen können.

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Re: Sprechen über Probleme

Antwort von Luna Sophie am 20.02.2019, 12:29 Uhr

Kann auch nur zustimmen.

Wir machen ähnliches, haben damit begonnen, als unser Sohn schwer krank wurde und unsere Tochter darunter litt. Sie wurde oft Fremdbetreut oder musste auf mich oder ihren Papa verzichten, weil einer von uns mit im Krankenhaus blieb.
Haben dieses Ritual bei allen Kindern weitergemacht, weil es zur Gutenachtgeschichte noch etwas ganz persönliches ist. Machen wir jetzt seit 17 Jahren.

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Re: Sprechen über Probleme

Antwort von Philo am 25.02.2019, 20:09 Uhr

Es gibt Bücher wie die Geschichte vom Bösen Bodo, in denen es um gute und um schlechte Geheimnisse geht. Quintessenz: Wenn es ein Geheimnis ist, das Dich bedrückt und traurig macht, ist es ein blödes Geheimnis. Blöde Geheimnisse darf man nicht nur verraten, man MUSS sie sogar teilen.
Das lese ich meinen Kindern immer wieder vor.
Abends läuft auch eine Reflexions-Runde beim Kuscheln im Bett.
Und ich bestärke meine Kinder immer, wenn sie mit etwas Blödem endlich herausrücken, dass es gut war, dass sie es erzählt haben (egal, wie ich mich drüber ärgere), einfach weil ich möchte, dass sie Vertrauen zu mir haben, dass sie alles berichten dürfen.
LG, Philo

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Re: Sprechen über Probleme

Antwort von Jomol am 27.02.2019, 11:04 Uhr

Du hast schon viele gute Tips bekommen. Etwas, was mir noch einfiel: Nimm ihr Kuscheltier in die Hand, sprich als Kuscheltier mit ihr eine Weile und frag als Kuscheltier nochmal. Vielleicht ist sie einen Hauch zu alt, aber manchmal funktioniert es trotzdem.
Grüße,
Jomol

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Re: Sprechen über Probleme

Antwort von dbk2012 am 27.02.2019, 12:04 Uhr

Hat leider auch nicht funktioniert. Hatte auch als Idee so ein besprechbares Tiptoi Buch (falls sie es einfach nicht persönlich sagen möchte). Nix hilft. Sie betont nochmal, sie möchte nichts sagen. Ich frage generell schon immer, wie der Tag war, was ihr gefallen hat, was nicht. Das Problem wird natürlich clever umschifft. Ich hoffe mit der Zeit kommt noch was, so in Ansätzen vermuten wir was, aber halt nur vermuten. Aber danke für Eure Tipps... ich bleibe dran.

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