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Geschrieben von Astrid am 23.11.2021, 9:10 Uhr

Normaler Lernprozess

Hallo,

locker jedes zweite Kind hat mal einen falschen Freund oder eine falsche Freundin. Das war bei meinem Sohn im Kiga auch so, und es ist nicht nur normal, sondern kann sogar sehr wichtig sein.

Denn: Deine Tochter lernt nicht durch Deine Erklärungen, Ermahnungen oder Erläuterungen, was echte Freundschaft ist. Sie lernt es ausschließlich durch Erfahrungen, gute und leider auch schlechte. Wir können mit unseren Erklärungen einem Kind diese Erfahrung nicht ersparen, egal wieviel wir auf es einreden.

Ein Kita-Wechsel würde diesen nötigen Lernprozess unterbrechen, und sie würde sich dort oder auch später in der Grundschule leicht wieder eine dominant-übergriffige Freundin suchen.

Was ich damals gemacht habe:

- Ich habe mich zunächst gefragt, warum mein Sohn diesen Freund ausgesucht hat. Na, weil er ein lebhaftes Kind war, das wusste, was es will. Und das ist erstmal reizvoll. Auch Deine Tochter ist ja offenbar ein Wildfang, und sie mag eben im Moment keine langweiligen Mädchen, die nur still in der Ecke sitzen und mit ihren Puppen spielen, sondern ein Mädchen, das auch Feuer im Hintern hat sozusagen.

Dass diese Freundschaft auch eine Schattenseite hat, will sie da noch nicht wahrhaben, obwohl sie es natürlich längst spürt. Der Benefit dieser Freundschaft ist für sie im Moment aber einfach noch größer als der Nachteil. Das ist nicht schädlich, und sie wird davon auch nicht verbogen. Erzogen und geprägt wird ein Kind zu Hause, nicht in der Kita und schon gar nicht von einem anderen Kind.

- Ich habe meinen Sohn dann ein bisschen sensibilisiert. Anstatt den Freund zu kritisieren (hier blockt ein Kind innerlich ab), habe ich interessiet, offen und neugierig, was er an dem Freund gut findet. Ich habe das nicht kommentiert, nur zugehört. Und dann habe ich neutral und interessiert gefragt, was er an dem Freund manchmal blöd findet.
Nach Vorkommnissen (wie bei Deiner Tochter die Sache mit dem Verbot, mit anderen Kindern zu spielen) habe ich meinen Sohn gefragt, wie sich das angefühlt hat, als der Freund dies oder jenes gemacht hat. Und ob er das Gefühl gut fand oder eher nicht.

Solche Fragen helfen dem Kind, den Freund/die Freundin differenzierter zu sehen. Was bisher beim Kind nur ein Bauchgefühl war, kann es jetzt in Worte fassen und für sich selbst besser verstehen. Das hilft sehr. Nicht heute und nicht morgen, aber in einigen Wochen oder Monaten.

- Das Dritte, was ich getan habe: Ich habe die Freundschaft nicht verboten, aber auch nicht gefördert. Ich habe den Jungen nicht zu uns nach Hause eingeladen. Wenn seine Mutter nach einer Verabredung gefragt hat, habe ich vage geantwortet und gesagt, wir hätten momentan so wenig Zeit.
Dasselbe galt, wenn mein Sohn zu dem Jungen kommen sollte. Auch da habe ich gesagt, dass das momentan schlecht geht. Es war mir auch egal, was die andere Mutter davon hielt. Die Beiden haben sich also nur noch im Kiga gesehen.

- Außerdem habe ich angefangen, andere Kinder zu uns zum Spielen einzuladen. Ich habe meinen Sohn gefragt, wen er noch ganz nett findet in der Gruppe. Und dann habe ich die entsprechende Mutter beim Abholen angesprochen und gefragt, ob ihr Kind nachmittags mal zu uns zum Spielen kommen möchte. Zu zweit ergeben sich viel leichter neue Freundschaften als in der großen Kiga-Gruppe. Das hat sehr, sehr gefholfen, es entstanden drei neue Freundschaften.

Es dauerte nach alledem noch etwa 5 bis 6 Monate, bis die ungute Freundschaft anfing, sich zu lockern. Und irgendwann war sie passé, einfach so. Seither hatte mein Sohn nie mehr einen unangenehmen Freund.

LG

 
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