Mai 2023 Mamis

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Geschrieben von Goldiebee am 09.01.2024, 13:24 Uhr

Ein bisschen neidisch auf Spontangeburten

Ihr Lieben,
Ich könnte mich derzeit ein bisschen in den Hintern beißen, weil ich mir selbst auf den Keks gehe. Vor kurzem gab es bei uns in der Familie eine Geburt und diese lief absolut traumhaft, keine Verletzungen, schnell, aber aushaltbar. Das erste Kind unserer Verwandten kam per geplantem KS, also war dies quasi die "erste Geburt" in dem Sinne, dass der Muttermund noch nie offen war. Alle erzählen ausgerechnet mir jetzt, wie stolz sie auf die frischgebackene Mama sind, die es so toll geschafft hat, das Kind auf die Welt zu bringen und sie selbst schrieb mir auch noch, dass sie ja so ein tolles Erlebnis hatte und ihrem Körper so dankbar sei.
Vorab: ich möchte nicht neidisch sein und ich möchte es jeder Frau gönnen können, deshalb ärgere ich mich auch so sehr.
Nur: bei jeder dieser Aussagen fühle ich einen Stich. Dabei war ich dieses Mal mit dem sekundären Kaiserschnitt fein, ich habe ihn ja selbst verlangt und es stellte sich bei der OP heraus, dass es höchste Eisenbahn war. Also alles richtig gemacht. Dennoch tut es jetzt erstaunlich weh, das alles zu hören, mir gibt die Familie ungewollt das Gefühl, versagt zu haben. Auf mich war niemand "stolz", ich wurde höchstens bemitleidet, weil's ja wieder "nur" ein KS war. Und nach all den Monaten kommt jetzt wieder dieses blöde Gefühl hoch, dass ich nach meinem ersten sekundären KS nach 36 Stunden Wehen hatte: ich werde niemals eine spontane Entbindung haben. Dieses "magische" Ereignis wird mir für immer vorenthalten bleiben. Das Gefühl, es aus eigener Kraft geschafft zu haben. Wir wollen eigentlich kein drittes Kind und sollte es dennoch aus irgendeinem Grund dazu kommen, hat mein Arzt schon gesagt, dass es ein geplanter KS wird.
Jede Mama sollte stolz auf sich sein können, oder? Dieses Abwertende geht mir so auf den Keks. Als hätten wir nicht gekämpft. Als wäre eine Mama mit geplantem KS nicht auch die ganze Schwangerschaft stark gewesen, bei der OP stark gewesen und bei den starken Schmerzen danach.
Wahrscheinlich muss ich es in der Familie mal ansprechen, wollte es nur nicht direkt nach der Geburt machen, fand ich unangebracht.
Danke fürs Lesen, mein Frust musste gerade mal raus.
Liebe an euch

 
6 Antworten:

Re: Ein bisschen neidisch auf Spontangeburten

Antwort von augustmami-2021 am 09.01.2024, 14:55 Uhr

Hallo

oje das ist ja total blöd. Tut mir leid für dich, dass das doch so an dir nagt.
Und keiner wird im "frischen Baby-Glück" dran denken, dass sie dich damit unbeabsichtigt verletzen. Es war bei euch der KS ja nicht aus einer Laune heraus, sondern offensichtlich medizinisch notwendig.
Natürlich darfst, kannst und sollst du auf dich stolz sein. Du und dein Körper haben genau so viel geleistet. Und bestimmt war auch deine Familie auf dich & Baby stolz.

Ich kann nicht mitreden, wie es jemand nach einem KS geht, egal ob gefühlsmäßig oder mit den Schmerzen.
Aber grade deswegen denk ich auch, dass du das am besten mal in Ruhe in der Familie ansprichst, wie du dich dabei fühlst. Sonst ist es weiterhin keinem so richtig bewußt, was das in dir auslöst. Und es tut vielleicht auch nur dir selbst gut, es los zu werden.

Und bei uns darfst du auch deinen Frust raus lassen, auch dafür ist ein Forum da.

