Rund um die Erziehung

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Geschrieben von aspira am 09.02.2011, 0:13 Uhr

Gedanken....

Hallo an alle!

Ich möchte einfach ein paar meiner Gedanken/Fragen mit euch teilen, dich ich so habe und die Verhaltensweisen betreffen, die unsere Kinder mit Sicherheit nicht immer verstehen können.

Warum denken wir Eltern eigentlich ständig, dass unsere Kinder uns manipulieren oder testen möchten? Was diese Worte bedeuten, wissen unsere Kleinen noch nicht, aber sie bekommen es mit und können aufgrund des Tonfalls erahnen, dass ihnen da nicht gerade etwas Freundliches unterstellt wird.
Sie sind doch vollkommen von unserer Liebe zu ihnen abhängig. Warum sollten sie so „dumm“ sein und es sich mit uns verscherzen wollen indem etwas „Unfreundliches“ tun?
Manche Dinge MÜSSEN sie einfach ausprobieren, „testen“, weil sie nur so lernen können.
Wir unterstellen Ihnen tagtäglich so vieles oder sehen anderes als wichtiger an, als sie.
Nehmen sie ein Glas in die Hände, um daraus zu trinken (wie wir es auch tun), so nehmen wir es ihnen hektisch ab, aus Angst, sie könnten es fallen lassen oder ausschütten. Wie sollen sie lernen aus Gläsern zu trinken, wenn sie nie selbständig damit umgehen dürfen? Ist es uns wirklich wichtiger, dass das Glas heil bleibt oder unsere Kinder nichts ausschütten, wie sie lernen zu lassen, daraus zu trinken?
Und überhaupt, warum unterstellen wir ihnen eigentlich ständig, dass sie alles kaputt machen möchten, wenn sie - ihm wahrsten Wortsinne - etwas anfangen zu beGreifen? Wir würden wir uns fühlen, würde uns jemand nahe stehendes sagen: „Gell, nichts klauen, im Laden!“ Wir wären verwundert oder gar sauer über eine solche „Anweisung“ oder Äußerung. Wir hatten doch niemals vor, etwas zu stehlen, warum wird uns ein solcher Kommentar entgegen gebracht? Dann auch noch von jemandem, der uns prima kennt und doch wissen müsste, dass wir nichts Falsches tun möchten.
Das ist es, was wir ständig mit unseren Kindern machen, wenn wir bei allem Möglichen Sätze fallen lassen wie:„Aber nicht kaputt machen!“ Klar, die Motorik der Kleinen ist noch nicht so ausgereift, weshalb manchmal etwas beschädigt wird, aber das tun sie nicht vorsätzlich. Wir sollten den Kleinen also einfach geduldig zur Seite stehen und sagen bzw. zeigen, wie sie es richtig machen oder besser noch sollten wir sie einfach mit weniger wichtigen Gegenständen experimentieren lassen. Es muss ja nicht die Tasse aus unserem guten Service sein, aber wenn eine Werbetasse mal zu Bruch geht, dann ist es eben so. Es gibt einen Besen und auch Staubsauger.
Unsere Kinder möchten eben alles lernen und das können sie nur, wenn sie ausprobieren und üben dürfen – in allen Bereichen und mit unserer helfenden oder schützenden Hand, dort, wo sie dringend nötig ist.
Vom Geschwisterkind bekommen die Kleinen womöglich mit, dass es jeden Tag eine Stunde Klavier üben MUSS, obwohl es das gar nicht möchte. Es MUSS also wiederholen und üben, üben, üben um zu lernen. Das Geschwisterkind MUSS und die Kleinen DÜRFEN nicht? Wie schräg und unlogisch ist dass den wohl aus der Sicht eines kleinen Kindes?

Noch etwas: Warum sagen wir unseren Kindern den lieben langen Tag lang, was sie NICHT tun sollen. Wäre es nicht um einiges Sinnvoller, zu erklären, wie sie es wohl machen sollen, wie wir es wohl von ihnen „erwarten“?
Ganz Klasse finde ich in diesem Zusammenhang den Satz: „Nicht hinfallen!“ Als würde das Kind das mit Absicht tun. Mensch, es ist doch nicht blöd, das tut doch weh! Denken wir ernsthaft, dass die Kleinen NICHT hinfallen, nur weil wir ihnen das sagen? Nun, ich gebe zu, dass es uns Eltern manchmal schlicht und ergreifend beruhigt, wenn wir das Kind noch mal eben „gewarnt“ haben.
Und doch bleibt die Frage, warum dann sagen, was NICHT passieren soll.
Wir könnten stattdessen auch einfach sagen: „Sei bitte vorsichtig!“, wenn wir etwas der Art zum Ausdruck bringen möchten, weil wir uns dann besser fühlen.

