Chronisch kranke und behinderte Kinder

Hilfe für chronisch kranke und behinderte Kinder

Fotogalerie

Redaktion

 
Ansicht der Antworten wählen:

Geschrieben von mama.frosch am 18.04.2010, 22:22 Uhr

formulierung "besonderes kind"

ich habe diesen beitrag gerade im erziehungsforum gepostet als ich gemerkt habe, dass er hier ja viel besser hingehört und deshalb setzte ich ihn auch hier nochmal rein.


vorweg, ich möchte niemandem auf die füße treten!

ich stoße mich etwas an der bezeichnung "besonderes kind" für kinder, die eine behinderung haben. "behindert" stört mich definitiv; "kind mit einer behinderung" ist sicher auch niht ganz zutreffend ("behindert ist man nicht, behindert wird man"), aber für mich der noch akzeptabelste ausdruck.

mit "besonderes kind" hab ich deshalb meine schwierigkeiten, weil ein jedes kind besonders ist. einfach jedes. außerdem erfolgt mit der hervorhebung von "besonderes kind" letztlich wieder eine be-sonderung, auch wenn die positiv beabsichtigt ist. es ist eine andere art der besonderung, und es ist im prinzip eine umwertung von "unterhalb der norm" auf "überhalb der norm".

jeder mensch ist auf seine art normal, und jeder ist auf seine art besonders. ich wünschte mir, in einer gesellschaft zu leben, in der es "normal ist, verschieden zu sein", ohne gewichtung. mir fällt auch keine wirklich brauchbare bezeichnung für menschen mit einer behinderung ein. aber ich glaub, es ist mir wichtig, dieses "attribut" nicht auf den kern der persönlichkeit zu beziehen ("der behinderte", "die dicke", "der alki"), sondern durch eine formulierung wie "kidn mit einer behinderung" hervorzuheben, dass es sich um einen ganz normalen menschen handelt (denn im kern sind wir menschen uns ja alle sehr ähnlich; in unseren bedürfnissen und gefühlen), zu dem eben irgendwas gehört.

so formulierungen wie "mein sohn ist ein spasti" (im forum immer wieder gelesen) oder "meine tochter ist allergikerin" heben ein "defizit" hervor und machen es zu einem überwiegenden persönlichkeitsmerkmal und fördern schubladendenken. das finde ich nicht gut.

hm, was wollte ich abschließend damit sagen. ich weiß es nicth. es ist eine frage die mich beschäftigt und vielleith wird ja eine interessante diskussion daraus.

 
16 Antworten:

Re: formulierung "besonderes kind"

Antwort von Tanny_2502 am 18.04.2010, 22:39 Uhr

Hmmm... ich mache mir darüber ehrlich gesagt nicht sonderlich Gedanken.

Ich bin Mutter von 2 behinderten Söhnen. Warum sollte ich daran Anstoß finden - an dieser Bezeichnung ?

Wenn ich gefragt werde welche Art von Behinderung meine Söhne haben antworte ich in der "Fachsprache" und erkläre dann, für den Laien worum es sich genau handelt.

Stell es dir so vor : " Mein älterer Sohn hat eine Hemiparese (versteht KEIN Laie was er hat, daher füge ich immer den Begriff dazu, denn jeder schonmal gehört hat) - Spastik.
Mein jüngster Sohn hat das Kanner-Syndrom (kann auch kein Laie was mit anfangen, daher sage ich im selben Atemzug....) frühkindlicher Autismus."

Hoffe hab es einigermaßen verständlich erklärt ;)

Was ich allerdings nicht mag, wenn man sagt, ich hätte 2 KRANKE Kinder.
Sag ich immer " Nö, sie sind NICHT krank - eine Krankheit ist irgendwann überstanden - die Behinderung BLEIBT!"

LG

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: formulierung "besonderes kind"

Antwort von mama.frosch am 18.04.2010, 22:43 Uhr

wie würdest du einem nicht-behinderten kind erklären, was eine behinderung ist?

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: formulierung "besonderes kind"

Antwort von Pamo am 19.04.2010, 3:51 Uhr

Ich habe es nicht so mit den Euphemismen. Meine Tochter (4 Jahre) hatte behinderte Kinder in ihrer KiTa, dazu hat sie ein paar Mal Fragen gestellt.