Alles Liebe

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Re: Ein bisschen neidisch auf Spontangeburten

Antwort von Goldiebee am 09.01.2024, 15:20 Uhr

Vielen lieben Dank für deine einfühlsame und liebe Nachricht!
In einem ruhigen Moment werde ich es einmal ansprechen, insbesondere bei meinen Eltern, die eigentlich wissen, wie es mir zumindest nach dem ersten KS ging. Die frischgebackene Mama hat es ganz sicher nicht so gemeint, da bin ich mir auch sicher, es tat nur weh.
Nochmals vielen Dank

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Re: Ein bisschen neidisch auf Spontangeburten

Antwort von misssilence am 09.01.2024, 20:22 Uhr

Natürlich tut das weh. Und wie! Du wirst mit jedem Satz an das erinnert, was du nicht haben konntest, obgleich du es dir - ich hoffe ich erinnere mich korrekt - gewünscht hast.

Und dabei finde ich, dass sie dir alle nicht gerecht werden: es kostet so viel Kraft, Mut und Stärke selbst einen sekundären KS zu fordern, die spontane Geburt, dein Wunsch, abzubrechen, suf deinen Körper und dein Gefühl in einem so vulnerablen und stressigen Setting wie einer Geburt zu hören. Abgesehen von der Schwangerschaft, den Schmerzen und allem, hast du unglaublich viel Stärke bewiesen!

Davon ab: jede Mutter hat viel geleistet. Immer. Und doch finde ich, dass es einige schwerer hatten als andere, und das ist eigentlich nie der eigene Verdienst, sondern einfach Schicksal. Unkomplizierte, schnelle, schmerzarme Geburten sind deutlich weniger anstrengend, als komplikationsreiche, schmerzhafte, traumatische. Nicht, dass die Mama bei ersterer nicht auch wahnsiniges geleistet hat, das hat jede Gebärende. Und doch hatte sie es einfacher als eine Mutter, die Gewalt unter Geburt erlebt hat, es Komplikationen gab, um ihr oder das Leben ihres Babys bangen musste; ein sekundärer oder gar Not Kaiserschnitt gemacht werden musste; oder die sehr schmerzhafte Wehen oder einen Wehensturm hatte. Und das ist seltenst im Einflussbereich der Mutter.

Und deswegen sind solche Kommentare besonders tückisch: sie suggerieren, dass die Mutter einen Einfluss darauf gehabt hat, wie die Geburt verläuft und damit die mit schweren Geburten selbst dran Schuld seien. Aber zumindest jede Frau, bei der die Geburten nicht optimal liefen, weiß, dass die eigene Einflussnahme sehr begrenzt bis nicht vorhanden ist.

Wenn du ein gutes Verhältnis hast, dann sprich das auf jeden Fall an, besonders dann, wemn du auf verständige Gegenüber triffst. Das kann heilsam sein!

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Re: Ein bisschen neidisch auf Spontangeburten

Antwort von Goldiebee am 10.01.2024, 20:18 Uhr

Ich danke dir von Herzen für jedes einzelne deiner Worte. Du hast exakt das beschrieben, was ich fühle, allein das war schon so unglaublich wohltuend! Sich verstanden zu fühlen und nicht wie jemand, der sich "nur anstellt", ist so heilsam.