Eine interessante Sache hierzu ist vielleicht folgendes:
Das Wort „nicht“, wird vom Unterbewusstsein NICHT wahrgenommen.
Liebe/r Leser/in, bitte denke jetzt nicht an die lila Kuh von Milka.
Und? Was hast Du jetzt vor Deinem inneren Auge? Richtig: die lila Kuh von Milka oder die Tafel Schokolage, auf der sie abgebildet ist.
Hätte ich dazu aufgefordert, an einen schönen großen Elefanten zu denken, so wäre wohl niemand auf die Idee gekommen, an die Milkakuh zu denken oder?
Naja, so funktionieren wir alle. Lasst uns also zu unseren Kindern sagen:
„Schön bei mir stehen bleiben, bis alle Autos vorbei gefahren sind und wir über die Straße gehen können“ statt: „Nicht auf die Straße rennen, ich will schließlich nicht, dass Dich ein Auto anfährt!“ Sehen wir die beiden Sätze vor dem Hintergrund des gerade Beschriebenen, so leuchtet es uns doch sicher ein, dass die positiv formulierte Variante besser ist oder? Vielleicht müssen unsere Kinder die ein oder andere Erklärung einmal mehr erhalten oder die ein oder andere Verhaltensweise wiederholt vorgelebt bekommen, weil sie eben durch Wiederholungen lernen und so sicherer im Alltag werden. Das aber werden sie besser verinnerlichen können, wenn wir ihnen sagen was sie tun sollen und ihnen die Gründe dafür erklären, statt ständig „Verbote“ auszusprechen. Probiert es mal aus, ihr werdet euch wundern wie gut diese Ausdrucksweise „funktioniert“.

Unsere Kleinkinder oder gar noch Babys sind noch gar nicht so lange auf der Welt. Ihr Gehirn und ihre Fähigkeiten reifen erst langsam (und eigentlich doch so schnell) heran und es gibt so vieles für sie zu entdecken und erfahren.

Ein kleines Kind kann es zum Beispiel echt faszinierend finden, wenn es das erste Mal sieht, dass da eine fremde Frau hinter einer Glasscheibe sitzt und eine andere ihr die Haare mit Farbe beschmiert, schneidet und föhnt. Es möchte sich das Szenario womöglich genauer ansehen, um zu erfahren, was da gerade los ist. Die Fußgängerzone in der Stadt ist schon aufregend!
Für uns Erwachsene ist das banal, weil es sich in unseren Augen ja nur um einen Friseurladen handelt und wir dieses Bild schon zig Mal gesehen haben. Unsere Kinder aber nicht und oft dürfen sie dann nicht einmal fünf Minuten stehen bleiben, um sich darüber klar zu werden, was da passiert, ob das gut oder schlecht ist, ob sie das auch mal gemacht bekommen möchten, ob die Frau hinter der Scheibe sich über das, was mit ihr gemacht wird freut oder nicht und warum das Ganze hinter einer Glasscheibe passiert. Nach einigen Sekunden jedoch, werden sie von uns weg gezerrt mit den Worten: „Los komm´, oder willst Du hier Wurzeln schlagen? Wir müssen weiter!“ MÜSSEN wir WIRKLICH so dringend weiter? Haben wir etwa einen wichtigen Termin oder ist das „müssen“ in Wirklichkeit nur fehlende Geduld oder fehlende Lust, einen Moment lang stehen zu bleiben?
Wenn das Kind dann protestiert, heißt es am Ende womöglich noch, dass es trödelt oder austestet, wie weit es gehen kann, trotzt, lauffaul ist usw.! So gemein sind Kinder nicht, sie möchten doch nur wissen, wie das Leben und die Welt so funktionieren. Lassen wir sie also ein paar Minuten innehalten und gucken, wenn wir keinen super wichtigen Termin haben.
Letzten Sommer beobachtete ein kleines Mädchen ein älteres Baby, welches mit seiner Mama ein Eis aß. Ich sah, dass die Kleine wahnsinnig begeistert von dem Baby war. Sie bat ihre Mama darum, doch bitte drinnen das Eis zu essen zu dürfen, während sie begeistert lächelnd das Baby ansah. Die Mutter sagte in schroffem Ton: „Nein, wir gehen raus!“ Die Kleine war so mutig, ihre Mama noch mal zu bitten, drinnen essen zu dürfen, doch die Mutter ging gar nicht darauf ein und antwortete: „Nein, ich habe Dir eben schon gesagt, dass wir draußen essen! Punkt!“
Das Mädchen äußerte den Grund für seinen Wunsch nicht, aber hätte die Mutter nicht einfach mal fragen können, weshalb ihre Tochter so gerne drinnen hätte sitzen wollen? Warum übergehen wir unsere Kinder immer und ziehen so selten in Erwägung, dass ihre Wünsche ihren Grund und ihre Berechtigung haben?
Naja, hätte das Mädchen ausgedrückt, dass sie das Baby gerne beobachten würde, hätte es vielleicht zu hören bekommen, dass es noch 1000 Mal Babys angucken kann und das trotzdem draußen gegessen wird. Für die Kleine wäre es aber JETZT schön gewesen, das Baby zu betrachten und nicht irgendwann in ihrem weiteren Leben und wer garantiert ihr, dass sie jemals wieder ein sooo süßes Baby wird sehen können?
Für unsere Kinder ist es vermutlich auch unverständlich, dass wir in einem Restaurant ohne viel Bewegung zwei Stunden lang am Tisch sitzen wollen, um etwas zu essen, dass zu Hause doch auch gekocht werden kann und um etwas zu trinken, das zu Hause im Kühlschrank steht.
Trotzdem müssen sie mit dorthin und bemühen sich, uns den Gefallen zu tun und trotz ihres großen Bewegungsdrangs „brav“ sitzen zu bleiben. Sie erkennen, dass es uns wohl irgendwie Spaß machen muss, uns im Restaurant zu unterhalten und dort zu essen statt zu Hause. Sie folgen uns und passen sich irgendwie an – sie haben ja keine andere Wahl. Warum tun wir ihnen also nicht auch den Gefallen und richten uns in Situationen wie der oben genannten nach ihren Wünschen?

