Rund um die Erziehung

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Geschrieben von meine2Sommerkinder am 12.12.2020, 10:39 Uhr

Brauche Ratschläge

Meine Tochter (6) ist eigentlich ein sehr liebes, hilfsbereites, vernünftiges und empathisches Kind. Wir sind aktuell aber etwas ratlos wie wir am besten reagieren sollten, wenn sie einen Anfall von Bockigkeit hat. In solchen Situationen schreit sie lautstark rum, stampft auf, ärgert ihren Bruder und provoziert. Sie ist dann überhaupt nicht zugänglich, verdreht die Tatsachen und stellt sich absichtlich dumm. Es kam auch schon vor, dass sie nach uns schlägt. Wenn wir sie in ihr Zimmer schicken wollen um sich zu beruhigen, weigert sie sich. Mein Mann hat sie zweimal schon in ihr Zimmer geschoben bzw. getragen, aber dann kommt sie sofort wieder raus und provoziert weiter.

Wie geht ihr mit solchen Situationen um? Wir sind eigentlich keine Eltern die viel schimpfen, aber solch ein Verhalten wollen wir nicht durchgehen lassen.

 
8 Antworten:

Re: Brauche Ratschläge

Antwort von Lillimax am 12.12.2020, 14:10 Uhr

Hallo,

wir möchten ja meistens das unerwünschte Verhalten unseres Kindes schnell abstellen. Wir suchen nach einem Trick oder einer Erziehungsmethode, die das schafft. Das ist verständlich, mir ging das früher auch so, als meine Kinder klein waren. Aber die Wahrheit ist: Kinder entwickeln sich langsam, und sie lernen auch nur langsam, ihre Impulse zu kontrollieren. Das dauert Jahre, es gibt hier keine schnellen Erfolge.

Ein impulsives Kind wie Deine Tochter kann nichts für ihr Verhalten. Sie kann mit Frustrationen, aber auch mit der normalen Geschwister-Eifersucht gegenüber ihrem Bruder noch nicht „erwachsen“ und „vernünftig“ umgehen, und das ist in diesem Alter auch ganz normal.

Schimpfen, Auszeiten und Konsequenzen haben in div. Studien ihre absolute Wirkungslosigkeit unter Beweis gestellt. Denn die Impulskontrolle ist ein Reifungsprozess, den man mit Strafen nicht beschleunigen kann. Auch Ihr habt ja schon festgestellt, dass diese Maßnahmen null Erfolg haben, und mir ging das damals genauso.

Was Du tun kannst und was wirklich hilft: Du kannst Deiner Tochter dabei helfen, negative Gefühle mit Worten auszudrücken. Denn dann muss sie sie nicht mehr körperlich ausagieren. Ich habe das bei meinen Kindern sehr betont gemacht, immer mal wieder am Tag: „Ich sehe, du bist gerade richtig sauer. Ist es, weil...“ oder „Du bist fröhlich, das geht mir gerade auch so“. So in der Art, die ganze Zeit, mit positiven wie negativen Gefühlen, also nicht einseitig.

Es dauert dann meist nicht allzu lange, bis das Kind anfängt, seine Gefühle auch selbst zu benennen. Und das ist der erste Schritt zur Vermeidung von Wut- und Bockigkeitsanfällen, die hören dann mit der Zeit einfach auf, weil das Kind gelernt hat, sich auf andere Weise auszudrücken und mitzuteilen. Es lernt sozusagen die nötigen Vokabeln dafür.

Wichtig ist, dass man damit nicht aufhört, auch wenn es eine Zeitlang nicht zu helfen scheint. Denn das Kind lernt immer, auch wenn man das zunächst nicht sieht, es entwickelt sich weiter, der Same, den man legt, keimt irgendwann.

Bis dahin heißt es natürlich Nerven bewahren. Spart auch das Schimpfen und die Auszeiten. Bei uns half am besten eine neutrale, desinteressierte Reaktion. Nicht so sehr auf den Gefühlsaufruhr des Kindes einsteigen. Du bist die Erwachsene, Du musst nicht auf dem Niveau eines Kindes agieren. Du kannst souverän und gelassen sein. Wenn sie bockt, wende Dich einer anderen Tätigkeit zu. Aber nicht strafend, sondern ganz entspannt: „Du, ich komme gleich wieder, ich muss gerade mal nach nebenan, etwas holen/machen/putzen.“

Wenn sie den Bruder angeht, nimm sie aus der Situation heraus, aber auch hier nicht aggressiv, sondern ablenkend: „Du kannst mir beim Obstschneiden helfen. Welche Soße sollen wir heute zusammen für die Nudeln kochen? Meinst du, du kannst schon selbst staubsaugen? Willst du das mal probieren?“ So fühlt Deine Tochter sich groß und gebraucht, nichts hilft besser gegen Wut und Eifersucht.