Bsp:
Frage: "Warum hat Travis so einen Schlauch, der von seinem Rucksack in seinen Bauch geht?"
Antwort: "Travis kann nicht durch den Mund essen wie du. Daher wird er durch den Schlauch ernährt."

Bemerkung: "Patty ist doof. Die sabbert immer nur."
Antwort: "Patty ist nicht doof, Patty ist schwerst körperlich und geistig behindert. Sie sabbert, weil sie ihre Mundmuskulatur kaum kontrollieren kann, deswegen läuft ihr die Spucke oft einfach runter."

Die Erklärungen kommen gut an und werden verstanden.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: @MamaFrosch

Antwort von philips am 19.04.2010, 6:54 Uhr

Kurze Frage - Hast Du persönlich ein behinderdes Kind ? Kennst Du die Sorgen die damit verbunden sind ? Hast Du selbst eventuell die damit verbundene Ausgrenzung im ganz normalen Alltag schon mal erlebt ?

Das soll kein Angriff sein , sondern ich möchte es gern wissen - sozusagen als Diskussionsgrundlage .

lg Dani

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: besonderes Kind

Antwort von Misty am 19.04.2010, 8:41 Uhr

Hallo,
ich finde die Bezeichnung nicht sonderlich störend, auch ich habe sie schon benutzt.
Die Sorgen und nöte sind nicht mit denen "normal" entwickelter Kinder zu vergleichen, sie sind anders. Auch die Entwicklungsschritte, die Sichtbar werden sind anders und z.T. eben wirklich besonders.
Um das ganze von einer anderen Seite aufzuwickeln hat eine jede Mutter mit einem behinderten Kind diese Tatsache erst einmal zu verarbeiten. Es taucht immer mal wieder die Frage auf: Warum wir??? Und da ist eine sehr beruhigende Erklrärung eben die Besonderheit, die mit jeder Behinderung einhergeht.
Das ich eine Gesesllschaftliche Ausgrenzung nicht gutheiße (welche Mutter behinderter Kinder tut das??- welche Mutter normal entwickelter Kinder tut das, bzw.macht sich darüber Gedanken?) ist ganz klar, aber sicherlich nicht auf eine Formulierung/Ausdruckweise zurückzuführen.

Die Bezeichnung ist einfach nur eine Abgemilderte Form des harten Ausdruckes "behindert", Im Beisein meiner Tochter würde ich nämlich nie davon sprechen, das sie behindert ist, dazu ist das Wort z.B. als Schimpfwort unter anderen Kinder viel zu gebräuchlich....

Mir hat zu bewältigung ein tolles Gedicht geholfen, kannst ja mal googeln:des himmels besonderes kind
gruß

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: besonderes Kind

Antwort von Sweetmama am 19.04.2010, 9:19 Uhr

Hallo
Ich bin auch Mutter von 2 Besonderen Söhnen. Die Bezeichnung Besonders ist nicht immer nur Positiv,
Ich sehe Das so
Klar sind meine Kinder Besonders jeder auf seine art und weise.
Aber sie sind auch
-BESONDERS Zeit aufwendig
-BESONDERS Anstrengend
-BESONDERS Angewiesen auf mich......usw
So beziehe ich das Besonders nicht nur aufs Positive, und finde die bezeichnung Besonderes Kind dennoch wesentlich schöner als Behindertes Kind und jeder weiß was damit gemeint ist
lg
Konny

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: formulierung "besonderes kind"

Antwort von Pebbie am 19.04.2010, 9:41 Uhr

Hallo !

Hm, mein Sohn ist sprachbehindert. Ich wähle diese Formulierung bewusst, denn die Reaktion ist oft nach dem Motto: das wächst sich raus, das wird ja schon, und und und........
Klar ist jedes Kind besonders, nur gibt es eben Kinder die nicht in ein normales Schema passen und extra Termine zur Förderung und Reha haben.

Vilelleicht sehe ich es auch lockerer mit der Bezeichnung behindert, weil ich eine Mutter habe die seit ihrer Geburt stark gebehindert ist. Das lässt sich nunmal nicht weg diskutieren.
LG Ute

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Sehe es genauso wie Sweetmama....

Antwort von phifeha am 19.04.2010, 11:30 Uhr

Hinzufügen möchte ich, das auch die beiden älteren Kids eben nicht dieses GEfühl haben, durch das Wort "besonderes Kind" abgewertet zu werden.

sie sehen "besonderst" auch so an, das es viel abverlangt,an Aufwand an Zeit und Hilfestellungen.

