@sophies-papa

Hallo,

ich war mal in einer ähnlichen Situation wie Deine Frau. Ich weiß nicht, ob das tatsächlich vergleichbar ist, aber von Deiner Schilderung her hört es sich so an.

Ich war 23, seit 3 Jahren mit meinem jetzigen Mann zusammen. Wir waren einige Monate zuvor zusammengezogen, alles lief gut. Und dann habe ich mich in einen anderen verliebt. Er war auch liiert, daher dachte ich mir nicht viel dabei, etwas mit ihm zu flirten. Auf einer Party zu später Stunde - er hatte einiges getrunken - fing er an, mich offen anzugraben und mir zu erzählen, wie schlecht seine Beziehung lief. Von da an ließ mich das ganze nicht mehr los. Wir kamen uns näher (erstmal nur geistig), ein paar Monate später trennte er sich von seiner Freundin und von da an war's vorbei. Bald wurde unsere Beziehung auch körperlich und ein schreckliches Jahr fing an. Ich konnte mich nicht entscheiden, da ich beide liebte. Mein Freund hatte die Einstellung, die Du auch hast und ließ mich gewähren. Der andere zog kräftig an mir und versuchte, mich davon zu überzeugen, dass ich gar nicht zwei Männer lieben kann. Ich fühlte mich furchtbar, weil ich ja wusste, dass ich beiden ständig wehtue. Ich hoffte die Ganze Zeit, dass sich eine Entscheidung ergeben würde, nur bitte ohne mein aktives Zutun. Und das Schlimmste war, dass ich absolut keine Ahnung hatte, wieso das ausgerechnet mir passiert war. Ich dachte vorher immer, man verliebt sich nur neu, wenn man Beziehungsprobleme hat.

Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und trennte mich von meinem Freund. Ich hatte mir vorgenommen, wenigstens mal eine Weile Single zu bleiben, aber nach einer Romantik-Offensive des anderen wurde ich natürlich sofort schwach.

Zum Glück (für meinen Jetzt-Mann) hielt ich es mit dem anderen auf Dauer nicht aus (unsere Charaktere sind zu verschieden, wir hatten sehr viel Streit und ich wusste, dass das nie besser werden würde). Aber immerhin 9 Monate hielt das Ganze doch.

Zum Glück für mich war mein Jetzt-Mann als er hörte, dass ich mich gerennt hatte, überaus glücklich und wollte mich wiederhaben. Seit fünfeinhalb Jahren sind wir wieder zusammen, seit fast drei verheiratet und seit viereinhalb Monaten haben wir ein Kind.

Ich weiß nicht, ob mein Mann mich damals hätte halten können, wenn er gekämpft hätte. Vielleicht. Aber eine neue Liebe ist immer sehr stark. Selbst wenn man sich realistischerweise sagt, dass es alles nicht mehr so perfekt aussieht, wenn die rosarote Brille weg ist, denkt man das vom Gefühl her eben trotzdem. Hätten der Andere und ich besser zueinander gepasst, wäre ich heute wahrscheinlich mit ihm verheiratet.

Ich habe bei der ganzen Sache viel gelernt. Ich bin mir zwar nicht sicher, dass ich mich nie mehr in jemand anderen verliebe, aber ich weiß, dass so etwas nie mehr unsere Beziehung gefährden wird.

Was ich Dir empfehlen kann: Mache Dir Gedanken darüber, ob Deine Frau in Eurer Beziehung etwas vermisst hat. Falls Du etwas findest, überlege, ob Ihr das verbessern könntet. Frauen sagen leider oft nicht deutlich genung, dass sie etwas stört. Und von einem Tag auf den anderen beschließen sie dann plötzlich, dass es jetzt nicht mehr geht.
Wenn Du aber keine Probleme in Eurer Beziehung entdeckst: Auch das kann sein. Auch gut laufende Beziehungen sind niemals ungefährdet. Versuche, Dir auf der Suche nach einer Erklärung nicht zu sehr den Kopf zu zerbrechen. Vielleicht gibt es keine.

Lasse Deine Frau nicht kampflos gehen. Versuche, ihr zu zeigen, dass Du sie liebst und für sie da bist, leg Dich auch ruhig auf der romantischen Schiene ins Zeug. Mache es ihr nicht einfach. Das wird ihr psychisch zusetzen, aber das muss es auch. Den Kampf mit sich selbst kann ihr keiner abnehmen.

Und trotz aller Probleme und auch, wenn Ihr Euch endgültig trennt: Bemüht Euch gemeinsam um ein gutes Verhältnis, damit Eure Kinder nicht leiden. Und bemühe Dich auch selbst, Dein Gleichgewicht wiederzufinden. Trauere ihr nicht zu viel hinterher, das tut Dir nicht gut und sie kommt davon auch nicht zurück.

Ich wünsche Dir alles Gute!
Linda