Unsere Kinder sind noch klein, haben andere Interessen und Bedürfnisse als wir und wissen nicht, wie es sich anfühlt, erwachsen zu sein. Wir hingegen waren doch alle mal Kinder und sollten doch noch einigermaßen wissen, was einem Kind dieses Alters Freude bereitet und wie es die Welt sieht. Sind wir so weit von unserer Kindheit entfernt, dass wir so gar nicht mehr erahnen können, dass das Leben für unsere Kinder eine riesengroße Entdeckungsreise ist; wie sie sich fühlen? Besitzen wir wirklich so wenig Empathie?

Weiter….
Kinder hören tagtäglich Sätze wie „Das tut man nicht!“ oder „Das gehört sich nicht!“
Aber warum denn? Machten sie als Baby ihr „Bäuerchen, freuten wir uns, waren des Lobes voll und sehr beruhigt. Auf einmal dürfen unsere Kleinkinder das nicht mehr und bekommen einen der oben genannten Sätze zu hören.
Warum aber gehört sich das nicht? In anderen Ländern gehört es zum guten Ton, zu rülpsen. Warum müssen wir aufstoßen, wenn es doch so unanständig ist? Ist unser Körper etwa eine Fehlkonstruktion? Warum tut es uns denn dann gut, wenn die Luft raus ist und macht Papa das zu Hause auch manchmal lautstark?
Es gibt eine Erklärung dafür, das „man“ das nicht tut, aber warum bekommen unser Kinder diese nicht? Sagen wir ihnen doch einfach, dass es zu Hause teilweise okay ist, sie draußen aber anecken könnten, weil andere Menschen sich gestört fühlen könnten und es als unhöflich erachten. Erklären wir unseren Kindern doch einfach, dass es Länder gibt, in denen das laute Rülpsen sogar erwünscht ist, Deutschland jedoch nicht zu diesen Ländern gehört. Erklären wir doch, dass jede Kultur so ihre Eigenarten in den Umgangsformen hat, an die sich der Großteil der Menschen nun mal hält. So können sie wenigstens einigermaßen nachvollziehen, warum „man“ das ein oder andere besser unterlässt.