Sie sagen selber, das unsere Zoé ein besonderer Sonnenschein ist.

Das Wort behindert wir viel zu oft als Schimpfwort benutzt. Das möchten sie also nicht über Zoé sagen, weil in der Schule immer so oft gesagt wird: Wie du kannst das nicht, bist du behindert oder bist du spasti und so weiter. Natürlich versuchen die Lehrer diese Redearten zu unterbinden, aber das gelingt gerade in den Pausen nicht immer.

Besondere Kinder brauchen besondere Eltern und besondere Umstände. Meine Kinder sagten zu uns schon oft, das sie nicht besonderst sein möchten sondern normal.

Für sie heisst besonderst halt nunmal behindert und nicht positiv gesehen.

Das ist nicht so, weil wir es ihnen so suggerieren sondern weil sie es für sich so sehen.


Ich denke man sollte Besonderst nicht mit Besser verwechseln!

lg phi

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: formulierung "besonderes kind"

Antwort von zitrulle am 19.04.2010, 12:57 Uhr

Hallo,

ich finde "besonders" für das, was meine große Tochter hat, auch bescheuert. Und meine Kleine ist auch ein besonderes Kind. Wenn jemand mich fragt, was die Große hat, sage ich, dass sie schwerst mehrfachbehindert ist. Wenn ich sagen würde, sie ist besonders, hätte doch keiner ne Ahnung, was das nun heißen soll.
Und meine Große WIRD nicht durch ihr Umfeld behindert sondern durch ihre Erkrankung. Ihr Umfeld ist bestmöglichst angepasst und sie ist und bleibt schwerst behindert. Ein andrer Ausdruck wird der Schwere nicht gerecht.

LG
Zitrulle

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Sehe es genauso wie Sweetmama....

Antwort von graenna am 19.04.2010, 18:52 Uhr

kann mich da Sweetmama auch nur anschließen, denn das *besonders* bezieht sich ja nicht nur auf das *anders* sein , sondern auch auf die besonderen Maßnahmen die damit verbunden sind, sei es positiv oder auch negativ ... und nun zu meinem *anders sein* ...
viele sagen ja auch mein Kind ist anders als andere ... dann sage ich immer , mein Kind ist nicht anders die anderen sind nur anders .. es kommt auch immer darauf an wie man selbst die *Behinderung* annimmt ...

Gruß Barbara

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: formulierung "besonderes kind"

Antwort von jake94 am 19.04.2010, 21:48 Uhr

In der Tat eine interessante Diskussion!

Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob ich Dich ganz richtig verstanden habe ...

Du magst es nicht, daß Menschen mit einer Behinderung als 'Behinderte' oder als 'besonders' bezeichnet werden. Also es wäre Dir am liebsten, wenn man quasi gar kein Wort über das entsprechende Handycap eines Menschen verliert? Weil ein solcher Mensch eigentlich ganz normal ist? Aber gleichzeitig suchst Du doch für 'ein brauchbares Wort'?

Hm, ganz ehrlich, ich habe kein Problem damit, das Kind beim Namen zu nennen. Mein Sohn hat 'eine Störung im autistischen Spektrum', ja mei, so geschwollen rede ich normalerweise nicht daher und sage dann auch 'er ist Autist', so wie andere sagen 'mein Kind ist ein Downie, Spasti, Aspi' oder was auch immer.

Ich sehe auch keinen Unterschied zwischen 'Der Behinderte' und 'Mensch mit Behinderung', 'die Dicke' und 'Frau mit Übergewicht', 'Alki' und 'Mensch mit Alkoholproblem'.

Es gibt nunmal Dinge, die sind so, wie sie sind. Und sie schönreden oder gar nicht erst erwähnen ändert gar nichts daran!

LG

Kerstin (die auch des öfteren 'die Rothaarige' genannt wird - so what???)

P.S.: Schubladendenken wird es IMMER geben, ich glaube, das liegt in der Natur des Menschen!

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Frage an mama.frosch

Antwort von Norweger81 am 19.04.2010, 22:11 Uhr

Sag mal was wolltest du mit diesem Beitrag bezwecken!

Jeder der ein behindertes oder wie manche es bezeichnen wollen besonderes Kind hat, hat schon mal erlebt wie die Umwelt auf dieses Kind reagiert egal wie man es bezeichnet!