LG

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Re: Brauche Ratschläge

Antwort von meine2Sommerkinder am 12.12.2020, 14:54 Uhr

Vielen Dank für deine hilfreichen Gedanken. Ich stimme dir soweit zu, was die Entwicklung angeht, und dass in der Situation es nichts bringt zu schimpfen etc. Nur ist meine Tochter so gesehen auch schlau genug, sich nicht ablenken zu lassen. Wenn ich versuche das schlechte Verhalten zu ignorieren und zum Beispiel weg gehen will um etwas zu erledigen, kommt sie mir hinterher und krallt sich an mir fest und schreit nur noch schlimmer. Ich suche nach Möglichkeiten, gleichzeitig Verständnis für ihre Gefühlslage zu vermitteln, doch gleichzeitig Grenzen durchzusetzen. Aber vielleicht hast du recht und ich sollte noch mehr versuchen sie zu ermutigen ihre Gefühle zu formulieren.

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Re: Brauche Ratschläge

Antwort von sunnydani am 12.12.2020, 22:54 Uhr

Du kannst nur herum probieren, was bei euch am besten klappt.

Wir machen das mit dem Gefühle benennen schon von Anfang an und somit sehr lang. Mein knapp 7-jähriger Sohn kann es somit selber auch schon sehr gut und kann sich damit ausdrücken. Trotzdem kommt es hin und wieder noch vor, dass er einen Wutanfall hat und sich dann nicht so ausdrückt, obwohl er es könnte. Es hilft dann auch nichts, wenn ich es für ihn mache. In dem Moment bockt er oder provoziert weiter.
Bei ihm hat es auch immer geholfen, wenn er eine kurze Auszeit im Zimmer hatte. Meist hat ihn das doch heruntergeholt und er hat sich alleine beruhigt. Er muss dann einfach auf sein Zimmer gehen und er geht zum Glück auch fast immer für ein paar Minuten.

Deshalb würde ich sagen, im Großen und Ganzen ist es sicher hilfreich und super, wenn man das so macht, aber manchmal hilft halt alles nichts und die Kinder toben trotzdem. Irgendwie muss man da dann einfach durch und mit der Zeit wird das oft von alleine wieder besser.
Bei meinem Großen hilft es auch, wenn er dann in seinen Boxsack schlägt oder wenn er ins Trampolin hüpfen geht. Da kann er seinen Zorn auslassen und dann gehts wieder.

Ich wünsche euch alles Gute und dass ihr euren Weg findet, mit diesen Momenten gut umzugehen!

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Auch Kinder haben ein Recht auf schlechte Laune

Antwort von _jadzia_ am 13.12.2020, 10:59 Uhr

Hallo!
In diesem Alter sind Kinder noch ziemlich impulsgesteuert, sie können sich nicht richtig zusammenreißen. Außerdem, wer kennt nicht schlechte Laune, oder dass einen alles annervt? Kinder haben diese Gefühle auch, und sie haben ein Recht darauf!
Gib ihr ein Wutkissen, an dem sie ihre Laune rauslassen kann.
Unterdrücke nicht jegliche schlechte Laune oder Wut des Kindes, sie bekommt dann suggeriert, dass Ihr sie nur liebhabt wenn sie lieb ist.
Sie lernt nur, ihre Wut zu regulieren, indem Ihr stark genug seid, damit umzugehen.
Keine Diskussionen, manche Sachen sollten tabu sein, wie Hauen. Da würde ich sagen: "Wir hauen Dich nicht, und Du haust auch nicht!" - und selber den Raum verlassen und bis 10 zählen.
Fördere die Empathie, indem Du in einem ruhigen Moment fragst: "Wie würdest Du Dich fühlen, wenn ich dich haue?"
Man kann in der Situation sagen: "Ich weiß, Du bist wütend, aber ich hab Dich trotzdem lieb!"
Man kann ein wütendes Kind fragen, ob es eine Umarmung möchte. Oft rennt man damit offene Türen ein, denn die Wut richtet sich sehr oft eigentlich nach "innen", und das Kind kann nicht anders, als die Wut "nach außen" zu richten.
Meist ist die Bockigkeit die Wut über die eigene, altersbedingte, Unzulänglichkeit, Ohnmacht.
Sie will sich an Euch "reiben", sie sucht die Konfrontation, um zu sehen, wie Ihr damit umgeht, das alles passiert aber unbewusst, und ist eine normale Entwicklung.

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Mehr Gelassenheit

Antwort von Caot am 14.12.2020, 8:09 Uhr

Es ist normal, dass auch Kinder schlechte Laune haben. Da bedarf es von euch mehr Gelassenheit.

Ein Kind ins Zimmer zu schicken halte ich für nicht "machbar". Die kommen zurück. Besser finde ich da sofort zu reagieren und im Tobsuchtsanfall das Kind in den Arm zu nehmen oder im Zimmer (z.b. Küche wo Ihr gerade seid) dort sich beruhigen lassen, z.B. auf dem Stuhl ohne Aufmerksamkeit. Kurz - nie zu lang. Bis zur Beruhigung. Großartig Theater würde ich da nicht drum machen. Haut das Kind das Geschwisterkind, das hauende Kind sofort weg nehmen, weg stellen und klar und deutlich positionieren. Kurz und knackig, nicht lang und mühselig.

