Bitte noch ein Baby

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Geschrieben von Jorinde17 am 03.10.2023, 18:30 Uhr

Erste Entbindung verarbeiten

Hallo,

vielleicht würde es helfen, wenn du die Ereignisse von damals für dich etwas geraderücken könntest. Ich sage aus eigener Erfahrung mal ein paar offene Worte dazu, wenn ich darf. Nicht böse sein, wenn sie nicht ganz weichgespült sind, gell.

Also, etwa die Hälfte aller Schwangerschaften gelten als Risikoschwangerschaften (40 bis 50 Prozent), das ist jede zweite. Das ist also gar nichts Besonderes (google das ruhig mal). Aber das Wort „risikoschwanger“ klingt natürlich immer sehr dramatisch.

Dass du mal ein Woche im Krankenhaus warst, ist ja etwas Normales und nichts Ungewöhnliches. Ich selbst war schon mehrfach bis zu 10 Tage im Krankenhaus, aus den verschiedensten Gründen, und damit bin ich eher die Regel als die Ausnahme. Ja, in der Klinik ist es nicht schön, aber du meine Güte, es ist jetzt auch nicht schlimm. Es gibt Schwangere, die viele Wochen im Krankenhaus bleiben müssen, wegen allzu früher Frühgeburtsbestrebungen oder wegen Präeklampsie usw.

Weißt du, das Wort „traumatisiert“ wird heute ziemlich inflationär gebraucht. Was du erlebt hast, war schlimm für dich, aber sicher kein Trauma. Oder musstest du ganz konkret eine Therapie wegen PTBS machen? Ich denke mal nicht. Das heißt nicht, dass du nichts zu knapsen hattest, das hattest du sicher. Aber ein dramatisches Wort wie „Trauma“ kann leider sehr zuverlässig verhindern, dass man sich mit etwas Unschönem aussöhnt.

Weißt du, man hat ja immer zwei Möglichkeiten: Man kann sich selbst die Geschichte erzählen, dass man etwas ganz Außergewöhnliches, Dramatisches, Schlimmes und Seltenes erlebt hat. Das ist ein Märchen. Oder du entscheidest dich, dir die (wahre) Geschichte zu erzählen, dass du etwas Unschönes, Belastendes, aber in der Geburtshilfe auch relativ Alltägliches erlebt hast.

Das Problem ist: Wenn man sich jahrelang die dramatische Version erzählt hat, dann kann es schwer sein, diese ganzen Erlebnisse zu verarbeiten. Aber das geht. Und ich glaube, das wäre sehr, sehr wichtig für dich. Denn sonst wirst du Seelen-Ballast, den deine „schlimme Geschichte“ dir aufbürdet, mit all den unnötigen Ängsten und mit der fehlenden Bewältigung nicht los. Und dann läufst du Gefahr, wirklich Probleme in der nächsten Schwangerschaft zu bekommen. Angst, unrealistische böse Erwartungen und Panik verursachen gern auch körperliche Probleme.

Wahrscheinlich wirst du öfters eine große Abwehr beim Lesen gefühlt haben. Man kann die alten Geschichten nicht von jetzt auf gleich loslassen. Aber ich weiß, wovon ich rede. Ich hatte insgesamt schon sieben OPs und Klinikaufenthalte, alle im Zusammenhang mit Kinderwunsch, Geburt und Stillzeit. Ich erspare dir mal die Einzelheiten. Und nichts von all diesen Dingen war etwas Seltenes oder Ungewöhnliches, höchstens mit der Häufung hatte ich Pech. Aber viele Frauen machen da einiges mit.

Ich würde mal versuchen, die Dinge rückblickend neu zu ordnen. Ich würde vor allem das Drama rausnehmen. Sprich ruhig mal mit deinem Frauenarzt über deine Bedenken und frage, ob das, was du erlebt hast, für die Geburtshelfer etwas total Seltenes und Dramatisches war oder eher Alltag. Wenn er ehrlich ist, sagt er dir natürlich Letzteres.

Was mir persönlich wirklich am meisten half, war Akzeptanz. Ja, ich und auch du, wir hatten sicher eine völlig andere Vorstellung vom Kinderkriegen. Aber die Dinge kommen gerade hier oft ganz anders als geplant. Aber Gott sei Dank kann die moderne Medizin die meisten Probleme sehr gut auffangen. Genau deshalb ist ja dir und deinem Kind auch rein gar nix passiert. Akzeptiere, dass deine Geschichte nicht besonders ungewöhnlich war und lass sie los.

Medizinische Probleme müssen sich beim nächsten Mal auch nicht wiederholen. Und wenn, dann werden sie erneut gelöst. Ich habe eine Freundin, die in beiden Schwangerschaften wochenlang liegen musste, teilweise immer wieder auch im Krankenhaus. Sie hat ihre zwei Kinder trotzdem nicht einen Tag lang bereut.

LG

 
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