Entwicklung im 1. Lebensjahr

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Geschrieben von Lucia am 09.02.2006, 15:40 Uhr

Wegen Geschwisterkind - bin so traurig

Hallo,

ich habe Anfang Januar einen Jungen entbunden. Mein Sohn (4) liebt seinen Bruder sehr, fing schon durch die Bauchdecke an, "Kontakt" zu ihm aufzunemen. Nach außen hin ist keine Eifersucht, Neid oder Rivalität erkennbar.

Bis zur Geburt hatte ich ein sehr inniges und zärtliches Verhältnis zu meinem Großen, aber er war kein Mama-Kind deswegen.

Seit der Geburt, die nicht einfach war und wir 10 Tage im Krankenhaus bleiben mußten, scheint er sehr distanziert zu mir zu sein. Früher hat er meine Nähe gesucht, war zärtlich, wenn auch lausbübisch, jetzt scheint er sie abzublocken, ohne daß er mich bewußt zurückstoßen möchte...

Er ist auch sehr rebellisch; hört überhaupt nicht mehr zu ("Ich weiß ja, was Du sagen willst...") und tut die unverschämtesten Dinge und lacht ständig total künstlich...

Irgendwie kommt mir die ganze Situation bekannt vor und trotzdem sehe ich vor lauter Bäume den Wald nicht...

Von der Nummer 1 bin ich plötzlich zur Nummer 3 geworden. Erst kommt sein Bruder, dann der Papa (mit dem er vor nicht allzu langer Zeit nicht so klar kam, bis mein Mann endlich eingesehen hat, daß er sich etwas Zeit für seinen Sohn nehmen muß) - und dann erst komm ich, das schwache Geschlecht.

Mein Mann fragte ihn, ob er sauer auf mich sei, weil ich im Krankenhaus war. Er sagte, ja, er wollte nicht, daß ich dahingehe, er hätte mich so vermißt....
Einmal gesagt, und dann keine Stellungnahme mehr zu dem Thema.

Ist seine Distanz "Selbstschutz" für den Fall, daß ich wieder so lange fort muß?

Ich leide sehr unter der "emotionalen Trennung" von meinem Großen. Ich komme an ihn nicht mehr ran, er scheint mir (auch was sein Sozialverhalten und Benehmen angeht) total zu entgleiten.

Muß das wirklich so sein?
Bedeutet das Ganze, daß ich jetzt einfach "loslassen" soll - aber so abrupt? Er nabelt sich doch schon seit vier Jahren von selbst ab - wieso dann dieser gewaltsame Einschnitt?

Bin wirklich sehr traurig. Wir hatten wirklich ein tolles Verhältnis.

Wenn sich jemand mit dieser Situation auskennt... - wäre für jede Erklärung oder Tipp dankbar.

Ich nehme mir auch extra Zeit für ihn allein - soweit es geht - , aber er scheint sie nicht wirklich zu wollen...

Danke fürs Zuhören.

Lucia

 
2 Antworten:

Re: Lass den Kopf nicht hängen, huh?

Antwort von Bonnie am 09.02.2006, 17:05 Uhr

Hallo Lucia,

das ist natürlich momentan nicht einfach für Dich. Das Allerwichtigste scheint mir aber zunächst zu sein, dass Du die "Ablehnung" Deines Sohnes nicht persönlich nimmst. Lass Dich davon nicht kränken oder beleidigen, denn damit würdest Du sein Verhalten missverstehen. Sei die Starke, die Erwachsene, die Verlässliche und Souveräne in der Beziehung zu Deinem Sohn, das braucht er und das ist Deine Rolle als Mutter.

Was nun die Ursachen für sein Verhalten angeht, gibt es da sicher mehrere, da darf man ein bissel spekulieren. Zum einen ist er - wie Du schon sagst - sicher enttäuscht, dass Du 10 Tage weg warst. Offenbar hat ihn das leicht traumatisiert und aus der Bahn geworfen, weil er sich verlassen fühlte. Und dann warst Du ja nicht einfach bloß weg, sondern das neue Baby war bei Dir, ER aber nicht. So dass sicher schon ein wenig Eifersucht dahinter steckt. So nach dem Motto: Du wolltest mich nicht dabeihaben, jetzt will ich Dich mal eine Weile nicht haben!

Gleichzeitig ist Geschwister-Eifersucht aber ja auch normal und unvermeidlich. Nur die Stärke ihrer Ausprägung ist unterschiedlich. Sie kann sich direkt zeigen: In Aktionen und negativen Äußerungen gegenüber dem Baby. Oder aber indirekt: Durch bockiges Verhalten und Ablehnung der Haupt-Bezugsperson. Meine Tochter reagierte auf unseren kleinen Sohn anfangs mit Wut- und Bockigkeitsanfällen uns gegenüber, aber das Baby selbst liebt sie heiß und innig.
Jedes ältere Geschwisterkind ist wohl hier in einem Zwiespalt: Einerseits liebt es sicher das Baby, andererseits wünscht es sich vielleicht, alles möge wieder so sein wie vorher.

Ein dritter (und positiver) Aspekt ist aber vielleicht auch, dass Dein Sohn sich nun etwas mehr von Dir abnabelt, was sich auch vorübergehend in Ablehnung äußern kann. Er hat sozusagen die Gelegenheit genutzt und Deine Abwesenheit und auch die Geburt des Babies dazu genutzt, seelisch autonomer zu werden.

Weil die Geburt ja noch nicht lange her ist, würde ich mich erstmal nicht zuviel sorgen. Bei unserer Tochter hat es mehrere Monate gedauert, bis sie die Geburt des Babies wirklich seelisch verdaut hatte. Du kannst Deinem Sohn aber sehr helfen. Indem Du ihm momentan weniger Deine Zärtlichkeit anbietest, sondern eher aktives Mitmachen. Lass ihn absolut alles selbst machen, was er möchte, auch wenn es nicht perfekt wird. Lobe ihn viel (und ganz beiläufig), und frag ihn im Alltag vor allem viel um Hilfe, und zwar so, dass es seinen Stolz kitzelt: "Glaubst du, du kannst schon ein Messer halten und mir die Möhren kleinschneiden helfen? (die schiefen Riesenstücke, die dabei entstehen, bitte hinterher nicht mehr verschönern, sondern cool genauso nehmen, wie sie sind!), "Meinst du, du schaffst es, die Blumen da hinten auf der Fensterbank zu gießen?" "Sag mal, bist du schon kräftig genug, um mir hier diesen Teig mal zu rühren, ich schaffe das kaum" usw. So packt man "große" Jungs bei ihrem Ehrgeiz. Und eine coole Mama, die auch auf Ablehnung gelassen reagiert, und die einen einfach schon behandelt wie einen richtig großen Jungen, steigt in absehbarer Zeit auch ganz sicher wieder im Kurs! Da kann man dann als Großer irgendwann auch mal wieder wagen, "klein" und schmusebedürftig zu sein... :-)

Liebe Grüße,

Bonnie

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Danke Dir...!

Antwort von Lucia am 10.02.2006, 9:08 Uhr

Brauchte dringend ein paar aufmunternde und wachrüttelnde Worte...

War so verletzt, daß ich mich nicht zwingen konnte, "erwachsen" zu reagieren, obwohl ich's besser wußte. Wir machen einen neuen Versuch.

Danke!

Lucia

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