Ich hab ihn getroffen.

Die Umstände unserer Trennung damals waren sehr unglücklich. Ich war sehr sehr jung und wohnte noch zu Hause. Meine Eltern haben alles versucht uns auseinander zu bringen. Er war frisch geschieden und hatte zwei kleine Kinder, und wollte weder wieder heiraten, noch mehr Kinder.
Man sagte mir, wenn man nicht die gleichen Ziele hätte, sollte man sich einen suchen mit dem man das verwirklichen kann. Man lässt sich als junges Mädchen ja auch beeinflussen. Leider habe ich mich nie entliebt. Daran ist meine erste Ehe bereits gescheitert.
Nun will ich weder heiraten noch Kinder!
Ja, das Leben ging für uns beide weiter. Was hätte es gebracht mich zu kontaktieren. Ich war ja nie wirklich frei. Ich sehe schon, dass er jetzt mit 65 nicht wieder bei ner Freundin einziehen will, weil es alleine doof ist, ohne mir vorher zu sagen, dass wir seiner Meinung nach zusammen gehören. Klar weiß er, dass ich ihn seit fast 30 Jahren vermisse.
Bevor ich meinen Mann traf, hätte ich jeden raus geschmissen, wenn er auf der Matte gestanden hätte. Mit meinem Mann hab ich nun mal ne Familie gegründet. Ich liebe ihn auch, würde ihn auch vermissen, aber auf den Anderen hab ich halt immer gewartet.
Meine Grosse meint, ich solle Stärke zeigen und ihn vergessen. Tja, das hab ich doch 30 Jahre versucht, das vergeht doch nie! Ob nun heute oder vor 10 Jahren, ich brauche nur an einen Platz zu gehen, ein Lied zu hören, an seinen Geburtstag denken, und schon laufen die Tränen. Wenn ich wüsste, wie ich ihn vergessen könnte, dann hätte ich das doch lang getan. Nicht mal ein Foto hab ich behalten.
Ja, und warum steht er vor mir, weint vor Freude, und meint er hätte mich nie gehen lassen sollen.
Ja, ich weiß, ich sollte mir Zeit lassen. Klar werde ich einem wehtun, vermutlich mir selber am meisten. Absolution erwarte ich auch nicht, ich bin halt sehr unglücklich. Mein Mann hat daran keine Schuld. Logisch bin ich die, die der Hafer sticht und der es zu gut geht.