Ich möchte zum Beispiel mit meiner Tochter ganz normal aus dem Haus gehen können ohne dass ich dumm angeschaut werde oder solche Sätze höre wie: "Das wird schon, das lernt sie noch oder das verwächst sich!"
Vor allem wenn die Leute keine Ahnung davon haben, welche Grunderkrankung vorliegt oder welchen Aufwand man mit diesem Kind hat.

Ines

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

also

Antwort von kikipt am 20.04.2010, 8:38 Uhr

wir kaempfen seit bald 16 jahren
und ja meine kinder sind besondere kinder..
besonders...

weil sie mit viel mehr kraftaufwand das schaffen, was andere ganz leicht hinbekommen

viel mehr investieren muessen an energie uns willenskraft um sachen zu erledigen die andere so schaffen

und weil sie die aerzte luegen strafen. weil sie sachen koennen die sie nie koennen haetten duerfen

ich hab 3 BESONDERE KINDER und ich stehe dazu.
jeder hat sein problem. sein handikap.
und jeder von den 3 weiss dass er was ganz besonderes ist

Cristina

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: formulierung "besonderes kind"

Antwort von dani6 am 20.04.2010, 11:20 Uhr

ich würde nicht unbedingt jemandem auf der Strasse auf Nachfrage, was meine Tochter hat, sagen, dass sie ein besonderes Kind ist. Dann erkläre ich die Erkrankung/Behinderung sofern das in ein paar einfachen Sätzen zu sagen ist.
Für uns als Familie und wirklich interessierte Mitmenschen sehen in unserer Tochter schon etwas "besonderes" und zwar nicht nur als positiv hervorzuheben, sondern auch im "negativen" Sinne, allein durch die Aufmerksamkeit, Pflege etc.
So wie schon vorher jemand geschrieben hat, wenn meine Tochter einfach dadurch dass sie lebt, obwohl sie rein medizinisch gar nicht lebensfähig ist und dann noch Dinge erlernt, die sie nicht erlernen dürfte können, dann ist das schon was Besonderes. Ich sag ja auch nicht, mein Kind ist ein medizinisches Wunder.
Ansonsten weiß ich auch nicht, was diese Diskussion so bezwecken sollte.

LG Dani

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: formulierung "besonderes kind"

Antwort von Reni+Lena am 21.04.2010, 10:10 Uhr

Hmm, ich habe drei "normale" Kinder und habe noch nie so richtig über die Formulierung "besonders" nachgedacht wenn ich sie im Forum lese.
Stören tut es mich absolut nicht...es ist für mich weder negativ, noch positiv behaftet.
Eine andere formulierung fällt mir auch nicht ein...
An "behindert" kann ich jetzt auch nichts negativ/positives finden. Für mich ist der Ausdruck geistig/körperlich behindert eben eine tatsache..bin medizinisch ausgebildet. Es erklärt einfach, dass die menschen ein Defizit haben und dadurch im alltäglichen leben behindert sind so zu leben wie normal/gesund geborene. und so ist es eben auch...
Ob diese Kinder/Menschen jetzt besondes sind..naja..irgendwie schon, wobei das "besonders" bei mir nicht den Sinn von "besonders schönes Wetter" hat, sondern von "anders"...
Naja....ist doch eigentlich egal...jeder weiß was gemeint ist....
Mir ist das wurscht:)

Lg reni

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: formulierung "besonderes kind"

Antwort von Schnecke71 am 22.04.2010, 15:12 Uhr

Das ist doch in vielen Bereichen so - man hat einen Begriff, der sich dann abnützt und ein neuer Begriff gesucht wird.
Erst waren die Kinder behindert, dann waren es Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Nun hat sich dieser Begriff für viele manifestiert und man ist auf der Suche nach einem neuen Begriff. Mit der Begriffsänderung ändert sich aber nicht das Kind...und so ist diese Suche ein nie enden wollende.
Selbiges hab ich schon erlebt bei Wohnheimbewohnern, die dann als Gäste bezeichnet wurden, weil der Begriff davor ja so negativ belegt war...geändert hat sich für die Menschen nix. Ihr Problem wurde weder größer noch kleiner. Nur anders benannt. Diese Diskussionen sind also meiner Meinung nach nicht ziel führend.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Die letzten 10 Beiträge im Forum Hilfe für chronisch kranke und behinderte Kinder
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.