Im Übrigen darf ein Kind wütend sein, auf den Boden stampfen und schreien. Tipp zur Güte: macht sie doch mal nach. Stampft auch auf und "schreit". Vielleicht findest du im Internet einen lustigen Spruch dazu den Du dann "schreien" kannst.

Was ich gerne gemacht habe, wenn Kind A Kind B provoziert (also in das Zimmer geht und ärgert) hab ich das geärgerte Kind (Anton) zu mir genommen. Dort Angebote gemacht. Anton mach bei mir Hausaufgaben oder Anton backen wir einen Kuchen? Im Prinzip versuchen die Ärgersituation zu unterbrachen mit Ablenkung.

Letzten Endes müsst Ihr ein wenig kreativ werden. Alternativen suchen um die Situationen zu entschärfen. Und das Kind bitte nicht ins eigene Zimmer abschieben. Das wird nichts - habt ihr ja schon selber mitbekommen.

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Re: Brauche Ratschläge

Antwort von zwergchen84 am 15.12.2020, 13:39 Uhr

Meine Tochter, mittlerweile fast 15, war ein sehr, sehr jähzorniges Kind. Es wurden Dinge zerstört, sie schimpfte und beschimpfte vorallem mich, schlug und trat um sich, nicht selten richtete sich ihre Wut gegen sich. Heisst: sie kniff sich selbst, riss Haare aus, schlug sich mit der Faust überall hin, warf sich auf dem Boden und kratzte sich.
In solchen Momenten half es nur, sie in den Arm zu nehmen. Auch gegen ihren Willen, sonst fand sie aus dieser Situation überhaupt nicht mehr raus(und um die Gewalt gegen sich zu unterbinden). Ich schimpfte nicht, nahm sie nur fest in meine Arme und sagte ihr immer wieder, dass ich sie lieb habe. Auch dann, wenn sie so wütend ist.
Sie brach dann völlig zusammen, war in Tränen aufgelöst und kam langsam wieder "zu sich". Häufig schlief sie kurz nach so einem "Streit" noch in meinen Armen ein, später konnten wir dann reden. Je nach Alter, das alles fing bereits mit zwei Jahren an.
Jetzt wird sie 15, hat solche Wutausbrüche auch heute noch manchmal und auch da hilft es immer noch, sie in den Arm zu nehmen. Sie schläft dann nicht mehr sofort ein, das Gespräch findet also im Anschluss statt. Doch danach ist sie so fertig, dass sie immer noch einschläft. Diese Ausbrüche scheinen bei ihr alles an Energie abzuverlangen, was sie hat.

Im übrigen hielten mich immer alle für bekloppt. Ich würde das Verhalten des Kindes "belohnen", sie wird mir auf der Nase rumtanzen oder im schlimmsten Fall würde ich bald von ihr getreten oder gehauen werden. Nichts ist eingetreten, im Gegenteil.

Du hast jetzt fast immer die gleiche Vorgehensweise von verschiedenen Müttern gehört.
Schau einfach, ob es was für euch ist.

Alles Liebe und viel Geduld!

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Re: Brauche Ratschläge

Antwort von pauline-maus am 15.12.2020, 21:43 Uhr

Als wäre es mein Kind!!!!
Danke, du hast es sehr schön geschildert, dem ist nix hinzuzufügen

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Re: Brauche Ratschläge

Antwort von Schniesenase am 25.12.2020, 0:08 Uhr

Hallo meine2Sommerkinder,

es ist schon ein älterer Beitrag, aber ich würde dennoch gern antworten. Viele unterschiedliche Hinweise hast Du ja schon bekommen, und Du musst schauen, was bei Euch geht.

Hier hilft es in solchen Situationen, wenn ich frage: "Was brauchst du jetzt?"

Ablenken war immer eine Katastrophe - außer als sie ganz winzig war. Ablenken heißt ja letztendlich auch, dass das Kind in seiner Wut und Verzweifelung nicht ernst genommen wird. Sie HAT ja ein Problem, in dem Moment.

Was mir auch immer wieder auffällt, ist, dass es ihr guttut, wenn die Welt bei so einem Ausbruch nicht stehenbleibt. Ich mache, was ich machen muss, sie tobt, ich bleibe geduldig und stehe zur Verfügung, aber ich habe auch meine Aufgaben. Schweigen ist da oft hilfreich. Auch in den Arm nehmen, manchmal. Aber vor allem schweigen. Wir können das nicht immer alles hinterfragen und analysieren. Manchmal muss einfach der Strom raus. Und das soll ja auch so sein. Später kann man drüber reden.

Was das zweite Kind anbetrifft, kann ich nicht viel dazu sagen. Meine Reaktion wäre vermutlich, ihr zu sagen, dass ich Verständnis dafür habe, dass sie Strom ablassen muss, aber dass ich nicht zulassen kann, dass sie es am Bruder / an der Schwester oder hier am Hund auslässt. Da hole ich sie dann weg, aber eher verständnisvoll.

Good luck! Schreib doch mal, ob Ihr da vorankommt!

VG Sileick

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