Kein Lügen, weil keine moralischen Kategorien in dem Alter...

Hallo,

ich nenne so etwas bei jüngeren Kindern nur Schwindeln, nicht Lügen. Lügen tut man bewusst und manchmal aus niederen Beweggründen. Kleinkinder können aber noch nicht in moralischen Kategorien denken. Sie schwindeln nicht absichtlich, also nach bewusster Entscheidung - sondern ihre Ausrede kommt ganz von selbst aus ihnen heraus. Ein zweieinhalbjähriges Kind besitzt nämlich außerdem auch noch nicht die Fähigkeit der Selbstkontrolle, es kann sein Tun also noch nicht selbstkritisch betrachten - es also eigentlich besser wissen, wie ältere Kinder und Erwachsene.

Deshalb: Lügen gibt's in diesem Alter nicht wirklich. Die Kleinen lernen, so erklären es kluge Entwicklungspsychologen, gerade überhaupt den Unterschied zwischen objektiver und ausgedachter Wirklichkeit. Unter drei Jahren ist die innere, vorgestellte und ausgedachte Wirklichkeit für ein Kind fast so real wie die äußere (daher nennt man diese Zeit auch das "magische" Entwicklungsalter). Dein Sohn glaubt in dem Moment, wo er schwindelt, vermutlich felsenfest selbst daran, dass es so sein könnte, wie er sagt. Er merkt: Worte können Wirklichkeit umschreiben und in einem gewissen Maße auch neu interpretieren - und sogar neu erschaffen. Das ist spannend, damit muss man experimentieren. Das tun alle Kinder, weshalb auch alle Kinder in diesem Alter gelegentlich schwindeln oder sich unwahre Geschichten ausdenken.

Trotzdem kannst Du ihm dabei helfen, den Unterschied zwischen realer und ausgedachter Wirklichkeit zu erkennen, denn lernen muss er ihn mit der Zeit. Du kannst zum Beispiel sagen: "Hm, das ist eine lustige Idee (mit dem Pups...), aber ich glaube ganz sicher, es warst doch Du, der hier gepupst hat."

LG