Danke für den Zuspruch! Genau, ich hatte mir sehr eine vaginale Geburt gewünscht, nachdem mein erstes Kind nach 36 Stunden Wehen und vollständiger Muttermundseröffnung wegen Fehllage doch geholt werden musste. Dennoch habe ich während der zweiten Geburt um einen Kaiserschnitt gebeten, weil ich gespürt habe, dass etwas nicht stimmt und so war es auch(das CTG wurde schlechter, die KS-Narbe stand kurz vor der Ruptur wie sich im OP herausstellte und meine Tochter kam nicht durch das Becken, dadurch war sie extrem gestresst und das Fruchtwasser war bereits grün). In diesem Moment habe ich mich stark gefühlt, ich wusste, dass ich mein Kind um jeden Preis schützen muss und ich war mir absolut sicher, dass dieser Weg richtig ist, auch wenn mein Traum dann zerplatzt. Nach der Geburt ging es mir auch wirklich gut, weil ich immer so empfunden habe, dass ich eben nicht versagt habe. Erst seit ein paar Tagen ist das wegen der Kommentare von außerhalb so. Kurz nach der Geburt gab es auch eine Situation, wo meine Schwiegermutter sagte "schade, dass es doch nur wieder ein Kaiserschnitt geworden ist". Das fand ich auch super abwertend, aber irgendwie konnte ich damit umgehen. Der direkte Vergleich ist es glaube ich, der gerade an mir nagt.
Habe meinem Mann gestern nochmal alles gesagt, was ich fühle und er hat mich sehr bestärkt und meinte, er würde mir im Gespräch mit der Familie den Rücken stärken. Das hat mir auch noch einmal Kraft gegeben. Ich werde zur nächsten Gelegenheit das Gespräch mit einigen Personen suchen.

Danke für deine Unterstützung und die lieben Worte, das bedeutet mir sehr viel.

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Re: Ein bisschen neidisch auf Spontangeburten

Antwort von misssilence am 10.01.2024, 21:51 Uhr

Ich verstehe dich, weil ich es selbst ganz ähnlich erlebt habe. Beide meiner Geburten waren für sich ein Alptraum, obwohl spontan, und unsere Familien haben das immer abgewiegelt, aber um die Geburten meiner Cousine wurde großes Tamtam gemacht (und die waren einfach und schnell). Nur ihre letzte war mit einer Sturzblutung verbunden und alle waren hoch besorgt (wegen 700ml). Ich habe bei der zweiten 3 Liter verloren, bin kollabiert und es bestand akute Lebensgefahr, musste not operiert werden - aber mei, ist ja nix im Vergleich zur fast schmerzlosen 40 Minuten Geburt mit einer Sturzblutung.

Irgendwann kam dann doch das Zugeständnis, dass das hart gewesen sein muss und das war doch befriedigend.

Natürlich völlig anders als bei dir vom Inhalt, aber mir ging es eher um diese Art und Weise, wie unser individuelles Geburterlebnis herabgewürdigt wurde. Das tut einfach weh. Und man fühlt sich emotional im Stich gelassen.

Ich freue mich, dass dein Mann hinter dir steht und wünsche dir alles Gute!

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Re: Ein bisschen neidisch auf Spontangeburten

Antwort von Goldiebee am 13.01.2024, 1:46 Uhr

Ich erinnere mich an deine zweite Geburt und was du alles durchgemacht hast. Unglaublich, dass das in deiner Familie so herabgewürdigt wird, das muss so so so wehtun :-( ich verstehe sowas einfach nicht! Du warst wirklich in Gefahr sogar, nicht auszumalen, was da hätte passieren können. Schlimm, echt. Besonders blöd finde ich den Spruch "aber schau doch, du hast doch deine tollen zwei Kinder bekommen, sei mal dankbar". Als wären wir undankbar, nur weil wir uns zugestehen, uns selbst auch als wertvolle Menschen zu betrachten und nicht bloß als Gebärmaschine. Natürlich sind wir dankbar, natürlich lieben wir unsere Kinder unendlich doll - gleichzeitig dürfen wir traurig sein, weil wir uns bestimmte Sachen anders vorgestellt haben. Immer dieses Abwiegeln geht mir so auf den Geist.
Ich hoffe sehr, dass du deine Geburten aufarbeiten kannst und dass dir dein Mann dabei zur Seite steht, wenn die Familie nicht dazu in der Lage zu sein scheint. Du bist stark und du bist wunderbar und hast buchstäblich alles für deine Kinder gegeben.

Danke ich bin auch sehr froh, dass er da ist und mich und meine Gefühle sieht, das macht es um einiges leichter.

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