Was mich auch wundert ist, dass Eltern ständig versuchen, ihre Kinder an Fremde zu „gewöhnen“ und sich entschuldigen, wenn das Kind Angst vor ihnen hat. Wenn jemand fremdes dem Kind zu schnell zu nahe kommt, so kann ich schon nachvollziehen, dass das Kind sich ängstigt. Ihn seinen Augen sind alle Erwachsenen zunächst mal Riesen. Wenn dann auch noch ein unbekannter „Riese“ sich zu dem Kind/Baby runterbeugt und es nicht einmal die Chance hat, zu entkommen, ist es doch logisch, dass es in Panik verfällt. Wie würden wir uns wohl fühlen, würde sich ein fremder Riese schnell auf uns zu bewegen, sich zu uns runter beugen und eventuell noch Anstalten machen, uns ins Gesicht zu greifen? Wir würden wohl das Laufen bekommen. Schließlich wissen wir nicht, ob das ein guter oder böser Riese ist. Was plant er? Vielleicht hätten wir auch keinerlei Angst, fänden ihn schlicht und ergreifend unsympathisch und hätten wir es allein aus diesem Grunde schon nicht gern, wenn er uns zu nahe kommt. Warum verlangen wir von den Kleinen, dass sie brav die Hand geben, stehen bleiben, nicht weinen und warum entschuldigen wir uns für sie, wenn sie ihren Unmut äußern?
Ist eine unserer Freundinnen schüchtern oder ein eher ängstlicher Charakter, so nehmen wir ihr vermutlich auch Gespräche mit Fremden ab, indem beispielsweise wir einen Unbekannten nach dem Weg fragen. Wir würden unserer Freundin helfend zur Seite stehen, obwohl sie schon erwachsen ist und ziemlich sicher sein kann, dass ihr nichts passiert, wenn sie jemanden nach dem richtigen Weg fragt.
Warum schützen wir die Freundin, verlangen von unseren Kindern aber, dass sie mit Fremden freundlich interagieren?

Das alles war nur ein ganz, ganz kleiner Abriss dessen, was mich so wundert. Ich könnte endlos weiter denken und schreiben, aber irgendwann ist´s auch genug. ;-)

Unsere Kinder haben uns riesig lieb und wissen im Normalfall, dass wir sie auch lieben.
Der Text soll nichts Angreifendes haben oder einem sein Fehlverhalten vorhalten. Fehler machen alle Menschen und Kinder können diese auch gut aushalten oder ausgleichen, wenn sie unsere Liebe erfahren und spüren, dass wir versuchen, unser Bestes zu geben.
Wir sind einfach wahnsinnig verunsichert, weil uns jeder gute Ratschläge gibt und uns sagt, wie wir mit unseren Kindern umzugehen haben um sie auch ja gut zu „erziehen“. Es ist hierbei einfach schwierig, auf seine Kinder zu hören, ihnen zu vertrauen und den eigenen Weg zu gehen. Sollten wir nicht des Öfteren in Erwägung ziehen, dass das Verhalten unserer Kleinen gute Gründe haben könnte und daher versuchen, uns in sie hineinzuversetzen oder die einfach nach den Gründen für ihr Verhalten zu fragen? Wir würden viel von ihnen erfahren und auch lernen können.
Lasst uns unsere Kinder beim Erwachsenwerden begleiten, sie dort führen, wo es notwenig ist, sie aber da frei lassen, experimentieren und Spaß haben, wo es niemandem schadet. Genau wie wir, möchten unsere Kleinen einfach nur glücklich sein und geliebt werden. Das Glücklichsein und geliebt werden fällt aber so schwer, wenn sie ständig das Gefühl haben, Störenfriede zu sein, die ihren Eltern das Leben so sauer machen.
Wir Eltern müssen nicht nach Perfektionismus streben und jede einzelne unserer Handlungen hinterfragen, sondern einfach nur wir selbst sein und uns im Rahmen unserer Möglichkeiten weiterzuentwickeln. Seien wir liebe- und verständnisvoll mit unseren Kindern, nehmen wir sie ihn unsere Arme, wenn sie Trost brauchen und betrachten wir sie nicht als manipulative Wesen, mit dem man ständig „kämpfen“ muss. Das passt nicht zu ihnen – in keinem Alter!
Und wieder: „Erziehung“ ist nichts anderes, als Liebe, Vorbild und Respekt.
So gibt sich alles andere von alleine.

Viele Grüße
Andrea

Ein tolles und ein gutes Buch zum „Erziehungs“thema:
Zeit für Kinder von Ekkehard von Braunmühl
Von der Kunst, liebevoll zu erziehen von Eva Kessler

 
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